Titel: | Ueber den Brennwerth einiger Braunkohlen in der Provinz Sachsen; von F. Bischof, Obersiedemeister zu Dürrenberg. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXIV., S. 103 |
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XXIV.
Ueber den Brennwerth einiger Braunkohlen in der
Provinz Sachsen; von F.
Bischof, Obersiedemeister zu
Dürrenberg.
Aus dem Bergwerksfreund, Bd. XIII Nr.
23.
Bischof, über den Brennwerth sächsischer Braunkohlen.
In der Provinz Sachsen hat der Braunkohlenbergbau eine ungemein wichtige Bedeutung
erhalten. Seine Production ist seit den letzten 10 Jahren um das Dreifache
gestiegen; sie erreicht 3/4 der gesammten Braunkohlengewinnung des preußischen
Staates und führt dem häuslichen Bedarf und der übrigen Industrie als Ersatz für
eine halbe Million Klafter Holz jährlich mehr als 6,000,000 Ton. Braunkohlen zu.
Unter Leitung des königlichen Oberbergamts für Sachsen und Thüringen sind wiederholt
die Aequivalente der Braunkohlen mehrerer landesherrlichen Gruben durch
Verdampfungsversuche, denen das kieferne Holz zu Grunde gelegt wurde, bestimmt. Es
haben sich dabei aber gegen frühere Ermittelungen und gegen praktische Ueberzeugung
Größen mit herausgestellt, die Verbesserungen fähig zu seyn scheinen. Es stellen
sich auch gerade solchen Versuchen manche nicht ganz zu beseitigende Schwierigkeiten
in den Weg, und ich glaubte deßhalb durch Combination rein analytischer Resultate
sicherer zum gewünschten Ziele zu kommen.
Es standen zu denselben folgende Braunkohlen zu Gebote:
Von der Grube
Die jährlicheFörderungdieser
GrubenbeträgtungefährTonnen.
bei
Wörschen „ Runthal „ Görstewitz
zwischen Weißenfels und Zeitz
100,000
80,000 100,000
„ Mertendorf
bei Naumburg
35,000
„ Teuditz „ Tollwitz „ Pretzsch
zwischen Merseburg und Lützen
100,000
230,000 60,000
„ Voigtstedt
bei Artern
120,000
„ Riestedt bei
Sangerhausen
80,000
„ Zscherben
bei Halle
100,000
„ Lebendorf
zwischen Cönnern und Bernburg
240,000
„ Löderburg
zwischen Staßfurt und Egeln
80,000
„ Brumby
zwischen Staßfurt und Calbe
35,000
„ Biere „ Altenweddingen
zwischen Egeln und Schönebeck
70,000 120,000
Die Braunkohlen dieser Gruben sind meist rein erdiger Natur, klar, zum Theil
schichtweise knörpelig mit erdigem Bruch von hellbrauner bis ins Schwarze gehender
Farbe. Die beigemengten Würfel verdanken ihre Entstehung einem größern Gehalt an
Thon, überhaupt bindenden Erden, und sind nicht als Reste fossilen Holzes anzusehen.
Letzteres gilt nur für die Braunkohlen von Voigtstedt und noch mehr für Riestedt.
Während die übrigen Braunkohlen selbst mikroskopisch keine erkennbaren Ueberreste
von Pflanzen entdecken lassen, liegt bei der Voigtstedter und mehr noch bei der
Riestedter Kohle die Structur des Holzes mit dessen zartesten Theilen deutlich
vor.
Um sie fähiger zur Abgabe des Maximums ihrer Brennkraft zu machen, werden die meisten
dieser Kohlen noch geformt, theils durch gewöhnliche Handformerei, theils durch Braunkohlenpressen, von denen die des Milch zu empfehlen seyn wird, durch welche es auf der
königl. Saline Dürrenberg endlich nach so vielfachen verunglückten Speculationen
möglich wurde, die Handformerei zu entbehren, die Brennkraft der Kohlen um 12 Proc.
besser zu nutzen, andere mit localen Verhältnissen zusammenhängende Vortheile zu
erlangen und nebenbei an Formerlohn ein Drittheil zu ersparen.
