Titel: | Wasserretorte für Dampfapparate; von Joseph Esche. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. LXXXIV., S. 408 |
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LXXXIV.
Wasserretorte für Dampfapparate; von Joseph Esche.
Aus der Deutschen Gewerbezeitung, 1849, Nr.
11.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Esche's Wasserretorte für Dampfapparate.
Eine gewöhnliche Wasserretorte, wie sie in den Dampfbierbrauereien, Dampffärbereien,
Kochanstalten u.s.w. angewendet wird, besteht bekanntlich aus einem verschlossenen
nur theilweise mit Wasser gefüllten Kessel, welcher in sehr geringer Entfernung über
dem eigentlichen Dampfkessel angebracht ist und hauptsächlich dazu dient, während
der Arbeit Wasser in den Dampfkessel zu bringen. Um dieses zu ermöglichen, sind die
beiden Kessel durch zwei mit Hähnen versehene Röhren mit einander verbunden, wovon
die eine in den nicht mit Wasser gefüllten Raum hinaufreicht, die andere dagegen am
Boden der Retorte mündet. Beabsichtigt man Wasser in den Dampfkessel zu bringen, so öffnet der Arbeiter
zuerst den Hahn der in den leeren Raum gehenden Röhre, welcher Raum sich sofort mit
Dampf anfüllt. Hierauf wird der Hahn am Wasserrohr geöffnet, durch welches alsdann
das Wasser in den Dampfkessel strömen kann, weil dasselbe von oben den nämlichen
Druck wie von unten empfindet. Ueberhaupt kann nur durch Gleichgewichtherstellung
des Dampfdruckes das Wasser eingebracht werden, wenn wenigstens, was selten der
Fall, die Gefällshöhe des Wassers jenem Drucke nicht gleichkömmt.
Diese eben beschriebene Retorte hat nun folgende große Nachtheile:
1) hat die große Retorte eine ebenso hohe Spannung zu ertragen als der Kessel selbst,
was die Anschaffung zu kostspielig macht;
2) findet dabei eine bedeutende Dampfverschwendung statt, weil unnütz viel Dampf in
die Retorte dringen muß, ehe das Gleichgewicht hergestellt wird;
3) kann eine derartige Kesselspeisung nicht sehr regelmäßig vor sich gehen, indem
bald zu viel, bald zu wenig Wasser in den Kessel gelangt.
Diesen Uebelständen einer bisher gebräuchlichen Wasserretorte abzuhelfen, ist die
vorliegende construirt worden. Das Princip der älteren Retorte ist zwar beibehalten,
allein die Anordnung ist so getroffen, daß neben einer nur ganz wenig Raum
einnehmenden Retorte ein offener und in irgend einer beliebigen Entfernung vom
Dampfkessel stehender Wasserbehälter verwendet werden kann.
Die neue Wasserretorte ist ganz aus Gußeisen construirt und hat Schieber statt Hähne
für Absperrungen. Die vorhandenen Schieber können durch zwei excentrische Scheiben,
welche auf der Welle eines Handschwungrädchens sitzen, leicht bewegt werden. Die
Kessespeisung kann regelmäßiger geschehen, da die kleine Retorte weniger Dampf
verbraucht und ein Versehen bei der Nachfüllung nicht stattfinden kann, indem der
Arbeiter nur zeitweilig das Schwungrad zu drehen hat.
In der Fig. 23
stellt K den Dampfkessel und b die kleine Retorte dar, welche von irgend einem Wasserbehälter durch die
Röhre a gespeist wird. Ist Wasser bis zu irgend einer
Höhe v, v eingelassen, so schiebt ein Excentricum die
Zugstange h mit dem daran befestigten Schieber e zurück und hindert den Wasserzufluß von dem Behälter
aus. Nachdem dieß geschehen ist, zieht ein zweites Excentricum die Zugstange i mit den damit verbundenen Schiebern f und z von ihren
betreffenden Oeffnungen, und in demselben Augenblick wird ein Gleichgewicht zwischen
den Räumen b und c
hergestellt, in Folge dessen das Wasser vermöge seiner Schwere nach c und somit auch in den Dampfkessel K fließt. Die Geschwindigkeit des Ganges dieser
Schiebersteuerung richtet sich nach der Größe der Zu- und Abfließöffnungen
und der dabei angenommenen Größe der Retorte b. Der
Schieber e muß sich zwischen Leisten bewegen, die
übrigen Schieber werden durch den Dampf an ihre Gleitflächen angedrückt.