Titel: | Ueber das Plattiren mit Platin. Von Dr. C. Bromeis in Hanau. |
Autor: | Carl Bromeis [GND] |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LV., S. 284 |
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LV.
Ueber das Plattiren mit Platin. Von Dr. C. Bromeis in
Hanau.
Bromeis, über das Plattiren mit Platin.
Die allgemeine Lähmung, welche die deutsche Industrie durch die Ereignisse der beiden
letzten Jahre erfuhr, alterirte zunächst die meisten Lurusfabriken in einem solchen
Grade, daß die fernere Existenz vieler zweifelhaft wurde. Besonders fühlbar war dieß
in den Bijouteriefabriken, welche, wie an allen andern Orten, so auch in Hanau,
längere Zeit ganz darnieder lagen, oder doch so betrieben wurden, daß es bei
längerer Dauer dieses Zustandes unüberwindliche Opfer seitens der Fabrikherren und
größerer Atelierbesitzer gekostet hätte. Es war daher dringende Aufgabe für alle
Techniker, Wege anzugeben, die ohne große neue Opfer diesen Fabriken eine
Beschäftigung versprachen, welche weniger dem Luxus diente, als ein dem
gegenwärtigen oder doch allzeitigen technischen Bedürfniß zugehöriges Fabrikat
lieferte.
Diese Verhältnisse veranlaßten mich im Sommer des Jahres 1848 die Bearbeitung des
Platins für diesen Zweck näher ins Auge zu fassen, und namentlich ausgedehntere
Versuche über das Doubliren verschiedener Metalle mit Platin anzustellen. Das Resultat der
zahlreichen mechanischen, chemischen und galvanischen Versuche, welche seit der
genauen Kenntniß des großen technischen Werths der Platingefäße für so viele
technische Operationen unternommen sind, war bis jetzt so ungenügend, daß die
Technik wenig oder gar keinen Nutzen daraus ziehen konnte. Nachfolgende Versuche
würden wahrscheinlich auch in diese Kategorie gehören, hätten mir nicht die HHrn.
Weishaupt mit größter
Bereitwilligkeit alle nöthigen Vorrichtungen ihrer weltberühmten Bijouteriefabrik
zur Disposition gestellt, und mich mit ihrer ausgedehnten Erfahrung in der
Behandlung edler Metalle, bei den Versuchen selbst, unterstützt.
Der überraschend erfreuliche Aufschwung der hiesigen Bijouteriefabriken hat das
angeführte Bedürfniß, anderweitige Beschäftigung in ihren Fabricationskreis zu
ziehen, zunächst beseitigt, weßhalb ich mich veranlaßt sehe, meine Erfahrungen im
Plattiren mit Platin der Oeffentlichkeit zu übergeben, in der festen Ueberzeugung,
daß das im Nachfolgenden eingehaltene Verfahren größeren Plattirfabriken den Weg
zeigen wird, auf welchem sie ohne große Schwierigkeiten ein für die chemische
Technik höchst werthvolles Fabrikat erzielen werden.
Der große Indifferentismus des Platins gegen so viele chemische Agentien, sowie gegen
alle atmosphärischen Einflüsse, räumen demselben in chemischer Beziehung die erste
Stelle unter den edlen Metallen ein. Es würde daher kein Metall sich mehr eignen,
als schützender Ueberzug für unedle Metalle zu dienen, als gerade das Platin, wenn
ihm nicht zu diesem Zwecke seine wenig schöne hellstahlgraue Farbe, so wie der
Umstand im Wege stände, daß die andern Metalle, als Gold und Silber, auf eine so
einfache und haltbare Art auf fast alle Metalle übertragen werden können, während
dieß bei dem Platin nur höchst unvollkommen und höchst schwierig zu bewerkstelligen
ist.
Das Ueberziehen unedler Metalle mit Platin hat daher hauptsächlich für chemische
Operationen und Zwecke hohes Interesse, weßhalb es aber durchaus erforderlich ist,
daß der Platinüberzug vollständig cohärent und an allen Theilen des unterliegenden
Metalls fest anhaftend sey. Dieses war, wie ich mich bald überzeugte, nur auf
mechanischem Wege zu erreichen, indem der galvanische Platinniederschlag mit der
größten Sorgfalt nach verschiedenen Methoden ausgeführt, starken Säuren so wenig
widerstand, daß die unterliegenden Metalle in wenig Minuten zerfressen waren.
