Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wagner's
Verbindung der Spritzenschläuche mit den Metallstücken.
Hr. J. P. Wagner, Director der Gewerbe-Halle zu
Frankfurt a. M., beschreibt in seinem „Bericht über die Pariser
Gewerbe-Ausstellung“ folgende von ihm ausgehende Verbesserung
der Verbindung von Spritzenschläuchen mit den Metallstücken, wodurch die ungleiche
Bewegung im Schlauch vermieden und die Reibung vermindert wird; zudem gestattet sie
die Anwendung engerer Schläuche, welche der Gefahr des Berstens weniger unterworfen
sind.
Bei den gewöhnlichen Spritzenschläuchen steckt nämlich der eine Theil der messingenen
Schraubenverbindung etwa bis zur Hälfte in dem Schlauchende, und dieses ist mittelst
Schrauben und Bindfaden darauf befestigt; der Durchgang im Metall ist also viel
enger als der Schlauch, weßhalb das Wasser hier eine viel schnellere Bewegung machen
muß, was größere Reibung zur Folge hat. Die Verbindung ist aber auf folgende
verbesserte Weise herzustellen. Das messingene Verbindungsstück wird im Innern
conisch ausgedreht, d.h. nach der Mitte, wo beide Metallstücke zusammengeschraubt
werden, um etwa eine Linie weiter als an den Enden. Für diese erweiterte Mündung
wird nun ein messingener Ring hergestellt, etwa drei Linien breit, eine starke Linie
dick, und so weit, daß er, nachdem er von außen keilförmig abgedreht ist, bis in die
Mitte des Messingstücks paßt, aber nicht durchfällt. Hierauf zieht man das
Schlauchende von der engen Seite nach der weiten hindurch, erweitert dasselbe etwas
durch Hämmern bis der keilförmige Ring hineingeht, und zieht es nun in das
Messingstück zurück, in welchem es sich um so fester einkeilt, je stärker man
zieht.
Einen weitern wesentlichen Vortheil hat diese Verbindungsweise noch, daß beim
Aufhangen der Schlauche zum Trocknen alles Wasser ausfließt und dadurch Fäulniß an
der Verbindungsstelle verhütet wird.
Ueber einen Heber mit ununterbrochenem Ausfluß.
Hr. Andraud. welcher sich bekanntlich viel mit der
Anwendung comprimirter Luft zur Locomotion auf Eisenbahnen beschäftigt hat, schlägt
jetzt eine neue Anwendung dieses Agens vor. Sein Apparat besteht in einem Heber,
dessen zwei Schenkel nach oben gerichtet sind und wovon der längere an seinem
unteren Theil einen Strahl comprimirter Luft empfangt. Letzterer versetzt das Wasser
in schäumenden Zustand, daher es in diesem Schenkel über das Niveau des Reservoirs
steigt, an welchem der kurze Schenkel aufhört; nachdem das Wasser durch dieses
Mittel gehoben worden ist, kann man es wieder in das Reservoir zurückfallen lassen;
auf diese Art entsteht eine Kreisbewegung, welche so lange andauert, als die Luft
dem langen Heberschenkel in hinreichender Menge geliefert wird. (Comptes rendus, Novbr. 1849, Nr. 19.)
Speisung öffentlicher Badeanstalten mit dem warmen Wasser von
Dampfmaschinen.
In Städten, wo viele Dampfmaschinen in Gang sind, wird täglich eine Masse warmes
Wasser auf die Straße gegossen und geht also unbenutzt verloren. In Rouen wurde daher vom Oberingenieur v.
Saint-Leger der Vorschlag gemacht, dieses
Wasser in öffentliche Bäder und Waschanstalten zu leiten, deren sich dann die
Arbeiter gegen eine kleine Vergütung und die Armen umsonst bedienen könnten. Eine
solche für die Gesundheit dieser Classen so nützliche Anstalt käme nach Hrn. v.
