Titel: | Verfahren die Kammern zur Schwefelsäure-Fabrication aus Glastafeln zu construiren, welches sich James Wilson, Chemiker in Glasgow, am 28. März 1849 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XXV., S. 127 |
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XXV.
Verfahren die Kammern zur
Schwefelsäure-Fabrication aus Glastafeln zu construiren, welches sich James Wilson, Chemiker in Glasgow,
am 28. März 1849 patentiren ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Novbr.
1849, S. 257.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Wilson's Verfahren die Kammern zur Schwefelsäure-Fabrication
aus Glastafeln zu construiren.
Die Schwefelsäurekammern construire ich aus Glastafeln, welche in Holzrahmen
eingesetzt werden; den Boden oder die Sohle der Kammer lasse ich jedoch wie bisher
von Blei herstellen.
Am besten eignet sich zu diesem Zweck sorgfältig gestrecktes und gekühltes Tafelglas,
wovon der (engl.) Quadratfuß höchstens sechzehn Unzen wiegt; dasselbe wird in
Scheiben von fünfzehn Zoll Breite und vierzig Zoll Länge geschnitten.
Das Gestell oder die Fensterrahmen verfertige ich aus vollkommen ausgetrocknetem
Föhrenholz, von welchem astfreies ausgewählt wird. Die 1 1/4 Zoll dicken verticalen
Stangen mache ich auf der Außenseite 1 Zoll breit. Die Stangen an der Decke sind von
derselben Breite auf 1 1/2 bis 2 Zoll Dicke. An einer Fläche dieser Stangen bilde
ich einen Falz, welcher an jeder Seite 3/16 Zoll breit und 1/4 Zoll tief ist (w in Fig. 33 und Fig. 37). Wie
die verticalen Stangen an den Ecken der Kammer geformt sind, zeigt Fig. 24, w. Die verticalen Stangen sind 9 bis 10 Zoll kürzer als
die Höhe der Kammer; dagegen sind die Stangen an der Decke länger als die Breite der
Kammer.
Auf die innere Fläche dieser Stangen kitte ich Streifen oder Bänder von Tafelglas,
welches wenigstens 1/8 Zoll dick ist (man sehe Fig. 33, g und hinsichtlich der Stangen an den Kammerecken Fig. 34, g, g). Diese Streifen gehen an den verticalen Stangen
nahe an deren oberem Ende (Fig. 37, g) bis auf 8 oder 9 Zoll unter ihrem unteren Ende herab
(Fig. 38,
g); an den Stangen der Decke sind sie um 1/4 Zoll an
jedem Ende kürzer als die Stange selbst. Die Enden und eine Fläche der Glasstreifen
muß man matt schleifen lassen, um dichte Fugen und eine bessere Adhärenz zu
erzielen. Vor dem Aufkitten werden die Streifen in Entfernungen von etwa 2 Fuß
durchbohrt, und nachdem auch das Holz diesen Löchern gegenüber durchbohrt ist,
befestigt man gläserne Nägel in dem Holz, entweder indem man sie mit einem Kitt
umgibt, welcher bei den
Temperaturgraden der Kammer nicht erweicht, oder mittelst einer Schraube (Fig. 35, a). Diese Stangen werden mittelst eines starken
rechteckigen Rahmens von der Größe der Kammer (man sieht sie im Grundriß in Fig. 39, a, a, a, a) gehalten. Dieser Rahmen ist durch
Querstangen g, g verstärkt, welche etwa 6 Fuß von
einander entfernt sind, und wenn die Kammer breiter als 12 Fuß ist, überdieß durch
einen Balken G, welcher der Länge nach sich über der
Mitte der Kammer hinzieht. Dieser Balken ist so mit den Querbalken verbunden, daß
seine untere Seite mit der unteren Seite der Querhölzer bündig ist; letztere müssen
sich so hoch über dem Rahmen befinden, daß die Fensterstangen der Decke unter ihnen
angebracht werden können. Sämmtliche Balken brauchen für Kammern von bloß 20 Fuß
Breite nur 4 1/2 Zoll dick und 3 Zoll breit zu seyn.
Wenn die Kammer in einem gedeckten Raum errichtet wird, also gegen die Witterung
geschützt ist, kann dieser Rahmen in horizontaler Lage auf Säulen gehalten werden,
wie sie für die Bleikammern gebräuchlich sind, nur ist eine geringere Anzahl solcher
hinreichend. Befindet sich hingegen die Kammer nicht unter Dach, so läßt man den
Rahmen von Balken, die sich den Querstangen gegenüber befinden, herabhängen, wie aus
dem Querdurchschnitt in Fig. 40 bei b ersichtlich ist; in diesem Falle schwingt der Rahmen
frei, so daß allenfallsige Schwingungen der Säulen nicht der Kammer mitgetheilt
werden können.
In die innere Seite dieses Rahmens sind die verticalen Stangen schwalbenschwanzförmig
eingelassen, wie man in Fig. 36 und 37 bei b, b sieht (in den für die Breite der Glastafeln
erforderlichen Entfernungen), so daß die innere Seite der Stange mit der inneren
Seite des Rahmens bündig ist, wie man in Fig. 36, r sieht. Diese Stangen sind durch eine nahe am Boden
angebrachte leichte Schiene parallel gehalten, wie man in Fig. 41, r sieht.
