Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. , S. 314 |
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Miscellen.
Miscellen.
Gutachten des Oberbaurathes Lerch,
des Ingenieurs Wernher und des Architekten Fink, über zwei von dem Schlossermeister J. Hauff
jun. erfundene Vorrichtungen zum Selbstzugehen der
Thüren.
Die bis jetzt angewendeten Vorrichtungen zum Selbstzugehen der Thüren bestehen
bekanntlich theils in Gewichten, welche über Rollen laufen und die Thüren zuziehen,
theils in Federn, welche neben den Thürverkleidungen angebracht sind und die Thüren
zudrücken, wenn sie geöffnet worden; theils (wie neuere Vorrichtungen) in
Kautschukbändern oder Federn, welche in Hülsen, denen der Perspective ähnlich,
befestigt sind, wobei die eine Hülse an die Thür, die andere an das Thürfutter
geschraubt wird und welche die Thüren ebenfalls beiziehen, wenn dieselben aus dem
geschlossenen Zustand gebracht werden.
Die erste von Hauff erfundene
Vorrichtung unterscheidet sich wesentlich von den seitdem angewendeten; sie ist
durchaus neu, dabei äußerst sinnreich und einfach. Die Wirkung dieser Vorrichtung
besteht darin, daß die Thür durch das Aufmachen in ihren Bändern (etwa 1/2 bis 3/4
Zoll) gehoben wird und durch ihr eigenes Gewicht den Rückgang bewirkt. Hr. Hauff wendet, um die Thür zu heben,
einen einfachen Eisenstab von 15–25 Zoll Länge an, welcher der Art in eine an
den Fußboden und an die Thür geschraubte eiserne Pfanne eingesetzt wird, daß er bei
geschlossener Thür eine geneigte Lage gegen letztere hat. Wird die Thür geöffnet, so
nimmt der Eisenstab eine mehr senkrechte Stellung an und hebt hierdurch die Thür.
Läßt man die Thür los, so sucht dieselbe wieder ihren Ruhepunkt auf den Banddornen
und fällt, von dem Eisenstab geleitet, zu.
Die zweite von Hrn. Hauff angewendete Vorrichtung soll früher schon
an anderen Orten gebraucht worden seyn; dieselbe besteht darin, daß zwei (etwa 12
Zoll lange) Hebelarme, von welchen der eine seinen Stütz- und Drehpunkt an
der Thür, der andere an der Wand hat, durch ein Scharnier mit einander verbunden und
an dieser Stelle mittelst eines Gewichts belastet sind. Wird die Thür aufgemacht, so
nähern sich die Drehpunkte der Hebelarme, wodurch sich letztere gerader aufstellen
und das Gewicht heben. Wird die Thür in geöffnetem Zustande von der Hand nicht mehr
gehalten, so zieht das Gewicht die Hebelarme wieder nieder, entfernt hiermit deren
Drehpunkte und drückt die Thür zu.
Ein Vergleich aller bis jetzt bekannter Vorrichtungen zum Thürzumachen muß die erste von Hrn. Hauff erfundene Vorrichtung als die sinnreichste, einfachste und
wohlfeilste erkennen lassen. Uns scheint diese erste Vorrichtung des Hrn. Hauff zum Selbstzumachen der Thüren
folgende Vortheile vor den übrigen zu bieten:
1) Das Oeffnen der Thüren geschieht ohne merkliche Widerstandsvermehrung. Bei den
Gewichtszügen, Federn etc. ist dieß nicht der Fall, es müssen hier die Gewichte oft so schwer oder die
Federn so stark gemacht werden (wenn sie ihren Dienst thun sollen), daß durch das
Anbringen dieser Vorrichtungen der Widerstand, welchen das Oeffnen der Thür bietet,
sehr fühlbar vermehrt wird.
2) Das Bestreben der Thür, in geöffneter Lage zuzufallen, ist nahe dem Verschluß
größer als bei weiter Oeffnung, daher diese Vorrichtung auch dann noch ihren Zweck
erfüllt, wenn die Thür nur sehr wenig (einige Zoll nur) geöffnet wurde. Bei den
anderen, namentlich den Hebel- und Federvorrichtungen, ist dieß gerade
umgekehrt der Fall; diese äußern nämlich da am meisten Kraft, wo dieselbe am
wenigsten erforderlich ist.
3) Die Vorrichtung ist überall anwendbar und versperrt keinen Platz, was von den
Feder- und Hebelvorrichtungen nicht gesagt werden kann, da diese immer, wenn
sie wirksam seyn sollen, hinter der Thür noch einigen Raum erfordern.