St.-Leger's Berechnung in ihrer ersten
Errichtung auf nur 1500 Fr. und ihre Unterhaltung jährlich auf 2000 Fr. zu stehen,
welch letztere Summe sich aber durch den Ertrag decken würde. Für Paris wurde
derselbe Vorschlag schon vor mehr als 10 Jahren von Hrn. Chevallier gemacht. (Journal de Chimie
médicale, Oct. 1849.)
Cavé's kupferne Walzen für den Zeugdruck.
Der berühmte Maschinenfabrikant Cavé in Paris
verfertigt jetzt Walzen aus Rothkupfer nach einem neuen Verfahren, welche im
Vergleich mit den bisherigen mehrere Vorzüge besitzen.
Bekanntlich werden gegenwärtig die kupfernen Walzen zuerst geschmolzen und dann
ausgebohrt. Einige Fabrikanten gießen sie auch als kurze Stücke und ziehen sie dann
wie Draht aus.
Hr. Cavé schlug einen anderen Weg ein; es gelang
ihm das Rothkupfer gerade so zu schmieden, wie man jetzt das Eisen schmiedet.
Anfangs glaubte er auf diese Weise nur volle Walzen erzielen zu können; gegenwärtig
verfertigt er aber auch hohle Walzen mit der größten Leichtigkeit. Dieses Verfahren
gewährt mehrere Vortheile. Das Kupfer wird dabei gleichartiger gemacht, die Walzen
sind besser, kommen wohlfeiler zu stehen und man hat weniger Abgang. Hr. Cavé ist mit Recht der Ansicht, daß es für die
Zeugdruckereien am zweckmäßigsten wäre, jede kupferne Walze mit einer besonderen
eisernen Achse zu versehen. (Moniteur industriel, 1849
Nr. 1400.)
Ueber die Natur der Titanwürfel in den Hohofenschlacken; von
Prof. Wöhler.
Bisher glaubte man, daß die kupferfarbenen Würfel von Titan, welche man häufig in den
Hohofenschlacken beobachtet, metallisches Titan seyen; ich habe aber gefunden daß
sie eine Verbindung von Cyantitan mit Stickstofftitan sind; sie enthalten 18 Proc.
Stickstoff und 4 Proc. Kohlenstoff.
Schmilzt man diese Krystalle mit Kalihydrat, so erhält man Ammoniakgas. Erhitzt man
die Würfel in trockenem Chlorgas, so erhält man flüssiges Titanchlorid und einen
sehr flüchtigen Körper in schwefelgelben Krystallen, welcher eine Verbindung von
Titanchlorid mit Cyanchlorid ist.
Glüht man die Würfel in einem Strom von Wasserdampf, so zersetzen sie denselben unter
Entwickelung von Wasserstoffgas und Bildung von Ammoniak und von Blausäure. Die
zurückbleibende Titansäure hat die Krystallform des Anatas; sie ist künstlicher Anatas.
Es gelang mir auch die würfelförmigen Krystalle der Hohofenschlacken direct
darzustellen, indem ich ein Gemenge von Titansäure und Blutlaugensalz der
Nickelschmelzhitze aussetzte. (Comptes rendus, Novbr.
1849, Nr. 19.)
Ueber Zinkgelb und Zinkgrün; von Dr. Elsner.
Meine über Zinkgelb und Zinkgrün angestellten Versuche haben nachstehende Resultate
ergeben, die in technisch-chemischer Hinficht nicht ganz ohne Interesse seyn
möchten.
