Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. , S. 462 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Franke's Centrifugal-Regulator für Dampfmaschinen.
Der im polytechn. Journal, Jahrgang 1848, Bd. CVIII S. 321 beschriebene parabolische
Centrifugal-Regulator des Hrn. Franke wurde seitdem auch in der Werkstätte der k. k. priv.
Wien-Gloggnitzer Eisenbahn angewandt, deren Director, Hr. John Haßwell, dem Erfinder darüber
folgendes Zeugniß ausstellte:
„Zum Betriebe unserer Maschinenfabrik arbeiten zwei Dampfmaschinen, welche
früher mit einem Watt'schen Regulator und nun mit dem
von Hrn. G. A. Franke
erfundenen paraboloidischen Centrifugal-Regulator versehen sind.
„Der Watt'sche Regulator regulirte jedoch, wie
überhaupt alle diese Regulatoren, die Geschwindigkeit sehr unvollkommen, indem,
wenn mehr Arbeitsmaschinen zu derselben Zeit ausgerückt wurden, sehr häufig
durch die Veränderung des Widerstandes die Dampfmaschinen übermäßig zu laufen
anfingen. Dieß hatte den Nachtheil, daß die Hülfsmaschinen schlechter
arbeiteten, die Stähle durch übermäßige Anstrengung gleich stumpf wurden, oder
die Arbeiter, um keine schlechte Arbeit zu liefern, ihre Maschinen ausrückten,
wodurch auf die übrigen der Uebelstand noch schlimmer wirkte.
„In solchen Fällen war der Maschinenwärter genöthiget den
Regulirungsschieber zu schließen, und bei einer Verzögerung des Ganges zu
öffnen.
„Es wurde nun der Regulator nach Franke's
Erfindung bei unsern Dampfmaschinen in Anwendung gebracht, wodurch allen
genannten Uebelständen vollkommen abgeholfen ist.
„Die Maschinen arbeiten stets mit ihrer Normal-Geschwindigkeit; es
mag sich der Widerstand andern wie er wolle, so tritt durchaus keine derartige
Störung bei der Hülfsmaschine ein, wodurch dieselben auch bessere Arbeit
liefern, wie auch die Stahle länger scharf bleiben, und die Arbeiter sohin auch
nicht so viel Zeit mit Schleifen derselben verlieren, in Folge dessen sie auch
mehr Arbeit liefern. Der Maschinenwärter braucht sich auch gar nicht mehr um den
Gang der Maschinen zu kümmern, so daß schon jetzt sich der Vortheil der guten
Regulirung herausstellt.
„Abgesehen von den genannten Hauptvortheilen, hat aber auch diese
geregelte Bewegung eine Ersparniß von wöchentlich zehn Centnern Kohlen
hervorgebracht, welches jährlich die Summe von 300 fl. Conv.-M. beträgt.
Auch der Bau des Regulators ist so außerordentlich einfach, daß derselbe sehr
billig zu stehen kommt, und nur äußerst selten eine Reparatur hiebei vorkommen
dürfte.
„Wir können somit mit vollem Grunde bezeugen, daß durch diesen von Hrn.
Franke erfundenen
Regulator einem längst gefühlten Mangel abgeholfen ist, und daß die Anwendung
seines Regulators viele Vortheile verschafft.
„Wir empfehlen deßhalb diese neue Erfindung allen Fabrikbesitzern auf das
beste an, und haben im Voraus die Ueberzeugung, daß dieser neue Regulator den
alten Watt'schen in einiger Zeit gänzlich verdrängen
wird.“ (Verhandl. des niederösterreichischen Gewerbvereins, 1849, S.
89.)
Schutzmittel gegen Rost im Innern der Dampfkessel.