Alle Braunkohlen zeichnen sich durch einen großen Wassergehalt aus, der zum größten
Theil hygroskopischer Natur ist; Versuche weisen aber darauf hin, daß bei lange
fortgesetztem Trocknen ein anderer Theil Wasser noch fortgeht, oder wenigstens ein
leicht flüchtiges Product, das sich erst aus den Factoren der Braunkohle,
Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff bilden mag. Letzteres findet auch unter
gewissen Bedingungen bei langer Lagerung auf der Halde statt, wenn die Braunkohlen
locker mit ziemlicher Feuchtigkeit aufgestürzt werden und atmosphärischen
Einwirkungen ausgesetzt bleiben. Es findet unter solchen Verhältnissen zunächst eine
langsame kalte Verbrennung statt, indem die Kohle sich mit dem eigenen und dem aus
der Atmosphäre absorbirten Sauerstoff verbindet; nächste Folge solcher
ununterbrochenen Zersetzung ist dann eine Wärmeentwickelung, und diese steigert sich
unter Umständen so, daß auch Verbindungen des Wasserstoffs bewirkt werden, und die
Braunkohle in Selbstentzündung geräth. Die Gegenwart von Schwefelkies ist hierzu
nicht unbedingt erforderlich, wiewohl durch denselben die Selbsterhitzung befördert
und erhöht wird.
Durch solchen Proceß verlieren natürlich die Braunkohlen an Brennkraft, und
praktische Erfahrung hat längst gelehrt, daß frisch geförderte Kohle der gelagerten
vorzuziehen ist. Frisch anstehende Kohle besteht, wie die spätere Zusammenstellung
genauer angibt, ziemlich zur Hälfte aus Wasser, und um die Kohle zur Verformung
tauglich zu machen, müssen zu jeder Tonne frischer Kohle noch gegen 2/3 Kubikfuß
Wasser gebracht werden. Die trockensten Braunkohlen, wenn sie nicht künstlicher
Wärme zur Trocknung ausgesetzt werden, enthalten immer noch gegen 25–30 Proc.
Wasser, und jede Tonne solcher trocknen Braunkohle, wie sie zum Feuer kommt, führt
wenigstens noch 1 Kubikfuß Wasser mit sich.
Selbst künstlich getrocknete Braunkohle zieht bald wieder mehrere Procent
Feuchtigkeit an, und ebenso wie fürs Holz fällt auch für Braunkohlen der Punkt, wo
der letzte Antheil Wasser fortgeht, mit ihrer anfangenden Zersetzung zusammen.
Wasser ist demnach ein integrirender Theil der Braunkohlen, und kann nur als lästige
Zugabe betrachtet werden, welche durch andere Kräfte unschädlich gemacht werden muß.
Es gibt bekanntlich jedes fossile Brennmaterial seine Heizkraft auf zweierlei Weise
ab, durch das Verbrennen der aus ihm entwickelten brennbaren Gase, also durch Flamme
und durch das endliche Verbrennen der zurückbleibenden Kohlen, also durch weiteres
Glühen und strahlende Wärme. Dieser erstere Theil ist für Braunkohlen der
bedeutendste; denn von 100 Pfd. Braunkohle (exclusive Wasser) werden bei
gewöhnlicher Feuerung 60 Pfd. größtentheils brennbare Gase (Theer in Gasform, beide
Kohlenwasserstoffgase, Kohlensäure) ausgetrieben, und von den übrigen 40 Pfd.,
welche durch Glühen ihre Heizkraft abgeben sollten, fällt noch ziemlich die Hälfte
ungenutzt zugleich mit der Asche ab; und wenn nun bei einem großen Wassergehalt der
Braunkohlen die ausgetriebenen Gase mit den gleichzeitig entwickelten Wasserdämpfen
vermengt werden, so wird die Entzündlichkeit der Gase vermindert und zwar umsomehr,
als in Folge des auszutreibenden Wassers die Temperatur der brennenden Kohlen
ermäßigt, und dadurch rückwirkend eine ungünstige Zersetzung des Kohlenstoffs,
Sauerstoffs und Wasserstoffs der Braunkohlen bedingt wird. Um dem zu begegnen, wird
es vortheilhaft seyn, den Feuerraum recht heiß zu halten, und dieß hat sich mit
Erfolg durch sogenannte Gewölbefeuerung erreichen lassen, wodurch es z.B. auf der
königl. Saline Dürrenberg möglich wurde, den mittelmäßig trockenen Tollwitzer
Braunkohlen, welche 40 Proc. Wasser enthalten, eben so viel Heizkraft abzugewinnen,
als den sehr gut getrockneten.
