Titel: | Versuche über das Ausbringen des Goldes und Silbers aus ihren Erzen auf nassem Wege; von Dr. John Percy. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LVIII., S. 281 |
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LVIII.
Versuche über das Ausbringen des Goldes und
Silbers aus ihren Erzen auf nassem Wege; von Dr. John Percy.
Aus dem Philosophical Magazine, Jan. 1850, S.
1.
Percy, über das Ausbringen des Goldes und Silbers aus ihren
Erzen.
In der letzten Zeit war man bemüht, das Silber auf nassem
Wege aus vielen seiner Erze zu gewinnen, welche jetzt in großen
Quantitäten, besonders aus Südamerika, in England eingeführt werden. Es wurden
verschiedene Verfahrungsarten vorgeschlagen, worunter eine patentirte fast allgemein
in Gebrauch kam. Sie besteht darin, das Erz mit Kochsalz zu rösten, gerade so wie
bei dem Amalgamationsverfahren in Freiberg, dann das beim Rösten gebildete
Chlorsilber vermittelst einer heißen gesättigten Auflösung von Kochsalz auszuziehen.
Aus dieser Auflösung wird das Silber durch metallisches Kupfer niedergeschlagen und
dann kupellirt. Ich habe viele südamerikanische Silbererze untersucht, wobei ich
ihren Gehalt an Silber, Gold und anderen Metallen sehr wandelbar fand. Ein Erz
enthielt sogar 30 1/4 Proc. Feinsilber. Man hat versucht einige dieser Erze auf
trocknem Wege zu verarbeiten, aber die Resultate waren nicht günstig. Es ist daher
wichtig, ein Verfahren zum wohlfeilen Ausbringen des Silbers auf nassem Wege zu
besitzen.
Das Erz, womit ich meine Versuche anstellte, war ein goldhaltiges Silbererz, welches
eine große Menge Blende nebst ein wenig Bleiglanz, Schwefelkies und Kupferkies
enthielt; der nicht-metallische Theil desselben bestand hauptsächlich aus
Kieselerde. Das Silber war als Schwefelsilber vorhanden. Durch das Rösten schwoll
das Erz sehr auf und es entwich viel schwefligsaures Gas.
Das Erz kam mir im Zustand eines groben bräunlichgrauen Pulvers zu.
Zweimaliges Probiren des gerösteten Erzes auf trocknem Wege ergab als mittleren
Gehalt an güldischem Silber
7,977
Grain in 1000.
55,839
im Avoirdupois-Pfund.
260 4/8
Unzen in der Tonne.
Das Silber enthielt 3,78 Proc. Gold.
1000 Gran geröstetes Erz enthalten folglich 7,676 Feinsilber und 0,301 Feingold.
1) Ammoniak zog etwas Silber aus dem gerösteten Erz aus, obgleich das Rösten gegen
das Ende bei heller Rothglühhitze bewirkt wurde.
2) Eine Auflösung von unterschwefligsaurem Natron zog ebenfalls eine sehr merkliche
Menge Silber aus.
3) Ich digerirte 1000 Gran geröstetes Erz einige Stunden lang mit einer verdünnten
Auflösung von unterschwefligsaurem Natron, welche 150 Gran krystallisirtes Salz
enthielt. Das Digeriren geschah bei einer Temperatur, wo die Hand gerade Wärme
fühlte. Ich filtrirte, wusch den Rückstand gut aus, versetzte das Filtrat mit
verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß und kochte es dann. Fast sogleich nach dem
Zusetzen der Schwefelsäure entband sich schweflige Säure und es setzte sich Schwefel
ab; aber erst als die Auflösung heiß wurde, nahm sie eine dunkle Farbe an. Ich ließ
die Flüssigkeit unter beständigem Umrühren kochen, bis sich der dunkle Niederschlag
so absetzte, daß die überstehende Flüssigkeit klar war. Ich filtrirte dann, süßte
den Niederschlag gut aus, trocknete ihn, packte ihn in ein Blatt ProbirbleiSilberfreies Blei. ein und kupellirte ihn. Ich erhielt ein Korn von Feinsilber, welches 4,000
Gr. wog (ein zufälliger Umstand kann bei diesem Versuch einen geringen Verlust
verursacht haben). Das Silberkorn behandelte ich mit Salpetersäure und erhielt einen
merklichen Rückstand von Gold. Ich schied mit den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln und schmolz das
zurückgebliebene Gold vor dem Löthrohr zusammen. Das Korn von Feingold wog 0,009 Gr.
