Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXIII., S. 322 |
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LXIII.
Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer; von Dr. Ernst
Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer.
A. Einiges
über meine neuern Hochdruckmaschinenkessel.
In Bd. CXII S. 1 ff. des polytechn. Journals habe ich diese Kessel für
Hochdruckmaschinen mit höherm Drucke ausführlich beschrieben und abgebildet, und
zwar sowohl für Land- als Seemaschinen, und ihrer Beschreibung und Abbildung
eine Prüfung und Würdigung derselben beigefügt. Ich hielt diese Abhandlung so lange
zurück, bis die Anwendbarkeit und die Vortheile dieser Kessel erst durch eine
längere Erfahrung geprüft waren, um nicht den Vorwurf auf mich zu laden, als sey
ihre Construction ein bloßes Project ohne Aussicht auf wirklichen Erfolg und reelle
Nutzverbreitung. Dennoch gibt es, wie ich weiß, noch viele unter meinen Collegen
sowohl, als unter den gelehrten Technikern, die da spöttisch über diese Frucht
meines Erfindungsgeistes urtheilen, als sey sie hinter dem grünen Tische geboren und
ohne praktischen Werth; die, aufgeblasen von Dünkel, und in Anglomanie befangen,
geradezu den Stab darüber brechen, weil ein Deutscher in seinem kleinen
Wirkungskreise sie gebar, und ihr das Aushängeschild des Großartigen, Kolossalen und
das Geschrei eines Charlatans fehlt, weil sie in bescheidener Stille reifte in einem
wohlwollenden patriotischen Herzen. Solche Leute beweisen indessen nicht allein, daß
das Interesse der Wissenschaft bei ihnen an kleinlicher Schelsucht und Verachtung
alles Deutschen und Vaterländischen scheitere, sondern auch, daß sie noch wenig
eingedrungen sind in die Geheimnisse des Hochdrucks und der eigenthümlichen
Forderungen, die derselbe an den Künstler macht, sich noch wenig bewußt geworden seyen. Sie
geben nicht allein ihrem Herzen, sondern auch ihrem Wissen eine Blöße, die sie über
und über erröthen machen sollte. Solche Leute würden bei einem bescheidenen
Geständnisse ihrer Unkenntniß in diesem Theile unseres menschlichen Strebens viel
höher bei mir und bei jedem andern vorurtheilsfreien, eingeweihten und rechtlichen
Techniker gestanden haben, als sie jetzt in ihrem unedlen Eifer stehen, mich zu
verkleinern, und so meinen patriotischen Bestrebungen möglichst viele Hindernisse in
den Weg zu legen. Aber sie liefern auch endlich den Beweis, daß sie es vorziehen, im
alten bequemen Geleise fortzuwandeln, und mit möglichst geringer physischer und
intellectueller Anstrengung fortzuexistiren; daß sie vor dem Fortschritte eine
gewisse Furcht haben, weil er ihr ganzes bisheriges Wissen umzustürzen droht, und
sie auf ein Feld führt, wo sie weder zu stehen noch zu gehen vermögen.
Prüfet Alles, und das Beste behaltet; mit dieser Aufforderung des Apostels schloß ich
mein Hauptwerk über Hochdruckdampfmaschinen. Ich verlange also nicht, daß man das
Mitgetheilte und von mir zum Nutzen meines Vaterlandes Dargebrachte ohne Weiteres
annehme, nein! ich bitte um Prüfung desselben, aber um eine wissenschaftliche,
unbefangene und gerechte Prüfung, werth desjenigen Herzens, welches alles so freudig
hingibt und uneigennützig opfert, um sein Scherflein im Tempel seines Vaterlandes
darzubringen, welches sich so ermuthigt und gehoben fühlt, wenn man es nicht ganz
unbeachtet läßt, sondern ihm freundlich die Hand reicht, und es emporrichtet aus
seiner Niedrigkeit. Hat es doch auch nie auf unbedingten Beifall gepocht, sondern
hat stets bescheiden seine Schöpfungen mitgetheilt, hat offen seine Fehler
gestanden.
Die folgenden Zeilen sind bestimmt, meinen neuen Kessel auf dem Wege der Wissenschaft
und Erfahrung weiter zu verfolgen, sie an dem Feuer Beider immer mehr zu prüfen, und
ihren Werth oder Nichtwerth klarer herauszustellen, und so die Zweifel und Bedenken
derer immer mehr zu zerstreuen, die wissentlich oder unwissentlich, absichtlich oder
unabsichtlich, in ihrer Klugheit oder Unwissenheit und Dummheit, in einem bösen
Wahne oder in einer vorurtheilsvollen und unpatriotischen Befangenheit mich bisher
herabwürdigten, und durch Zweifel an meine Wahrheitsliebe meine Ehre beleidigten.
Tretet näher, ihr, die ihr mich verunglimpftet, reicht mir eure Hand zur Versöhnung,
und laßt mich mit Joseph euch zurufen: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber
der Herr gedachte es wohl mit mir zu machen. Leset das Folgende mit Ruhe und
Unbefangenheit, und wir werden uns bald verstehen, ihr werdet nicht ferner an meinem
guten redlichen Willen, Nützliches zu wollen und zu vollbringen, an meiner
Bescheidenheit, Wahrheitsliebe und meinem Patriotismus zweifeln.
Werfe ich nun die Frage auf: welche Einrichtung enthält mein neuester Kessel, sowohl
im Ganzen als in seinen einzelnen Theilen, die unpraktisch genannt zu werden
verdienen, und jene Zweifel meiner Collegen und Techniker entschuldigen, und daher
ihm keinen besonders günstigen Erfolg bei seiner Anwendung versprechen, so dürften,
wie mir scheint, nur einige wenige Punkte vorhanden seyn, die hier eine Erwähnung
und Widerlegung verdienen. Diese Widerlegung ist aber um so leichter, als sie sich
nicht allein schon aus der Theorie herleiten, sondern auch aus bekannten Umständen
schöpfen lassen dürfte, welche die Erfahrung älterer und neuerer Zeit als sicher und
gewiß herausgestellt hat. Ich will hier zuerst zu einer wichtigen Frage übergehen,
die vor Allem gegen meine Kessel laut geworden ist, und zwar die:
I. Ist die Stellung meiner Röhren im Ofen geeigneter, die zwischen ihnen
durchstreichende Hitze aufzunehmen, als die gewöhnliche in den neuesten Kesseln,
vorzüglich den neuesten SchiffskesselnMan vergleiche hier Treatise on the steam engine by
the Artizan Club, pag. 63, 65, 66 bis 72 und planch. 8. Der auf der letzten Tafel vorgestellte Kessel ist ein
solcher, wie ihn Hr. Penn in Greenwich bei seinen Schiffsmaschinen mit
schwingenden Cylindern anwendet. Ich fand solche Kessel auf allen neuern
Dampfschiffen, die ich vor einiger Zeit in Travemünde (dem Seehafen von
Lübeck), und früher schon in Rostock und Hamburg zu sehen Gelegenheit
hatte., und namentlich auch in den Locomotivkesseln übliche?
