Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Pneumatische Kolbenliederung.
Im Practical Mechanic's Journal, Novemberheft 1849,
schlägt ein Mechaniker eine neue Art von Kolbenliederung für Dampfmaschinen vor,
welche die gute Eigenschaft haben soll, daß der Grad des Anschließens des Kolbens an
die innere Cylinderfläche von der Dampfspannung in dem Cylinder abhängig ist, gerade
so wie bei unseren Stulpenliederungen für Pumpen die Reibung des Kolbens und somit
seine Dichtheit von der Höhe der zu hebenden Wassersäule abhängt.
Der projectirte, sehr einfache Kolben ist äußerlich einem gewöhnlichen Dampfkolben
mit Metallliederung ganz ähnlich. Innen legt sich jedoch statt der bisherigen Federn
ein Ring aus einem elastischen Stoffe, z.B. geschwefeltem Kautschuk, an die
Liederungsringe an. Dieser Kautschukring ist mit seinem oberen und unteren Ende mit
dem Boden und Deckel des Kolbens dicht verbunden, so daß der innere Kolbenraum eine
nach den Seiten hin elastische und dampfdichte Kammer bildet. In dem Deckel und dem
Boden des Kolbens befinden sich zwei Ventile, welche sich nach innen zu öffnen, und
von denen das obere durch eine Feder etc. wenigstens so weit geschlossen erhalten
werden muß, daß es sich durch sein eigenes Gewicht nicht öffnet. Tritt der Dampf von
der untern Seite in den Cylinder, so öffnet sich das untere Kolbenventil so lange,
bis der Dampf im Kolben dieselbe Spannung wie im Cylinder hat, worauf sich das
Ventil schließt. Drückt nun der Dampf beim Kolbenwechsel auf die obere Kolbenfläche,
so wird sich das obere Ventil nur dann öffnen, wenn die Dampfspannung im Kolben
nachgelassen haben sollte. Auf diese Weise werden die Liederungsringe beständig mit
einer Kraft auswärts gedrückt, welche der Dampfspannung entspricht. Dadurch, daß man
den Kolben innen höher machte als die Liederungsringe sind, würde man auch noch in
Folge der größeren Fläche, auf welche der Dampf innen drückt, die Kraft, mit welcher
die Liederungsringe an den Cylinder angedrückt werden, beliebig vergrößern können,
wobei sie jedoch immer dem Dampfdrucke proportional bliebe.
(Die Idee solcher mit Ventilen versehener Kolben ist bei uns nicht neu, und, wenn ich
nicht irre, schon bei Gebläsen, bei denen der elastische Körper Leder ist,
ausgeführt. Einer häufigeren Anwendung dieses Kolbensystemes mag bei uns noch der
Mangel elastischer Körper, die bei großer Hitze weder zu weich werden, noch
zusammenschnurren, und das Mißtrauen gegen geschwefelten Kautschuk und geschwefelte
Gutta-percha entgegenstehen. Zum Entfernen des in dem Kolben sich sammelnden
Wassers müßte jedenfalls eine Vorrichtung getroffen werden. Walther.)
Verfahren Eisenwaaren, als Schrauben, Stifte u.s.w. in
größerer Menge gleichmäßig blau zu machen.
