Titel: | Ueber die Beschaffenheit und den technischen Werth der im Kaiserthum Oesterreich vorkommenden Braun- und Steinkohlen; von Prof. A. Schrötter. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXV., S. 113 |
Download: | XML |
XXV.
Ueber die Beschaffenheit und den technischen
Werth der im Kaiserthum Oesterreich vorkommenden Braun- und Steinkohlen; von
Prof. A.
Schrötter.Die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe der kais. Akademie der
Wissenschaften hat auf den Antrag des Hrn. Verfassers beschlossen, eine den
jetzigen Anforderungen der Wissenschaft sowohl als der Industrie entsprechende
Untersuchung der Brennmaterialien Oesterreichs anzustellen, wonach die zu
liefernde Monographie jeder Kohlenart folgendes zu enthalten hat:1. Eine naturhistorische Beschreibung der Kohle, die Art ihres Vorkommens mit
Rücksicht auf das begleitende Gestein, die Versteinerung etc.2. Die Bestimmung der Dichte jeder Kohle und zwar sowohl als Ganzes als auch in
Pulverform; erstere wird durch die Methode der Einhüllung in Wachs, letztere
mittelst des Volumeters, den das chemische Laboratorium bereits besitzt,
erhalten.3. Die Bestimmung der Cohäsion der Kohle nach der in England angewendeten
Methode. Der hiezu nöthige Apparat, bestehend aus einem Rollfaß und zwei Sieben
ist bereits angeschafft.4. Die Menge des Wassers, welches die Kohle bei 100° C. abgibt. Diese
Versuche sind auf das bisher noch gar nicht näher untersuchte hygroskopische
Verhalten der Kohlen überhaupt auszudehnen.5. Die Elementaranalyse der Kohle durch Verbrennung in Sauerstoffgas, wobei
zugleich der Gehalt an Asche gefunden wird.6. Die Bestimmung des Stickstoffgehaltes.7. Die Bestimmung des Schwefels.8. Die Analyse der Asche.9. Die Bestimmung der Art und Menge der Kohks und zwar sowohl bei langsamem als
bei schnellem Verkohksen.10. Den Schwefelgehalt der Kohks, und zwar ebenfalls sowohl den beim langsamen,
als den beim schnellen Verkohksen erhaltenen.11. Die Menge des Bleies, welches sowohl von der Kohle als von ihren Kohks aus
dem Bleioxydchloride Pb₂ClO reducirt wird. Dieser Versuch, welcher bisher unter den Technikern
zur Bestimmung der sogenannten Heizkraft dient, wird
mehr zur Prüfung dieser Methode vorgenommen, als weil man derselben einen großen
Werth beilegt.12. Das Verhalten der Kohle bei der Extraction mit Wasser, Aether undnnd Kali.13. Das Verhalten bei der Destillation zum Behufe der Bestimmung der Menge des
Leuchtgases, des Theers und der wässerigen Destillationsproducte der Kohle.
14. Die Beschaffenheit des Leuchtgases, namentlich die Bestimmung seines
Schwefelgehaltes.15. Die Beschaffenheit der übrigen Destillationsproducte der Kohle, nämlich des
Theeres sowohl, als der wässerigen Flüssigkeit.16. Die Bestimmung der Wassermenge, welche die Kohle in einer gewissen Zeit in
Dunst verwandeln kann.17. Die Beobachtung des Verhaltens der Kohle beim Verbrennen im Großen, mit
Rücksicht auf ihr Vermögen schneller oder langsamer eine gewisse
Temperaturerhöhung hervorzubringen, auf die Beschaffenheit und Art der sich
hiebei bildenden Asche etc.; alles dieses nach der in England eingeschlagenen
Methode, polytechn. Journal Bd. CX S.
212 und 263, Bd. CXIV S. 345.
Aus der Zeitschrift des niederösterreichischen
Gewerbvereins, 1850, Nr. 12 und 13.
Schrötter's Untersuchung österreichischer Braunkohlen.
Wildshuter Braunkohle.
Diese Braunkohle wurde im unverpackten Zustande eingesendet, wie sie in Wien verkauft
wird; sie besitzt vollkommene Holztextur, und bildete Stücke von 1 bis 80 Pfund; die Farbe derselben ist
dunkelbraun bis schwarz; der Längenbruch ist faserig, der Querbruch flach muschlig.
Die Kohle ist vielfach zerklüftet, die Sprünge laufen senkrecht und parallel auf die
Richtung der Holzfaser. Bei längerem Liegen an trockener Luft zerspringt die Kohle
noch mehr, und bereits vorhanden gewesene Klüftungen werden immer breiter, so daß
die ursprünglich ziemlich feste Kohle sich leicht in kleine Stückchen zerbröckeln
läßt.