4) Die Thürbänder werden sehr geschont, denn sie tragen die Thür nicht mehr, sie
führen sie nur.
5) Da die Thüren während des Aufgehens in ihren Bändern gehoben werden, so gleiten
sie über Fußteppiche, Unebenheiten des Fußbodens etc. weg und schließen dennoch
vollkommen.
6) Durch das Anbringen dieser Vorrichtung wird mancherlei Mißständen zugleich
abgeholfen, so z.B. wenn die Thür sich in dem Band gesetzt hat, wenn eine Senkung
des Fußbodens, der Thürwand etc. stattgefunden hat und die Thür nun beim Aufmachen
den Fußboden streicht oder gar das Bestreben hat, umzuschlagen.
7) Es ist die billigste Vorrichtung, denn sie kostet lackirt nur 1 Fl. 12 Kr.
Die zweite von Hrn. Hauff gefertigte Vorrichtung für das
Thürzumachen (die Hebelvorrichtung mit Gewicht) bietet dieselben Vortheile und
dieselben Nachtheile, wie die älteren bekannten Einrichtungen. Sie erfüllt ihren
Zweck, wenn man sie so anschlagen kann, daß der Drehpunkt an der Wand 7–8
Zoll von der Thür entfernt bleibt. Hr. Hauff fertigt auch diese Vorrichtung, welche freilich theurer kommt
als die erste, in mehr und weniger eleganter Form an.
Beide Vorrichtungen sind bei Hrn. Hauff stets im Vorrath vorhanden.
Wir wünschen nach vorstehenden Gründen insbesondere der ersten
Hauff'schen Vorrichtung die allgemeinste
Verbreitung, welche ihre Zweckmäßigkeit verdient. (Gewerbeblatt f. das Großh.
Hessen, 1849, Nr. 42.)
Vorrichtungen um Thüren zu schließen, welche nach innen und
außen sich öffnen und mittelst Federn stets nach der Mitte zurückgebracht werden;
von Peudenier in Paris.
Solche Vorrichtungen – welche von Peudenier in
Paris rue St. Honoré Nro. 365, für die letzte
Industrie-Ausstellung geliefert wurden – haben bis jetzt weniger
Eingang gefunden, als namentlich für die Thüren der Versammlungslocale zu wünschen
wäre. Eine Hauptursache, welche davon abhielt, liegt in dem zu baldigen Erlahmen der
Feder, wodurch nach längerem Gebrauche die Thüre nach mehrmaligem Hin- und
Herschwanken sich nicht mehr in der Mitte einstellt und Spalten entstehen, durch
welche Kälte und Zugluft eindringen. Diesem Uebelstande hat Renaud auf einfache Weise abgeholfen und zugleich auch das Hin- und
Herschwanken beseitigt, so daß die Thüre niemals über die Mitte hinausgeht. In der
Thüre befindet sich nämlich ein Einsteckschloß mit schließender Falle (das heißt der
Riegel wird durch eine Feder stets herausgetrieben) und Drücker wie gewöhnlich außen
und innen. Ist die Thüre geschlossen, so tritt der Schloßriegel in eine Vertiefung
im Thürpfosten, und sie kann erst geöffnet werden, wenn man den Drücker
niederdrückt, wodurch der Riegel zurückgezogen wird. Bei diesem Zurückziehen fällt
jedoch eine Feder in einen ganz leichten Einschnitt im Riegel und gestattet ihm
nicht vorzuspringen. Die Thüre kann sich jetzt nach der Mitte und über diese
hinausbewegen ohne anzuschlagen und zu schließen. Um letzteres zu bewirken, ist im
Schloß über oder unter dem Schloßriegel ein etwas vorspringender Stift in paralleler
Richtung mit dem Riegel so angebracht, daß er mit seinem hinteren Ende die Feder
berührt, welche den Riegel hemmt. Wenn er nun um so viel als er vorspringt
zurückgeschoben wird, so
hebt er die Feder und macht den Riegel frei, so daß er vorspringen kann. Es bedarf
also nur einer Vorrichtung, um den Stift zurückzudrücken, gerade wenn die Thüre in
der Mitte angekommen ist und der Schloßriegel sich gegenüber der Vertiefung im
Thürpfosten befindet. Diese Vorrichtung ist nun nichts weiter als ein im Thürpfosten
eingeschlagener, etwas vorspringender dicker Stift, jenem im Schlosse gerade
gegenüber. Der Stift im Schloß kann nicht am Stift im Thürpfosten vorüber, ohne
zurückgedrückt zu werden, wobei er seinerseits die Feder hebt, welche den
Schloßriegel hemmt. Dieser dadurch frei geworden, wird durch seine Feder schnell
vor- und in die Vertiefung von Thürpfosten geschoben, wodurch der Schluß
hergestellt ist. Anwendungen auf Doppelthüren waren nicht ausgestellt, indessen kann
dieß in folgender Weise leicht bewerkstelligt werden. Man bringt das Einsteckschloß
nicht vorn, sondern von oben herunter in der Thüre an und setzt es durch einen in
der Thüre herabgehenden leichten Draht mit den Drückern in Verbindung, alles Uebrige
bleibt dasselbe.