Ich habe in meinem Hauptwerke über Hochdruckdampfmaschinen früher angeführt, daß man
schon hie und da, vorzüglich aber in Frankreich, die Erfahrung aufgestellt habe, daß
eine Hitze, die senkrecht oder wenigstens doch in einer Richtung die von dieser
nicht weit abweicht, eine zu heizende Kesselfläche trifft, am schnellsten und
vollkommensten von dieser absorbirt werde. Diesen Satz hat vorzugsweise Seguier
Man sehe hier noch die Bemerkungen, die Seguier in
einer der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgetragenen Abhandlung über
die zweckmäßigste Construction der Dampferzeuger, und über die nöthige
Metallstärke ihrer Entwicklungsröhren macht (Recueil
industriel, Jan. 1831, S. 1, Febr. S. 89, März S. 155. –
Polytechn. Journal Bd. XLIV S. 418
und 419.) geltend zu machen gesucht, und durch Versuche an Röhrenkesseln bestätigt,
die er eigends für diesen Zweck construirte, welche indessen von den meinigen
ziemlich abwichen, und in Erreichung des vorschwebenden Zieles diesen auch, wie mir
scheint, nachstehen dürften. Sehr leicht wird man aber auch diesen Satz durch einen
Versuch bestätigt finden.
Man kann nämlich eine Metallfläche am leichtesten und schnellsten in Glühhitze
bringen, wenn man den Feuerstrom einer Esse senkrecht auf sie einwirken läßt. Haben
Berechnungen, die Hr. Nep.
Steinle, der Verfasser eines Handbuchs der Eisenbahnen (Beck'sche Buchhandlung, Nördlingen) über die Wirkung
meiner Kessel angestellt haben will, keine besondern Vorzüge herausgestelltPolytechn. Journal Bd. CVIII S.
424., so hat er ihr Princip gewiß nicht unter allen Bedingungen vor sich gehabt,
die nothwendig erfüllt werden müssen, wenn der ganze Zweck desselben erschöpfend
erreicht werden soll. Früher habe ich schon in den Abhandlungen über meine neuern
Kessel gezeigt, wie sehr die Stellung der Röhren gegen das Feuer, ihre Entfernung
von der brennenden Schicht desselben, die Größe der Zwischenräume zwischen den
Röhren, die Anzahl der Röhrenreihen über einander, die Anwendung und zweckmäßige
Aufstellung einer Hitzevertheilungsplatte im Ofen etc. influire, um eine schnelle
und vollkommene Absorption der Hitze zu bewirken.Die Richtigkeit dieser ganzen Berechnungen des Hrn. Steinle kommt mir, gerade aus gesagt,
etwas zweifelhaft vor, da er angibt, sie an einem Kessel angestellt zu
haben, der für meine Maschinenfabrik in Plauen (oder vielmehr Plau) erbaut
seyn soll, und seine Abhandlung über diesen Gegenstand schon im zweiten
Junihefte des Jahres 1848 erschienen ist, zu welcher Zeit mein jetziger
Kessel in meinem Etablissement zwar schon eine kurze Zeit, d.h. ungefähr 2
Monate, existirte, wo aber durchaus noch keine Beschreibung von ihm und
meinen neuesten Kesseln überhaupt erschienen war. Diese kam nämlich erst mit
dem ersten Aprilhefte des Jahres 1849 heraus. Sollte er den ersten Kessel
meines Etablissements hier verstehen, so bleibt mir wahrlich unerklärlich,
woher er die Daten zu einer solchen Berechnung hergenommen haben könne, da
ich sie nie bekannt gemacht habe; auch würde der frühere Kessel mein Princip
schlecht vertreten, da er nach meiner ersten Einrichtung (wie Nr. 1 meines
Hauptwerkes) gebaut war, die ich längst verworfen habe. Den Kessel unserer
Plauer Walk-, Spinn- und Tuchappretiranstalt kann er aber
ebenfalls nicht meinen, und zwar nach den von ihm bestimmt gegebenen
Bezeichnungen desjenigen Kessels, den er berechnet haben will. Aber selbst
für die Berechnung dieses Kessels dürften ihm noch einige Daten fehlen.
Die Art der Einwirkung der Hitze auf die Locomotivkesselröhren und auf die der neuern
Schiffskessel ist aber die gewöhnliche bisher übliche, nämlich die, daß die Hitze
parallel mit den Wänden der Röhren in diesen streicht. Daß hier eher Hitze ungenützt
entwischen könne, vorzüglich in kürzern Röhren, als da, wo sie mehr senkrecht gegen
diese Röhren anstößt, scheint mir in die Augen springend zu seyn, zumal sie wegen
des gebläsartigen Zuges mit großer Geschwindigkeit an denselben hinstreicht, und
derselben von den glatten Wänden der Röhren keinerlei Neigung mitgetheilt wird sich
zu wirbeln, und in ihren innern Schichten, in Absicht auf die heißern und kältern
derselben, sich innig zu mischen, sie auch wegen ihrer rapiden Bewegung zu wenig Zeit
gewinnen dürfte sich an die Röhren gehörig abzusetzen; denn daß die Größe der
Absorption der Hitze von zu erhitzenden Wänden, nicht allein von der Ausdehnung
dieser Wände, sondern auch von der Zeit abhänge, da sie mit denselben in Berührung
bleibt, scheinen theils die Cornwalliser Kessel mit sehr vermindertem langsamen Zuge
zu bestätigen, theils scheint es seinen Grund zu finden in dem Umstande, daß die
atmosphärische Luft sowohl als die durch den Ofen streichenden erhitzten Gase
schlechte Wärmeleiter sind, die ihre Temperatur andern mit ihnen in Berührung
tretenden Körpern nur träge mittheilen, und sich dadurch, wie ich früher schon
gezeigt habePolytechn. Journal Bd. XXVIII S.
366., außerordentlich von den leichtflüssigen Metallen unterscheiden, die sowohl
der Zeit als der absorbirenden Fläche nach mehr als ein zehnfach günstigeres
Resultat geben.