In der letzten Versammlung des Cornwalliser polytechn. Vereins gab Hr. Williams von Helstone ein einfaches
Mittel an, um die inneren Dampfkesselflächen gegen den sich leicht ansetzenden Rost
zu schützen. Eine kleine Menge Steinkohlentheer wird kurz bevor das Wasser zum
Sieden kommt in den Kessel geschüttet, und sobald nun das Aufwallen eintritt,
verstüchtigen sich alle flüchtigen Bestandtheile des Theers, während der
kohlenhaltige Theil desselben sich als eine Kruste an die ganze Kesselfläche anlegt,
und zwar äußerst gleichförmig. Diese Kruste hängt außerordentlich fest an dem
Metall, eine Erscheinung die man häufig auch bei andern Substanzen beobachtet wenn
sie sich in Dampfform befanden und dann an festen Körpern niederschlugen. Durch den
Theer bildet sich eine Art Graphitüberzug, welcher sehr kräftig gegen das Rosten
schützt. (Practical Mechanic's Journal, December 1849,
S. 215.)
Wagner's
verbesserte Zimmerheizungsmethode.
Das Princip der Vorrichtung des Hrn. J. P.
Wagner besteht darin, dem Feuer im Ofen die zum
Verbrennen nöthige Luft durch ein Rohr zuzuleiten, welches ganz oben im Zimmer
mündet, also die verdorbene Luft wegführt. Das Rohr wird durch die
Ofenröhre geführt, um die Luft erwärmt unter den Rost zu bringen. Das Zuleiten
frischer Luft geschieht durch ein ins Freie führendes und in der Nähe des Ofens
einmündendes Rohr; sie strömt indessen nicht unmittelbar ins Zimmer, sondern passirt
erst einen Behälter dessen dem Ofen zugekehrte Seite aus einer Blechplatte besteht;
hierdurch wird die Luft vorgewärmt und ist gleichzeitig Vorsorge getroffen, daß nur
die obere, also meist erwärmte Luftschicht des Behälters in das Zimmer abfließen
kann.
Der Erfinder theilt in seinem „Bericht über die Gewerbe-Ausstellung
zu Paris, Frankfurt a. M. 1849“ folgende ausführlichere Beschreibung
seiner Heizungsmethode mit:
„Anstatt eines gewöhnlichen Ofenrohres von 5 Zoll Durchmesser, lasse ich
eines von 7 Zoll Durchmesser anfertigen, wodurch zugleich noch eine größere
Oberfläche für die Abkühlung des Rauches und zur Wärme-Ausstrahlung ins
Zimmer gewonnen wird.
Der gerade aufsteigende Theil ist oben und unten mit einer Kapsel zum Abnehmen
wie gewöhnlich verschlossen, es ist das Ofenrohr soweit in nichts von einem
gewöhnlichen verschieden. Ich lasse nun die obere und untere Kapsel abnehmen und
in jeder ein rundes Loch aushauen von 3 Zoll Durchmesser; alsdann die Kapseln
wieder aufsetzen und nun ein enges Rohr von 3 Zoll Weite durch die untere Kapsel
herein und durch die obere hindurchschieben, so daß das enge Rohr in der Mitte
des weiten steckt und um mehrere Zolle oben und unten vorsteht. Der obere Theil
des engen Rohres wird durch ein kurzes Stück im rechten Winkel verlängert, und
dieses durch ein langes ebenfalls im rechten Winkel, so daß dieses abwärts führt
und unten durch ein kurzes Kniestück durch ein auf der hinteren Seite in den
Ofen gehauenes Loch unter dem Rost einmündet. In derselben Weise lasse ich das
untere Ende des engen Rohres im Weiten, durch Kniestücke umkehrend, nach oben
verlängern. Die Ventilation findet nun in folgender Weise statt.
Brennt das Feuer im Ofen, so wird Schürlochthür und Thürchen zum Aschenfall
verschlossen, überhaupt aller Luftzutritt aus dem unteren Zimmerraum in den Ofen
abgesperrt; dadurch wird die Luft genöthigt in dem engen Rohre herab durch das enge Rohr,
welches im weiten Ofenrohre steckt, wieder hinauf zu steigen, wobei sie dem
abziehenden Rauche noch Wärme, die verloren wäre, entreißt, und dann durch das
abwärts führende Rohr, an welches sie wieder Wärme abgibt, nieder zu sinken, um
unter den Rost zu gelangen und das Feuer zu unterhalten.