Aehnlich war der Verschluß von Doppelthüren für Bücherschränke
und dergleichen. Die linke Flügelthüre eines Schranks hatte weder Riegel,
noch Haken für Sperrfedern, sondern nur eine Vertiefung auf der Stirnfläche, von
einem Eisenblech begränzt. Die rechte Flügelthüre hatte wie gewöhnlich eine
Schlagleiste, und in ihrer Mitte war ein Einlaßschloß angebracht, dessen Riegel in
die Vertiefung in der Stirnfläche der linken Flügelthüre eindringt, wenn
zugeschlossen wird. Oben und unten auf der rechten Flügelthüre waren Einlaßschlösser
mit schließender Falle angeschraubt, die mittelst Drähten mit dem mittleren Schloß
in Verbindung standen, so daß wenn dieses aufgeschlossen wird, auch die Riegel der
beiden Schlösser oben und unten zurückgezogen und durch eine einfallende Feder
zurückgehalten werden. Wie bei dem oben beschriebenen Einsteckschloß war auch hier
ein Stift zum Auslösen angebracht, jedoch nicht von der Stirnfläche herein, sondern
von der Seite und diesem gegenüber in der Fuge ein Stift eingeschlagen, der nicht
vorzuspringen braucht. Ist der Schrank geschlossen und man will ihn öffnen, so
schließt man nur wie bei einem gewöhnlichen Schrank auf und sogleich öffnen sich
beide Flügelthüren. Will man zuschließen, so drückt man zuerst die linke Thüre bei
und hierauf die rechte, wobei die Stifte in beiden Schlössern unten und oben
eingedrückt werden und dadurch die Riegel frei machen, die sofort vorspringen;
hierauf schließt man noch den mittleren Schloßriegel vor, und Alles ist
verschlossen.
Bei den in den Stubenthürbanden angebrachten Federn war die Einrichtung nicht zu
erforschen, dagegen bei einem andern Aussteller eine höchst einfache Vorrichtung zum
Schließen der Thüre ohne Federn noch sonstige bekannte Methoden zu sehen. Sie ist
einfach folgende. Wenn die Thüre geschlossen ist, so wird auf derselben etwa zwei
bis drei Zoll von den Banden nach der Mitte und 1 bis 1 1/2 Fuß von oben ein
zureichend starker Draht mit dem einen Ende befestigt. Das andere Ende wird in
senkrechter Richtung, der Draht recht straff angespannt, darüber im Thürgestell
befestigt. Statt des Drahtes kann man auch ein leichtes Kettchen anwenden. Wird nun
die Thüre geöffnet, so muß sie sich in den Angeln heben, weil der Draht eine schiefe
Stellung erhält. Die Thür ist mithin am Draht aufgehangen und zwar außer senkrechter
Richtung, wohin sie nun freigelassen durch ihr eigenes Gewicht zurückgetrieben wird,
mithin also immer von selbst zugeht. (Aus dem „Bericht über die
Gewerbe-Ausstellung zu Paris; dem Reichsministerium des Handels erstattet
von J. P. Wagner. Frankfurt a. M.
1849.“)
Fensterriegel von Garnier in
Paris.