Ein recht schönes Zinkgelb wurde erhalten, indem zu einer kochend heißen Lösung von
chemisch reinem Zinkvitriol neutrales chromsaures Kali hinzugesetzt wurde
(doppelt-chromsaures Kali erzeugt bekanntlich keinen Niederschlag in einer
Lösung von Zinkvitriol). Der schöne gelbe Niederschlag wurde mit kaltem destillirtem
Wasser ausgesüßt, wobei jedoch durch anhaltendes Auswaschen fortdauernd das
Waschwasser sich gefärbt zeigte und die schöne gelbe Farbe des chromsauren
Zinkoxydes immer heller und heller wurde, ein Umstand, welcher der allgemeinen
Anwendung dieses sonst sehr schönen Farbe-Materials nicht günstig seyn
dürfte. Durch Vermischung von frischgefälltem Berlinerblau lassen sich zwar
verschiedene Nuancen von Grün hervorbringen, allein sie sind meistens stumpf und die
Farbentöne leicht durch Aussüßen veränderlich, was seinen Grund in der
Veränderlichkeit des chromsauren Zinkoxyds beim Ansüßen hat, eben so veränderlich
war die grüne Farbe, als gleichzeitig zu einer Lösung von gelbem blausauren und
neutralem chromsaurem Kali eine Zinkvitriol- und Eisenoxydlösung hinzugesetzt
wurde; hiebei tritt bisweilen der Fall ein, daß der grüne Niederschlag noch in der
Flüssigkeit eine ganz rostgelbe Farbe annahm, welche Erscheinung sehr wahrscheinlich
ihren Grund in der Bildung von chromsaurem Eisenoxyd hat, da bekanntlich
Eisenoxydlösungen durch neutrales chromsaures Kali mit rostgelber Farbe
niedergeschlagen werden.
Ein sehr schöner grüner Niederschlag entsteht durch Fällung einer Lösung von
neutralem chromsaurem Kali durch Kupfervitriol, allein auch diese schöne Farbe wird
schon zersetzt durch bloßes Aussüßen mit kaltem Wasser, welches fortwährend gelb
gefärbt abläuft, währenddem sich der Anfangs schön grüne Niederschlag immer mehr und
mehr blau färbt. Ein anderes Grün kann auch erhalten werden durch Mischung von
frischgefälltem gelbem chromsaurem Zinkoxyd mit Indigo-Carmin (Indigolösung
gefällt durch kohlensaures Kali); eine ganz unschädliche grüne Farbe wird
bekanntlich erhalten durch eine Mischung von Indigo-Carmin mit einem
wässerigen Auszuge von Saffran. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsbl., 1849 Nr. 18.)
Zusammensetzung eines böhmischen Glases.
Aus diesem Glase werden die berühmten Verbrennungsröhren zur chemischen
Elementaranalyse organischer Stoffe angefertigt. Diese Röhren lassen sich in dem
guten Feuer einer Glasbläserlampe ohne gar große Schwierigkeiten ausziehen und
schließen; sie verlieren selbst in starkem Kohlenfeuer, bei länger dauernden
Verbrennungen, ihre Form nicht, und zeigen sich gegen plötzliche und starke
Temperaturwechsel ziemlich unempfindlich.
Obschon in neuerer Zeit (vergl. Erdmann's und Marchand's Journal für prakt. Chemie, 1847, Nr. 12) eine
Analyse dieses Glases von Rowney bekannt gemacht worden
ist, so dürfte es doch für unsere Leser nicht ohne Interesse seyn. wenn wir eine
Zusammenstellung der bisher veröffentlichten Analysen dieses Glases geben.
Seine Zusammensetzung ist nach;
Rowney.
Berthier.
Dumas.
Gros.
Péligot.
Otto.
Kieselsäure
73,13
71,70
69,40
71,60
76,0
74,40
Thonerde
0,30
0,40
9,60
2,20
1,0
0,10 mit Fe₂O₃
Kalkerde
10,43
10,30
9,20
10,00
8,0
7,20
Eisenoxyd
0,13
0,30
–
3,90
–
–
Manganoxydul
0,46
0,20
–
0,20
–
–
Talkerde
0,26
–
–
2,30
–
–
Natron
3,07
2,50
–
–
–
–
Kali
11,49
12,70
11,80
11,00
15,0
18,50
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,27
98,10
100,00
101,20
100,0
99,80.
Verbesserung von Runge's Chromtinte.