Das Silber enthielt folglich 0,187 Proc. Gold. Dieses Resultat ist interessant, weil
es zeigt, daß unterschwefligsaures Natron eine merkliche Menge Gold aus dem per se gerösteten Erz auflöste; wahrscheinlich kann bei
Gegenwart eines großen Ueberschusses anderer Metalloxyde ein Theil des Goldes mit
Sauerstoff verbunden bleiben.
Ich behandelte das zurückgebliebene Erz zum zweitenmal mit einer verdünnten Auflösung
von unterschwefligsaurem Natron und fuhr dann auf eben beschriebene Weise fort. Ich
erhielt noch ein Korn Feinsilber, welches 0,050 wog. Einiger Verlust kann zufällig
auch bei dieser zweiten Bestimmung stattgefunden haben.
4) Blattgold wurde in einer Auflösung von unterschwefligsaurem Natron digerirt,
welche es aber nicht im geringsten anzugreifen schien; auch von Blattsilber löste
dieses Menstruum keine merkliche Menge auf, obgleich das Silber nach einiger Zeit
anlief, während die Auflösung mit der Luft in Berührung blieb. Es wurde ein Stück
Kupferdraht, welcher zuvor in Salpetersäure getaucht und dann gewaschen worden war,
in die Auflösung des Natronsalzes gesteckt, welche das Blattsilber enthielt; es
setzte sich jedoch keine Spur Silber ab. Das Kupfer nahm aber auf seiner Oberfläche
eine dunkle Farbe an und wurde, als man es dann der Luft aussetzte, schön
irisirend.
5) In eine weite mit Stöpsel versehene Flasche brachte ich 1000 Gr. des gerösteten,
feingepulverten und gesiebten Erzes. Dann füllte ich die Flasche mit destillirtem
Wasser beinahe voll und leitete eine Stunde lang Chlorgas hindurch, nachdem ich
zuvor 50 Gr. Chlorkalium zugesetzt hatte, in der Absicht durch ein sich bildendes
Doppelsalz das Gold in Auflösung zu erhalten. Während des Durchleitens von Chlorgas
wurde die Flasche zeitweise geschüttelt, wobei offenbar Gas absorbirt wurde, wie das
Einziehen von Luft beim Herausnehmen des Stöpsels bewies. Das Schütteln wurde öfters
wiederholt und mit demselben Erfolg. Ich ließ nun das Ganze vier Tage lang stehen,
indem ich zeitweise schüttelte. Wenn sich das Pulver nach dem Schütteln abgesetzt
hatte, entwickelten sich jedesmal zahlreiche Gasbläschen aus dem Erz. Wurde ein
glimmender Span in den Hals der Flasche gesteckt, so verbrannte er auffallend
lebhafter. Auch entwickelte sich ununterbrochen ein starker Geruch von einem
Chloroxyd. Ich filtrirte, und erhielt eine klare und farblose Auflösung, welche ich
bedeutend eindampfte. Während des Abdampfens bildete sich auf ihrer Oberfläche ein
weißer Schaum und es setzte sich eine weiße Substanz (Chlorblei) ab, welche gegen
das Ende Stöße
verursachte. Die eingedampfte Auflösung wurde nach dem Erkalten mit 100 Gr.
unterschwefligsaurem Natron versetzt; die abgesetzte Substanz schien sich aber nicht
merklich aufzulösen.
Ich behandelte das rückständige Erz noch mit einer Auflösung von 200 Gr.
unterschwefligsauren Natrons, filtrirte und wusch aus. Das Filtrat vermischte ich
mit der vorher erwähnten Auflösung und wusch den Niederschlag sorgfältig hinein. Ich
setzte Salzsäure zu und digerirte wie gewöhnlich unter beständigem Umrühren.