Auf der letzten französischen Industrieausstellung waren von Garnier in Paris, rue d'Anjou-Dauphine
18 und 20, Cremones-Verroux à double
mouvement, Fensterriegel in hämmerbarem Gußeisen, Eisen und Messing mit
Verzierungen in sieben verschiedenen Zeichnungen ausgestellt. Es sind diese Riegel
unter der Benennung Espayonette den in Deutschland
gebräuchlichen ganz ähnlich, nur vervollkommnet durch einen einfachen Mechanismus
zum Schließen und Oeffnen. Man denke sich einen Riegel aus einer einfachen
halbrunden Eisenstange auf dem senkrechten Rahmstück eines Fensters befestigt; zur
Einleitung der Bewegung des Riegels nach unten und oben ist die Stange in der Mitte
durchschnitten und an jedem Theil etwa 2 Zoll lang die Hälfte weggefeilt, so daß
beide an einander gelegt, wieder als eine gerade Stange erscheinen. Auf etwa ein
Drittel vom Ende eines jeden dieser halben Theile wird ein Stück Eisen mit einer
geraden horizontalen Rinne in winkelrechter Richtung auf die Stange angelöthet. Je
nachdem die beiden aneinanderliegenden Hälften verschoben werden, stehen sich beide
Rinnen in ihrer Längenrichtung gegenüber, so daß sie als eine einzige verlängerte
erscheinen. Sie werden durch eine lose Eisenplatte von ovaler Form bedeckt, welche
mit zwei runden Stiften an jedem Ende versehen ist, die in die Rinnen passen. Ein
Griff ist in der Mitte der Platte festgenietet, der durch ein das Ganze bedeckendes,
schön verziertes Gehäuse hindurch geht. Wie man ihn dreht, bewegen sich die beiden
Riegel herauf und herunter. Die Einrichtung muß sich zum Fensterverschluß, mit Knopf
drehbar, vorzugsweise eignen. Der Griff kann aus einem runden oder façonirten
Knopf von Messing, Bronze oder Glas mit eingeschlossenen Blumen (Millefiori) bestehen. Damit die Fenster immer dicht
schließen, ist der Riegel an beiden Enden kegelförmig, wodurch beim tieferen
Eintritt in ihre Löcher ein dichteres Anziehen erfolgt. Es erfordert dieß auch keine
vermehrte Kraft, weil die Schlußhebel des Mechanismus immer kürzer werden, während
die Länge des Krafthebels dieselbe bleibt. Garnier hat
noch eine weitere recht zweckmäßige Einrichtung angebracht, die einfach in einem
Haken besteht, um die Fensterflügel festzustellen, wenn sie zum Lüften des Zimmers
geöffnet werden. Dieser Haken aus Messing, glatt oder verziert, ist am Gehäuse des
Mechanismus drehbar angebracht; im anderen Flügelrahm gegenüber befindet sich ein
Stift mit schön verziertem Knopf, hinter welchem er eingehängt wird. Man könnte
statt des letzteren auch auf der Stirne des Flügels ein Plättchen einlassen, um den
Haken einzuhängen. Es hat diese Vorrichtung die Annehmlichkeit, daß die
Fensterflügel immer feststehen und nicht vom Wind auf- und zugeschlagen
werden können. (A. a. O.)
Maschine zum Sackheben; von Cambry
in Paris.
Auf der letzten französischen Industrie-Ausstellung war von Cambry in Paris, rue St.
Maur-Popincourt, eine Maschine zum Sackheben, um denselben an die
Schulter oder auf den Wagen zu laden, ausgestellt. Dieselbe bestand aus einem
Gestell von Holz, welches aus zwei senkrecht stehenden Balken, etwa 3'' im Gevierte
stark, oben und unten durch Querstücke verbunden, gebildet wurde. Zum Feststehen
waren unten Querschwellen angebracht. In der Mitte des senkrecht stehenden Gestells
befand sich eine starke, senkrecht aufgerichtete, auf der hintern Seite verzahnte,
unten im rechten Winkel umgebogene starke eiserne Stange, die am obern Querstück in
einer Coulisse auf und nieder schiebbar war. Auf dem untern umgebogenen Theile der
eisernen Stange war ein starkes Brett befestigt, welches an den senkrechten Balken
schlittenartig auf- und niedersteigen konnte. Auf dieses Brett wird nun der
Sack gestellt, und, um ihn in die Höhe zu heben, ist in der oberen Hälfte des
Gestells eine eiserne horizontale Achse angebracht, auf deren Mitte ein Zahnrad
sitzt, welches in die verzahnte Stange eingreift und durch eine Kurbel bewegt wird.
(A. a. O.)
Vorrichtung um den Stoßgang der einfach-wirkenden
Saugpumpe zu verhindern; von J. P. Wagner in Frankfurt a.
M.
