Titel: | Verbesserte Wetterführung in Bergwerken, welche sich Robert Gordon zu Heaton Norris in Lancashire, am 29. September 1849 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXII., S. 99 |
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XXII.
Verbesserte Wetterführung in Bergwerken, welche
sich Robert Gordon zu
Heaton Norris in Lancashire, am 29. September
1849 patentiren ließ.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Dec. 1849,
S. 372.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Gordon's Wetterführung in Bergwerken.
Die Erfindung bezieht sich auf Verbesserungen in der Ventilation oder
Wetterversorgung der Bergwerke, und besteht in einem Apparat, durch welchen, wie die
Abbildungen zeigen, den Grubenbauen eine bedeutendere und gleichförmigere Masse von
atmosphärischer Luft – die Wetter des Bergmanns – zugeführt wird, als
dieß bei dem jetzigen System der Wetterführung der Fall ist.
Fig. 5 ist ein
senkrechter Durchschnitt des Schachtes mit dem Saugapparat, der die Wetter aus der
Grube abführt; Fig.
6 ist ein Grundriß derselben. a ist der
Schacht, durch welchen die äußere Luft in die Grube einströmt, oder die frischen
Wetter einfallen; b ist der Schacht, durch welchen die
Wetter aus der Grube ausziehen und der oben mit einer luftdichten Klappe
verschlossen ist. Unter derselben ist eine Wetterstrecke c geführt, die durch den Canal d mit dem
Aschenkasten e in Verbindung steht und auf diese Weise
dem Ofen f eines Dampfkessels oder irgend einer andern
Feuerung die zum Verbrennen erforderliche Luft zuführt. Da der Aschenfall an der
vordern Seite mit einer Thür i verschlossen ist, so muß
die ganze, zur Verbrennung erforderliche Luftmenge aus dem Schacht b, aus welchem die Wetter ausziehen, entnommen werden.
Wenn Dampfkesselöfen angewendet werden, wie in Fig. 5 und 6, so geht von dem Canal
d ein anderer Canal k
ab, der in den untern Theil der Esse h ausläuft und
geöffnet werden kann, wenn der Kessel gefeuert werden soll. Durch diese Einrichtung
bedarf die Esse keiner Register, da ihr größerer oder geringerer Zug durch den Canal
k verändert werden kann, indem man die aus dem
Schacht b ausziehenden Wetter entweder alle unter den
Rost e, oder theilweis auch ganz durch den Canal k direct in die Esse ziehen lassen kann. Sollte der Fall
eintreten, daß die aus dem Schacht ausströmenden Wetter so viel Kohlensäure
enthalten, daß sie ein explodirendes Gemisch, die so höchst gefährlichen schlagenden
Wetter, bilden werden,
so darf man sie nicht unter den Rost, sondern muß sie direct in die Esse strömen
lassen, während man die Thür i öffnet und atmosphärische
Luft unter jenen gelangen läßt.
Fig. 7 ist ein
senkrechter Durchschnitt und Fig. 8 ein Grundriß von
einem Schacht, der durch einen luftdichten Scheider, eine sogenannte Vordohnung, in
zwei Abtheilungen getheilt ist, so daß durch die eine a
die Wetter einfallen und durch die andere b ausziehen.
Die letztere steht mit dem Canal d in Verbindung, der
die ausziehenden Wetter wie in Fig. 5 und 6 unter den Rost eines
Ofens führt.
Fig. 8 und
9 stellen
einen Durchschnitt und Grundriß von einer andern verbesserten Einrichtung der
Wetterführung dar. Dabei führt die Wetterstrecke c von
dem Wetterschacht b zu der Esse h und die ausziehenden Wetter gelangen durch die Canäle d zu den Aschenfällen e.