Alles dieß hier Gesagte hat nun auch meine bisherige Erfahrung in reichem Maaße
bestätigt. Ich besaß in meinem Etablissement für eine Hochdruckmaschine von
5–6 Pferdekräften die ersten 6 Jahre hindurch einen Kessel von derjenigen
Construction, die ich in meinem Hauptwerke über Hochdruckdampfmaschinen mit Nr. 1
bezeichnet habe. Derselbe hatte 100 Quadratfuß Feuerberührungsfläche und eine
Rostfläche von 5 Quadratfuß. Da er mir zu viel Brennmaterial (Torf) verbrauchte, und
durch die Unvorsichtigkeit und Unwissenheit eines neu angestellten Heizers zum
öfternmale in einen glühenden Zustand versetzt, und dadurch leck und wandelbar
geworden war, vertauschte ich ihn vor beinahe 2 Jahren mit einem Kessel neuester
Construction, der nur 75 Quadratfuß Feuerberührungsfläche und 4 Fuß Rostfläche
besitzt. Der Erfolg war der, daß ich nicht allein mit einer viel kleinern
Feuerberührungs- und Rostfläche dasselbe Resultat erhielt, welches der alte
Kessel gegeben hatte, sondern mit 3/4 des frühern Brennmaterials mehr Dampfspannung
und einen kräftigern Gang der Maschine als früher erzielte. Und dennoch erfüllt, wie
ich schon in meinen frühern AbhandlungenPolytechn. Journal Bd. CXII S. 87 die
Note unten. über diese meine Kessel angeführt habe, dieser Kessel meines Etablissements
noch lange nicht alle meine Forderungen, die an einen Kessel dieser Art nach meiner
jetzigen Ansicht gestellt werden müssen, indem er zu wenig Röhrenlagen über einander
(nur 8), bei weitern Zwischenräumen zwischen denselben enthält, und der senkrechte
Weg, den die Hitze während des Durchlaufens sämmtlicher Röhrenlagen zurücklegt, nur wenige Zolle über 2
Fuß beträgt, ein Weg, der zu kurz ist, und nur den zwölften Theil desjenigen Weges
beträgt, den sie in Berührung mit dem frühern ältern Kessel zurückzulegen hatte,
bevor sie in den Schornstein trat. Daß Kessel, die mehr Röhrenreihen (10 bis 12)
enthalten, noch bessere Resultate liefern werden, bestätigt mir jetzt schon ein
Brief des Hrn. Bialon aus
Berlin, des Schwiegersohnes meines alten würdigen Freundes Hummel, der seit Kurzem eine Hochdruckmaschine nach meinem Princip und mit
meinem neuesten Kessel in einer Walkmühle in Berlin erbaut und in Gang gesetzt hat,
in welchem Briefe er mir froh die herrliche Nachricht mittheilt, daß dieser Kessel
nichts zu wünschen übrig lasse – eine Nachricht, die dadurch ein großes
Gewicht gewinnt, als Hr. Bialon, wie ich schon früher in diesem JournaleBd. CXII S. 87 die Note unten. angeführt habe, an dem Kessel, den ich ihm im October des Jahres 1848 für
die Hochdruckmaschine des Hummel'schen Etablissements
(Johannisstraße Nr. 1, Berlin) aufstellte, und der nur 8 Röhrenreihen enthielt (bei
weiten Zwischenräumen zwischen den Röhren) die günstigen Resultate nicht erreicht
hatte, die der Kessel unseres hiesigen Dampfschiffes liefertEr hat die in dieser Beziehung gemachten Versuche sehr wissenschaftlich
angestellt, indem er das vom Kessel verdampfte Wasser und das verbrauchte
Brennmaterial für bestimmte Zeitabschnitte sehr genau zu bestimmen
suchte. und die ihn selbst auf den Gedanken führten, daß mehr Röhrenreihen über
einander bei so weiten Zwischenräumen zwischen den Röhren, als der seinige enthielt,
günstigere Resultate in Absicht auf eine vollkommnere Absorption der auf dem Roste
entwickelten Hitze geben würden als 8 Reihen, weßhalb er denn auch 12 Reihen bei dem
Kessel der Walkmühle anordnete. Wie es zugeht, daß unsere Schiffskessel bessere
Resultate in Absicht auf größere Dampfproduction bei geringerm
Brennmaterialverbrauche, als derjenige des Hummel'schen
Etablissements geben, darüber habe ich eine Vermuthung in der oben angeführten
Stelle aufgestellt. Hätte ich nicht das Unglück gehabt, bei einem zweimaligen
Versuche meine neueste Dampfmaschine von 24 Pferdekräften, die für die Papierfabrik
des Hrn. G. Eggers in Reval
erbaut ist, und die ich selbst im November vorigen Jahrs zur See dahin begleiten und
aufstellen wollte, jedesmal von widrigen Stürmen zurückgetrieben zu werden, so würde
diese Maschine, die alle meine in neuester Zeit für Hochdruckmaschinen höhern Drucks
bestimmten Verbesserungen, und auch einen schönen Kessel mit 12 Röhrenreihen und 2
Recipienten enthält,
jetzt schon längere Zeit im Gange seyn, und ich könnte dann die daran gemachten
Beobachtungen und Erfahrungen mittheilen, und so hier noch eine persönliche
Bestätigung der von Hrn. Bialon erhaltenen Nachrichten hinzufügen. Vielleicht habe ich
indessen bald Gelegenheit, Hrn. Bialon's Maschine selbst in Gang zu sehen, und kann dann Näheres
darüber berichten. Daß ich dasselbe bald von der Revaler Maschine sagen könne, will
ich herzlich wünschen, und hoffe es, da ich die Winterreise nach Reval noch nicht
ganz aufgegeben habe.
Ich bin immer weit entfernt gewesen, meine Erfindungen als sogleich vollendet
anzusehen, wie man sich leicht überzeugen wird, wenn man Seite 245 meines Werkes
über Hochdruckmaschinen nachzulesen sich die Mühe geben will. Daher würde es auch zu
viel verlangt seyn, wenn man das, was ich bisher als neue Construction aufstellte,
als völlig vollendet ansehen, und alle Ansprüche daran machen wollte, die
möglicherweise daran gemacht werden können. Seit ich das Princip meiner neuen
Röhrenkessel in meinem Werke über Hochdruckdampfmaschinen zuerst aufstellte, habe
ich, wie man sich überzeugt haben dürfte, wenn man die neuesten in diesem Journale
darüber gelieferten Abhandlungen liest, den Beweis geliefert, daß dieses Princip
auch in Absicht einer vollkommnern Absorption der Hitze einer großen Fortbildung
fähig sey, und gewiß nicht die Hände in den Schooß gelegt, sondern an dasselbe
unablässig meine Feile angelegt, bin auch unläugbar zu immer bessern Resultaten
gekommen. Inwieweit das Princip eine größere Fähigkeit zur Ausbildung enthalte als
andere Erfindungen, wird vielleicht jedem nicht gleich klar seyn, der sich dafür
interessirt. Auch ist dieß nicht zu verlangen, weil dazu gediegene physikalische
Kenntnisse und eine reiche Erfahrung im Felde der Dampfkessel und eine genaue
Einsicht in die günstigsten Bedingungen für eine reichliche und zweckmäßige
Dampfentwickelung unter hohem Drucke erforderlich sind. Nur derjenige Praktiker, der
ein Heer von Versuchen in diesem Felde an sich vorübergehen sah, und die größere
oder geringere Leichtigkeit der Auflösung der vorliegenden Aufgaben ganz erkannt
hat, nur der gründliche Forscher, der einen tiefen Blick in die Geheimnisse der
Natur that, steht auf einem Standpunkte, um die Umstände und Einrichtungen genau
aufzufassen und zu würdigen, die meinen Kesseln das Gedeihen versprechen und ihren
Erfolg für alle Zeiten garantiren, wenn sie jetzt auch erst auf dem Wege einer
höhern Vollendung begriffen sind, und noch Veränderungen an ihnen nöthig werden,
deren Nothwendigkeit und Erfolg insoferne nicht immer mit strenger Schärfe vorher zu
berechnen sind, als sie sich theilweise auf einem Gebiete bewegen, wo wir noch auf
unsicherm Grunde stehen.