Gewöhnlich werden die Pumpen eingetheilt in Saug- und Druckpumpen; häufig sind
sie auch beides, und so dürften sie richtiger in Kolbenpumpen und Rotationspumpen zu
scheiden seyn. Die Kolbenpumpen bedürfen stets der Ventile, die rotirenden nicht,
und diesem nicht unwichtigen Umstande muß man es zuschreiben, daß immer neue
Versuche zu vollkommenerer Herstellung der letztern gemacht werden. Die Kolbenpumpen
sind entweder einstiefelig, einfach- oder doppeltwirkend, oder zweistiefelig.
In beiden letztern
Fällen findet sowohl im Saugrohre wie im Steigrohre fortwährende Bewegung der
Wassersäule und dadurch ein ruhiger Gang statt.
Dagegen findet bei der einfach-wirkenden, am meisten zur Anwendung kommenden
Saug- oder Druckpumpe keine fortwährende Bewegung der Wassersäule im
Saug- wie im Steigrohre statt. Bei der Bewegung des Kolbens aufwärts folgt
das Wasser im Steigrohre nach, um den leeren Raum im Stiefel auszufüllen, hat aber
der Kolben die höchste Stelle erreicht, so hält er plötzlich an und steigt alsdann
herab.
Das Wasser im Steigrohre, wenn dasselbe lang ist, namentlich weit horizontal läuft,
kann jedoch in seiner Bewegung nicht so plötzlich einhalten, sondern wird seinem
Beharrungszustande folgend, gegen den plötzlich anhaltenden Kolben stoßen und eine
mehr oder weniger große Erschütterung hervorbringen. Es ist mir bei einer Pumpe,
welche durch eine Dampfmaschine bewegt wurde, vorgekommen, daß der Stoß so stark
war, daß das ganze Gebäude davon erschüttert wurde und es nicht möglich war,
Gebrauch davon zu machen. Ich sah mich daher aufgefordert, auf Abhülfe zu denken,
welche um so schwieriger war, als die Ursache damals noch nicht einmal erkannt war.
Da dieß anderwärts auch jetzt noch der Fall seyn dürfte, indem ich noch nirgends
dessen erwähnt fand, so sehe ich mich aufgefordert, dieselbe zur allgemeinen
Kenntniß zu bringen, indem überall, wo ich Gelegenheit hatte, sie anzuempfehlen, die
Ausführung von dem guten Erfolg gerechtfertigt wurde.
Die Vorrichtung ist einfach folgende:
An dem Steigrohre, welches das Wasser in den Stiefel leitet, wird nahe unter
demselben ein rundes Loch in dessen Seite ausgeschnitten von der Größe des inneren
Durchmessers; auf dieses Loch wird ein gleich weites Rohr, welches in einen hohlen
Cylinder von circa 4 Zoll Weite und der Höhe des
Stiefels endet und verschlossen, dazu der engere Theil im rechten Winkel gebogen
ist, luftdicht festgelöthet, so daß der weite Theil dicht neben dem Stiefel
senkrecht zu stehen kommt. Wird bei dieser Vorrichtung die Pumpe in Thätigkeit
gesetzt, so wird zunächst die Luft im Steigrohr und der Vorrichtung verdünnt und das
Wasser dringt nach bis in den Stiefel; ist dieser voll und der Kolben bewegt sich
rückwärts, so kann nichtsdestoweniger die Wassersäule ihre Bewegung fortsetzen, denn
sie findet sich nicht durch eine starre Masse gehemmt, sondern sie hat bloß eine
sehr verdünnte elastische Luft bei einer kurzen Seitenbewegung in einem etwas
kleineren Raume zusammenzudrücken, und hiebei ist ein Stoßgang unmöglich und wäre
die Wassersäule horizontal mehrere Stunden lang. Außerdem liefert die Pumpe auch
weit mehr Wasser, weil der Stiefel durch die stetige Bewegung immer vollständig
gefüllt wird. (A. a. O.)
Galvanische Straßenbeleuchtung in St. Petersburg.
Gegenwärtig macht Professor Jacobi, in Verbindung mit Argeraud aus
Paris, interessante Versuche mit einer galvanischen Straßenbeleuchtung. Am 8
December 1849 ward der erste große Versuch angestellt. Von dem schönen
Admiralitätsthurme aus wurden die drei größten Hauptstraßen Petersburgs, Newsky
Prospect, Erbsenstraße und Wosnesensky Prospect, welche sich strahlenförmig in
schnurgerader Richtung von hier aus verbreiten, Abends von 7 bis 10 Uhr beleuchtet.