E. Melly hat vor kurzem in der Bibliothèque univers. ein Verfahren publicirt, wonach die
gereinigten Metalle, namentlich Kupfer und Platin, im erhitzten Zustande mittelst
einer hydraulischen Presse zusammengedrückt werden. So einfach diese Methode auch
ist, und so sehr sie sich dem von mir eingehaltenen Verfahren nähert, so erhält man
doch kein genügendes Resultat, indem die Verbindung der beiden Metalle nur
unvollkommen stattfindet, was man namentlich beim abermaligen Erhitzen solcher
Bleche durch die zwischen dem Kupfer und Platin entstehenden Blasen wahrnimmt.
Dieser Umstand rührt, wie ich mich bei meinen Versuchen genau überzeugt habe, von
einer theilweisen Oxydation des Kupfers her. Dieser große Uebelstand wird aber
vollkommen dadurch beseitigt, daß man das unedle Metall zuvor mit einer dünnen
Schicht Silber oder Platin gut überzieht. Da es jedoch zu weit führen würde alle
einzelnen Versuche anzugeben, so begnüge ich mich damit, hier zwei Wege anzudeuten,
auf denen das gewünschte Ziel am leichtesten und vollkommensten erreicht werden
dürfte.
A. Doubliren
des Kupfers, Messings u.s.w.
Die Erfahrung, daß dicke Platinplatten, welche mit Gold- oder Silberloth auf
dickes Kupfer gelöthet wurden, nach dem ersten Auswalzen und abermaligen Erhitzen,
wegen der verschiedenen Ausdehnung beider Metalle, sich stets wieder ablösten, sowie
der Umstand, daß das Loth bei größeren Platten nicht an allen Stellen den
Zwischenraum der beiden Platten gehörig durchschießt, veranlaßten mich ein Verfahren
einzuhalten, wobei die Anwendung jedes fremdartigen Bindemittels vermieden wurde.
Dieß erreicht man wie folgt:
Man verfertigt zunächst von sehr reinem geschmeidigem Kupfer eine längliche
rechtwinklige, zwei bis drei Linien dicke, aber vollkommen glatte Kupferplatte,
deren Breite 2/3 der Breite des zu Gebote stehenden Walzwerks nicht überschreitet,
reinigt diese durch schwaches Glühen und Abbeizen in verdünnter Schwefelsäure und
Abreiben mit feinem geschlämmten weißen Sand. Hierauf spült man sie sorgfältig in
reinem Regenwasser ab, läßt das überschüssige Wasser ablaufen und legt sie noch
feucht auf feines Fließpapier. Alsdann bepudert man die obere noch feuchte Seite des
Kupfers mittelst eines Blechsiebs rasch mit höchst fein geriebenem Platinstaub
(Platinschwamm), bis alle Theile der Kupferplatte gut bedeckt sind.
Auf diese so vorbereitete Kupferplatte werden nun, sobald sie ganz trocken geworden
ist, zwei bis fünf dünne, ebenfalls sehr gereinigte Platinfolien (je nachdem die
Plattirung schwach oder stark werden soll) in der Weise aufgelegt, daß die untere
die Kupferplatte nur knapp bedeckt, während die obere so groß seyn muß, daß sie
bequem um die Ränder der Kupferplatte angedrückt werden kann. Hierbei muß jedoch
Sorge genommen werden, daß der aufgepuderte Platinschwamm nicht verschoben oder
sonst an einzelnen Stellen verletzt oder verunreinigt wird. Dann umgibt man die mit
Platin belegte Platte noch mit dünnem oberflächlich schwach oxydirtem Kupferblech
und falzt dieses an den Rändern ebenfalls gehörig um, damit alle äußeren Einflüsse
möglichst abgehalten sind. Um nun ein noch besseres Anliegen der einzelnen
Platinfolien wie der ganzen Umhüllung zu bewirken, was für das Anschweißen sehr
wesentlich ist, läßt man bei mäßigem Druck die Platte zwei- bis dreimal das
Walzwerk passiren. Jetzt erhitzt man, am besten in einer Muffel oder auf einer
dicken Eisenplatte, diese so vorgerichtete Kupferplatte rasch bis zum Rothglühen,
bringt sie hierauf schnell zwischen das etwas enger gestellte Walzwerk und läßt sie
dieses so oft passiren, bis die Platte etwa ihre doppelte Länge erreicht hat.