Ich will hier, abgesehen von der Brennstoff-Ersparniß, nur darauf
aufmerksam machen, wie die Ventilation in dieser Weise in
Cholera-Spitälern und in Cholera-Krankenzimmern als beachtenswerth
erkennen läßt, daß die aus denselben in die Atmosphäre gelangende Luft zuvor das
Feuer passiren muß, mithin das Miasmatische, wenn nicht Contagiöse in ihr
zerstört wird.
Durch die eben beschriebene Vorrichtung würde also die verdorbene Luft entfernt,
es muß nun als Ersatz eine gesunde Luft eingeführt werden. Die Vorrichtung ist
folgende:
Hinter dem Ofen, dicht über dem Boden, lasse ich ein Loch von circa 4 Zoll rund
oder viereckig durch die Mauer brechen) gewöhnlich führt es in den Kamin dann
lasse ich es durch einen Canal oder ein Rohr verlängern, daß es durch denselben
hindurch auf den Vorplatz oder da mündet, wo es gesunde Luft schöpfen kann. Bei
Hrn. Senator Keßler mündet
es über dem Dache. Die Luft kann also hinter dem Ofen ins Zimmer gelangen, ist
also gleich beim Ofen, wohin sie doch muß, um sich zu erwärmen, braucht also
nicht von undichten Thüren und Fenstern her über den Boden weg an den Füßen
vorbei zu ziehen, um an den Ofen zu gelangen.
Auf diese Weise würde aber die Luft kalt ins Zimmer treten dicht über dem Boden,
und so sich, dem physikalischen Gesetze gemäß, über dem Boden verbreiten.
Ich lasse daher eine Tafel dünnes schwarzes Eisenblech in der Höhe und Breite des
Ofens an drei Seiten 3 Zoll breit im rechten Winkel umbiegen, und hiervon 1/2
Zoll breit im rechten Winkel nach außen, so daß diese letzteren Theile mit der
Tafel wieder parallel laufen; an der vierten Seite findet ebenfalls eine
Umbiegung von 1/2 Zoll Breite statt, aber in entgegengesetzter Richtung, welche
Seite nun als unterste gilt. Stellt man hierauf die Tafel Blech so vor das Loch,
daß die Umbiegungen auf beiden Seiten und oben an die Wand zu liegen kommen, so
wäre die eindringende kalte Luft abgesperrt und befände sich hinter der 2 1/2
Zoll von der Wand abstehenden Blechplatte. Es muß also ein Loch in der
Blechplatte ausgehauen werden und zwar am Boden, 2 Zoll hoch und 4 Zoll breit;
durch dieses tritt nun aber die Luft wieder kalt ins Zimmer, was aber nicht seyn
darf. Ich lasse daher ein Rohr von dünnem Blech oval von 4 Zoll Breite und 2
Zoll Tiefe mit einem ganz kurzen Winkelstück (Knierohr) anfertigen und von der
hinteren Seite her das kurze Stück in das Loch des Blechs luftdicht so
einnieten, daß der lange Theil aufrecht zu stehen kommt und 2 Zoll von der
oberen Umbiegung entfernt endigt. Das Blech wird nun mit diesem Rohr versehen,
so vor das Loch in der Wand gestellt, daß das Rohr sich zwischen Wand und Blech
befindet; es wird alsdann an den Seiten oben und unten mit einigen Nägeln an der
Wand befestigt und mit Lehm luftdicht eingeschmiert.
Beim Einheizen findet nun folgender Vorgang statt. Die strahlende Wärme wirkt auf
das Blech ein, dieses gibt sie an die hinter ihr befindliche kalte Luft ab, die
wärmste steigt zu oberst, und nur diese kann in das Rohr einmünden und durch
dasselbe herab dicht über dem Boden in das Zimmer einströmen.