Das Licht selbst war auf der mittlern Galerie, ungefähr in der Höhe eines
vierstöckigen Hauses angebracht, und war so hell, daß es die Augen kaum einige
Secunden ertragen konnten; trotzdem daß ganz reine klare Luft und sternhelle Nacht
war, sah man seitwärts stehend in der Luft von dem Lichte die Strahlen ausgehen,
gerade so als wenn Sonnenlicht durch ein kleines Loch in eine finstere Kammer fällt.
Die Eckhäuser von Newsky Prospect am Isaak-Platze waren so hell beleuchtet,
daß man eine Fliege hätte sitzen sehen können, trotzdem daß sie von der Admiralität
300 bis 400 Schritte entfernt sind. Das Licht der Gaslaternen erschien roth und
rußig, während das elektrische Licht blendend weiß war; der leuchtende Körper schien
von der Straße aus gesehen ungefähr 6 Zoll im Durchmesser, und von weitem hatte er
das Aussehen wie eine aus einer Bombenröhre geworfene Leuchtkugel, welche in der
Luft schwebt; das Licht veränderte sehr oft die Farbe und wurde abwechselnd roth,
blau und gelb,
wodurch es dem Auge erträglich ward; öfters verlöschte es ganz auf einige
Augenblicke, und erschien dann wieder mit erneutem Glanz. In einer Strecke von etwa
500 Schritt konnte man trotz des Gaslichtes den Schatten des elektrischen Lichtes
noch deutlich unterscheiden, weiterhin gewann das Gaslicht die Oberhand. Ein paar
Tage darauf ging ich zu Jacobi und bat um die Erlaubniß
mir den Apparat ansehen zu dürfen, welche er auch so freundlich war mir zu
ertheilen. Da er bloß des Nachts, wenn die Straßen leer sind, experimentiren darf,
so ging ich Nachts um 1 Uhr hin. Die Batterie welche den Strom liefert, ist eine
Kohlenbatterie von 185 Elementen, deren jedes wenigstens 1 1/2 Quadratfuß Fläche
hat; die Zinkcylinder sind 15 Zoll hoch, 10 Zoll im Durchmesser und wenigstens 1/2
Zoll Metalldicke; darin steht eine weiße vom feinsten Porzellan gefertigte Thonzelle
von entsprechender Größe, welche wiederum den ovalen Kohlencylinder enthält. Diese
Kohlen haben eine ausgezeichnet schöne dichte Masse, und sind von dem Erfinder, Hrn.
Argeraud, ebenso wie die
Thonzellen aus Paris mitgebracht. Da in der Nähe des Thurmes kein entsprechender
Raum zur Aufstellung dieser ungeheuern Batterie vorhanden war, so ist dieselbe in
zwei geräumigen Sälen des Hintergebäudes aufgestellt; da Tag und Nacht fortwährend
geheizt wird, so ist die Hitze und Ausdünstung der Säuren unerträglich; vier
Soldaten, welche als Aufwärter dabei Dienste leisten, spucken bereits alle Blut
davon. Hr. Argeraud
versicherte mich daß der Strom dieser Batterie 90 Stunden constant bleibe, allein
die Mischung der Säuren womit er sie füllt, ist sein Geheimniß;Wahrscheinlich ist jene Flüssigkeit dieselbe, welche Professor Callan zu seiner
Eisenbatterie vorschlägt, die sich sowohl hinsichtlich der Ausdauer als auch
der Energie der galvanischen Erregung auszeichnet. Es ist dieselbe ein
Gemisch von ziemlich gleichen Raumtheilen concentrirter Salpetersäure und
Schwefelsäure, dasselbe was auch zur Bereitung der Schießbaumwolle
angewendet wird (polytechn. Journal Bd.