Wie gewagt Urtheile sonst anerkannt gelehrter Männer auf einem neuen Felde des
menschlichen Wissens und Strebens vom Standpunkte rein theoretischer Anschauung aus
schon vielfältig gewesen sind, lehrt die Geschichte der ErfindungenMan denke hier nur an Oliver Evans' erste Idee zu
einem Dampfwagen und an das Urtheil des nordamerikanischen Congresses
darüber., und einem solchen Umstande habe ich es allein auch nur zuzuschreiben, daß
mein neuester Kessel von einer so gelehrten Behörde, als die preußische
Prüfungscommission für die Patentbewerber und ihre Erfindungen ist, durchaus ganz
verfehlt beurtheilt ist. Alle diejenigen, die mit mir auf dem Boden reicher
Erfahrung stehen, alle ächt praktischen Leute, die sich klar der Forderungen bewußt
wurden, die an ganz zweckmäßige Kessel für sehr hohen Druck in Absicht auf schnelle
Absorption und richtige Verwendung der im Ofen erzeugten Hitze, unter strenger
Mitberücksichtigung aller übrigen an solche Kessel zu machenden Ansprüche, z.B. auf
Einfachheit, Bequemlichkeit bei der Anwendung und Behandlung, Dauerhaftigkeit und
möglichste Vermeidung und Beseitigung aller Gefahr gemacht werden müssen, werden
sogleich meine neuesten Kessel zu denen rechnen müssen, die dem Principe nach für
die Entwicklung sehr hochdrückender Dämpfe am meisten den Naturgesetzen entsprechen,
der größten weitern Ausbildung fähig sind, alle Klippen, woran dergleichen Kessel
bisher scheiterten, zu vermeiden am besten construirt sind, und zugleich auf die
Hauptsache eingehen, mit einer möglichst Brennmaterial ersparenden Dampfentwickelung
auch Beseitigung aller Gefahr auf einem zuverlässigen und sichern Wege bewirken. Sie
werden bekennen müssen, daß meine Kessel besser zur Anwendung eines ruhigeren Zuges
und zur möglichst allgemeinen Benutzung aller unserer bekannten Brennmaterialien,
als manche andere neuere Kessel, vorzüglich die Locomotivkessel, sich eignen, indem
zwischen den Röhren genug Areal für den Durchzug und die freie und ungehinderte
Bewegung der Hitze sich findet, und so die Anwendung eines natürlichen Zuges
begünstigt wird, der weniger zerstörend auf die Kessel und ihre einzelnen Theile
wirkt, und keine außerordentlichen, viele Unbequemlichkeiten und Kraftverluste in
ihrem Gefolge habenden Mittel, als Gebläse, Evacuatoren, Einblasen der Dämpfe in den
Schornstein, wie bei den Locomotiven, zu seiner Hervorrufung bedarf – ein
Umstand, der umsomehr Gewicht gewinnt, als es sich in neuester Zeit, vorzüglich bei
den Kesseln der großen Cornwalliser Maschinen, herausgestellt und durch meine Praxis
unwiderleglich erwiesen
hatMan vergleiche hier was Hr. Christian in Paris bei einem Versuche, Wasser unter
verschiedener Temperatur und Dampfspannung zu verdampfen, für Resultate
erhielt. Er hat sie mitgetheilt in seinem Traité de mecan. industrielle. Vol. II. Auch in meinem
Hauptwerke Seite 52 und seq. habe ich darüber
geschrieben., daß zur Entwickelung höher drückender Dämpfe keine intensivere Hitze im
Ofen, und kein größerer Aufwand von Wärmestoff überhaupt nöthig sey, als bei denen
mit niederm Drucke.
Man erlaube mir hier die Umstände, die dem Princip meiner neuesten Kessel den Erfolg
garantiren, noch einmal kurz zu recapituliren, um theils meine auf denselben gebaute
Hoffnung besser würdigen, und mein Vertrauen zu ihrem endlichen vollkommenen
Gelingen zu rechtfertigen, theils die durch die Erfahrung bisher herausgestellten
Vorzüge derselben in Absicht auf ihre für die möglichst vollkommene Absorption sich
eignende Construction näher zu erklären, endlich aber auch meinen Widersachern und
allen Ungläubigen einen recht klaren Ueberblick zu verschaffen über den ganzen Plan,
der mir bei ihrer Erfindung vorschwebte, und über die Grundsätze, die mich dabei
leiteten.
Wenn andere Erfinder Röhrenkessel so construirten, daß entweder zu wenige
Röhrenreihen über einander lagen, wie Seguier, Gurney,
oder daß in Röhrenreihen von etwas größerer Anzahl die einzelnen Röhren sich
einander deckten und den Strom der Hitze von den zunächst über ihnen liegenden
abschnitten, wie an Perkins' letzten Erzeugern, oder nur
theilweise der Flamme dargeboten wurden, wie an Gillman's Kessel, so ist dieß eine Construction,
bei welcher die Röhren von der Hitze mehr oder weniger unvollkommen bestrichen
werden, bei der also viele Hitze aus dem Ofen ungenutzt verloren gehen muß. Daß ich
hier von Wasser ganz gefüllte Röhren, und zwar horizontal gelegte und keine
perpendiculär stehenden meine, darf ich wohl nicht erst besonders bemerken.Polytechn. Journal Bd. XXVIII S. 337
und f. Schon in meinem Hauptwerke habe ich erklärt und zu beweisen gesucht, daß die
Locomotivkessel und alle neuern Schiffskessel strenge genommen gar keine
Röhrenkessel genannt zu werden verdienen, da der Hauptzweck dieser Gattung Kessel
eine Verminderung ihres Durchmessers und Aufhebung ihrer voluminösen, als der allein
gefährlichen, Form ist, die an beiden Gattungen nicht realisirt wurde, weßhalb ihre
Röhren auch nur als eine Zersplitterung der frühern größern Feuerzüge angesehen
werden können.