Das bisher beobachtete Verfahren, Schrauben, Stifte u.s.w. blau anlaufen zu lassen,
bestand darin, daß man dieselben in geringer Menge auf ein Blech streute, und
dasselbe so lange der Hitze aussetzte, bis die darauf befindlichen Gegenstände die
gewünschte Farbe erhalten hatten. Dieses Verfahren hatte aber den Nachtheil, daß nur
mit Mühe gleichmäßige Resultate erreicht wurden, und außerdem eine große Menge nicht
auf einmal in Arbeit genommen werden konnte. Das neue Verfahren ist die Erfindung
eines im vorigen Jahre verstorbenen höchst talentvollen Mechanikerlehrlings,
Friedrich Wilhelm Stange in Dresden. Man nimmt eine
Trommel, wie man sie zum Kaffeebrennen braucht, schüttet in dieselbe bis 1/3 oder
1/2 ihres Rauminhaltes die blau zu machenden Gegenstände, und verfährt dann ganz so
wie beim Kaffeebrennen, indem man die Trommel über Hellem Feuer so lange dreht, bis
die gewünschte Farbe zum Vorschein kommt, wovon man sich jedoch durch öfteres
Nachsehen überzeugen muß. Hauptsächlich ist zu berücksichtigen, daß man nur
Eisenwaaren von gleicher Größe auf einmal in die Trommel schüttet, weil bei
verschiedener Größe die größeren erst dann blau werden, wenn die kleineren, ihres
geringeren Körperinhalts wegen und demzufolge leichter erhitzt, das Stadium des
Blauwerdens überschritten haben. (Deutsche Gewerbezeitung 1850, S. 36.)
Ueber das Vorkommen von Silber, Blei und Kupfer im Meerwasser,
und von Silber in den organischen Wesen; von Malaguti,
Durocher und Sarzeaud.
Zu diesen Untersuchungen veranlaßte uns die von Malaguti
und Durocher schon längst beobachtete Thatsache, daß das
Silber in den Erzen sehr verbreitet ist; wenn z.B. in einem Bleiglanz keines
vorkommt, so ist dieß bekanntlich nur eine Ausnahme; in der Blende und den
Schwefel- und Kupferkiesen kömmt es sehr häufig vor. Da nun das Salzwasser
mit der Zeit alle diese Substanzen in Chloride verwandelt, welche es auflöst, so
vermutheten wir, daß das Meerwasser diejenigen Metalle enthalten dürfte, welche es
in Form von Schwefelmetallen in den Gebirgsarten antrifft, die es bespült oder
bedeckt. Um vor jeder Täuschung sicher zu seyn, wurden die Reagentien und Gefäße,
deren wir uns bedienten auf ihre Reinheit strengstens geprüft.
Durch zwei verschiedene Verfahrungsweisen überzeugten wir uns von dem Vorhandenseyn
von Silber im Wasser des Oceans, welches einige Meilen von der Küste von San Malo
geschöpft wurde, und die Richtigkeit unserer Resultate erprobten wir durch Aufsuchen
dieses Metalls in den Fucusarten, welche in derselben Gegend wachsen; am meisten
Silber kommt im F. serratus und ceramoïdes vor; ihre Asche enthält wenigs 1/100,000, während das
Meerwasser nur etwas über 1/100,000,000 Silber enthält.
Ist nun aber das Meerwasser silberhaltig, so müssen das Seesalz und die aus demselben
bereiteten Salze wie die Soda es ebenfalls seyn, was unsere Versuche bestätigten. Ob
nun diese Erscheinung Folge eines konstanten Gesetzes oder zusammenwirkender
wechselnder Ursachen sey, glaubten wir durch Untersuchung des lothringischen
Steinsalzes zu ergründen, welches höchst wahrscheinlich die alten Meere
repräsentirt. Auch in diesem haben wir Silber gefunden; das Vorkommen dieses Metalls
im Meerwasser muß also auf einem konstanten Gesetz beruhen.
Es fragte sich nun, ob die Landgewächse wohl durch ihre Wurzeln das Silber, welches
ihnen das unterirdische Wasser darbieten kann, zu assimiliren vermögen. Dieses durch
mehrere Salze, namentlich Chloride, mineralisirte Wasser könnte die Schwefelmetalle,
womit es auf seinem Wege in Berührung kommt, auflösen und dadurch silberhaltig
werden. Die Untersuchung der Asche eines Gemenges verschiedener Holzarten ließ uns
über die Gegenwart von Silber in den Pflanzengeweben keinen Zweifel übrig. Nun gingen
wir auf das Vorkommen des Silbers in der thierischen Oekonomie über und glauben
dasselbe durch Versuche mit großen Mengen Rindsbluts erwiesen zu haben.