Bei Versuchen, wo die Luft im Freien mehrere Grade unter Null war und unmittelbar
durch die Hausflur zur Einmündung auf den Vorplatz gelangte, trat sie bei
mäßiger Heizung des Ofens auf 26° R erwärmt ins Zimmer; von dieser Wärme
wäre ohne die Vorrichtung der größte Theil durch das Mauerwerk in den Kamin
ausgestrahlt.“
Elektrische Telegraphie ohne Batterie; von Dujardin in Lille.
Folgender Versuch wurde in Gegenwart der von der gesetzgebenden Versammlung ernannten
Commission für die elektrischen Telegraphen im Ministerium des Innern zu Paris
angestellt Man vereinigte in Paris und in Lille zwei Drähte der telegraphischen
Linie so, daß eine 140 franz. Meilen (Lieues) lange, geschlossene Kette erhalten
wurde. In diese Kette schaltete ich zwei von meinen Apparaten ein, eine
magneto-elektrische Maschine mit einem einzigen Hufeisen-Magnet, der
aus 7 Platten zusammengesetzt war und ungefähr 15 Kilogr. trug, und dann einen
Telegraphen, welcher die Depeschen in Gruppen von Tintepunkten abdruckte, welche die
Buchstaben des Alphabets darstellten. Die von Paris abgehenden elektrischen Ströme
mußten so, nachdem sie Lille passirt hatten, wieder nach Paris zurückkommen, um den
Telegraph in Gang zu setzen. Da auf der ganzen Telegraphenlinie sehr trockenes
Wetter war, so kann man nicht annehmen, daß die elektrischen Ströme in geringer
Entfernung von Paris vom obern Draht der Linie die feuchten Pfahle hinunter in den
untern Draht übergegangen seyen. Der Versuch gelang vollkommen. Es wurden von mir
vor den Augen der Commission 82 Buchstaben in der Minute fortgepflanzt und
abgedruckt. Die Resultate sind in dem Berichte des Hrn. Le Verrier, dem Berichterstatter der Commission,
niedergelegt.
Der Zweck dieser Mittheilung ist, zu beweisen daß man mittelst eines Magnets, ohne
Beihülfe der Batterie, auf große Entfernungen correspondiren kann. (Comptes rendus, Februar 1850, Nr. 6.)
Ueber ein Mittel, Kupfervitriollösungen während der Dauer des
galvanischen Niederschlags fortwährend gesättigt zu erhalten; von D. Philipp.
Die Hauptbedingung eines guten Kupferniederschlags ist eine möglichst gesättigte
Kupfervitriollösung. Bis jetzt suchte man die Lösung während der Dauer des
Riederschlagens dadurch gesättigt zu erhalten, daß man Beutel mit Kupfervitriol in
die Gefäße hineinhing und zwar möglichst nahe der Oberfläche. Dieses unvollkommene
Mittel wurde nun einmal empfohlen und es fiel Niemanden ein, an ein einfacheres zu
denken, um obigen Zweck vollständig zu erreichen.
Durch das Ausscheiden des Kupfers bei der Operation wird Schwefelsäure und Wasser
frei, letzteres löst nur den Kupfervitriol auf, und je länger man arbeitet, desto
mehr freie Schwefelsäure enthält die Lösung. Bei Arbeiten im Kleinen ist dieser
Uebelstand gar nicht merklich; denn ein wenig Säure schadet nichts und die Lösung
kann leicht durch eine andere frische ersetzt werden, wenn man glaubt, daß sie nicht
mehr gut genug ist; anders ist es aber, wo im Großen operirt wird, wenn der
Kupfervitriol centnerweise aufgelöst sich in einem Behälter befindet und wenn der
Niederschlag viele Monate hindurch fortgesetzt wird. Hier müssen nun von Zeit zu
Zeit Massen von Kreide zugesetzt werden, um die überhand nehmende Säure
abzustumpfen; daß eine derartige Lösung oft schlechte Resultate geben kann, ist wohl
erklärlich.