Schweflige Säure schien sich keineswegs reichlich zu entbinden. Der so erhaltene
Niederschlag war röthlichbraun und nicht schwarz. Er wurde auf einem Filter
ausgewaschen, getrocknet, in 130 Gr. Probirblei gepackt und kupellirt. Da das Korn
nicht rein war, so wurde es noch einmal kupellirt. Die filtrirte Auflösung wurde mit
100 Gr. unterschwefligsaurem Natron versetzt und gekocht, wobei ein dunkler
olivenbrauner Niederschlag entstand, welcher getrocknet, so vollständig als möglich
vom Filter genommen, und in einer Porzellanschale erhitzt wurde, um den freien
Schwefel zu verjagen. Es blieb eine kleine Menge schwarzer Substanz zurück, welche
in 80 Gr. Probirblei gepackt und kupellirt wurde. Nachdem das Blei geschmolzen war,
legte ich das Filter auf dasselbe und äscherte es ein; auch setzte ich das vorher
erhaltene Silberkorn, in Probirblei gepackt, zu. Ich erhielt ein gutes Korn von
Feinsilber. Dennoch war die Kupellation nicht vollkommen genügend, denn ich bemerkte
einige sehr kleine Silbertheilchen von schwarzer Schlacke umgeben, an den Seiten der
Kapelle.
Das Korn wog 5,385 Gr. Durch Scheiden mit Salpetersäure lieferte es 0,100 Gold, oder
1,857 Procent.
6) Von dem gerösteten Erz wurden 1000 Gran gerade so wie im fünften Versuch mit Chlor
behandelt und dann vier Monate stehen gelassen. Gasblasen entwickelten sich
andauernd merklich während langer Zeit; sogar nach Verlauf der vier Monate
entwickelten sich solche beim Umrühren des Erzes andauernd von dessen Oberfläche
aus. Die klare überstehende Auflösung wurde abgegossen und der Rückstand mit einer
kalten Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron behandelt; man ließ ihn nun
zwei bis drei Tage stehen, filtrirte dann und wusch mit kaltem Wasser aus. Hierauf
digerirte ich das Filtrat auf dem Sandbad mit überschüssiger Schwefelsäure, bis ich
keinen Geruch von schwefliger Säure mehr entdecken konnte. Ich wusch den
Niederschlag mit kochendem Wasser; aber selbst nach langem Aussüßen brachte
salzsaurer Baryt im Filtrat eine Trübung hervor. Im getrockneten Niederschlag ließen
sich beigemengte glänzende, farblose, nadelförmige Krystalle erkennen. Ich röstete, bis keine
schweflige Säure mehr zu riechen war und kupellirte dann den Rückstand mit 200 Gr.
Blei. Offenbar war ziemlich viel Substanz vorhanden, welche nicht in die Kapelle
einzog. Das Korn wurde nochmals mit einem kleinen Zusatz von Blei kupellirt. Ich
erhielt ein Korn Feinsilber, welches 5,80 Gr. wog.
Die decantirte überstehende Flüssigkeit gab auf Zusatz von kohlensaurem Kali einen
reichlichen weißen Niederschlag.
7) Ich digerirte 1000 Gr. des feingepulverten gerösteten Erzes mit einer Auflösung
von unterschwefligsaurem Natron, welche 200 Gr. Salz enthielt, bei Handwärme und
filtrirte dann. Ich kochte das Filtrat, welches braun wurde. Die kochende Auflösung
versetzte ich mit verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß und digerirte sie noch
einige Zeit bei der Siedhitze des Wassers unter beständigem Umrühren. Ich filtrirte
und trocknete. Der Niederschlag wurde vom Filter genommen und der überschüssige
Schwefel durch gelinde Hitze verjagt. Den Rückstand packte ich in etwa 100 Gr.
