Titel: | Adam's zusammengesetzter Locomotivwagen für Zweigbahnen. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXIX., S. 322 |
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LXIX.
Adam's zusammengesetzter Locomotivwagen für
Zweigbahnen.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1849, S.
275.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Adam's Locomotivwagen für Zweigbahnen.
Das Locomotivwagensystem des Hrn. Adams, welches nun auf der Enfield- und Edmonton-Bahn,
einem Zweige der Eastern-Counties-Eisenbahn eingeführt ist, hat
allmählich die Aufmerksamkeit aller bei diesem Gegenstand interessirten Personen
rege gemacht, und die erlangten Resultate haben vollständig die gehegten Erwartungen
bestätigt. Die Maschine „Enfield“ wiegt im arbeitenden Zustande
etwas weniger als 15 1/2 Tonnen, welche folgendermaßen vertheilt sind: Leiträder 4
Tonnen 12 Centner; Treibräder sechs Tonnen 1 3/4 Centner; Hinter- oder
Tragräder 4 Tonnen 15 Centner. Bei dem letzten Versuche auf der
Eastern-Counties-Bahn war derselben noch ein Schleppwagen angehängt,
welcher 48 Personen faßte und 3 1/2 Tonnen wog. Ihre größte Geschwindigkeit betrug
unter diesen Umständen 8 englische Meilen in 9 Minuten auf einem ebenen Theile der
Yarmouth-Linie und bei einem wirksamen Dampfdruck von 100 Pfd. Die Reise von
Norwich nach London (126 Meilen) wurde in fünf Stunden und sieben Minuten
zurückgelegt, wovon noch die auf den sieben Haltstationen verlorene Zeit von 1
Stunde 41 Minuten abgezogen werden muß, so daß drei Stunden 36 Minuten als die reine
Fahrzeit übrig bleiben. Hiebei kommen 24,6 englische Meilen auf die Stunde, den
Aufenthalt mit eingerechnet, und 36,7 Meilen auf die Stunde des wirklichen
Fahrens.
Der Kohksverbrauch mit Einschluß des Anheizens des kalten Wassers betrug 12 Cent. 16
Pfund, oder 10,79 Pfund per Meile; das beim Fahren wirklich verbrannte Kohksquantum
war 11 1/2 Cent., oder 10,22 Pfd. per Meile. Die Zahl der durchlaufenen Meilen von
Morgens 11 Uhr 45 Minuten bis Abends 10 Uhr 7 Minuten war 197. Die in dieser Zeit verbrauchte
Kohksmenge, das Dampfhalten während des Stillstandes eingerechnet, war 19 Cent. oder
10,29 Pfund per Meile; oder während der ganzen Zeit, das Anhalten eingerechnet,
stündlich 205 Pfund. Bei einer andern Fahrt von Enfield nach London (12 3/4 Meilen)
brauchte man mit dem 9 Minuten betragenden Aufenthalte zu Unter-Edmonton,
Lea-Bridge und Stratford 29 Minuten, so daß also 20 Minuten Fahrzeit bleiben.
Da man auf dieser Strecke mehrere andere Bahnen kreuzt, wurde die Geschwindigkeit um
fünf Meilen per Stunde reducirt. Die Maschine geht indeß mit voller Ladung
regelmäßig 40 Meilen in der Stunde, und verbraucht bei voller Ladung, welche für 74
Passagiere zahlt, 10,22 Pfund Kohks für die Meile.
Um das neue System anschaulich zu machen, geben wir in Fig. 16 eine Abbildung
der zusammengesetzten Wagenmaschine. Sie unterscheidet sich in manchen Beziehungen
von dem Enfield, da sie einen stehenden Kessel und von der Treibachse unabhängige
Cylinder hat, während auch die Passagierabtheilungen anders angeordnet sind. Die
Cylinder haben 8 Zoll Durchmesser und 12 Zoll Hub. Die Treibräder, welche zugleich
die Leiträder sind, haben 4 Fuß 6 Zoll Durchmesser, die Mittel- und
Hinterräder 3 Fuß. Die Räder drehen sich um ihre Achsen, wie die Achsen in den
Lagern, so daß man Curven mit der größten Leichtigkeit befahren kann. Die größte
Entfernung der Radmittelpunkte ist 29 Fuß; das Gewicht der Maschine im arbeitenden
Zustande 12 Tonnen. Der Wagen, welcher durch angeschraubte Seitenplatten so mit der
Maschine verbunden ist, daß er wieder sehr leicht davon zu trennen ist, faßt 62
Passagiere, nämlich 10 in der ersten, 24 in der zweiten und 28 in der dritten
Classe, welche Abtheilung sich zunächst der Locomotive befindet. Die erste Classe
ist in der Mitte des Wagens.
Die allgemeine Anordnung dieser Maschine ist dem Fairfield ähnlich. Die Kolben wirken
auf eine besondere Kurbelachse, welche unter der Fußplatte liegt und durch zwei
außerhalb angebrachte Zugstangen mit den Treibräderwarzen verbunden ist.
Da der Schwerpunkt, weil der Rahmen nur 9 Zoll von den Schienen entfernt ist, sehr
tief liegt, hat die Maschine eine sehr große Stabilität und fast gar kein Bestreben
von den Schienen abzuspringen. Der Kohksverbrauch wurde zwischen 8 und 10 Pfund per
Meile gefunden, wenn die Maschine ihre gehörige Ladung fortschafft.
Der verticale Kessel bietet in Bezug auf Anordnung und auf das Unterbringen desselben
bei einem kleinen Raume manche Vorzüge dar; was aber Wirksamkeit und Ersparniß betrifft, möchten die
liegenden Kessel vorzuziehen seyn, ausgenommen vielleicht bei Maschinen der
kleinsten Sorte.