Titel: | Williams' doppeltes Sicherheitsventil. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. II., S. 12 |
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II.
Williams' doppeltes Sicherheitsventil.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Dec. 1849, S.
204.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Williams' Sicherheitsventil.
Dieses Ventil soll zwei verschiedenen Zwecken entsprechen; es soll nämlich 1) durch
dasselbe die Unannehmlichkeit vermieden werden, welche daraus hervorgeht, daß das
gewöhnliche Sicherheitsventil auf seinem Sitze festhaftet, sobald aus irgend einem
Grunde der Dampfdruck im Kessel geringer wird als der Druck der äußern Luft, und 2)
soll der Wasserstand im Kessel durch dasselbe regelmäßiger erhalten, oder vielmehr
die gefährlichen Folgen vermieden werden, welche aus einem zu tiefen Wasserstande
hervorgehen.
Fig. 26
stellt den Durchschnitt eines Dampfkessels mit Mannsloch dar, auf dessen Deckel das
neue Sicherheitsventil vollständig aufgesetzt ist. A ist
das eigentliche Sicherheitsventil, welches sich wie sonst aufwärts öffnet, und durch
ein Gelenke mit dem das Gewicht tragenden Hebel B
verbunden ist. Der Drehpunkt C dieses Hebels befindet
sich auf einem Ständer, der auf den Mannslochdeckel aufgeschraubt ist. Der
Gewichtshebel ist wie sonst, nur hat derselbe dem Gewichte gegenüber noch einen
zweiten Arm, welcher so lang ist als der Theil des Gewichtshebels zwischen dem
Ventile A und dem Drehungspunkte C. An diesem zweiten Hebelarm ist ein zweites aber kleineres Ventil D angehängt, welches sich innerhalb des Mannslochdeckels
befindet, und sich nach innen öffnet. Auf diese Weise veranlaßt eine aufwärtsgehende
Bewegung des Ventils A ein ebenso großes Niederdrücken
des Ventiles D. Der innere Dampfdruck, welcher die
Ventile zu öffnen sucht, wird nur auf einer Fläche des Ventils A wirksam seyn, welche so groß ist als die Differenz der
beiden Ventilflächen, und dieser Differenz sollte man immer eine ganze Zahl von
Quadratzollen geben, damit bei einer Visitation der belastenden Gewichte der
wirkliche Druck leicht zu bestimmen ist.
An die untere Seite des Ventiles D ist ein Schwimmer E durch eine Kette angehängt, deren Länge sich nach dem
normalen Wasserstande im Kessel richten muß. So lange der Schwimmer durch das Wasser
getragen wird, hängt die Kette lose und ungespannt herab, sinkt das Wasser jedoch tiefer als es seyn
soll, so öffnet das Gewicht des Schwimmers mit seiner Kette die beiden Ventile, und
der Dampf kann entweichen.
Zusatz.
Wie das beschriebene Doppelventil das Sichfestsetzen der Ventile verhüten soll, ist
nicht einzusehen, da sie sich ohne menschliches Zuthun von außen bei Luftüberdruck
nicht öffnen, also nicht als Vacuumventile wirken. Da jedoch die Luft die beiden
Ventile nur mit einem Drucke geschlossen erhält, welcher der Differenz der beiden
Ventilflächen entspricht, so wird der Hebel immerhin mit geringem Kraftaufwands zu
lüften seyn. Große Vorzüge des neuen Doppelventiles sind: die geringe Belastung,
welche nöthig ist um dasselbe geschlossen zu erhalten, und die außerordentlich große
Ausströmungsöffnung welche man bei der geringen Belastung erhalten kann. Diese
Vorzüge besitzen jedoch alle Differenzventile. Hinsichtlich der praktischen
Ausführung dürften sich einige Schwierigkeiten darbieten; in den fünf
Drehungspunkten darf z.B. gar kein Spielraum vorhanden seyn, denn sonst würde sich
das Ventil A etwas öffnen können, ohne zugleich auf das
Ventil D zu wirken; die Belastung würde also nicht mehr
hinreichen. Ferner möchte es schwierig seyn, ohne Spielraum in den Zapfen die beiden
Ventile so zu stellen, daß sie gleichzeitig gleich dicht schließen.
Correctionsschrauben etc. würden unumgänglich nöthig seyn.
Walther.