Da die Stangen an der Decke etwas länger als die Breite der Kammer sind, und da wo
sie mit den verticalen Stangen in Berührung sind, nicht rechtwinkelig, sondern
schief zulaufen (Fig. 36, b, b, F), so bildet sich eine
Biegung derselben, durch welche die Decke eine schwach concave Form annimmt. Diese
Stangen (der Decke) werden im Centrum an dem schon erwähnten Längenbalken G aufgehängt. Die Glasstreifen der Decke liegen auf
denjenigen an den Seiten und Enden auf, wobei die Fugen sorgfältig verkittet
werden.
Das Ganze wird nun auf folgende Art von der Außenseite mit Glasscheiben versehen: die
Theile der Glasstreifen, welche an jeder Seite der Stangen vorstehen (wie die
Ansicht Fig.
41, g, g zeigt), so daß sie Flächen bilden, gegen
welche sich die Glastafeln anlehnen können, werden schwach mit Cement oder Kitt
überstrichen und die Seiten der Glastafeln allenthalben dicht mit ihnen in Berührung
gebracht, indem man kleine Späne oder Keile von Holz zwischen beide steckt. Die
Tafeln an den Seiten der Kammern liegen so alle in einer Ebene, da ihre Enden bloß
mit ihren Kanten aneinander stoßen ohne überzugreifen.
Die Seitenverglasung reicht so weit als die verticalen Glasstreifen hinab, wie Fig. 41, p, p zeigt. Die Verglasung an der Decke kann entweder
über die verticalen Glastafeln ein wenig hinausreichen, oder letztere können über
die Verglasung der Decke um eben so viel vorstehen. In jedem der beiden Fälle soll
die Kante der einen Verglasung dicht an der Fläche der andern anstehen; auf einer
Seite jedoch soll die Verglasung der Decke über die verticale vorspringen, um so
eine Art Dachtraufe für das abfließende Wasser zu bilden. Man kittet nun 1 Zoll
breite Glasstreifen auf der Außenseite über die horizontalen Fugen der Glastafeln,
um dieselben vollständig zu verschließen, und streicht endlich die Falzen mit sehr
gutem Kitt aus.
Die so hergestellte Kammer ist vollkommen dicht und bietet im Innern allenthalben
eine Glasfläche dar. Da ihre Dauerhaftigkeit von der Adhärenz der Glasstreifen an
den Stangen und von der Dichtheit der Fugen abhängt, so muß die Arbeit höchst
sorgfältig ausgeführt werden und mit Anwendung solcher Kitte, welche den Säuren und
der Wärme vollkommen widerstehen. Um die Glasstreifen auf die Stangen zu kitten,
benutzt man die härteren Sorten von MarineleimUm den Marineleim zu bereiten, läßt man den
Kautschuk lange Zeit in verschlossenen Gefäßen mit
Steinkohlentheer-Oel in Berührung, welches davon 2 Proc. auflöst;
diese Flüssigkeit kann in der Wärme beiläufig ihr dreifaches Gewicht Gummilack auflösen und bildet dann den
Marineleim, welcher beim Erkalten in festen Zustand übergebt und behufs
seiner Anwendung (zum Zusammenleimen von Holz, Kalfatern der Schiffe etc.)
neuerdings bei einer Wärme von etwa 96° R. in flüssigen Zustand
versetzt werden muß. Payen.; an den Stellen wo die Wärme die Harzkitte erweichen würde, verwendet man
Stuck zum Einkitten der Glasnägel. Zum Befestigen der horizontalen Streifen und auch
zum Verkitten der anderen Fugen benutzt man canadischen Balsam, oder die Kitte
welche man durch Auflösen von Lack und anderen Harzen in Holzgeist erhält; solche
werden nämlich von den sauren Dämpfen nicht angegriffen. Jedenfalls müssen die
Glastafeln so eng als möglich aneinander gedrückt werden, so daß der in der Fuge eingeschlossene Kitt
eine außerordentlich dünne Schicht bildet. Wenn das Glas sehr eben und an den Seiten
matt geschliffen ist, kann man sogar das Verkitten unterlassen; in der Nähe des
Rohrs, welches die Gase von dem Schwefelofen in die Kammer leitet, wo also die
Temperatur am höchsten ist, unterläßt man entweder das Verkitten oder benutzt als
Kitt schmale Streifen von vulcanisirtem Kautschuk.
An den Stellen wo Röhren in die Kammer gesteckt werden sollen, werden viereckige
Platten von (mit Kochsalz glasirtem) Steinzeug eingepaßt, welche mit den nöthigen
Oeffnungen versehen sind. Diese Platten werden durch hölzerne Querstangen gehalten,
wie in Fig.
41, s; sie sind so gemacht, daß sie über die
unmittelbar um sie herum befindlichen Glasscheiben hervorstehen. Die Oeffnungen der
Steinzeugplatten sind rings herum mit einem Hals versehen, damit man die Röhren
gehörig verkitten kann; der Raum zwischen diesen Platten und den Glastafeln wird
ebenfalls dicht verkittet.