Ein einfaches Mittel, die Lösung immer gesättigt erhalten zu können, ist nun das kohlensaure Kupferoxyd (Bremerblau). Es freut mich, der
erste zu seyn, dieses so nahe liegende, billige und einfache Mittel für die
Anwendung auch im Großen empfehlen zu können, im Kleinen habe ich es längst erprobt;
die Wirkungsweise ist die, daß in dem Maaße, in welchem Schwefelsäure und Wasser
frei werden, sich Kupferoxyd auflöst und Kohlensäure entweicht.
Das Präparat ist leicht herzustellen durch Fällen von Kupfervitriollösung mit
kohlensaurem Natron (Soda). Das Nebenproduct, das schwefelsaure Natron kann, wenn es
nicht als solches verwerthet werden kann, als Erregungsflüssigkeit für die Zinkzelle
benutzt werden. Es wären überhaupt nur die Kosten des nöthigen kohlensaure Natrons, welche dieses
Mittel theurer machen als den sonst zur Sättigung gebrauchten Kupfervitriol; aber
die Vortheile, welche das kohlensaure Kupferoxyd darbietet, werden Wohl die geringen
Kosten der sehr billigen Soda überwiegen.
Bei der Anwendung im Kleinen ließ ich immer ganze Stücke des Präparats (nicht
zerkleinert) auf dem Boden in der Lösung liegen, bis sie aufgezehrt waren und durch
neue ersetzt werden mußten; ob im Großen auch Beutel nöthig seyn werden, muß die
Erfahrung lehren.
Hr. Winkelmann, der zeitige
Director des königl. galvanoplastischen Instituts, wird Versuche im Großen
anstellen, und ich behalte mir vor, über den Ausfall derselben später zu berichten.
(Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, 1850, Nr. 13.)
Neuer Versuch über die complementären Farben; von Maumené.
Bekanntlich bringen zwei komplementäre Farben durch ihre Vereinigung Weiß hervor; man
zeigt dieß in den Vorlesungen gewöhnlich mittelst eines rothen und eines grünen
Glases, deren Farben, obleich sehr auffallend, gänzlich verschwinden, während man
die zwei Scheiben gleichzeitig zwischen das Auge und die Lichtquelle hält. Seit
mehreren Jahren erziele ich dasselbe Resultat mittelst gefärbter Flüssigkeiten, wozu
ich eine Kobalt- und eine Nickelauflösung verwende, welche beide sehr rein
sind und mit Wasser so verdünnt wurden, daß die Intensität der Farbe bei ihnen eine
nahezu gleiche ist. Das Rosenroth des Kobalts verschwindet vollständig durch das
Grün des Nickels, selbst bei ziemlich concentrirten Auflösungen, und die gemischte
Flüssigkeit ist farblos. Bisweilen bleibt ein sehr schwacher bräunlichgelber Ton
zurück, welcher aber die Wiederzusammensetzung des weißen Lichts nicht zweifelhaft
läßt. (Comptes rendus, Februar 1850, Nr. 8.)
Ueber Kadmium-Zinnamalgam; von Prof. Varrentrapp.