Hierbei springt die Kupferumhüllung gewöhnlich schon ab und wird nun noch
vollständig abgezogen; dann glüht man das jetzt schon fest plattirte Blech schwach
aus und walzt es, unter zeitweiser Wiederholung des Ausglühens, so lang und dünn,
als es gewünscht wird.
Der Platinschwamm hat hiebei nicht allein als Bindemittel zwischen dem Kupfer und der
Platinfolie gedient, sondern auch die Stärke der Plattirung wesentlich vermehrt,
indem er zu einer homogenen Platinschicht geworden ist.
Das Platinpulver stellt man auf die gewöhnliche Weise des Platinschwammes so dar, daß
man reines Platin in kochendem Königswasser auflöst und die Lösung durch Abdampfen
von der freien Säure möglichst befreit, die Lösung dann verdünnt und mittelst einer
Salmiaksolution oder noch besser mit einem Gemenge von Salmiak und Chlorkaliumlösung
niederschlägt, den Niederschlag abfiltrirt und trocknet. Ein nicht unbeträchtlicher
Theil des gebildeten Platinsalmiaks und Chlorplatinkaliums bleibt hierbei in Lösung,
weßhalb man das Filtrat nebst dem Waschwasser bis zur Trockne abdampft und den
Rückstand dem Niederschlage zufügt. Diesen glüht man bei schwacher Rothglühhitze in
einem Porzellantiegel, welcher noch in einen größeren hessischen Tiegel gesetzt ist,
langsam durch. Nach dem Erkalten zerreibt man den Rückstand im Tiegel und kocht ihn eine
Stunde lang mit Wasser aus, gießt dann das Wasser ab, zerreibt den ganz mild
gewordenen Platinschwamm zwischen den Fingern und kocht ihn abermals aus. Hierauf
schlämmt man den feinsten Theil ab, trocknet ihn und hebt ihn sorgfältig bis zum
Plattiren auf.
Liefert das eben mitgetheilte Verfahren auch gute Resultate, so hat es doch in seiner
Ausführung manche Schwierigkeiten und wird durch die Darstellung des Platinschwammes
dem Techniker umständlich. Ich möchte daher nachfolgende noch einfachere Methode,
besonders für die Anwendung im Großen empfehlen:
Im Eingang der Mittheilung des ersten Verfahrens habe ich den schädlichen Einfluß
hervorgehoben, welchen die Anwendung eines fremden Bindemittels, namentlich von
Silber- oder Goldloth, mit sich führt. Anders verhält es sich aber, wenn man
statt des Lothes eine gleich starke, unendlich dünne Schicht eines an der Luft
unoxydablen Metalls anwendet. Dieses erfüllt dann nur die Aufgabe, das unedle
Metall, namentlich das Kupfer, während dem ersten Glühen vor Oxydation zu schützen,
ohne, wie das beim Loth der Fall ist, in die Substanz des Platins eindringen zu
können. Dieses erreicht man nun leicht durch jede gute Versilberung oder Vergoldung,
mag sie auf galvanischem, chemischem oder feurigem Wege entstanden seyn; am
einfachsten jedoch und besten hierzu ist die gewöhnliche kalte Versilberung, wie man
sie durch Aufreiben von Chlorsilber mit Weinstein erhält. Man verfährt daher hier
so, daß man, nachdem die Kupferplatte abgebeizt, gescheuert und abgespült ist,
mittelst eines weichen Korks oder leinenen Läppchens ein feines angefeuchtetes
Gemenge von 1 Th. Chlorsilber, 2 Th. Weinstein, 1 Th. Kochsalz und 1 Th.
geschlämmter Kreide sorgfältig aufreibt, bis die Platte an allen Orten gut
versilbert erscheint, dann spült man sie ab, und trocknet sie nach Art der
Daguerreotypplatten, indem man sie nämlich in etwas geneigter Stellung schwach
erwärmt und behutsam darüber bläst. Es zieht sich hierdurch das Wasser langsam nach
der unteren Spitze hin, ohne einen matten Fleck oder sonst eine Unreinigkeit auf der
Oberfläche zu hinterlassen. Im Uebrigen verfährt man genau so wie früher.
B. Doubliren
des Silbers.