CIX S. 432). als ich dort war, waren bloß 57 Elemente in Thätigkeit, allein der Strom war
so stark, daß eine englische Flachfeile von 1/2 Zoll Breite und 4 Zoll Länge wie
Feuerwerk versprühte und ein Klumpen wie eine Flintenkugel übrig blieb. Vom
Hintergebäude aus gehen die Drähte wie beim Telegraphen über isolirte Stangen und
äußerlich am Thurme in die Höhe, wo sie dann mit den Kohlenspitzen in Verbindung
stehen; diese letzteren sind viereckige Stäbchen von 1/4 Zoll im Quadrat und 5 Zoll
lang, und von derselben feinkörnigen dichten Masse als die Kohlencylinder; sie sind
in Messinghülsen gefaßt und können mittelst Schrauben einander genähert werden. Die
Kohle glüht ungefähr 1/2 Zoll lang, doch so daß es für das Auge erträglich ist; vor
diesem glühenden Punkte aber ist eine große Glaslinse angebracht, welche das Licht
so bedeutend verstärkt; der Farbenwechsel entsteht durch das Verbrennen der Kohle,
wenn sich die beiden Pole nicht mehr innig berühren, wodurch nach dem größeren oder
kleineren Abstand das Licht blau, gelb oder roth erscheint. Die Kohle am negativen
Pole verbrennt ziemlich schnell, und fast jede halbe Stunde muß eine neue Kohle
eingesetzt werden, wodurch das Licht allemal unterbrochen wird; dieß ist auch der
größte Uebelstand bei der ganzen Geschichte. Jetzt läßt Jacobi einen vervollkommneten Beleuchtungsapparat bauen, wo die Kohlen in
luftleeren Räumen glühen, und, anstatt mit der Hand, durch ein Uhrwerk regulirt
werden; auch hat man eine große ungeheure Laterne am Thurm dazu angebracht.
Dasselbe galvanische Kohlenlicht findet gegenwärtig auch in Dresden eine Anwendung, und zwar in dem Prophet von Meyer-Beer um
den Aufgang der Sonne nachzuahmen. Die Sonnenscheibe bildet nämlich ein
parabolischer Hohlspiegel von ungefähr 1 Fuß Durchmesser, in dessen Focus die
Kohlenspitzen glühen. Die Petersburger Kohlenstäbchen scheinen von gleicher
Beschaffenheit zu seyn wie die welche hier angewendet werden, auch hat man dabei
dieselben Erfahrungen hinsichtlich ihres Verbrennens gemacht. Durch einen höchst
sinnreichen Mechanismus ist aber das Intermittiren des Lichteffectes vermieden.
Dasselbe tritt ein, sobald sich die Kohlenspitzen nicht mehr berühren wodurch der
Strom unterbrochen wird. Diese sind deßhalb mit einem Räderwerk in Verbindung
gebracht, wodurch sie fortwährend gegen einander getrieben werden, während jenes
Räderwerk durch die Thätigkeit eines Elektro-Magneten regulirt wird, der in den Kreis
des galvanischen Stroms eingeschaltet ist.
Es ist dieses Licht aber so blendend, und den Augen deßhalb schädlich, daß, auch
abgesehen von andern Uebelständen, dasselbe wohl schwerlich zur Straßenbeleuchtung
angewendet werden dürfte, dagegen für Leuchtthürme gewiß mit Recht vorgeschlagen
worden ist. (Allg. Ztg. 1850 Nr. 58.)
Ueber die häufigste Ursache der Unglücksfälle durch Einathmung
von Chloroform.
Es kömmt öfters vor, daß Individuen, wenn sie chloroformirt werden, aufschreien und
heftige, schreckenerregende Bewegungen machen. Es ist dieß nicht dem Chloroform
überhaupt zuzuschreiben, sondern seiner unzeitigen Anwendung. Abgesehen davon, daß
ungeschicktes Vorhalten eines Tuches mit einigen Tropfen Chloroform vor Mund und
Nase Asphyxie veranlassen kann; daß ferner schlechtes Chloroform, namentlich mit
Aceton verunreinigtes, durch Geruch und reizende Einwirkung üble Zufälle bewirken
kann; ist vorzüglich darauf zu achten, daß die Verflüchtigung desselben nicht durch
zu hohe Temperatur des Mediums zu rasch und ohne Beimengung atmosphärischer Luft
erfolge; ferner muß die Einathmung bei nüchternem Magen geschehen, weil sonst die
durch sie verursachte Indigestion bedeutend und plötzlich tödtend seyn kann. Alle
durch Chloroform erzeugten bösen Zufälle bieten die Symptome starker Indigestion,
namentlich der sogenannten gastrischen Apoplexie dar. Je voller der Magen ist, desto
größer ist dabei die Bewegung, desto länger tritt die Fühllosigkeit nicht ein, desto
mehr glaubt man die Dosis wiederholen zu müssen, desto drohender ist die Gefahr. Der
Hospital-Oberarzt Ancelon zu Dieuze, von welchem
diese Bemerkungen herrühren, bedient sich zum Chloroformiren folgenden einfachen
Verfahrens. Er rollt eine Serviette zu einer Düte, auf deren Boden er einen nicht zu
großen, mit Chloroform befeuchteten Schwamm legt. Mit der Basis dieses leinenen
Kegels bedeckt er Nase, Mund und Kinn; die Oeffnungen werden nicht so versperrt, daß
nicht auch etwas atmosphärische Luft zutreten könnte; zwischen den Oeffnungen und
dem Schwamm muß 1 bis 1 1/2 Zoll Raum seyn. Die Kleidung des Patienten muß weit
seyn, damit die Brust sich frei bewegen kann. (Comptes
rendus, Januar 1850, Nr. 1.)