Pettenkofer's Beschreibung der Bereitung des
Kupferamalgams und die spätere Verbesserung (polytechn. Journal Bd. CIX S. 444 und Bd. CXIII S. 464) haben viele Leute
interessirt; leider hat der Uebelstand, daß das Kupferamalgam im Munde schwarz wird,
seine Anwendung bei den Zahnärzten sehr beschränkt. Es wird jetzt ein weißbleibendes
Amalgam mit ganz ähnlichen Eigenschaften, das Loth zu 3 Thlr. verkauft. Es besteht
aus 2 Thln. Zinn mit 1 Thl. Kadmium, die man nach dem Zusammenschmelzen raspelt, in
einem Ueberschuß von Quecksilber löst, den Ueberschuß durch Leder abpreßt und so
eine krümliche Masse erhält, die bei einigem Kneten in der Hand weicher wie Butter
wird, sich rollen und drücken läßt, ohne zu bröckeln, aber dieß schon nach 10
Minuten wieder thut; nach 24 Stunden kann man mit einem Schwefelholz keinen Eindruck
mehr darauf machen, wenn man nicht zuviel Quecksilber darin gelassen hat. Die Masse
schließt Glasröhren, die man damit verstopft, luftdicht. Sie wird mehr Anwendung als
das Kupferamalgam finden. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Februar 1850.)
Day's
wasserdichtes Schmirgelpapier.
Bisher hat man das Schreibpapier, worauf eine dünne Lage Schmirgelpulver haftend
gemacht werden sollte, mit einer Auflösung von Leim bestrichen; solches
Schmirgelpapier zieht aber gerne Feuchtigkeit an und muß daher in der Regel vor dem
Gebrauch erst getrocknet werden; überdieß pflegte man das
Papier bisher nur auf einer Seite mit Schmirgelpulver zu bedecken.
Die Verbesserung solchen Papiers, welche sich Richard Day
am 1. August 1849 patentiren ließ, besteht darin, daß er das Papier auf beiden
Seiten mit Schmirgelpulver überzieht und dasselbe mittelst eines wasserdichten Kitts darauf befestigt, so daß die
Feuchtigkeit auf das Schmirgelpapier nicht mehr so nachtheilig wirken kann. Um den
biegsamen und wasserdichten Kitt zu bereiten, nimmt er:
3
Pfund gekochtes Leinöl;
2
Pfund harten afrikanischen Kopal; derselbe wird geschmolzen und dann
das Leinöl im heißen
Zustande hineingegossen; hierauf setzt man zu:
1
Pfund Lack,
1
Pfund venezianischen Terpenthin,
1
Pfund venezianisches Roth (Vitriol-Colcothar),
2
Loth Berlinerblau,
2
Loth Bleiglätte und
1
Pfund aufgelösten Kautschuk.
Diese Substanzen werden gut mit einander gemischt und wenn die Composition zu dick
seyn sollte, verdünnt man sie mit Leinölfirniß. Man breitet sie auf dem Papier (oder
Zeug) gleichmäßig aus und siebt dann fein zerriebenen Schmirgel, oder fein
zerstoßenes Glas, feinen Quarzsand etc. darauf. (Repertory of
Patent-Inventions, März 1850, S. 170.)
Anwendung der Gutta-percha als Ueberzug der hölzernen
Schiffe.
John Forster in Plymouth, Schiffsmeister der k. Marine,
ließ sich am 27. Juni 1849 die Anwendung von Planken und Brettern, welche mit
Gutta-percha überzogen sind, zum Schiffsbau patentiren. Er verwendet das Holz
trocken und rauh wie es von der Sägmühle kommt; es wird zuerst mit einer Auflösung
von Gutta-percha angestrichen und wenn diese fast ganz eingetrocknet ist,
werden Blätter von Gutta-percha mittelst Drucks darauf angebracht, indem man
die Fläche derselben, welche an das Holz zu liegen kommt, vorher erwärmt, damit sie
leichter anhaften (das Erwärmen der Oberfläche des Blattes geschieht mittelst der
Gasflamme oder eines Gebläses mit heißer Luft). So überzogene Planken oder Bretter
werden hauptsächlich für die Außenseiten der Schiffe angewandt, die übergreifenden
oder auf einander passenden Ränder oder Enden des Holzes überzieht man mit
Gutta-percha-Lösung, deßgleichen die Oberflächen der Fugen, um sie
wasserdicht zusammenzuleimen; die hölzernen Nägel, welche man durch solche Planken
oder Bretter treiben muß, überzieht man ebenfalls mit
Gutta-percha-Lösung. – Beim Bau kleiner Boote leimt man zwei
oder mehrere dünne Planken oder Bretter mit Gutta-percha-Lösung auf
einander und überzieht hierauf die äußeren Flächen mit Gutta-percha; das Holz
bekommt dann nicht so leicht Sprünge, wenn die Boote außer dem Wasser und an
trockenen Orten aufbewahrt werden. (London Journal of
arts, Februar 1850, S. 31.)