Welcher unter diesen vorher angeführten Röhrenkesseln am wenigsten Anspruch auf
gehörige Application der Hitze machen könne, ist schwer zu bestimmen. Ich für meinen
Theil glaube, daß die beiden ersten Gattungen den vorliegenden Zweck am wenigsten
erreichen können; denn als wesentlich muß es erkannt werden, daß die Hitze alle
Röhren möglichst vollkommen, und zwar in allen ihren Theilen treffe. Dieß kann sie
bei der ersten Form aber nicht gut anders als allenfalls unter der Voraussetzung,
daß man sie zum größten Theil parallel mit den Wänden der Röhren streichen läßt,
zumal wenn die Röhren eine bedeutend größere Länge als der Feuerplatz besitzen. Wer
kann hier nämlich verhüten, daß, da die größte Hitze immer in dem obern Theile der
Züge eines Ofens streicht, und da, wo sie Raum hat, gerne strichweise zieht, nicht
bloß die obern Röhrenlagen in Anspruch genommen werden? – Es ist dieß dann um
so weniger zu verhindern, wenn der Querschnitt des Zuges, worin die Röhren liegen,
und welcher von der Summe aller Zwischenräume zwischen ihnen gebildet wird, größer
als derjenige seyn würde, welcher eben hinreicht, das Volumen der durch den Ofen
streichenden erhitzten Gase genau zu fassen. Man vergleiche hier Fig. 1 und 2, von denen Fig. 1 den
Quer- und Fig. 2 den Längsdurchschnitt einer solchen Röhrenheizungsvorrichtung
vorstellt. Hier wird unfehlbar die größte Hitze in dem Querschnitt a, b, c, d,
Fig. 1,
streichen, während sie sich vom Roste aus zwischen zwei punktirten Linien a, b, c, d,
Fig. 2, also
strichweise zum Schornstein bewegt, und daher werden in Fig. 1 nur die Röhren e, e, e, e theilweise, und zwar innerhalb der punktirten
Linien, gehörig in Anspruch genommen werden.In diesen großen Fehler verfällt auch der neue Kessel von le Gavrian und Farinaux in Lille (den man nebst deren Maschine im Bulletin de la Société d'Encouragement
pour l'industrie nationale, 1848, Augustheft S. 435 und
Septemberheft S. 574, daraus im polytechn. Journal Bd. CXI S. 241 beschrieben und
abgebildet findet), und zwar hier in einer um so größern Ausdehnung, als der
Querschnitt der Züge zwischen den Röhren der obersten horizontalen
Röhrenlage allein schon vollkommen hinreicht, die auf dem Roste entwickelte
Hitze aufzunehmen und nach dem Schornsteine zu leiten, die Züge zwischen den
untern Röhren also dabei gar nicht in Anspruch kommen, folglich auch die
untern Röhren, wenigstens der vom Roste entfernte Theil derselben,
unbedeutend geheizt werden dürften. Die Sache ist eben so schlimm, und noch schlimmer, wenn die Röhren gelegt
sind wie Gurney es thut, und wie ich sie in Fig. 4 im
Längsdurchschnitte des Ofens abgebildet habe, wo der Strom der Hitze nur die zwei
oberen Reihen a und b, und
zwar nur eine sehr kurze Strecke, von c bis d, in Anspruch nimmt, und dann gleich aus dem
Schornsteine e entweicht. Kann sie auf einem so kurzen
Wege, auf einen so kleinen Theil der Röhrenreihen, und in einem so kurzen Zeitraume angewandt, als
ihr Streichen durch einen solchen Ofen erfordert, vollkommen verwendet werden?Diese Anordnung hat überhaupt noch viele andere Fehler. Unter diesen will ich
nur folgende zwei Cardinalfehler anführen, und zwar1) den, daß die Hitze die Röhren am meisten da in Anspruch nimmt, sie völlig
umspült und fast senkrecht gegen sie stößt, wo diese eine fast senkrecht
aufsteigende Richtung annehmen. Da das Wasser aus so aufsteigenden Partien
enger Röhren, wie meine Erfahrung zeigt, und Hancock in seiner Narrative of twelve years
experiments (1824–1836) demonstrative
of the practicability and advantage of employing Steam carriages on
common roads schon nachgewiesen hat, am leichtesten ausgetrieben
wird, so wird hier leicht ein Trockenkochen der Röhren erfolgen, und eine
baldige Zerstörung derselben dann die Folge seyn.2) Die untere Röhrenlage ist zugleich Rost. So viel diese Einrichtung für
sich zu haben scheint, und so sanguin auch der erste Vorschlag, mit Wasser
gefüllte Röhren oder Roststäbe als Rosten anzuwenden aufgenommen wurde, so
hat doch die Erfahrung später bis zur Evidenz erwiesen, daß solche Röhren
und hohle Roststäbe erst recht schnell zu Grunde gehen. Ich machte die erste
Erfahrung über diesen Gegenstand schon vor beinahe 20 Jahren in Rostock, wo
die HHrn. Saniter und
Weber sich einen
Gall'schen Brennapparat verschafft hatten, der einen sonderbaren hölzernen
Kessel mit einem innern kupfernen Feuerkasten enthielt, durch den noch
kupferne Röhren gezogen waren, die auf beiden Enden in den Wasserraum des
Kessels mündeten, also Wasser enthielten, und von denen eine untere Reihe
den Rost bildete. In sehr kurzer Zeit waren sämmtliche zum Rost dienende
Röhren zerstört, und eine genauere Untersuchung ergab, daß sie ganz mit
Kesselstein ausgefüllt und verstopft waren, so daß kein Wasser mehr in den
innern Raum der Röhren hatte gelangen können. Bei der Gurney'schen untern und zum Roste dienenden Röhrenpartie haben
sich, wie ich bestimmt weiß, ähnliche Erscheinungen gezeigt.
Nicht viel besser als bei den oben angeführten Röhrenkesselanordnungen wird sich die
Sache da machen, wo man die Hitze zwar senkrecht zwischen einer gewissen Anzahl
Röhrenreihen durchtreten läßt, die Röhrenreihen aber so über einander schichtet, daß
die verschiedenen Röhren in einer senkrechten Linie liegen, also in den Reihen sich
decken, wie in Fig.