Im Speciellen sind von den früher genannten Braunkohlen folgende physikalische
Eigenschaften anzuführen.
Die Farbe dieser Braunkohlen im trockenen Zustande geht nach der Reihefolge wie die
Kohlen hier aufgeführt sind, vom Schwarzen (Riestedt) bis ins Hellbraune (Runthal)
und Gelbe (Görstewitz) über. Das spec. Gewicht der Kohle scheint mit dem
Aschengehalt im Verhältnisse zu stehen, wenn dieß auch anderwärts geläugnet wird;
alleiniges Mittel zur Erhöhung des spec. Gewichts ist der Aschengehalt allerdings
nicht, der Aggregatzustand der Kohlen unterstützt denselben. Der Wassergehalt der
frischen Kohlen, kleine Unterschiede unberücksichtigt gelassen, ist bei übrigens
scheinbar gleicher Beschaffenheit der Kohlen um so geringer, je aschenreicher die
Kohle ist; außerdem wird er am kleinsten für das fossile Holz von Riestedt, in
welchem er nur eben die Höhe des Wassergehaltes eines trockenen Holzes erreicht. Das
Gewicht einer Tonne Kohle ist Function vom specifischen Gewicht der Braunkohle und
von ihrer Consistenz.
Verschiedener Grad der Trockenheit ändert das Gewicht einer Tonne wenig; es schwindet
vielmehr das Volumen trocknender Kohle ziemlich stätig mit der Abnahme des Gewichts,
und was beim Ummessen der Halden Krumpfmaaß genannt wird, bezeichnet meistens weiter
nichts, als das
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Bezeichnung der Braunkohlen;
Wassergehalt; frisch geförderter Kohlen; Spec. Gewicht; Gewicht einer Ton.
Kohlen; Aschengehalt trockner Kohle; Farbe der Asche; Im 1 Tonne frischer Kohlen
sind enthalten trockne Kohlen; Riestedt; Georgen-Grube Stückkohle,
fossil; gräulich weiß; Georgen-Grube, fossiles Holz; röthlich weiß;
Voigtstedt erdig mit fossilem Holz; gelblich grau ins Röthliche; Löderburg
erdig, klar; gelbbraun; Mertendorf erdig, klar; gräulich ins Rothe;
Altenweddingen erdig mit Knörpel; Biere erdig mit kleinen Knörpeln; Tollwitz
erdig, klar; Pretzsch erdig mit kleinen Knörpeln; gelblich grau; Teuditz erdig
klar; Brumby erdig mit Stücken; Lebendorf erdig mit Stücken; Zscherben erdig mit
kleinen Knörpeln; Runthal vom obern Bau, erdig klar, vom untern Bau, erdig klar;
gelblich grau ins Röthliche; gelblich weiß; Wörschen erdig, klar; Görstewitz
erdig mit Stücken
Volumen des während längerer Lagerung durch Trocknung
fortgegangenen Wassers.
Zur Ermittelung der einzelnen Bestandtheile der Braunkohlen wurde die organische
Elementaranalyse gewählt. Die Berthier'sche Methode,
nämlich die Heizkraft der Kohlen aus der Menge Blei zu bestimmen, welches durch die
Kohle aus einem Ueberschusse von Bleiglätte reducirt wird, und die ohnedieß nach dem
Geständniß anderer Beobachter immer ein um 1/9 kleineres Resultat als die
Elementaranalyse ergibt, zeigte sich für Braunkohlen nicht günstig, weil stets Gase
entweichen, ehe die Bleiglätte die zur Reduction nöthige Hitze erlangt hatte,
andernfalls, wenn die Gase durch glühende Bleiglätte streichen mußten, kein zum
Abwiegen geeigneter Bleikönig erhalten werden konnte.
Bevor die Braunkohlen mit dem Kupferoxyd innig vermengt wurden, waren sie in
möglichst kurzer Zeit bei 75° Reaumur vollständig getrocknet.