Verfahren Seife aus Harz und Talg zu fabriciren; von Bowden und Longmaid.
Nach diesem am 4. Juli 1849 in England patentirten Verfahren werden Harz und Talg
direct in weiche Seife verwandelt. Man bereitet zuerst
mittelst calcinirter Soda, welche 80 Procent kohlensaures Natron enthält, eine
kaustische Lauge von 1025 spec. Gewicht (3 3/4° Baumé). 105 Pfd.
dieser kaustischen Lauge versetzt man mit 12 Pfd. Talg und 8 Pfd. Harz; wenn beide
aufgelöst sind, läßt man die Masse 20–30 Minuten lang kochen. Die Operation
ist dann beendigt und die Seife wird mit einer Kelle in geeignete Gefäße gefüllt.
(London Journal of arts, Februar 1850, S. 30.)
Dämpfen des Getreides.
Bekanntlich ist es vortheilhaft, ehe man das Getreide mahlt, seinen Hüllen eine
gewisse Zähigkeit oder Elasticität zu ertheilen, damit sie nicht ebenfalls
mitgemahlen werden, weil sonst das Mehl minder schön ausfiele und mechanische
Reinigungsoperationen nothwendig würden. Aus diesem Grunde pflegen die Müller das
Getreide mit Wasser anzufeuchten. Die amerikanischen Müller Howlet und Walker schlagen zur bessern
Erreichung jenes Zweckes vor, das Getreide durch einen Raum gehen zu lassen, in
welchem es einem Dampfstrom oder Dampfstrahl ausgesetzt wird. Das aus diesem Dampf
verdichtete Wasser ertheilt wegen seiner hohen Temperatur und kräftigen Einwirkung
den Hüllen viel eher die gewünschte Elasticität, wo sie dann zwar zerschlitzt, aber
nicht zu Pulver zerrieben werden. (Agriculteur-praticien, Octbr. 1849.)
Mittel gegen das Schlagen der Pferde.
Im Besitze einer Stute, welche so heftig schlug, daß Thür und Stall mehreremal
zernichtet wurden und die Hinterfüße des Pferdes anschwollen, habe ich folgendes
Mittel dagegen gebraucht.
Ich ließ einen mit Stroh ausgestopften Sack einen Schritt hinter das Pferd an zwei
Stricke aufhängen. Die Stute, sich allein glaubend, schlug sogleich heftig dagegen,
der Sack gab nach, flog zurück, kehrte aber wieder und schwenkte nach dem Pferde zu,
dasselbe in dem Augenblicke berührend, als dieses sich sammelte, um von neuem
loszuschlagen. Die Folge davon war ein heftiges Zusammenschrecken, ein Horchen, ob
eine neue Berührung vom Sacke käme, und als dieses nicht geschah – ein mit
Heftigkeit und Erbitterung ausgeführter zweiter Schlag. Das Ergebniß war fast
dasselbe Zusammenfahren, Horchen, Schlagen – aber nicht heftig, sondern
bedächtig, fast ein Berühren des Sackes. Dieser ging leiser zurück, kam leiser
wieder, berührte aber doch das Pferd, was demselben eben so unerwartet wie
unangenehm schien. Nach kurzer Zeit war diese Unart abgewöhnt; die Stute hat seither
nicht wieder geschlagen, hat wieder dünne Beine und befindet sich sehr wohl.
(Zeitschrift des landwirthschaftl. Vereins für Rheinpreußen.)