3 dargestellt ist. Hier wird die Hitze nur durch die senkrechten Züge
zwischen den Röhren streichen, und die horizontalen wenig oder gar nicht in Anspruch
nehmen, daher aber auch die untern Flächen der Röhren, die dem Feuer am günstigsten
zugewendet sind, gar nicht bestreichen. Durch die Pfeile habe ich den hier gemeinten
senkrechten Strich der Flamme bezeichnet. Er findet hier gleichsam nur in einzelnen
senkrechten Zügen statt, die Querschnitt genug für den Durchzug der erhitzten Gase
besitzen, und der Flamme keinen Zwang auflegen, andere für die gleichmäßigere
Erhitzung der Röhren günstigere Wege zu suchen. Die Hitze wird in solchen
senkrechten Zügen, wo ihr gar kein Hinderniß im Wege steht, schnell dem Schornsteine
zueilen, und die Röhren werden nur mit ihren Seitenwänden einen geringen Theil
derselben aufnehmen.
Gillman's Kessel will ich hier
weiter nicht berühren, da er nur mit halbgefüllten Röhren, deren obere Hälfte mit
Mauerwerk bedeckt ist, arbeitet, und, strenge genommen, nicht in diejenige Kategorie
der Röhrenkessel gehört, die wir hier im Auge haben, und die nach meiner in meinem
Hauptwerke ausgesprochenen Ansicht eigentlich allein nur Berücksichtigung verdient,
wenn von einer Construction die Rede seyn soll, die den bei möglichst vollkommenen
Röhrenkesseln vorgesteckten Zweck ganz erfüllen soll.
Wollte ich bei Erfindung meiner neuern Kessel alle die eben angeführten Klippen
vermeiden, so mußte ich andere Maßregeln ergreifen, die besser als die eben
bezeichneten zum Ziele führen. Es mußte meine Aufgabe seyn, eine gewisse Anzahl
Röhrenreihen so über einem Feuerplatze aufzustellen, daß die von demselben
aufsteigende Hitze alle Röhrenreihen, und zwar in allen ihren Theilen und möglichst
auf der ganzen Fläche der Röhren, wenigstens doch unten und zu den Seiten, wo die
Mittheilung der Hitze am größten ist, bestreiche, daß jeder Zug derselben längs der
Röhren und parallel mit ihren Wänden möglichst vermieden werde, die Hitze immer so
viel wie irgend thunlich im rechten Winkel auf die Wände der Röhren dirigirt, und
verhindert werde die Röhrenreihen zu schnell, wie in Fig. 3, zu durchlaufen;
daß ihr recht viele Hindernisse auf ihrem Wege entgegengesetzt werden, wodurch sie
jeden Augenblick eine andere Richtung in ihrer Bewegung anzunehmen gezwungen wird,
und daß diese Hindernisse durch die Röhren selbst gebildet werden (denn gerade an
diesen Hindernissen erfolgt der lebhafteste Absatz der Hitze); daß man dafür Sorge
trage, die Hitze in alle Zwischenräume zwischen den Röhren, welche die Züge bilden,
gleichmäßig zu vertheilen, und zu verhüten, daß sie irgendwo strichweise wirken
könne; daß endlich die Anzahl der Röhrenreihen über einander so bestimmt werde, daß
der Weg der Hitze zwischen den Röhrenreihen hindurch eine solche Ausdehnung gewinne,
daß diese eine möglichst vollkommene Absorption derselben von Seiten der Röhren
garantire.
Daß ich alle diese Punkte bei meinem neuesten Kessel treu befolgt habe, wird man
nicht in Abrede nehmen können. Die eigenthümliche Stellung meiner RöhrenreihenIch mache durchaus keinen Anspruch auf Erfindung einer solchen Stellung der
Röhren. Gurney hat, wie Fig. 4 zeigt,
schon etwas ähnliches, wenngleich ich schon früher als er darauf Rücksicht
nahm, und die Idee dazu mit allen ihren Vortheilen und Mängeln verfolgte.
Mein Verdienst dürfte nur darin bestehen, diese eigenthümliche Stellung und
ihre Vortheile erst recht aus Licht gezogen, geprüft und gewürdigt, und ihre
Nothwendigkeit und ihr Gewicht besonders hervorgehoben zu haben. Auch habe
ich diese Röhrenstellung wohl erst in derjenigen Ausdehnung und
Röhrenreihenzahl angewandt, als sie jetzt in meinen Kesseln besteht, und
diese Ausdehnung erst bestimmter motivirt, sowie für eine einer solchen
Röhrencombination entsprechende Ofen- und Feuerungsanlage, und eine
zweckmäßige und einem höhern Drucke mehr entsprechende Verbindung derselben
mit dem übrigen Kessel und seinen eigenthümlich construirten und
zusammengesetzten Theilen gesorgt. über einander, wobei die Röhren der folgenden Reihe immer in den Zwischenraum der ersten
fallen, ist durchaus geeignet die Hitze an die Röhren zu drängen, und sie möglichst
im rechten Winkel gegen ihre Wände zu leiten. Vergleicht man bei diesem Gegenstande
Fig. 5, so
wird man finden, daß die in der Richtung der Pfeile aufströmende Hitze senkrecht
gegen den Boden der Röhren anstoße, da aber, wo sie nicht genau senkrecht auf
dieselben trifft, in demselben Winkel von diesem wieder abpralle und rechtwinkelig
gegen irgend eine Partie der Seitenwand des nächsten Rohres stoße. Ich kann in
dieser Weise mir eine Menge paralleler senkrechter Strahlen der Hitze auf die
unterste Röhrenreihe wirkend vorstellen, die in allen möglichen Winkeln von dem
einen Rohre abprallen und auf das folgende Rohr, und zwar gegen irgend einen Theil
seiner Wände in einer möglichst rechtwinkeligen Richtung treffen.Man vergleiche hier das, was ich in meinem Hauptwerke: die
Hochdruckdampfmaschine Seite 317 über diese Vorzüge und Erscheinungen gesagt
habe. Daß bei einem solchen Vorgange eine wirbelnde Bewegung in den Schichten der
Hitze zwischen den Röhren entstehen müsse, die theils ein inniges Anschließen dieser
an die Röhren, theils ein vollkommenes Mischen ihrer einzelnen Schichten, der
heißern und der an den Röhren bereits abgekühlten, theils ein wohlthätiges Aufdämmen
derselben zwischen den Röhren, und ein fortwährendes Hinderniß ihrer zu schnellen
Bewegung, und dadurch eine mehr gleichmäßige Vertheilung derselben zwischen alle
Röhrenreihen und einzelne Röhren bewirkt werde, ist klar. Dieses Resultat ist aber
ganz das bei einem zweckmäßigen Röhrenkessel zu erreichende. Bei meinen Kesseln wird
es durch die Hitzevertheilungsplatte aber überdieß möglichst sicher gestellt. Diese
Platte ist um so nothwendiger da, wo die den Heizraum der Röhren endlich verlassende
Hitze nach irgend einer von der senkrechten Richtung abweichenden hingeleitet, oder,
in einen senkrechten engen Canal zusammengezogen, in den Schornstein geführt wird.