Endlich fragte es sich noch, ob die Pflanzenerzeugnisse einer ältern Zeit ebenfalls
Silber enthalten, dessen große Verbreitung in diesem Falle von jeder zufälligen oder
der neueren Welt angehörigen Ursache unabhängig wäre. Wir untersuchten daher die
Asche der Steinkohle, müssen aber gestehen, daß uns die Gegenwart des Silbers in
derselben nicht so erwiesen zu seyn schien, wie in der Asche der neueren
Pflanzen.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen verzichteten wir auf das directe Auffinden von
Blei und Kupfer im Meerwasser, überzeugten uns aber von ihrem Vorhandenseyn in
demselben durch die Untersuchung mehrerer Fucusarten. Wir fanden in deren Asche
18/1,000,000 Blei und etwas Kupfer. (Comptes rendus,
Decbr. 1849, Nr. 26.)
Platin in den Alpen.
Schon im J. 1847 fand der Bergwerks-Oberingenieur Gueynard auf dem Mont de Chapeau im Dracthale
(Depart. der Oberalpen) Platin, nämlich im Fahlerz,
welches oft bis 12 Proc. Silber enthält und außer diesem und dem Kupfer noch
Antimon, Blei, Zink, Eisen und etwas Arsenik als Schwefelmetalle. Die Gangart ist
ein Gemenge von Dolomit, Quarz und Schwerspath. Die Menge des Platins war mit höchst
seltenen Ausnahmen zu gering, um quantitativ bestimmt werden zu können. Deßhalb und
so lauge es nicht auf geologisch entsprechenden andern Alpenbergen gefunden wurde,
veröffentlichte G. seine Entdeckung nicht. Unlängst wurde das Platin aber auch zu
Saint-Arey bei Mure (Depart. Isère) gesucht und im Bournonit (Spießglanzbleterz) gefunden, welcher im
Dolomit und veränderten Kalkstein dieses Gebirges vorkommt. Ferner findet es sich
auf der Cavales-Ebene des Gebirges Rousses in Oisans (Isère) und
endlich am rechten Bensufer in Savoyen im Presles'schen Gebiete, ebenfalls in einem
Kupfererze, aber in unbestimmbaren Mengen. Nach den Untersuchungen der HHrn.
Ebelmen, Vicat Sohn und Berthier enthält das Platin des ersten Fundorts auch Spuren von Rhodium.
(Comptes rendus, Decbr. 1849, Nr. 27.)
Ueber den Goldgehalt der Kupferkiese von Chessy und
Sain-Bel.
Gegen die Abhandlung der HHrn. Allain und Bartenbach über Goldgewinnung aus den Kupferkiesen von Chessy und
Sain-Bel (S. 53 in diesem Bande des polytechn. Journals, hatten die HHrn.
Perret und Comp., welche jene Kiese verhütten, in einem Schreiben an
die franz. Akademie der Wissenschaften erklärt, daß die genannten Kupferkiese nach
ihren Versuchen keine benutzbare Menge Gold enthalten (S. 237 in diesem Bande des
polytechn. Journals).
Hr. Allain bemerkt dagegen, daß
dieses Resultat sich bloß durch die Unvollkommenheit des angewandten Verfahrens
erklären lasse, daß er seit Oktober 1848 für sich und ohne Mitwissen der HHrn.
Perret Untersuchungen über
den Goldgehalt fraglicher Erze angestellt habe, und daß die letzten Versuche, welche
die Grundlage seiner Abhandlung bilden, von ihm gemeinschaftlich mit Hrn. Bartenbach in Paris gemacht wurden.
(Comptes rendus, Dec. 1849, Nr. 26.)