Diese sehr stark ziehende Esse steht in der Nähe des Wetterschachtes und rings um
ihn stehen vier Oefen f, f, f, f. Die Aschenkästen sind
mit Thüren i verschlossen, wie bei der vorhergehenden
Einrichtung, so daß alle zur Verbrennung erforderliche Luft aus dem Wetterschacht
b durch die Strecke c
herbeiströmt, wie die Pfeile andeuten. Rauch, Gase und heiße Luft aus den vier Oefen
strömen durch die Füchse g in die Esse h, wie die Fig. 9 zeigt. Aber nicht
allein die durch die Oefen erhitzten Gase und Luft strömen in die Esse h, sondern es wird auch ein bedeutender Theil der Luft
aus dem Wetterschacht, ohne durch die Oefen zu gehen, derselben direct zugeführt;
denn die aus den Oefen entweichenden, sehr heißen Gase verstärken den Zug der Esse
und folglich auch den des Wetterschachtes.
Messungen der Luft- oder Wettermenge, welche durch eine große Steinkohlengrube
geführt wird, gaben bei dem ältern gewöhnlichen und bei diesem verbesserten Systeme
folgende Resultate: Der Querdurchschnitt eines Wetterschachtes b in den englischen Steinkohlen-Revieren beträgt
durchschnittlich 55 Quadratfuß. Nimmt man nun bei der gewöhnlichen ältern
Einrichtung an, daß das Feuer 200 Klafter (à 6
engl. Fuß) unter Tage befindlich sey, so beträgt die Masse der Wetter, die durch die
Grubenbaue strömen, etwa 18,000 Kubikfuß in der Minute. Bei einer der verbesserten
Einrichtung war eine Esse von 75 Yards (à 3 Fuß)
Höhe vorhanden, und es war dieselbe mit den Oefen von vier Dampfkesseln verbunden.
Diese Esse erzeugt einen Zug, der gleich einer Säule von 1 Zoll Wasser, d.h. gleich
5,198 Pfund auf einen Quadratfuß ist, so daß die Wetter
mit einer Geschwindigkeit von 2,860 Fuß in der Minute durch die Esse gehen müssen.
Multiplicirt man nun diese letztere Zahl mit dem Querdurchschnitt der Esse = 34,33
Kubikfuß, so erhält man 98,183 Kubikfuß als den Betrag des Wetterzuges, d.h. etwa
das Fünffache von dem bei der gewöhnlichen Wetterführung Erreichten. Der Wetterzug
ist daher durch die neue Einrichtung nicht allein bedeutend erhöht, sondern er kann
auch mit der größten Leichtigkeit verstärkt, vermindert oder gänzlich unterbrochen
werden. Da die Wetteröfen über Tage befindlich sind, so steht ihr Betrieb unter
steter Aufsicht des Göpelaufsehers, und es können gar nicht die groben
Nachlässigkeiten vorfallen, die, wenn die Wetteröfen unter Tage liegen, so leicht
möglich sind. Soll der Wetterzug durch eine oder mehrere Kesselfeuerungen bewirkt
werden, wie die Abbildungen Fig. 5 und 6 zeigen, so ist in jedem
von den Canälen d ein Register angebracht, welches
mittelst des Griffes bei j, Fig. 5 gehandhabt werden
kann. Soll ein Ofen nicht gefeuert oder reparirt werden, so wird das Register
verschlossen.
Man hat endlich den Vorschlag gemacht, die obere Oeffnung des Schachtes, durch welche
die äußern Wetter einziehen, wie a, Fig. 9 und 10, zu verschließen,
sobald die Bergleute die Grube verlassen haben und zu gleicher Zeit die Feuerung in
den Wetteröfen zu unterhalten, bis daß die Baue so entleert sind, daß der
Wetterdruck einer Säule von 1 Zoll Wasser gleichkommt. Dadurch werden die leichten
explodirenden Gase (schlagenden Wetter) weit wirksamer aus den Klüften, in denen sie
sich aufhalten, entfernt, als durch irgend ein anderes von den bis jetzt
angewendeten Mitteln, denn wenn der Druck der atmosphärischen Luft in der Grube
vermindert wird, so kann das Gas aus den dicht angefüllten Räumen besser in die Baue
entweichen. Läßt man nun frische Wetter in dieselben einströmen, so werden die
schlagenden Wetter mit frischen vermischt und die Gefahr hört auf. Die Stellung der
Wetteressen kann übrigens nach den Umständen und nach den Localitäten eingerichtet
werden.