Die Dichte der Kohle beträgt, nach der gewöhnlichen Art bestimmt, 1,306 bei
18° C.; mittelst des Verfahrens durch Einhüllung in Wachs wurde dieselbe bei
18° C. gleich 1,269 gefunden.
Die Cohäsionskraft beträgt nach zwei Versuchen, deren einer 70 Proc. der andere 84
Procent gab, im Mittel 77 Proc., d.h. es bleiben 77 Proc. der Kohle in Stücken
zurück, welche nicht durch die Maschen eines Siebes fallen, deren jede 1 Quadratzoll
Fläche hat, wenn dieselbe im Rollfasse nach dem in England üblichen Verfahren
behandelt wird. Das Nähere hierüber befindet sich im ersten Berichte über die zur
Dampfschifffahrt geeigneten Steinkohlen Englands von Sir Henry de la Beche und Dr. Lyon Playfair (polytechn. Journal Bd. CX S.
278). Bei 100° C. getrocknet, verlor die Kohle in zwei Versuchen
26,16 Procent und 26,14 Procent, sie enthält also im Mittel 26,15 Procent Wasser,
das bei 100° entfernt werden kann.
Die Elementaranalysen, welche durch Verbrennen der bei 100° C. getrockneten in
einem Platinschiffchen befindlichen Kohle in Sauerstoffgas bewerkstelligt wurden,
gaben folgende Resultate im Mittel:
Kohlenstoff
=
53,79
Wasserstoff
=
4,26
Sauerstoff
=
26,37
Asche
=
15,58
Die Bestimmung der Kohks bei langsamen Erhitzen gab 54,7 Proc., bei schnellem
Erhitzen 52,9 Proc. Der Schwefelgehalt der Kohle wurde in zwei Versuchen 0,91 Proc.
und 1,06 Proc., also im Mittel 0,985 Procent gefunden. Die Bestimmung geschah durch
langsames Erhitzen eines innigen Gemenges der Kohle mit kohlensaurem Kali oder
Natron und Salpeter, das vorher mit Aetzkali befeuchtet wurde. Aus der mit Salzsäure
sauer gemachten Lösung der schwach geglühten alkalischen Masse wurde zuerst die
Kieselsäure entfernt, und dann die Schwefelsäure auf die bekannte Art bestimmt.
Der Schwefelgehalt der Kohks war in zwei Versuchen 1,56 Proc. und 1,6 Proc., also im
Mittel 1,58 Proc.
Durch Extraction der Kohle mit Wasser verlor dieselbe 1,02 Proc. an
Ammoniakverbindungen.
Mit Aether gibt dieselbe 2,52 Procent einer braunen harzigen Substanz ab.
Mit Kalilauge auf gleiche Weise behandelt, wurde eine braune Flüssigkeit erhalten,
aus welcher sich durch Sättigen mit Salzsäure ein brauner Körper abschied. Die
zurückbleibende gut ausgewaschene und wieder bei 100° C. getrocknete Kohle
betrug 90,7 Proc. der gewonnenen Menge. Sie verlor also bei obiger Behandlung 9,3
Procent.
Zur Bestimmung der Heizkraft wurden 0,5 Gramme Kohle mit Bleioxydchlorid Pb₂ClO innigst gemengt,
mit einer Schichte von 25 Grammen des Oxydchlorides bedeckt und im Porzellantiegel
in einer eisernen geschlossenen Muffel vorsichtig bis zum Schmelzen erhitzt. Der
Tiegel wird nun durch 10 Minuten bei der hierzu nöthigen Temperatur erhalten, und
dann aus dem Feuer genommen. Das auf diese Weise erhaltene Bleikorn hatte eine ganz
glatte Oberfläche und ist in der Regel frei von Blasen. Nimmt man die Heizkraft des
reinen Kohlenstoffes nach Despretz zu 7800 an, so ist das
Product aus dem Gewichte des erhaltenen Bleikorns in die Zahl 230 die Heizkraft der
Kohle. Zwei auf die eben angeführte Weise angestellte Versuche gaben jeder ein
Bleikorn, dessen Gewicht 7,812 und 7,932 betrug. Die daraus berechneten Heizkräfte
sind also 3594 und 3648, also im Mittel 3621.
Berechnet man die Heizkraft aus dem Mittel der oben angeführten Verbrennung in
Sauerstoffgas nach der Formel:
A = [3 (h – 1/8 O) + c] 78
oder
A = 234 h + 78 c – 29,25 O,
wobei die Heizkraft des reinen Wasserstoffs nach Despretz zu 234 dO
gesetzt wird, und h, c, O den Wasserstoff-,
Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt der Kohle in Procenten nach Grammen
ausgedrückt bedeuten, so ist die Heizkraft der Kohle 4421; die Heizkraft der Kohks
ist nach zwei Versuchen mit Bleioxydchlorid 5282 und 5396, da die erhaltenen
Bleikörner 11,483 und 11,732 Gramme wogen. Sie beträgt also im Mittel 5339.