Die von Runge (polytechn. Journal Bd. CIX S. 225) vorgeschlagene Tinte,
bestehend aus einer Abkochung von Blauholz, der man, so lange sie noch kochend heiß
ist, doppelt-chromsaures Kali zugemischt hat, empfiehlt sich dadurch vor der
gewöhnlichen Eisentinte, daß sie weder Gummi enthält, noch den Farbstoff in so
großer Menge wie diese abscheidet. Sie ist indessen mit einem großen Uebelstande
behaftet, der ihrer ausgebreiteten Anwendung im Wege steht, mit demjenigen nämlich,
meistens einige Zeit nach ihrer Darstellung dick zu
werden, nach Art der Sauermilch. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, dessen
wahrer Grund noch unbekannt ist, stellte Hr. W. Stein in
Dresden verschiedene Versuche ohne Erfolg an, bis er endlich aus den Gedanken kam,
der dick gewordenen Tinte einige Tropfen Sublimatlösung zuzusetzen (4 Gran
Quecksilberchlorid in Wasser gelöst aus 1 Flasche Tinte). Dadurch wurde dieselbe
nicht nur vollkommen flüssig (und blieb es seit einem halben Jahre) sondern ihre
Farbe auch rein schwarz, während sie früher nur tief indigblau war. (Polytechn.
Centralblatt, 1849 Liefer. 23.)
Aecht Schwarz auf Baumwolle mit Blauholzextract,
Knoppernextract und chromsaurem Kali.
Auf 10 Paar oder 20 Pfd. Baumwolle nimmt man 2 Pfd. Blauholzextract und 12 Pfd.
Knoppernextract, läßt diese im Kessel vermittelst Kochen auflösen und macht die
Lösung so kurz, daß man das Garn über die Hand durchnehmen kann, d.h. man macht von
der ganzen Lösung 7 Maaß Flüssigkeit, nimmt auf das erste Paar oder 2 Pfd. 2 Maaß
und dann auf jede folgende 2 Pfd. Baumwolle 1/2 Maaß nach. Man ringt das Garn bei
dieser Arbeit nicht zu hart aus, damit der Blauholz- und Knoppernextract
ziemlich aller darin bleibt.
Ist dieses geschehen, so löst man 1 1/2 Pfd. chromsaures Kali in Wasser, macht davon
14 Maaß Flüssigkeit und zieht das Garn, wie oben angegeben, über die Hand durch. Ist
es hier nun durchgenommen, so füllt man einen Kübel mit kaltem Wasser, setzt diesem
1 Pfd. salzsaures Eisen zu und bringt die obigen 20 Pfd. darauf, arbeitet einigemal
herum, nimmt sie heraus, zieht sie durch Wasser, ringt und färbt mit 1 Pfd. Blauholz
aus. (Bayer. Gewerbefr. Nr. 49.)
Gannal's
Verfahren die Gemüse behufs des Conservirens auszutrocknen.
Hr. Gannal übergab der französischen Akademie der
Wissenschaften Proben von Kohl, den er mittelst des Apparats ausgetrocknet hatte,
welchen er für die Zubereitung der in einem Herbarium aufzubewahrenden Pflanzen
anwendet (polytechn. Journal Bd. CXIV S.
307). Dieser Versuch, welcher auf Veranlassung eines Mitgliedes der Akademie
angestellt worden war, gelang vollkommen.
Hr. Gannal bemerkte, daß durch solche Gemüse, welche beim
Eintauchen in Wasser fast ganz die Consistenz wieder annehmen die sie in frischem
Zustande hatten und ihren Geschmack unverändert beibehalten, die Kost der Seeleute
bedeutend verbessert werden kann. (Comptes rendus,
Decbr. 1849, Nr. 23.)
August Hamilton's Branntweinbrennerei-Erfahrungen.
Die Erfahrung, daß der Erfolg ein ausgezeichneter ist, wenn sich Talent und
Kenntnisse eines Mannes auf einen einzigen Gegenstand concentriren, wird durch Hrn.
Hamilton aus Königsberg in vollem Maaße bestätigt.