Stickstoff ist nicht in den Kohlen. Der Schwefelgehalt ist unbedeutend, wird nur für
einige Sorten merklicher, erreicht aber in keiner dieser Braunkohlen 0,3 Proc.; er
ist mit als Kohlenstoff verrechnet.
Die zuletzt angeführte Kohle von Görstewitz, die übrigens ein besonderes Vorkommen
ist, während im Uebrigen die Görstewitzer Kohle der Wörschner gleich steht, ist
ihrer Zusammensetzung und ihrer Farbe nach kaum zu den Braunkohlen zu rechnen, und
wird jedenfalls den Erdharzen unterzuordnen seyn; ihre Zusammensetzung ähnelt der
der vegetabilischen HarzeWasserstoff.Kohlenstoff.Sauerstoff. Wachs
besteht aus11,7775,1114,12Colophonium „ „10,1579,2710,58Stearin
„ „12,5080,03 7,48, und bereits soll diese Substanz Gegenstand der Speculation zur Erzeugung
von Stearin geworden seyn.
Schließen wir dieselbe von weiteren Beobachtungen aus, so bilden die Braunkohlen von
Riestedt, Voigtstedt und Wörschen die beiden Endglieder einer Reihe, in welcher die
Kohlen nach ihrer Zunahme an Wasserstoff und Kohlenstoff und gleichzeitiger Abnahme
an Sauerstoff aufgeführt sind.
Vergleicht man die Zusammensetzung der Braunkohle
von Riestedt
=
4,71 H + 64,67 C + 30,62 O
„
Voigtstedt
=
5,18 H + 57,25 C + 37,57 O
und „ Wörschen
=
6,66 H + 67,53 C + 25,71 O
und der des Holzes
=
5,25 H + 52,65 C + 42,10 O
Textabbildung Bd. 116, S. 109
100 Theile trockne Braunkohlen
enthalten; oder die Braunkohle exclusive Asche besteht aus; Wasserstoff;
Kohlenstoff; Sauerstoff; Asche; Riestedt; Stückkohle, fossile; fossiles Holz;
Voigtstedt; Löderburg; Mertendorf; Altenweddingen; Biere; Tollwitz; Pretzsch;
Teuditz; Brumby; Runthal, untere Baue; Lebendorf; Zscherben; Runthal, obere
Baue; Wörschen; Görstewitz
so läßt sich hieraus auf den vorgeschrittenen
Vermoderungsproceß schließen, welcher die ursprünglich pflanzlichen Stoffe in
Braunkohle verändert hat, da bekanntlich mit dem Processe gegen Holz verglichen, der
Kohlenstoff sich in den fossilen Brennstoffen immer mehr relativ anhäuft, und den
Wasserstoff, mehr noch den Sauerstoff verdrängt. Außer vom vorgeschrittenen
Vermoderungsproceß ist unzweifelhaft die gegenwärtige Zusammensetzung der
Braunkohlen noch von der Gattung der ursprünglichen Pflanzen abhängig gewesen, und
nicht allein diese chemische Zusammensetzung, sondern auch die Farbe und die
Consistenz der Braunkohle.
Je mehr Wasserstoff in den Braunkohlen absolut enthalten ist, desto leichter
entzündlich sind sie, und in desto höherem Maaße geben sie ihre Heizkraft durch
Flamme ab, und um so weniger kann, wie dieß früher schon von den Braunkohlen
überhaupt erwähnt wurde, die Abgabe der Heizkraft vom weitern Fortglühen der Kohlen
erwartet werden, weil der Wasserstoff um so mehr Kohlenstoff mit sich zur Flamme
fortreißt. Abhängig hiervon muß die Construction der Feuervorrichtung seyn. Für
wasserstoffarme Kohlen (Riestedt, Voigtstedt, Mertendorf, Brumby) werden schmale
Roststäbe und hohe Esse weit nutzbringender seyn, als für Wasserstoff reiche Kohlen
(Runthal, Wörschen, Zscherben). Die Farbe der Braunkohlen scheint, wie aus den
bisherigen Zusammenstellungen hervorgeht, um so heller zu seyn, je größer der
Wasserstoffgehalt der Braunkohlen ist; es würde hiernach die Farbe der Braunkohle
ein sicheres Kriterium für Qualität der Kohle und für vortheilhafteste Construction
des Feuerbaues abgeben.