An Feuchtigkeit nahm die bei 100° C. getrocknete Kohle auf nach
1/4
Stunde
1,7
Proc.
1/2
„
3,9
„
1
„
7,1
„
12
„
13,3
„
24
„
18,8
„
Braunkohle von Thallern.
Diese Kohle wurde unverpackt eingesendet und befand sich in Stücken von beiläufig
50–100 Pfunden. Die Farbe derselben ist dunkelbraun, fast schwarz mit
deutlicher Holztextur, der Bruch theils blätterig, bis muschelig. Die Kohle enthält
viel eingesprengten Schwefelkies; an einigen Stellen ist sie mit einer weißen
krystallinisch blätterigen Substanz bedeckt, welche jedoch nur in sehr geringer
Menge vorhanden ist. Sie zerklüftet weniger als die Wildshuter Kohle, dieß geschieht
vorzüglich parallel der Richtung der Holzfaser. Beim Liegen an der Luft findet ein
starkes Knistern statt.
Die Dichte der Kohle beträgt, nach gewöhnlicher Art bestimmt, 1,413 bei 19°
C., mittelst des Verfahrens durch Einhüllung in Wachs wurde sie bei 19° C.
gleich 1,327 gefunden. Die Cohäsionskraft beträgt nach zwei Versuchen, deren einer
71 Procent, der andere 70 Proc. gab, im Mittel 70,5 Procent.
Beim Trocknen verlor die Kohle in zwei Versuchen 22,87 Procent und 22,2 Procent, also
im Mittel 22,535.
Die Elementar-Analysen geben folgende Resultate im Mittel;
Kohlenstoff
=
49,58
Wasserstoff
=
3,84
Sauerstoff
=
27,24
Asche
=
19,34
An Kohks wurden bei langsamen Erhitzen 63,7 Procent, bei schnellem Erhitzen 59,86
Procent erhalten.
Der Schwefelgehalt der Kohle wurde nach zwei Versuchen im Mittel gleich 4,56 Proc.
gefunden.
Der Schwefelgehalt der Kohks beträgt nach zwei Versuchen 5,92 Proc. und 5,94 Proc.,
also im Mittel = 5,93 Proc.
Durch Extraction der Kohle mit Wasser verlor dieselbe 0,25 Procent.
Durch Extraction mit Aether gibt die Kohle 1,29 Procent einer braunen harzigen
Substanz.
Mit Kalilauge auf gleiche Weise behandelt, wog die bei 100° C. getrocknete
Kohle 96,5 Procent. Sie verlor also 3,5 Procent.
Die Heizkraft der Kohle ist nach zwei Versuchen, bei welchen das erhaltene Bleikorn
7,44 und 7,771 Gram. wog, in Wärme-Einheiten ausgedrückt 3422 und 3574, also
im Mittel 3498. Berechnet man die Heizkraft aus dem Mittel der organischen Analysen,
so findet man dieselbe = 3969. Die Heizkraft der Kohks ist nach zwei Versuchen mit
Bleioxydchlorid 4748 und 4514, da das erhaltene Bleikorn 10,323 und 9,815 wog. Sie
beträgt also im Mittel 4631.
Feuchtigkeit nahm die bei 100° C. getrocknete Kohle auf nach
1/4
Stunde
3,5
Proc.
1/2
„
4,7
„
1
„
5,3
„
12
„
9,6
„
24
„
12,7
„
Gloggnitzer Braunkohle.
Eingesendet in Säcken, in unregelmäßigen Stücken von 1/2 bis 2 Pfund. Diese Kohle
besitzt vollkommene Holzstructur, hat einen muschligen Bruch und ist stark
zerklüftet.
Die Dichte der Kohle beträgt auf die gewöhnliche Weise bestimmt 1,364 bei 18°
C.; mittelst des Verfahrens durch Einhüllung in Wachs wurde sie bei 18° C.
gleich 1,346 gefunden.
Die Cohäsionskraft beträgt nach zwei Versuchen, deren einer 67 Procent, der andere 77
Procent an zurückgebliebener Kohle gab, im Mittel 72 Proc.
An Wasser verliert die Kohle nach zwei Versuchen 25,21, und 25,09 Proc., also im
Mittel 15,15 Procent.
Die Elementar-Analysen gaben folgende Resultate im Mittel:
Kohlenstoff
=
57,71
Wasserstoff
=
4,49
Sauerstoff
=
25,26
Asche
=
12,54
Die Bestimmung der Kohks bei langsamem Erhitzen gab 54,36 Proc., bei schnellem
Erhitzen 52,27 Procent an Kohks.
