Titel: | Ueber salpetersaures Eisenoxyd und salpetersaure Thonerde; von J. Ordway. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXIX., S. 153 |
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XXIX.
Ueber salpetersaures Eisenoxyd und salpetersaure
Thonerde; von J.
Ordway.
Aus Silliman's American Journal of Science, Jan.
1850.
Ordway, über salpetersaures Eisenoxyd und salpetersaure
Thonerde.
Neutrales salpetersaures
Eisenoxyd.
Neutrales salpetersaures Eisenoxyd (Sesquinitrat) kann man leicht in Krystallen
erhalten, wenn man die Thatsache benutzt, daß dieses Salz in kalter Salpetersäure
beinahe unauflöslich ist.
Wenn man zu Salpetersäure von 1,29 spec. Gewicht (33° Baumé) nach und
nach metallisches Eisen setzt, so entbinden sich reichlich rothe Dämpfe und die
Flüssigkeit färbt sich grünlich, bis sie fast zehn Procent Eisen aufgenommen hat.
Fernerer Zusatz von Eisen verwandelt die Farbe in Dunkelroth, und wenn die
Einwirkung noch länger fortdauert, entsteht ein rostfarbiger Niederschlag. Wenn man
vor dem Eintreten des letzteren Punktes die Auflösung mit ihrem gleichen Volum
Salpetersäure von 1,43 spec. Gewicht (44° Baumé) vermischt, so setzt
sie beim Erkalten unter 12° R. reichlich Krystalle ab. Man erhält dieselben
auch, wenn man die grünliche Flüssigkeit abdampft und dann mit Säure in
beträchtlichem Ueberschuß versetzt, ehe man sie zum Erkalten hinstellt. Wenn die
ersten Krystalle braun sind, kann man sie reinigen, indem man sie mittelst gelinder
Wärme wieder in Salpetersäure auflöst und daraus neuerdings krystallisiren läßt.
Man erhält so schiefe rhombische Prismen, welche beinahe farblos sind, mit Wasser
aber eine gelblichbraune Auflösung geben. Sie sind etwas zerfließlich und in Wasser
sehr löslich; bei einer Temperatur unter 12° R. erfordern sie wenigstens ihr
20faches Gewicht Salpetersäure von 1,37 specifischem Gewicht zum Auflösen.
Bei etwa 38° R. zergeht dieses Salz zu einer klaren tief rothen Flüssigkeit,
welche bei einem Versuche nach der Abkühlung auf 22 1/2° R. noch flüssig
blieb, worauf die beim Erstarren frei gewordene Wärme das Thermometer schnell auf 37
1/2° R. steigen machte.
Als ich zwei Unzen der zerriebenen Krystalle mit 1 Unze gepulverten
Ammoniak-Bicarbonats vermengte, fiel das hineingesenkte Thermometer von + 11
1/2° auf – 16 4/5° R.
Eine kleine Menge des zergangenen salpetersauren Salzes, einige Stunden mittelst
eines Wasserbads heiß erhalten, lieferte ein vollkommen trockenes, dunkelbraunes,
zerfließendes Pulver, welches etwas Wasser und die Hälfte der ursprünglichen
Säuremenge enthielt. Mehr Säure kann durch eine mäßige Hitze ausgetrieben werden,
ihre letzten Antheile erfordern aber zur Verjagung eine der Rothglühhitze nahe
kommende Temperatur.
Die Analyse der Krystalle ergab Zahlen, welche ihrer Zusammensetzung aus 3 Atomen
Salpetersäure, 1 Atom Eisenoxyd und 18 Atomen Wasser nahe kommen.
Basische salpetersaure
Eisenoxydsalze.
In den Baumwollfärbereien wendet man ein salpetersaures Eisen an, welches man
bereitet, indem man dem Scheidewasser so lange eiserne Drehspäne zusetzt, bis die
Auflösung eine sehr dunkle rothe Farbe annimmt. Ich fand bei der Analyse einer
solchen Eisenauflösung fünf Atome Salpetersäure auf zwei Atome (rothes) Eisenoxyd.
