Titel: | Die Polar-Uhr des Hrn. Wheatstone. |
Autor: | G. D. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XC., S. 418 |
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XC.
Die Polar-Uhr des Hrn. Wheatstone.
Wheatstone's Polar-Uhr.
Der genannte englische Physiker, dem wir schon mehrere interessante Apparate
verdanken, hat die längst bekannte Erscheinung, daß das von dem blauen Himmel
reflectirte Licht polarisirt ist, und zwar nach einer Ebene, welche durch die
Gesichtslinie des Beobachters und die Sonne geht, zur Construction eines optischen
Zeitmessers benützt, welchen er Polar-Uhr nennt,
und durch den man die wahre Sonnenzeit eines Ortes mit derselben Genauigkeit
bestimmen kann, wie mit einer größern und sorgfältig ausgeführten Sonnenuhr.
– Der Apparat besteht in einem conischen Rohr, welches auf einem kleinen
Stativ so befestigt ist, daß man es sowohl um seine Achse drehen, als diese selbst
parallel zur Erdachse stellen oder gegen den Nordpol richten kann. Am obern und
weitern Ende ist das Rohr durch eine Glasscheibe geschlossen, auf welcher mehrere
dünne Gypsblättchen um ein anderes, das gerade die Mitte der Scheibe einnimmt, einen
Stern bilden, und dabei so gestellt sind, daß die eine Polarisationsebene bei einem jeden der äußern
Blättchen zu einem auf der Glasscheibe gezogenen Durchmesser parallel ist, während
die beiden Polarisationsrichtungen des mittleren mit demselben Durchmesser gleiche
Winkel (45°) bilden. Ferner ist das Rohr am obern Ende von einem metallenen
Ringe umgeben, welcher das Zifferblatt bildet, und mit dem Stativ so verbunden ist,
daß er der Bewegung der Achse des conischen Rohres folgen, aber nicht um diese Achse
gedreht werden kann; er ist in 24 Haupttheile, den Stunden entsprechend, und jeder
von diesen wieder in 10 Theile, also von sechs zu sechs Zeitminuten abgetheilt. Am
Rohre selbst ist zum Ablesen der Zeit entweder ein einfacher Strich oder ein kleiner
Nonius angebracht, der noch einzelne Zeitminuten angibt. Endlich ist am untern Ende
des Rohres wie ein Ocular ein Nicol'sches Prisma
angeschraubt, dessen Polarisationsebene zu dem auf der obern Glasscheibe gezogenen
Durchmesser ebenfalls parallel ist, und dem, wenn man will, zum bequemeren
Hineinsehen noch ein rechtwinkeliges Glasprisma vorgesetzt werden kann. –
Sieht man nun durch diesen Apparat gegen den Pol, in dessen Umgebung aber der Himmel
wolkenfrei seyn muß, so erscheinen im Allgemeinen alle Gypsblättchen gefärbt; dreht
man dann das Rohr, so ändert sich allmählich die Intensität ihrer Farben, und man
erreicht bald eine Lage, wo die Blättchen, welche den Stern bilden, sich farblos
zeigen, während das mittlere gerade am stärksten gefärbt ist. In dieser Lage zeigt
der auf der obern Glasscheibe bemerkte Durchmesser die in diesem Zeitpunkte durch
die Sonne und die Erdachse gehende Ebene oder den Stundenkreis der Sonne, und der Index des Rohres auf dem getheilten Ringe
die wahre Sonnenzeit des Beobachters an.
Statt der Gypsblättchen kann man auch zwei halbkreisförmige Bergkrystallplatten von
genau gleicher Dicke, von denen die eine rechts, die andere links dreht, in die
Mitte der Glasscheibe befestigen; diese zeigen dann beide dieselbe Farbe, wenn der
Index die entsprechende Zeit angibt.
G. D.