Die Heizkraft eines Brennmaterials correspondirt mit der Menge Sauerstoff, welche
seine Factoren zur Sättigung bedürfen. Kohlenstoff verlangt 2 2/3 Theile Sauerstoff,
um Kohlensäure, und Wasserstoff 8 Theile, um Wasser zu bilden; es ist aber
ermittelt, daß das Element, welches 1 Theil Sauerstoff bildet, fähig ist, durch
diese Verbindung 29,3 Theile Wasser um 80° R. zu erhöhen, oder = 4,5 Theile
Wasser zu verdampfen.
Unter Zugrundelegung der Elementaranalyse ist nun im Folgenden die Summe des zum
Kohlenstoff und Wasserstoff nöthigen Sauerstoffs ermittelt, hiervon die Quantität
abgezogen, welche die Braunkohle an und für sich enthält, und schließlich aus der
Differenz die Heizkraft der Braunkohlen berechnet.
Es muß zugestanden werden, daß die Heizkraft der Kohlen mit den wechselnden
Verhältnissen des Vorkommens und der Lagerung auf derselben Lagerstätte sich ändert;
trotzdem ist es aber schwer, einen Grund
Textabbildung Bd. 116, S. 111
Braunkohle von Voigtstedt,
Mertendorf, Brumby, Lebendorf, Pretzsch, Löderburg, Teuditz, Riestedt
Georgen-Grube Stückkohle, Biere, Altenweddingen, Tollwitz, Riestedt
Georgen-Grube fossiles Holz, Zscherben, Runthal obere Baue, Wörschen,
Runthal untere Baue; Es wird an Sauerstoff gebunden von den in 100 Theilen
trockner Braunkohle enthaltenen; Hiervon der Sauerstoff der in den Kohlen
enthalten ist; Bleibt also wirksam zur Heizung; 100 Gewichtstheile trockner
Kohle können also Wasser verdampfen Gewichtstheil; und da in einer Tonne
frischer Kohle enthalten sind trockne Kohle; so können mit einer Tonne Kohle an
Wasser verdampft werden Kubikfuß; Wasserstoff; Kohlenstoff; in Summa
zu finden, womit z.B. die gegen Theorie sowohl, wie gegen die
Erfahrung streitende Annahme erklärt werden kann, daß Voigtstedter wie Mertendorfer
Braunkohle eben so wirksam seyn soll, als Tollwitzer oder Zscherbener Kohle.
In wieweit die früher berechnete Heizkraft der Braunkohle, die das in der
Wirklichkeit nie zu erreichende Maximum angibt, mit der bei der Siedung auf Salinen
thatsächlich erlangten übereinstimmt, wird folgendes Beispiel ergeben.
Eine frisch geförderte Tonne Tollwitzer Kohle soll nach den früheren Berechnungen
18,6 Kubikfuß Wasser verdampfen können. Bei der Dürrenberger
Siedung, welche die Tollwitzer Kohle im geformten Zustande benutzt, werden aber
unter günstigen Verhältnissen durch eine Tonne Kohle
12,5 Kubikfuß Wasser verdampft. Jede Tonne Braunkohle muß
ferner, weil letztere noch circa 30 Proc. Wasser
enthält, aus sich selbst auf dem Roste
1 Kubikfuß Wasser verdampfen, und die unter eben den günstigen
Verhältnissen von jeder Tonne Kohlen abfallenden 17 Pfd. glühende Asche, welche
aus
41,24 Proc.
Kohlenstoff,
0,70 „
Wasserstoff,
58,60 „
eigentlicher Asche
besteht, sind im Stande, wenn man diesen Elementen den nöthigen
Sauerstoff zutheilt und hieraus die Heizkraft berechnet,
1,3 Kubikfuß Wasser zu verdampfen. Es bleibt also das
Aequivalent von
3,8 Kubikfuß Wasserverdampfung übrig, welches jedoch zum Theil
noch durch die Salztrocknung absorbirt wird, und hieraus läßt sich in
Berücksichtigung, daß in der Wirklichkeit die Verdampfung aus Soole erfolgt, welche
eine geringere Verdampfungsfähigkeit als Wasser hat, der Schluß ziehen, daß bei der
Dürrenberger Siedung unter den vorausgesetzten günstigen Verhältnissen ziemlich das
Mögliche von den Braunkohlen genutzt wird.