Probirblei und kupellirte ihn. Das Korn wog 0,802 Gr. Dieß ist bedeutend weniger als
ich früher (beim dritten Versuch) erhielt, wo ich das geröstete Erz im Zustand eines
groben Pulvers behandelte, ohne vorheriges Zerreiben, wie
es im gegenwärtigen Versuch vorgenommen wurde. Es ist wahrscheinlich, daß in Folge
des Zerreibens des gerösteten Erzes die im Verhältniß zum Silber in so großer Menge
vorhandene Beimengung das Silber gegen die Einwirkung des unterschwefligsauren
Salzes schützte.
Als ich das Filtrat nach dem Fällen durch Schwefelsäure mit
Schwefelwasserstoff-Wasser versetzte, schwärzte es sich nicht im geringsten.
Es entstand bloß ein Niederschlag von rein schwefelgelber Farbe, in Folge der
Zersetzung des Schwefelwasserstoffs durch die in der Auflösung zurückgebliebene
schweflige Säure. Ich brachte das Erz nach der Behandlung mit dem Natronsalz in eine
Glasflasche und leitete fast eine Stunde lang Chlorgas hindurch, rührte gut um und
ließ die Flasche mit ihrem Inhalt zugedeckt bis zum folgenden Morgen stehen. Sie
roch dann noch stark nach Chlor. Ich setzte Kochsalz zu und digerirte einige Stunden
auf dem Sandbad, indem ich von Zeit zu Zeit das verdunstete Wasser ersetzte: die
Oberfläche überzog sich mit kleinen weißen Krystallen. Hernach setzte ich eine
Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron zu und digerirte bei einer
Temperatur, wo die Hand gerade Wärme fühlte, unter gutem Umrühren. Ich filtrirte,
wusch aus, und behandelte das rückständige Erz nochmals mit einer Auflösung von 50
Gr. unterschwefligsaurem Natron. Dann filtrirte ich und wusch aus. Die zwei Auflösungen wurden
vermischt, wie gewöhnlich mit überschüssiger verdünnter Schwefelsäure digerirt und
filtrirt. Als man das Filtrat mit Schwefelwasserstoff-Wasser versetzte,
färbte es sich dunkel. Ich setzte dann einen Ueberschuß von
Schwefelwasserstoff-Wasser zu, bis dessen Geruch verblieb, wo dann das
Filtrat nach dem Stehenlassen sich nicht mehr entfärbte. Ich wusch aus und
trocknete. Das Filtrat, welches ohne merklichen Verlust leicht vom Filter gelöst
werden konnte, wurde in einer Porzellanschale gelinde erhitzt, um den freien
Schwefel zu verjagen. Es wog dann 24 Gr. Ich packte es nebst der Asche des Filters
(welches in der Schale eingeäschert wurde, die zum Verjagen des Schwefels gedient
hatte) in 200 Gr. Probirblei. In der Schale blieb keine Spur von Substanz zurück.
Durch Kupellation erhielt ich ein Korn, welches 5,005 Gr. wog.
Das rückständige Erz setzte ich, in Wasser zertheilt, wieder einem Strom Chlorgas
aus, gerade wie vorher; nur goß ich diesesmal nach mehrstündiger Digestion Kali zu,
bis die Flüssigkeit alkalisch reagirte. Es zeigte sich wieder auf der Oberfläche
eine weiße Substanz, der vorher unter denselben Umständen beobachteten scheinbar
ähnlich. Ich behandelte mit einer Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsauren
Natrons. Beim Probiren des Waschwassers mit Schwefelwasserstoff-Wasser schlug
sich Schwefel nieder und es entstand nicht die geringste dunkle Färbung. Ich fuhr
genau wie zuvor fort, und kupellirte mit etwa 60 Gr. Probirblei. Das Korn Feinsilber
wog 0,675 Gr. Das rückständige Erz behandelte ich wieder auf ähnliche Weise mit
Chlor, etwa anderthalb Stunden lang, und digerirte dann eine beträchtliche Zeit über
auf dem Sandbad. Am folgenden Tag zog ich mit einer Auflösung von 200 Gr.
unterschwefligsaurem Natron aus. Ich behandelte das Filtrat wie gewöhnlich mit
verdünnter Schwefelsäure, und probirte das Waschwasser mit
Schwefelwasserstoff-Wasser. Ich fuhr fort wie zuvor. Zum Kupelliren verwandte
ich 100 Gr. Probirblei. Das Korn Feinsilber wog 0,154 Gr. Im Ganzen erhielt ich
6,636 Gr. Feinsilber. Durch Scheiden mit Salpetersäure erhielt ich 0,197 Gr. Gold.