Verfahren das Silber bei der galvanischen Versilberung
glänzend abzulagern; von St. B. Smith.
Stanhope Smith in Birmingham ließ sich am 7. Junius 1849
zu diesem Zweck folgendes Verfahren patentiren.
Er benutzt zur galvanischen Versilberung eine Auflösung von Schwefelcyankalium oder
-Natrium, welche mit Schwefelcyansilber beinahe gesättigt ist. Behufs einer
glänzenden Versilberung versetzt er diese Auflösung
– oder die gewöhnliche Cyansilber-Lösung – mit einer der
folgenden Substanzen:
1) Selenkohlenstoff, welchen man erhält, wenn man
Selendampf durch glühende Kohle leitet; das übergehende dampfförmige Product
condensirt man in einer Auflösung von Cyankalium oder irgend einer zur galvanischen
Versilberung geeigneten Silbersolution, welche man dann in verschlossenen Flaschen
zum Gebrauch aufbewahrt;
2) Jod (in Alkohol oder Cyankalium etc. aufgelöst);
3) Jodstickstoff (in Cyankalium aufgelöst);
4) Schießbaumwolle (durch Erwärmen in einer Auflösung von Cyankalium oder Aetznatron
aufgelöst);
5) einem sogenannten Schwefelsalze; man löst das Schwefelsalz in einer Lösung von
Cyankalium auf, versetzt eine Portion der Silbersolution mit einer verhältnißmäßig
kleinen Menge dieser Flüssigkeit, gießt die klare Mischung von dem etwa entstandenen
Niederschlag ab und setzt dieselbe dann der anzuwendenden Silbersolution zu. Von den
Schwefelsalzen kann man z.B. benutzen: Arsenikschwefelsalze, Antimon- und
Zinnschwefelsalze;
6) Schwefelbalsam, in einer Mischung von Weingeist und Aetzkali aufgelöst;
7) Kreosot, in Weingeist und Aetzkali aufgelöst;
8) Zeise's Xanthaten (Doppelsalze von Aethyloxyd und
anderen Sauerstoffbasen mit Schwefelkohlenstoff); am besten eignet sich
Kali-Xanthat;
9) der Verbindung von Kohlensulfid mit Methyloxyd;
10) verschiedenen Säuren. z.B. Chloracetylsäure, Blausäure, Schwefelblausäure,
Weinsteinsäure, Weinschwefelsäure (diese werden in Wasser oder Weingeist aufgelöst,
ehe man sie der Silbersolution zusetzt);
11) Cyan (verdichtet oder aufgelöst in Wasser, Weingeist, Cyankalium-Lösung
oder der anzuwendenden Silbersolution);
12) schwefliger Säure (allein oder mit einem der erwähnten Schwefelsalze
verbunden).
Man muß durch vorläufige Versuche ermitteln, wieviel von den erwähnten Substanzen
erforderlich ist, um der Silbersolution die Eigenschaft zu ertheilen, bei ihrer
Zersetzung durch den galvanischen Strom das Metall glänzend (anstatt matt oder in körnigem Zustande) abzulagern. Zu diesem
Zweck muß man auch die Silbersolution verdünnter als
gewöhnlich anwenden. (Repertory of
Patent-Inventions) Januar 1850, S. 117.)
Der Patentträger scheint die Absicht gehabt zu haben, sich das ausschließliche Recht
zur Anwendung aller derjenigen Substanzen zu verschaffen, welche bei der
galvanischen Versilberung die Ablagerung des Metalls im glänzenden Zustande
begünstigen können. Elkington hat bekanntlich die
interessante Beobachtung gemacht, daß der Schwefelkohlenstoff, welcher bereits Handelsartikel und Wohlfell im Großen
darzustellen ist, der Silbersolution die Eigenschaft ertheilt das Silber vollkommen
glänzend niederzuschlagen (polytechn. Journal Bd.