Hr. Hamilton hat sich zum Gegenstande seines Studiums und
seiner Wirksamkeit ausschließlich die Branntweinbrennerei und die
Spiritusfabrication gewählt und in diesen Zweigen der landwirthschaftlichen Gewerbe
die Meisterschaft erlangt. Sein Studium der Brennerei ist ein vorzugsweise
praktisches gewesen, er hat die meisten Brennereien Deutschlands besucht, sich in
den Brennereien Belgiens, Frankreichs, Englands und Rußlands umgesehen, und man kann
sagen, er bringt noch jetzt, von Brennerei zu Brennerei reisend, den größten Theil
feines Lebens in Brennereien zu. Erklärlich ist es daher, daß Hr. Hamilton Alles, was in der Brennerei in neuerer Zeit in
Anwendung gekommen ist, auf das genaueste kennt; ihm ist kein Maischverfahren, kein
Gährungsmittel, keine Gährungserscheinung, kein Apparat fremd, er ist, mit Einem
Worte, ein Universallexison der Brennerei. Begabt mit klarem Verstande, hat sich Hr.
Hamilton einen außerordentlich richtigen praktischen
Blick erworben; er unterscheidet sogleich das Wesentliche von dem Unwesentlichen,
erkennt sogleich, was für den Erfolg von Wichtigkeit ist, was für die Wissenschaft
und die Praxis erhalten werden muß, nicht wieder verloren gehen darf. Wenn es
unbestritten ist, daß der Sachverständige fast in jeder Brennerei etwas lernen kann,
so ergibt sich von selbst, daß Hr. Hamilton, der nicht
Hunderte, sondern Tausende von Brennereien förmlich studirt hat, voll seyn muß von
einer Masse nützlicher Erfahrungen. Ich bin im Stande dieß aus eigener Erfahrung zu
versichern. Hr. Hamilton besucht mich gewöhnlich, wenn er
sich in hiesiger Gegend aufhält; ich erfahre stets etwas Neues von ihm, habe immer
Gelegenheit, mich über sein gesundes Urtheil zu freuen, und ich gestehe gern, daß
die Stunden, welche ich in Unterhaltung über Brennerei mit ihm zubringe, äußerst
lehrreich für mich sind.
Hr. Hamilton verwerthet bekanntlich seine Kenntnisse und
seine gesammelten Erfahrungen auf die Weise, daß er gegen ein Honorar die
Brennereien inspicirt, und die geeigneten Verbesserungen in Anregung bringt. Wenn
man berücksichtigt, was ich im Vorstehenden über ihn gesagt habe, so wird man
zugeben müssen, daß nach meinem Dafürhalten, Niemand mehr als er befähigt seyn kann,
den Zustand einer Brennerei auf die der Zeit entsprechende höchste Stufe der
Vollkommenheit zu bringen. Darin besteht aber eben, wie mich Hr. Hamilton mehr als einmal versichert hat, seine
vorzüglichste Wirksamkeit, nicht sowohl in der Mittheilung von Geheimmitteln, der
Art, wie sie so häufig von umherreisenden Charlatans für schweres Geld den
Fabrikanten verkauft werden. Hr. Hamilton erkennt beim
Durchwandern der verschiedenen Localitäten der Brennerei und beim Ueberschauen des
gesammten Betriebes mit einem sachkundigen Auge sofort, was Noth thut, wo Fehler
begangen werden, wo Nutzenschaffendes unterlassen ist. Daß er sich überdem im Besitz
einer ganzen Reihe sogenannter Geheimnisse befindet, mag zum Ueberfluß noch
hinzugefügt werden. So liegt mir ein Zeugniß des berühmten Koelle von diesem Jahr vor, in welchem derselbe hervorhebt, daß ihm das
künstliche Gährungsmittel, welches er, sowie das Verfahren, dasselbe schnell und
stets gut und kräftig darzustellen, von Hrn. Hamilton
mitgetheilt erhalten habe, noch unbekannt gewesen sey.