Das Silber enthielt folglich 2,968 Proc. Gold.
Ich kochte nun das rückständige Erz mit einer Auflösung von 100 Gr. Cyankalium,
filtrirte und wusch aus. Das Filtrat wurde mit Salzsäure in Ueberschuß versetzt,
wodurch ein weißer Niederschlag entstand; als man aber die Digestion so lange
fortsetzte, bis keine Blausäure mehr zu riechen war, färbte es sich dunkel,
wahrscheinlich weil Schwefel in irgend einer Form zugegen war. Ich digerirte den
Niederschlag mit
Salpetersäure, und erhielt eine blaßblaue Auflösung, welche durch zugesetzte
Salzsäure nicht im geringsten getrübt wurde. Auf dem Filter blieb nur eine kleine
Menge Substanz zurück, welche wie Schwefel aussah; beim Erhitzen verbreitete sie den
charakteristischen Schwefelgeruch und hinterließ nur einen geringen Rückstand.
8) Bei einem andern Versuch, wo ich 1000 Gr. fein-gepulverten Erzes, welches nach dem Rösten zerrieben worden war,
mit einer Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron erhitzte, erhielt ich
ein Korn Feinsilber, welches nur 0,81 wog.
9) Ich digerirte 1000 Gr. geröstetes Erz mit einer Auflösung von gewöhnlichem
Chlorkalk (unterchlorigsaurem Kalk) auf dem Sandbad zwei bis drei Tage lang. Dann
wusch ich aus und digerirte den Rückstand in der Wärme
mit einer Auflösung von 150 Gr. unterschwefligsaurem Natron. Ich filtrirte und wusch
aus. Das Filtrat versetzte ich mit verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß, und
erhitzte bis die überstehende Flüssigkeit ganz klar wurde. Ich filtrirte, wusch
schwach aus und trocknete. Das Filter packte ich mit seinem Inhalt in 200 Gr.
Probirblei und fügte dann auf der Kapelle noch 100 Gr. bei. Ich erhielt ein Korn
Feinsilber, welches 5,469 wog, und Gold enthielt, aber nur 0,02. Ich lege jedoch
kein Gewicht auf diese Bestimmung des Goldes, weil dabei nicht mit der
erforderlichen Sorgfalt verfahren wurde.
Ich trocknete das rückständige Erz und zerrieb es so, daß es durch das feinste
Messingdrahtsieb gieng. Ich suspendirte es in kaltem destillirtem Wasser und leitete
eine Viertelstunde lang Chlorgas hindurch unter beständigem Umrühren. Dann digerirte
ich auf dem Sandbad und ließ bis zum nächsten Tag stehen, wo ich noch einen
schwachen Chlorgeruch wahrnahm. Ich setzte 100 Gr. unterschwefligsaures Natron zu
und digerirte bei gelinder Wärme, indem ich gelegentlich umrührte. Ich decantirte
und filtrirte die überstehende Flüssigkeit. Ich digerirte den Rückstand nochmals mit
weiteren 100 Gr. unterschwefligsaurem Natron, filtrirte und wusch aus. Das Filtrat
kochte ich wie gewöhnlich mit einem Ueberschuß von verdünnter Schwefelsäure. Der
Niederschlag färbte sich bald dunkel. Ich digerirte bis die überstehende Flüssigkeit
klar wurde, filtrirte, wusch aus und trocknete. Den Niederschlag nahm ich vom
Filter, was ohne merklichen Verlust geschah; erhitzte ihn in einer Schale, um den
freien Schwefel zu verjagen, und digerirte ihn dann mit Königswasser. Da das so
erhaltene weiße Product mit kleinen, dem Chlorblei ähnlichen nadelförmigen
Krystallen gemengt war, so behandelte ich es nach dem Auswaschen mit Zink und verdünnter
Salzsäure. Ich wusch und trocknete den metallischen Rückstand, packte ihn in 110 Gr.