Bromkalium, ein neues anästhesisches Mittel.
Hr. Rames hat beobachtet, daß
Bromkalium in einer täglichen Dosis von 20 Grammen (5 1/3 Drachmen) die Kranken
beinahe stets in eine Art Trunkenheit versetzt, welche sich durch eine Fühllosigkeit
äußert, von der sie sich erst nach mehreren Tagen erholen. Bei einem Individuum war
die Fühllosigkeit so groß, daß man es zwicken und mit einer Nadel stechen konnte,
ohne daß es dieses empfand; das Kitzeln der Conjunctiva und des Halses mit einem
Federbarte verursachte ihm weder Blinzeln noch Erbrechen, und doch hatte der Kranke
sein volles Bewußtseyn behalten. Hr. Rames wird seine Versuche an lebenden Thieren fortsetzen. (Journal de Pharmacie, Dec. 1849.)
Ueber Gesundmachen der anatomischen Theater und Verfahren das
Rosten der Secir-Instrumente zu verhindern; von Sucquet.
Seit dem Jahr 1845 wird in der Ecole pratique de
Médecine und besonders im anatomischen Amphitheater der Hospitäler
zu Paris, die Injection der Leichname mit schwefligsaurem Natron angewandt (worüber
das Nähere im polytechn. Journal, Jahrgang 1846, Bd. C S. 216 mitgetheilt wurde).
Das Problem der Gesundmachung der Secirsäle wurde daselbst durch mehrjährige
Erfahrung gelöst; die Unschädlichkeit der Luft welche man dort einathmet, sowie die
Unschädlichkeit der beim Seciren stattfindenden Verwundungen, ist gegenwärtig
anerkannte Thatsache.
Ich habe nun auch ein Verfahren ermittelt, um das Rosten der Secir-Instrumente
vollkommen zu verhüten. Nachdem die Auflösungen von schwefligsaurem Natron, welche
24 bis 25 Grade an Baumé's Aräometer zeigen, neutral gemacht worden sind,
versetzt man sie nicht mehr mit Eisenoxydul, sondern schüttet sie jetzt in Fässer
welche Zinkfeile enthalten, und läßt sie darin 48 Stunden lang stehen. Es bildet
sich dann eine kleine Menge schwefligsauren Zinks und die Auflösungen von
schwefligsaurem Natron wirken nun gar nicht mehr auf die Instrumente. (Comptes rendus, Januar 1850, Nr. 3.)
Fliegenpulver und Fliegenlatwerge.
Das Fliegengift, der Fliegenstein oder Fliegenkobalt ist eigentlich nichts als
metallisches Arsenik (mit beigemengter arseniger Säure). Da solches Gift häufig in
Apotheken verlangt wird, seiner Bestandtheile wegen aber in natura nicht abgegeben werden darf, so ersann Hr. Apotheker Dubois zu Limoges ein Pulver und
eine Honiglatwerge nach Art des im Jahr 1848 von der französischen Regierung als
Rattengift vorgeschriebenen Arsenikteigs (polyt. Journal Bd. CX S. 311). Das Fliegenpulver besteht aus:
Arseniger Säure, fein gepulvert
50
Grammen
Weizenmehl
50
–
Zucker, feingepulvert
125
–
Kienruß; ferner:
2
–
Eisenvitriol, feingepulvert
6
–
Galläpfel deßgl.
12
–
Natron-Bicarbonat, deßgl.
4
–
Die letzten drei Ingredienzien wurden zugesetzt, weil aus dem übrigen Gemenge, es mag
in Pulverform oder Teigform seyn, der Arsenik durch Wasser, Wein oder andere
Flüssigkeiten ausgelaugt werden und zu Unglücksfällen Veranlassung geben kann. Das
Pulver soll in vier Gramme wiegenden Paketen verkauft und mit sehr wenig Wasser auf
einem Teller ausgebreitet, angewandt werden. Nimmt man statt des Zuckers Honig, so
erhält man die Fliegenlatwerge, welche in Töpfen verkauft
werden muß. (Journal de Pharmacie, Dec. 1849.)