Titel: | Ueber die Gewinnung des metallischen Bleies aus schwefelsaurem Bleioxyd; von Prof. Schnedermann. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XCI., S. 441 |
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XCI.
Ueber die Gewinnung des metallischen Bleies aus
schwefelsaurem Bleioxyd; von Prof. Schnedermann.
Aus dem polytechn. Centralblatt, Januar 1850, S.
8.
Schnerdermann, über die Gewinnung des metallischen Bleies aus
schwefelsaurem Bleioxyd.
Zum Gebrauch in der Färberei und beim Zeugdruck werden bekanntlich verschiedene
essigsaure Salze, namentlich essigsaure Thonerde, auf die Weise dargestellt, daß man
die schwefelsauren Salze derselben Basen mit essigsaurem Bleioxyd niederschlägt. Als
Nebenproduct erhält man dabei in nicht unbeträchtlicher Menge schwefelsaures
Bleioxyd. Obgleich dieses Salz als Zusatz zu Bleiweiß und anderen Farbstoffen, zur
Töpferglasur u.s.w. benutzt wird, so können die Fabrikanten doch oft nur einen
kleinen Theil ihres Vorraths davon absetzen, und noch dazu nur zu verhältnißmäßig
niedrigen Preisen. Außerdem ist nur das reine schwefelsaure Bleioxyd für diese
Verwendungen geeignet, nicht dasjenige, welches bei Anwendung von rohem, d.h. mit
brenzlichen Stoffen gemengtem essigsaurem Bleioxyd gewonnen wird, weil dieses einen
Theil der brenzlichen Stoffe aufnimmt, und dadurch eine braune Farbe besitzt. Es
schien mir daher der Mühe werth, nach einem Verfahren zu suchen, aus diesem Product
das Blei als Metall auf ökonomisch ausführbare Art wieder zu gewinnen. Nach verschiedenen in dieser
Beziehung angestellten Versuchen bin ich bei dem folgenden Verfahren stehen
geblieben: das schwefelsaure Bleioxyd wird mit kohlensaurem Kalk (Kreide), Kohle und
Flußspath innig gemengt, und dieses Gemenge bis zum Weißglühen erhitzt. Dabei bilden
sich zunächst schwefelsaurer Kalk (Gyps) und kohlensaures Bleioxyd, welches letztere
dann durch die Kohle zu metallischem Blei reducirt wird. Da der schwefelsaure Kalk
bei der angewendeten Hitze nicht schmilzt, so würde das Blei sich nicht zu einem
Klumpen vereinigen, sondern zwischen der Gypsmasse vertheilt bleiben, wenn nicht
zugleich Flußspath zugesetzt würde. Dieser hat bekanntlich die Eigenschaft, mit
schwefelsaurem Kalk, wahrscheinlich durch Bildung eines leichter schmelzbaren
Doppelsalzes, beim Glühen zusammen zu schmelzen, und diese Wirkung soll er auch hier
ausüben und mit dem schwefelsauren Kalk eine leicht schmelzbare Schlacke bilden. Als
günstige Mengenverhältnisse haben sich herausgestellt: 8 Theile (lufttrockenes)
schwefelsaures Bleioxyd, 5 1/3 Theil Kreide, 1 bis 1 1/4 Theil Kohle und 3 Theile
Flußspath. Durch einstündiges Glühen eines solchen Gemenges in einem hessischen
Tiegel in einem gut ziehenden Windofen erhielt ich unten im Tiegel einen Klumpen von
metallischem Blei, welches vollkommen geschmeidig und schwefelfrei war. In der
darüber stehenden, etwas porösen Schlacke waren noch einzelne Bleikörner vertheilt.
Wurden diese durch Zerreiben und Schlämmen der Schlacke abgesondert, und dem
Bleiklumpen hinzugefügt, so war das Gewicht des Ganzen der Menge von Blei, welche in
dem angewendeten schwefelsauren Bleioxyd enthalten war, nahezu gleich, und also auch
die Ausbeute befriedigend. – Bei der wirklichen Anwendung dieses Verfahrens
im Großen dürfte dasselbe vielleicht am besten in einem Flammofen auszuführen
seyn.Man vergl. Trommsdorff's Verfahren das
schwefelsaure Blei mittelst Zink zu reduciren, im polytechn. Journal Bd CI S. 75.