Hr. Hamilton hat mich ersucht, mein Urtheil über ihn,
welches er als ein günstiges kannte, öffentlich auszusprechen, und da er glaubt, daß
ihm die Veröffentlichung von Nutzen seyn werde, so hielt ich dafür, daß mir die
Verpflichtung obliege, seinen Wünschen nachzukommen. Ich meine, die empfehlenden
Zeugnisse von Fabrikanten, welche er vorzulegen vermag, werden ihn bei andern
Fabrikanten am besten empfehlen.
Schließlich will ich noch bemerken, daß Hamilton einen
Theil seiner Erfahrungen in einem Werke niedergelegt hat, welches den Titel führt:
August Hamilton's
Branntwein-Brennerei-Erfahrungen. Es ist als Manuscript gedruckt und
bei Otto Spamer in Leipzig in Commission gegeben. Man
braucht nur das Inhalts-Verzeichniß desselben durchzulesen, um zu erkennen,
wie viel Nützliches den Brennereibesitzern darin geboten wird.
Braunschweig, den 21. Novbr. 1849.
Dr. Otto,
Professor.
Ueber das Schmelzen von Stearin aus Hammeltalg.
Hr. H. Rose hat der Akademie einige Beobachtungen
mitgetheilt, welche Hr. W. Heintz beim Schmelzen von Stearin
aus Hammeltalg gemacht hat.
Wenn man aus Hammeltalg dargestelltes und durch sechs- bis achtmalige
Krystallisation aus der ätherischen Lösung gereinigtes Stearin in ein
Capillarröhrchen einschließt und in einem Wasserbade erhitzt, so schmilzt es
scheinbar bei 51–52° C., indem es vollständig durchsichtig wird.
Sobald die Temperatur höher steigt, wird es opalisirend und erreicht bei etwa
58° C. seine frühere Undurchsichtigkeit fast vollkommen wieder. Endlich, wenn
die Temperatur auf 62–62 1/4° C. gestiegen ist, schmilzt das Stearin
vollkommen. Taucht man dagegen ein dünnes Blattchen nach dem Schmelzen wieder
erstarrten Stearins in Wasser von 52° C. Temperatur, so behält es, ungeachtet
es gänzlich durchsichtig wird, dennoch seine Form vollständig bei. Hieraus folgt,
daß das Stearin aus Hammeltalg bei 51–52° C. zwar durchsichtig, aber
dennoch durchaus nicht flüssig wird. Die Erklärung dieser sonderbaren Erscheinung
behält sich Hr. Heintz für eine spätere Mittheilung vor.
(Ber. der Berliner Akademie.)
Chinesisches Verfahren den Thee grün zu färben.
Von den Chinesen ist über ihre Industrie die Wahrheit schwer zu erfahren. Folgendes
Verfahren den Thee zu färben, wird jedoch von einem Zeugen mitgetheilt, welcher in
Wheychou, dem berühmten District für grünen Thee, es mit anzusehen Gelegenheit
hatte. – Der Oberaufseher der Theeverfertiger besorgte das Färben persönlich.
Er brachte zuerst eine Portion Indigo in eine Art Mörser und zerrieb ihn zu einem
feinen Pulver. Hierauf brannte er eine Quantität Gyps in den Kohlenfeuern, welche
zum Rösten des Thees dienten. Vom Feuer genommen, fiel der Gyps sogleich zusammen
und wurde dann in einem Mörser zu Pulver gestoßen. Nun wurden 3 Thle. Indigo und 1
Thl. Gyps mit einander zu einem hellblauen Pulver vermengt, welches als Färbemittel
während der letzten Röstung auf den Thee aufgetragen wird. Der Chinese bedient sich,
da er keine Uhr hat, um sich mit seiner Arbeit nach der Zeit zu richten, einer
Weihrauchstange, von welcher er genau weiß, wie lange sie brennt. Etwa fünf Minuten,
ehe der Thee aus der Pfanne kam, streute der Oberaufseher mit einer kleinen
Porzellanspatel eine Portion der färbenden Substanz über den Thee in der ersten
Pfanne; so verfuhr er auch mit den übrigen und die Arbeiter rührten den Thee mit den
Händen rasch um, um die Farbe recht zu verbreiten.