Probirblei, und kupellirte. Ich erhielt ein Korn Feinsilber, welches 0,829 Gr. wog,
so daß das Feinsilber im Ganzen 6,298 betrug.
Die Flüssigkeit, welche nach der Digestion des ersten Niederschlags mit Königswasser
zurückblieb, untersuchte ich auf Gold. Ich verdünnte sie stark und kochte sie mit
Oxalsäure; es bildete sich bald ein Häutchen reducirten Goldes von röthlichbrauner
Farbe und nach wenigen Tagen erkannte ich deutlich kleine Theilchen, welche die
Farbe und den Metallglanz des Goldes besaßen.
10) Ich behandelte 1000 Gran des gut gerösteten Erzes in seinem grob gepulverten
Zustande mit einer kalten Auflösung von Eisenchlorid (salzsaurem Eisenoxyd). Es fiel
bald Eisenoxyd nieder, welches ohne Zweifel durch das ZinkoxydKupferoxyd wird es auch verdrängen. verdrängt war. Die überstehende Flüssigkeit wurde klar und farblos. Ich
setzte Salzsäure zu, welche das Eisenoxyd wieder auflöste, es fiel aber wieder
nieder. Ich setzte nun eine beträchtliche Menge Salzsäure zu und erhielt eine
grünlich gelbbraune Auflösung. Ich filtrirte, wusch aus, und behandelte den
Rückstand mit einer Auflösung von 150 Gr. unterschwefligsaurem Natron. Das Filtrat
wurde wie gewöhnlich mit Schwefelsäure behandelt. Zum Kupelliren verwendete ich 200
Gr. Probirblei und erhielt ein Korn Feinsilber, welches 4,909 Gr. wog.
11) Ich überzeugte mich von der Thatsache, daß wenn Chlorsilber in
unterschwefligsaurem Natron aufgelöst worden ist, und man die Flüssigkeit mit einer
Mineralsäure behandelt, ein reichlicher dunkelgefärbter Niederschlag entsteht,
welcher ohne Zweifel Schwefelsilber ist. Ob aber unter diesen Umständen alles Silber
als Schwefelsilber gefällt wird, habe ich nicht untersucht; es ist mir jedoch
wahrscheinlich, weil der Niederschlag ein so reichlicher ist.
Schlußbemerkungen.
1) Der Verlust an Feinsilber betrug bei dem befriedigendsten Versuch 13 1/2 Proc.
Früher, bei dem alten Amalgamationsproceß in Mexico, betrug der Verlust (nach einer
Mittheilung von John Taylor) häufig 35 Proc. Gegenwärtig
aber, seitdem das Verquicken in Fässern vorgenommen wird, ist der Verlust auf 9 und
sogar auf 5 Proc. herabgebracht. Meine Resultate sind daher genügend, um die
vortheilhafte Anwendbarkeit meiner Methode im Großen wahrscheinlich zu machen, wobei
überdieß das Silber vollständiger ausgebracht werden könnte.
2) Insbesondere möchte ich auf die Anwendbarkeit des Chlorkalks und des Chlors zur
Umwandlung des Silbers in Chlorsilber aufmerksam machen, sowie auf den
unterschwefligsauren Kalk, als wohlfeiles Surrogat des unterschwefligsauren Natrons
zum Auflösen des Chlorsilbers. Aus dieser Auflösung kann das Silber dann entweder in
metallischem oder in geschwefeltem Zustande niedergeschlagen werden.
3) Da viele von den südamerikanischen Silbererzen Gold enthalten, so ist es
wünschenswerth, durch denselben Proceß sowohl das Silber als das Gold daraus
gewinnen zu können. Dieß dürfte nach meinen Versuchen durch die Behandlung mit Chlor
oder Chlorkalk zu erreichen seyn.