CXIV S. 234); es wird daher Niemand einfallen anstatt des
Schwefelkohlenstoffs die entsprechende Verbindung des seltenen und kostspieligen
Selens zu diesem Zweck anzuwenden; da der Selenkohlenstoff bis jetzt von keinem
Chemiker dargestellt wurde, der Patentträger dessen Eigenschaften auch nicht
beschreibt, so muß er überdieß als problematischer Körper betrachtet werden. Δ.
Ueber die Anwendung der Galvanoplastik zur Anfertigung von
Kupferplatten für Kupferstecher; von A. Knoblauch.
Gewiß hat jeder Kupferstecher und Kupferdrucker mehr oder weniger mit der
Unvollkommenheit der auf gewöhnlichem Wege durch Kupferschmiede angefertigten
Platten zu kämpfen gehabt. Diese Unvollkommenheiten haben hauptsächlich ihren Grund
in der Unreinigkeit des Kupfers selbst (dem Aschigseyn) und in dem schlechten
Schleifen der Platten. Beide angeführten Uebelstände sind auch zum Theil die
Ursache, warum viele gestochene Kupferplatten nur eine geringe oder weniger gute
Anzahl von Abdrücken zulassen, indem der Drucker die Platten mehr wischen muß und
dabei dieselben zu sehr angreift (abreibt).
Auf dem galvanischen Wege kann man nach der jetzt allgemein bekannten Methode Platten
erzeugen, welche die vollkommenste Oberfläche haben und hat dazu nur das einmalige saubere Schleifen und Poliren einer
Originalkupferplatte zu besorgen Verfährt man im Anfange der Operation des
Niederschlages recht vorsichtig langsam, so gewinnt man eine sehr feste Schicht, auf
welcher man arbeitet. Die späteren Lagen kann man schneller niederschlagen. Ich habe
die Erfahrung gemacht, daß solche Platten sich außerordentlich schön ätzen und mit
dem Grabstichel gut behandeln lassen. Von Aschigseyn und von Schleifrissen findet
man natürlich keine Spur.
Diese Platten eignen sich vorzugsweise zum Trockenwischen,
indem sie, je länger gedruckt, eine immer schönere Oberfläche erhalten.
Der Selbstkostenpreis stellt sich auf ungefähr 5 Silbergroschen für den Quadratzoll;
die größere oder geringere Stärke der Platte bedingt vorzüglich den Preis. Hält man
die Platten sehr dünn, so sind sie durch Hintergießen von Blei oder einem ähnlichen
Metalle zu verstärken. Das galvanische Kupfer hat einen noch einmal so großen Werth
als gewöhnliches Kupfer; daher sind alte galvanische Platten sehr gut zu verwerthen.
(Verhandl. des Gewerbe-Vereins für Preußen.)
Amalgam zum Ausfüllen angefressener Zähne.
Dasselbe, von Hrn. Evans in
Paris erfunden, besteht aus chemisch reinem Zinn, einer kleinen Menge Cadmium und so
viel Quecksilber als erforderlich ist, um ihm die gehörige Bildbarkeit zu geben. In
einigen Minuten ist es so fest, daß es Speisen und andern Körpern widersteht; sein
Hauptvorzug aber ist, daß es von weißlicher Farbe ist, im Zahn nicht braun wird und
beim Poliren Metallglanz annimmt, wie das reine Zinn, also die Farbe des Zahns nicht
verändert. Auch ist zu beachten, daß es sich leicht schneiden und aus dem Zahn
wieder herausnehmen läßt, während die meisten andern Amalgame äußerst hart sind.
(Journal de Pharmacie, Decbr. 1849.)
Bleiröhren statt Drahtseilen zum Ableiten des Blitzes.