Als ich sie mit metallischem Eisen in Berührung brachte, blieb sie klar, bis sie
fast genug Eisen aufgenommen hatte um ein anderthalb-basisches salpetersaures
Salz (2 Atome Salpetersäure auf 1 Atom Eisenoxyd) zu bilden, worauf ein rostiger
Niederschlag zu entstehen anfing.
Ein vollkommen anderthalb-basisches Salz erhielt ich, als ich Krystalle des
neutralen Salzes der erforderlichen Menge frisch gefällten Eisenoxyds zusetzte. Zu
meinem Erstaunen konnte ich auf diesem Wege auflösliche
basische Salze hervorbringen, welche auf 3 Atome Salpetersäure, 2, 3, 6, 8,
12, 15, 18 bis 24 Atome Eisenoxyd enthielten; die letzte Verbindung gestattete noch
den Zusatz einer kleinen Menge Kalkwassers ohne sich zu trüben. Alle diese basischen Salze bilden tief
rothe Flüssigkeiten, welche durch Verdünnung nicht verändert werden, und auch nicht
durch starkes Kochen, wenn man die Verdampfung nicht zu weit treibt. Durch
freiwillige Verdunstung hinterlassen sie ein sehr dunkles rothes Pulver, welches in
Wasser vollkommen auflöslich ist.
Wenn man Baumwollenzeug in irgend eine dieser Auflösungen
taucht und dann trocknet, so wird das Eisenoxyd bleibend befestigt. Wegen
der Adhärenz dieser Basis an der Baumwollenfaser, filtriren jene Auflösungen
außerordentlich langsam durch Papier. Die Farbe derselben ist so intensiv, daß zwei
Tropfen einer Auflösung des Salzes mit 24 Atomen Basis, welche nur 3 4/10 Proc.
Eisenoxyd enthielt, 7000 Gran destillirten Wassers merklich färbten.
Viele Salze, z.B. Kochsalz, Salmiak, Glaubersalz, Zink- und Kupfervitriol,
Kali- und Natronsalpeter etc. schlagen aus der Auflösung dieses basischen
Salzes sogleich alles Eisenoxyd nieder. Dagegen verursachten Alkohol, essigsaures
Blei, essigsaures Kupfer etc. keine Veränderung. – Das
dreifach-basische Salz wurde durch Salmiak, Kochsalz und Natronsalpeter nicht
getrübt; die schwefelsauren Salze schlugen hingegen alles Eisen nieder.
Salpetersaure Thonerde.
Die salpetersaure Thonerde krystallisirt aus einer concentrirten und etwas sauren
Auflösung in farblosen schiefen rhombischen Prismen, welche gewöhnlich sehr breit
sind. Sie sind zerfließend und sowohl in Wasser als in Salpetersäure leicht löslich.
Um die Krystalle zu trocknen, legt man sie auf einen gebrannten Ziegel und bringt
denselben unter eine Glasglocke mit einem flachen Gefäß welches concentrirte
Schwefelsäure enthält.
Das Salz schmilzt bei 58° R. zu einer klaren farblosen Flüssigkeit, welche zu
krystallisiren begann als sie auf 51° R. abgekühlt war. Die geschmolzene
Masse hält ihre Säure viel stärker zurück als das salpetersaure Eisenoxyd. Als ich 1
Unze des gepulverten Salzes mit 1/2 Unze Ammoniak-Bicarbonat vermengte, sank
das eingesenkte Thermometer von + 8° auf 90° R.
Die Krystalle enthalten auf 1 Atom Thonerde 3 Atome Salpetersäure und 18 Atom Wasser.
Die Thonerde scheint mit der SalpetersäureSalpersäure eine Reihe ähnlicher basischer Salze zu bilden wie das Eisenoxyd.