Welchen wohlthätigen Aufenthalt der Strom der Hitze durch die verschiedenen
Röhrenreihen von Seiten der von mir gewählten Stellung der Röhren gegen einander
erleide, hat die von mir gemachte Erfahrung sattsam bewiesen, daß nach Anordnung von
weitern Zwischenräumen zwischen den Röhren und Röhrenreihen eine größere Anzahl der letztern nöthig
wurde, um den zu schnellen Abzug der Hitze in den Schornstein und eine daraus
hervorgehende unvollkommene Absorption derselben zu verhüten.Man lese hier noch das in diesem Journale Bd. CXII S. 87 in der Note Gesagte.
Da die Ofenwände des Heizraumes verhältnißmäßig zur Heizfläche der Röhren
hinsichtlich ihrer Ausdehnung sehr zurücktreten, so wird an dem Ofen meiner Kessel
viel weniger Hitze verloren gehen, als bei irgend einem andern Kessel, vorzüglich
den ältern kofferförmigenDie Engländer pflegen sie auch waggonförmige zu nennen., die in Soho noch immer die vorwaltenden bei den Watt'schen Maschinen sind, und bei welchen die Wände der Züge meist die
Flächengröße der Heizfläche haben, diese sogar oft noch daran übertreffen. Es ist
dieß auch ein Umstand, der einige Berücksichtigung verdient. Jedoch muß ich
bemerken, daß das Verhältniß sich immer weniger günstig stellt, von je kleinerer
Wirkung die Kessel sind. Bei Schiffskesseln ist auch die kleine Oberfläche, die sie
im Verhältniß zur Feuerberührungsfläche der äußern Luft darbieten, zu
berücksichtigen. Sie dürften hierin alle übrigen Kessel überragen, ein Umstand, der
um so wichtiger erscheint, als man in neuerer Zeit durch Versuche gefunden hat, daß
das Ausstrahlen der Wärme aus der äußern der Luft dargebotenen Oberfläche solcher
Kessel viel bedeutender sey als man früher glaubte, und da der dadurch entstehende
Wärmeverlust natürlich um so größer erscheinen muß, je weniger diese Fläche durch
schlechte Wärmeleiter gegen die äußere Luft geschützt wird, und je höher ihre
Temperatur (z.B. wie beim Dampfe von höherm Drucke) ist.
Eine ganz vorzügliche Lichtseite meiner Kessel ist aber endlich noch die, daß man es
vollkommen in seiner Gewalt hat, durch Vermehrung der Röhrenreihen über einander es
zu jeder Zeit dahin bringen zu können, unter Mitwirkung aller obengenannten Umstände
die Absorption der Hitze von Seiten der Röhren vollkommen bis zur Temperatur des
Kessels oder der in ihm enthaltenen Dämpfe herunter, folglich so weit nach den
Gesetzen der Mittheilung der Wärme zwischen zwei verschiedenen Körpern überhaupt nur
möglich ist, beschaffen zu können. Eine leitende Regel für die in dieser Beziehung
zu nehmenden Maßregeln findet man hier leicht, wenn man durch ein Thermometer die in
den Schornstein
tretende Hitze prüft; denn daß man nur auf dem Wege der Versuche hier ganz zu einem
erfreulichen Ziele kommen könne, leuchtet ein. Aber gerade aus diesem Grunde sind
anfängliche Mißgriffe hier auch um so mehr zu entschuldigen, und können dem Principe
der Kessel nicht zur Last gelegt werden. Welcher Gewinn aber, hier ein so vollkommen
zureichendes bequemes Mittel in Händen zu haben, um in Beziehung auf möglichste
Absorption der Hitze jeder Anforderung entsprechen zu können! Von welchem andern
Kessel ließe sich das in dem hier bezeichneten Umfange sagen? – Kann hier
noch irgend ein Zweifel laut werden, daß durch meine Kessel nicht alle Hitze des
Brennmaterials im weitesten Umfange nützlich verwendet, und so der höchste Effect
davon erreicht werde? – Kann sie doch nirgends entwischen, findet sich außer
den Röhren doch nirgends irgend ein Ableiter für dieselbe. Und in einem wie kleinen
unbedeutenden RaumDer Heizraum des Kessels für die Revaler Maschine, als desjenigen Raumes, in
welchem sämmtliche Siederöhren liegen ist nur 6 Fuß lang, 2 1/2 Fuß breit
und 4 Fuß hoch. Ein so unbedeutender Raum enthält also die ganze
Feuerberührungsfläche dieses Kessels, die eine Gesammtausdehnung von 306
Quadratfuß besitzt. kann hier eine so vollkommene Wirkung erzielt werden, wie intensiv, wie
concentrirt muß die Hitze hier wirken! Ist sie doch größtentheils, wenigstens bei
den untersten Röhrenreihen, eine strahlende zu nennen, die unmittelbar nach ihrer
ersten Entwickelung wirksam wird, bevor sie noch irgend einen nachtheiligen Abzug
erlitten hat, noch irgend wie in ihrer ersten Wirkung geschwächt ist, und daher auch
von Rob. Stephenson als besonders wirksam befunden
wurde.Siehe mein Hauptwerk Seite 316. Hr. Nep. Steinle will (polytechn. Journal
Bd. CVIII S. 406) zwar diese
Erfahrung Stephenson's
durch directe Versuche wieder umgestoßen haben, aber aufrichtig gesagt,
scheinen mir manche seiner Folgerungen aus den Versuchen, und manche seiner
Berechnungen etwas gewagt zu seyn. Daß die erste strahlende Hitze in den
Locomotivkesseln fähig sey, mehr Wirkung hervorzubringen,
als die in den Röhren fortstreichende, scheint mir zu naturgemäß, als daß
sich etwas dagegen sagen ließe. Hat Hr. Stephenson die Wirkung der strahlenden
Hitze auch zu bedeutend gefunden, so mag Hr. Steinle sie vielleicht ebenso viel zu
schwach annehmen. Die Wahrheit liegt gewiß in der Mitte. Vielleicht daß die
engen Wasserkammern um die Feuerbüchse der Locomotivkessel herum einen Theil
der Schuld tragen, daß die Verdampfung hier nicht so stark war, als Stephenson sie fand, und daß man einen zu starken
Hitzgrad anwandte, wodurch das Wasser in den Wasserkammern zu sehr
zersplittert, und theilweise aus denselben ausgetrieben wurde, und so nicht
gehörig verdampfte. Daß so etwas gewöhnlich in diesen Kammern vorgehe,
scheint diejenige Erfahrung zu bestätigen, daß eiserne Feuerkästen immer
schnell zu Grunde gehen, und die Feuerkästen durchaus von starkem Kupfer
angefertigt werden müssen.