Versuche, welche Porro im J. 1822 zu Turin anstellte,
überzeugten ihn, daß das Blei sich am besten zum Ableiten des Blitzes in den Boden
eigne. Als nun im J. 1831 in dem hochgelegenen und heftigen Gewittern ausgesetzten
Genua der Blitz in den Wetterableiter des Thurms des kleinen Forts Puin so
einschlug, daß das Drahtseil brach und schmolz, und sogar die Platinspitzen des
Ableiters zum Theil schmolzen, ließ er das Drahtseil durch eine bleierne Röhre von 3
Centimeter (1 Par. Zoll) innerm Durchmesser ersetzen; dieselbe erfüllte mehrere
Jahre ihren Zweck ganz gut und vielleicht noch. (Comptes
rendus, Januar 1850, Nr. 4.)
Ueber die Anfertigung des Marineleims; von Winterfeld.
Mir will es scheinen, als ob die bekannt gewordene Patentbeschreibung über die
Anfertigung des Jeffery'schen MarineleimsMan vergl. polytechn. Journal Bd. LXXXV S.
461 und Bd. LXXXVII S.
157. nicht eben die besten Angaben enthält, was man vielleicht auch beabsichtigt
Hatte. Die verschiedenen Sorten Marineleim, die ich in Mustern von Paris und London
erhielt, bestätigten bei näherer Untersuchung meine Vermuthung. Es gelang mir bald
einen Marineleim herzustellen, der ganz dasselbe was der englische war. Die
Bestandtheile desselben sind nichts weiter als Steinkohlentheeröl, Kautschuk und
Schellack.
Auf folgende Weise fertige ich den Marineleim an: man macht sich zunächst eine
Auflösung von Kautschuk in Steinkohlentheeröl. Zu diesem Ende schneidet man
Kautschuk in kleine Stücken und übergießt diese in einem metallenen Gefäß oder in
einem Steintopf mit rectificirtem Steinkohlentheeröl von 0,80 spec. Gewicht. Die
Auflösung kann durch Umrühren mit einem Stabe und gelindes Erwärmen befördert
werden. Der erste Aufguß des Theeröls, den man bis ein wenig über die
Kautschukstückchen gemacht hat, wird bald eingesogen. Die Stücke quellen auf, man
erneuert wiederholt den Aufguß, und je nach der Art des verwendeten Kautschuks
erhält man bei Anwendung von 1 Theil Kautschuk und 20 bis 25 Theilen
Steinkohlentheeröl eine vollständige Auflösung, die als flüssiger Leim benutzt
werden kann. Man drückt die Lösung durch ein Tuch, um etwaige Unreinigkeiten zu
entfernen. In einem Kessel erhitzt man diesen flüssigen Leim und setzt unter
Umrühren so viel Schellack nach und nach hinzu, als die Consistenz des zu
erzielenden Produktes erfordert. Der Schellack braucht nicht ganz gepulvert zu
werden, er erweicht in der Flüssigkeit sehr leicht und löst sich schnell auf.
Ein Tropfen der Mischung auf einen Glasscherben oder ein Stückchen Blech gibt dem
Arbeiter Andeutung, ob die rechte Beschaffenheit des Leimes erreicht ist. Man kann
zu dem Marineleim die dunkelsten und wohlfeilsten Gattungen Schellack verwenden.
Andere wohlfeile Harze eignen sich nicht zu dieser Fabrication. Mit Colophonium
erhält man eine schmierige Masse. Je rectificirter das Steinkohlentheeröl ist, desto
besser wird der Leim. Aber auch ein bedeutend wasserhaltiges Steinkohlentheeröl ist
fähig den Kautschuk aufzulösen. Schmelzt man aber in einer solchen Verbindung
Schellack ein, so nimmt man ein Ausscheiden von Wasser wahr, wenn der erkaltete Leim
durchschnitten oder zerrissen wird. Solcher Leim hat auch eine bedeutend geringere
Bindekraft. (Berliner Gew.-, Industrie- u. Handelsbl. Bd. XVII S.
238.)