Von der Farbesubstanz kommen auf 14 1/2 Pfd. Thee mehr als 1 Unze. Es ist kaum zu
zweifeln, daß auch oft Berlinerblau statt Indigo angewandt wird. Fünf Minuten,
nachdem die Farbsubstanz in die Pfanne gebracht wurde, ist der Zweck schon erreicht.
Vor dem Herausnehmen des Thees legte der Oberaufseher eine Handvoll desselben aus
jeder Pfanne auf eine Platte und untersuchte am Fenster, ob die Farbe eine
gleichmäßige sey; bisweilen weichen die Proben etwas von einander ab, wo dann noch
etwas Farbe zugesetzt und der Thee etwas länger in der Pfanne gehalten werden
muß.
Ich konnte mich, sagt der Berichterstatter, des Gedankens nicht entschlagen, daß der
Geschmack derjenigen, welche diese gefärbten Theesorten den natürlich grünen
vorziehen, wenn sie dieser Operation, von welcher die Hände der Arbeiter ganz blau
gefärbt wurden, zugesehen hätten, ein besserer geworden wäre. Die Chinesen haben
keinen andern Grund den Thee zu färben, als daß das Vorurtheil der westlichen Völker
ihn so will. (Edinburgh new philosophical Journal,
Juli–October 1849.)
Zweckmäßige Vorrichtung zum Befestigen der Binden um den
Hals.
Es handelt sich um die Binden oder Schlipse für Männer, welche entweder an den Hemden
oder Shawls hinten seither geschnallt, gebunden oder geknüpft wurden. Die neue Art
ist eigentlich ein Knöpfen, aber in sinnreicher Anordnung. An die Binde ist nämlich
ein schmaler Streif Band von irgend einem Stoffe aus Ende befestigt, aus welchem
sich in einer Reihe eine Anzahl halbmondförmiger Knöpfchen aufgenäht befinden. Man
hat nun nichts weiter zu thun als diese mit Knöpfchen besetzte Binde durch das
Knopfloch oder durch eine Schlinge am andern Ende der Binde hindurchzuziehen, wo
sich dann irgend ein Knöpfchen mit seiner halbrunden Seite in das Loch einhängt und
die Binde festhält. Es begreift sich, daß man die Binde mit einem Zuge fester und
lockerer machen kann wie man will. (Deutsche Gewerbezeitung, 1849 Nr. 91.)
Ueber das Schneiden der Kühe.
In Amerika hat man zuerst versucht die Kühe zu schneiden, und zwar mit gutem Erfolg;
das Verfahren verbreitete sich daselbst vom J. 1832 an. In England, Deutschland und
der Schweiz fand es bald Nachahmung; in Frankreich machte der Veterinärarzt Charlier von Reims den Versuch damit an zwei Kühen zu
Brognon, und gewann nach vielen Aufopferungen endlich die Anerkennung der
Sachverständigen. Diese Operation sagt Hr. Leuschenring
in einem Berichte darüber, ist nicht so gefährlich wie viele andere, eben so gewagte
(z.B. das Anstechen der Pansen), die von Leuten vorgenommen werden, welche von der
Thierarzneikunde gar nichts verstehen; fünf Minuten genügen zum Ausnehmen der
Eierstöcke und eben so viele zum Zunähen. Zu häufig darf die Operation natürlich
nicht vorgenommen werden; vorzüglich eignet sie sich für die Nähe großer Städte, wo
die Milch eines der wichtigsten Nahrungsmittel ist, wo es nicht viel Weideplätze
gibt, das Futter also zu theuer ist, um viel Vieh ziehen zu können. Das Fettwerden
der Kühe nach dem Schneiden ist erwiesen; sie geben dann mehr und besseres Fleisch.
Die geschnittene Kuh gibt 1 1/2 Jahre lang so viel Milch als zur Zeit des
Schneidens; der Unterschied beträgt jährlich 880 Liter. und die Milch enthält über
1/3 mehr Käse und Butter. Lalouette. (Moniteur industriel, 1849 Nr. 1392.)