Aber auch hoher Schornsteine bedürfen meine Kessel nicht. Weil keine weitläuftigen
Ofenzüge nöthig sind, sondern die Hitze nur einzig den Heizraum zu durchwandern hat,
der in den Zwischenräumen zwischen den Röhren ein hinreichend großes Areal für ihren
Durchzug darbietet, weil dieser Heizraum mit seinen Röhren keine kürzern oder
längern horizontalen Züge mit verschiedenen Krümmungen macht, sondern senkrecht
aufsteigt, also einer Richtung folgt, der die Hitze am liebsten nachgeht, so findet
sich schon ein hinreichender Zug in demselben, wenn er oben ganz offen ist, und
alles Schornsteins entbehrt.
Für gewöhnlich ist jedoch eine solche Anordnung nicht auszuführen, sondern es müssen
Schornsteine gebaut werden, die indessen nur in dem Falle, wenn der letzte Zug des
Ofens von dem Heizraum aus unter dem Recipienten sich seitwärts wenden, oder von da
gar an der Seitenwand des Ofens noch wieder absteigen muß, um in den Schornstein zu
gelangen,Sowohl in dem Hummel'schen Kessel in Berlin als in
dem Revaler findet dieser Fall statt, indem dort schon alte Schornsteine
bestehen und die Verbindung mit demselben anders nicht gut zu machen
war. von einiger Höhe anzurathen sind. Wie sehr meine Kessel in dieser Beziehung
die Locomotivkessel und alle ihnen ähnlichen Kessel überragen, dürfte nicht schwer
zu begreifen seyn.
Wird doch bei diesen das Areal desjenigen Zuges, der durch den Kessel führt, und
dessen Querschnitt von der Summe aller Querschnitte der Oeffnungen der ringförmigen
Keile, womit die Röhren eingenietet werden, dargestellt wird, so klein und die
Reibung der erhitzten Gase in den engen Röhren so groß, daß bei ihnen ein
natürlicher Zug gar nicht anwendbar ist, sondern andere kräftige Mittel angewandt
werden müssen, um einen künstlichen Zug hervorzurufen, und dürfen dieserhalb die
Locomotivkessel auch nur mit gewissen theuren Brennmaterialien, z.B. Kohks, geheizt
werden, während meine Kessel, wie mich die Erfahrung hinreichend überzeugt hat, bei
Anwendung aller verschiedenen Sorten derselben, selbst der schlechtern, gehörig
ihren Dienst thun.Außer Kohks wird vorzüglich nur Holz noch zur Heizung der Locomotiven
verwandt. Auf der München-Augsburger-Bahn soll man auch eine
Heizung mit Torf möglich befunden haben. Die neuern Schiffskessel werden
zwar mit Steinkohlen geheizt, ihre Siederöhren sind aber viel weiter als die
Locomotivröhren, gewöhnlich drei Zoll weit, enthalteneothalten daher mehr als den doppeltin Querschnitt dieser. Meine Kessel
heitzen sich vorzüglich gut mit Torf; derjenige meines Etablissements
arbeitet damit, und selbst der Kessel unseres Schiffes ist im letzten Sommer
damit geheizt worden. Schon dieser Umstand allein sichert ihnen für alle Zeiten einen Vorzug vor
den Locomotivkesseln, und allen den nach ihrem Principe gebauten Kesseln, und schwerlich dürfte
Jemand auftreten können, der, er mag mein Widersacher oder Freund seyn, denselben
wegzudisputiren im Stande ist.
Also die Anordnung und Stellung der Röhren meiner Kessel und die Weise, wie sie
geheizt werden, um eine möglichst schnelle Absorption der Hitze zu bewirken, ist
kein bloßes eitles Project, hinter dem grünen Tische geboren, sondern die Frucht
eines langen Nachdenkens, eines gründlich durchdachten Planes, durch viele Versuche
im Kleinen und Großen erprobt und als richtig und wahr erkannt. Reißet ihr Zweifler
daran, so viel ihr wollt, regt das gewerbtreibende Publicum so sehr dagegen auf, als
es euch beliebt, ihr werdet mir mein bißchen Verdienst nicht verkümmern, ihr werdet
den Samen den ich ausgestreut, nicht ersticken; er wird aufgehen zu meiner Freude
und Genugthuung, und geht er erst auch dann auf, wenn ich nicht mehr bin, er wird
aufgehen, und mein Name wird dann nicht vergessen werden, er wird um so weniger
gering geachtet werden, je mehr er von euch verkleinert wurde. Versucht nur, was ich
euch empfehle, dem ich so laut so warm das Wort rede, nicht aus Stolz und Eitelkeit,
sondern weil mir ein wahrer segensreicher Fortschritt so sehr am Herzen liegt, weil
ich wünsche, daß mein freudiger Drang, mich nützlich zu machen, nicht in meinem
Herzen klanglos verhallen möge, sondern zur Wirklichkeit führe.
Wie gesagt, versucht nur, was ich empfehle, so umständlich euch vorführe, und so
wissenschaftlich, als meine schwache Kraft es mir gestattet, euch zu beweisen suche,
und euch werden bald die Augen aufgehen, und ihr werdet mir die Hand reichen, und
ich werde sie versöhnt fassen und in meiner Freude, euch gewonnen zu haben, alles
Frühere vergessen. Vollendet dann, was ich unvollendet ließ, wozu mir die Kraft
gebrach, und ihr werdet euch dereinst, wenn ihr alles durchgeführt habt, belohnt
finden durch ein segensreiches Ende.
Und gesetzt nun, mein Kessel hätte endlich wirklich auch in Absicht auf eine
zweckmäßigere und vollkommnere Benutzung der Hitze keine Vortheile vor den bessern
oder besten Kesseln älterer und neuerer Bauart voraus, was würde daran gelegen seyn,
wenn er nur in diesem Punkte zu den besten der letztern gerechnet zu werden
verdient. Ist und bleibt er dann doch immer noch in Beziehung auf seine Benutzung
für Maschinen von höherm als dem gewöhnlichen Hochdrucke, ein weit zweckmäßigerer,
compendiöserer, einfacherer, Kosten und Gewicht ersparender und (was die Hauptsache
ist) gefahrloserer Kessel als diese, ein Kessel, der mit ihnen in jeder Beziehung
ruhmvoll den Kampf bestehen, die Sache für höhern Druck auf einen höhern und bessern
Standpunkt zu
stellen und die Anwendung der Hochdruckmaschinen auf immer größere Zwecke der
Civilisation befördern und immer weiter ausdehnen dürfte; dem es endlich vielleicht
vorbehalten bleibt, die Furcht des gewerbetreibenden Publicums vor den
Hochdruckmaschinen immer mehr und endlich ganz auszurotten. Daß er hiezu alle
Fähigkeit besitze, werde ich jetzt noch weiter auszuführen oft Gelegenheit
finden.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)