Vortheilhafte Bereitungsweise von Theeïn
(Kaffeeïn).
Nach H. Heinsius schüttet man in einen flachen eisernen
Topf alten, schlechten Thee, bedeckt denselben mit Filtrirpapier und überstülpt dann
das Ganze mit einer Papierhaube (ähnlich dem Verfahren beim Sublimiren der
Benzoësäure). Erhitzt man dann vorsichtig bei steigender Temperatur, so
findet man nachher auf dem quer über den flachen Topf gespannten Papier eine
hinreichende Menge reines Theeïn. (Chem.-Pharmac. Centralbl. 1850, S.
73.)
Darstellung einer zum Entfärben von Flüssigkeiten sehr
wirksamen Thierkohle; von Dr. N. Graeger in Mülhausen.
Die Wirksamkeit der von mir aus Leim, Eiweiß, Blut u.s.w. dargestellten Thierkohle,
als Entfärbungsmittel, hat für mich immer viel zu wünschen übrig gelassen, abgesehen davon, daß die
Umwandlung der genannten Stoffe immer mit mancherlei Unbequemlichkeiten verbunden
ist. Ich habe daher statt jener Horndrehspäne versucht.
Dieselben für sich verkohlt, liefern ein schlechtes Product, das auch nicht viel
besser wird, wenn man die Horndrehspäne mit kohlensaurem Kali mengt. Dagegen erhält
man eine vorzüglich gute Kohle, wenn man das Horn zuvor mit einer Auflösung von
kohlensaurem Kali (4 Theile, im Verhältniß von 1 Theil kohlensaurem Kali und 3
Theilen Wasser) in der Wärme einige Tage lang digerirt, alles dann zusammentrocknet,
und endlich auf die gewöhnliche Weise verkohlt. Schon bei dieser Digestion
entwickelt sich eine Menge Ammoniak und kohlensaures Ammoniak.
Von einer Spur Thonerde und Kalk (letzterer wahrscheinlich als Schwefelcalcium darin
enthaltend) befreit man die Kohle leicht durch Behandlung mit etwas verdünnter
Salzsäure und nachheriges vollständiges Auswaschen mit Wasser. (Böttger's polytechn.
Notizblatt 1850, Nr. 2.)
Verfahren das Wasser vom Waschen der Wolle und Wollenzeuge zur
Gewinnung von Fettsäuren zu verwenden; von Alex. Mc Dougall.
Nach diesem am 20. März 1849 in England patentirten Verfahren soll man das
Seifenwasser mit einer Auflösung von salzsaurem Kalk versetzen, worauf sich die
entstehende unauflösliche Kalkseife niederschlägt, während das Alkali der Seife, an
Salzsäure gebunden ausgelöst bleibt. Man zieht die Flüssigkeit vom Niederschlag ab
und bringt letztern auf ein Filter von Wollenzeug, damit die Flüssigkeit abtropft;
um den Rest der Flüssigkeit abzusondern, bringt man den Niederschlag in einen mit
Wollenzeug gefutterten Hydro-Extractor. Das Product – Kalkseife,
gemengt mit allen unauflöslichen Unreinigkeiten, welche das Seifenwasser enthielt
– wird zur Gewinnung der darin enthaltenen Fettsäuren mit Salzsäure behandelt
und der entstandene salzsaure Kalk wieder zur Zersetzung einer neuen Portion
Seifenwassers benutzt. (London Journal of arts, Januar
1850, S. 410.)
Ueber die Reinigung des Honigs nach André. Vom Hofapotheker Hirschberg.