Der Schwefelgehalt der Kohle beträgt nach zwei Versuchen 3,1 Procent und 3,14
Procent, im Mittel also 3,12 Proc.
Der Schwefelgehalt der Kohks war nach zwei Versuchen 3,26 Procent und 3,2 Procent,
also im Mittel 3,23 Procent.
Durch Extraction der Kohle mit Wasser verlor dieselbe nichts. Mit Aether gibt sie
1,55 Proc. einer braunen harzigen Substanz ab. Mit Kalilauge auf gleiche Weise
behandelt, wog die bei 100° C. getrocknete Kohle 96 Procent. Sie verlor also
4 Proc.
Das zur Ermittelung der Heizkraft der Kohle erhaltene Bleikorn wog bei zwei Versuchen
8,633 und 8,991, im Mittel also 8,812, woraus sich die Heizkraft der Kohle zu 4053
berechnet. Leitet man die Heizkraft aus dem Mittel der organischen Analysen ab, so
findet man dieselbe = 4814 Wärme-Einheiten.
Die Heizkraft der Kohks ist nach zwei Versuchen, aus dem erhaltenen Bleikorn
berechnet, in Wärme-Einheiten ausgedrückt = 5296. Aufnahme der Kohle an
Feuchtigkeit nach
1/4
Stunde
5,5
Proc.
1/2
„
6
„
1
„
8,4
„
12
„
14,9
„
24
„
15,9
„
Grünbacher Kohle.
Diese Kohle wurde in Säcken eingesendet und bildete unregelmäßige Stücke von 1/4 bis
40 Pfund. Sie ist eine Pechkohle, an der sich die Holzstructur nicht mehr erkennen
läßt. Das Gefüge derselben ist feinfaserig und sie kann senkrecht auf die Richtung
der Fasern leicht zerbrochen werden. Diese Kohle enthält viel eingesprengten
Schwefelkies. Die Dichte derselben beträgt, nach der gewöhnlichen Art bestimmt, 1,32
bei 18° C.; mittelst des Verfahrens durch Einhüllung in Wachs wurde dieselbe
bei 18° C. gleich 1,303 gefunden.
Die Cohäsionskraft beträgt nach zwei Versuchen, deren einer 60 Proc., der andere 57
Proc. an zurückgebliebener Kohle gab, im Mittel 58,5 Procent.
An Wasser verlor die Kohle bei 100° in zwei Versuchen 6,52 Proc. und 6,62
Proc., also im Mittel 6,57 Proc.
Die Elementar-Analysen gaben folgende Resultate im Mittel:
Kohlenstoff
=
69,66
Wasserstoff
=
4,29
Sauerstoff
=
19,13Bei allen hier mitgetheilten Bestimmungen wurde vorläufig der
Stickstoffgehalt der Kohle nicht berücksichtigt, derselbe ist also
mit in der Sauerstoffmenge begriffen, weßwegen diese etwas zu groß
ist.
Asche
=
6,92
Die Menge der Kohks betrug bei langsamem Erhitzen 60,93 Proc., bei schnellem Erhitzen
58,66 Proc.
Der Schwefelgehalt der Kohle wurde in zwei Versuchen gleich 1,78 Proc. und 1,64
Proc., also im Mittel gleich 1,71 Procent gefunden.
Der Schwefelgehalt der Kohks war in zwei Versuchen 1,78 Proc. und 2 Proc., also im
Mittel 1,97 Proc.
Durch Extraction der Kohle mit Wasser verlor dieselbe nichts.
Mit Aether extrahirt gibt die Kohle 0,713 einer braunen harzigen Substanz ab.
Mit Kalilauge auf gleiche Weise behandelt wog die bei 100° C. getrocknete
Kohle 99,7. Sie verlor also 0,3 Procent.
Das zur Ermittelung der Heizkraft der Kohle erhaltene Bleikorn wog bei zwei Versuchen
10,473 und 10,9745, im Mittel also 10,7237, woraus sich die Heizkraft der Kohle zu
4933 berechnet.
Berechnet man die Heizkraft aus dem Mittel der organischen Analysen, so findet man
dieselbe in Wärme-Einheiten ausgedrückt = 5878.
Die Heizkraft der Kohks ist nach zwei Versuchen, aus dem erhaltenen Bleikorn
berechnet, in Wärme-Einheiten ausgedrückt = 6377. Aufnahme an Feuchtigkeit
der Kohle nach
1/4
Stunde
1,5
Proc.
1/2
„
3
„
1
„
3,7
„
12
„
6,4
„
24
„
6,6
„