Von André ist eine Methode zur Reinigung des Honigs
veröffentlicht worden, welche in Betreff der Schnelligkeit und Sauberkeit nichts zu
wünschen übrig läßt, und aus welcher der Honig an Farbe, Geschmack und Geruch
unverändert hervorgeht. 25 Pfd. Honig werden hiernach mit der Hälfte Wasser verdünnt
und mit einem durch Quirlen von 3 Bogen weißem Fließpapier mit Wasser erhaltenen
Brei bei gelindem Feuer so lange gekocht, bis die Papiermasse in ganz feine Fasern
zergangen ist. Man läßt erkalten und bringt dann erst das Ganze auf einen zuvor
angefeuchteten wollenen Spitzbeutel. Der Honig läuft bald weinklar ab, und nachdem
der rückständige Papierbrei ausgesüßt worden, dampft man die dunkel weingelbe
Flüssigkeit im Dampfbade zur erforderlichen Consistenz ein. Das so erhaltene
Präparat entspricht, nach den von Hirschberg gemachten
Erfahrungen, allen Forderungen, welche man an einen tadellosen gereinigten Honig
machen kann. (Pharm. Centralbl. 1850, S. 15.)
Hölzerne Rahmen in Bienenkörben.
Auf der Pariser Gewerbeausstellung erregte die Methode des Dr. Debeauvoys Aufsehen, Wachs und Honig durch
verticales Einlegen oder vielmehr Einhangen hölzerner Rahmen mit Leisten von
höchstens 1 Zoll Dicke in Bienenkörbe zu gewinnen, nachdem früher ein Stückchen
Bienenzelle in der Ecke des Rahmens befestigt worden ist. Die Rahmen stehen in
kleinen Entfernungen von einander ab und füllen beinahe den ganzen Raum des
Bienenkorbes aus. Die Biene arbeitet an den eingelegten Stückchen in der Dicke der
Leiste fort, ohne über Bord des Rahmens zu gehen. Ein solcher mit Honig und Wachs
ausgefüllter Rahmen wird dann gegen einen neuen umgetauscht. Statt der Rahmen können
dicke, biegsame Zweige, deren Enden durch Querleisten vereinigt sind, angewendet und
die Bienenkörbe durch hölzerne, der Größe der einzulegenden Vorrichtungen
entsprechende Leisten ersetzt werden, in welche man diese Vorrichtungen so einlegt,
daß sie mittelst der hervorragenden Enden der Querleisten auf dem Rande der Kiste
ruhen. Die Kisten, an welchen sich unten mehrere kleine Oeffnungen befinden, werden
mit einem gut schließenden Deckel versehen. (Mussehl's
prakt. Wochenbl.)
Ueber das vermeintliche Lebendigbegrabenwerden.
Der Umstand, daß man bisweilen Leichen in ihren Särgen umgedreht und ihre Gewänder in
Unordnung findet, wurde lange Zeit einem Kampfe der Lebenskraft zugeschrieben, er
ist aber oft bloß eine Wirkung der Fäulniß. Der Leichnam entwickelt nämlich ein Gas,
durch dessen mechanische Kraft ähnliche Bewegungen wie beim lebenden Körper
hervorgerufen werden können. In Leichnamen, welche lange im Wasser lagen, sagt Hr.
Devergie, der Arzt in der
Morgue zu Paris, hat dieses Gas eine solche Kraft, daß sie, wenn man sie nicht auf
der Tafel befestigt, oft in die Höhe gehoben und dann auf den Boden hinabgeworfen
werden; oft laufen Fremde, wenn sie sehen, daß Glieder sich bewegen, zum Aufseher
und melden ihm voll Schrecken, daß eine Person am Leben sey. Alle Leichname erzeugen
früher oder später Gas im Grabe; dasselbe treibt ihre Haut auf, bis sie zerreißt und
zersprengt sogar bisweilen den Sarg. Wenn es sich mit Geräusch einen Ausweg
verschaffte, so hielt man dieß für Stöhnen, man öffnete das Grab, die Lage des
Leichnams bestätigte diese Meinung, und seine Zerrissenheit galt für einen Beweis,
daß der Unglückliche sich verzweifelnd zerfleischte! (Athenaeum, 1849, Nr. 1140)