Da es, wie später noch angegeben wird, für viele Zwecke von Werth ist,
platindoublirte Silbergefäße zu fertigen, so habe ich auch hierüber Versuche angestellt,
die, wie es auch schon aus Vorigem hervorgeht, durchaus keine Schwierigkeit
fanden.
Es bedarf hierzu nur vollkommener MentallitätMetallität der beiden Oberflächen, um sie in der Hitze zusammen zu schweißen. Dieß
erreicht man beim Silber am besten dadurch, daß man dessen ganze Oberfläche mit
einem guten Zieh- oder Schabeisen unmittelbar vor dem Plattiren abzieht. Auch
ist es gut, dieß stets beim Platin anzuwenden, sobald es nur die Stärke der
angewandten Platinfolie erlaubt.
Da es für Viele Werth haben könnte, sich in kleinerem Maaßstabe platinplattirte
Bleche darzustellen, so erwähne ich noch, da gutes, reines Kupfer nicht immer leicht
zu haben ist, daß sich hierzu das in allen Stärken und in verschieden reicher
Versilberung im Handel vorkommende plattirte Kupfer ganz besonders eignet.
Die nach den angeführten Wegen dargestellten, mit Platin plattirten Kupfer-,
Messing- und Silberbleche sind, wenn sie auf beiden Seiten plattirt wurden,
von reinen Platinblechen nicht zu unterscheiden und lassen sich zu den meisten
Zwecken wie diese anwenden, denn wie ich gefunden habe, schützt eine Platinschicht
von nur 1/3000 Linie Dicke, sobald die Plattirung mit gehöriger Sorgfalt ausgeführt
wurde, das unterliegende Metall gegen den Angriff der stärksten Säuren vollkommen.
Für chemische Zwecke ist es jedoch nicht rathsam, die Plattirung so dünn zu machen,
indem sonst die kleinste Unreinigkeit im angewandten Platin, oder das feinste
Sandkörnchen, welches als Staubtheilchen auf der Walze hängt, Veranlassung zu
kleinen Löchern der Platinschicht gibt, welche, wenn sie noch so klein sind, das aus
dem Blech gefertigte Gefäß für chemische Zwecke ganz unbrauchbar machen. Man
entdeckt solche fehlerhafte Stellen leicht dadurch, daß man das Blech mit
Salpetersäure bestreicht, denn diese greift die entblößten Stellen rasch an und
macht sie durch sich bildende Bläschen und kleine schwarze Punkte schnell sichtbar.
Läßt man auf einem solchen Bleche die Salpetersäure stehen, so ist das Blech in
einigen Stunden durchfressen, indem im Kupfer, Messing u.s.w. sich schnell eine
größere Oeffnung frißt, während in den darüber liegenden Platinhäutchen meistens
eine so feine Oeffnung sich zeigt, daß man sie nur beim Halten gegen die Sonne
wahrnimmt. Durch Auflösen des Kupfers von solchen dünn plattirten Blechen mittelst
verdünnter Säure kann man eine noch gut zusammenhängende Platinfolie darstellen,
welche nur den 3 bis 10tausendsten Theil einer Linie dick ist, so daß der
Quadratzoll derselben kaum 3 Milligramme wiegt. Gut plattirte Bleche sind aber nicht
nur gegen Säuren unempfindlich, sondern auch gegen schwache Rothglühhitze, denn die
dünnsten vertragen oft 30 bis 40mal die Glühhitze einer Spirituslampe, ehe sich das
Platin abblättert, was alsdann von dem allmählichen Durchbrennen des Kupfers
herrührt. Durch diese Sauerstoffaufnahme ändert sich aber nach dem jedesmaligen
Glühen eines solchen plattirten Gefäßes auch das Gewicht desselben; soll daher
solches zu feineren, etwa quantitativen chemischen Arbeiten benutzt werden, so muß
das Blech nothwendig auf beiden Seiten plattirt seyn, damit das Kupfer nicht
zundert, oder man wählt noch besser, anstatt des Kupfers, feines Silber als
Unterlage. Zu Tiegeln und Schmelzgefäßen wird jedoch dieses Blech nicht zu empfehlen
seyn, indem solche stets nur von beschränkter Größe gebraucht werden und somit ihr
Kostenpunkt weniger in Anschlag kommt; zu vielen Zwecken müssen dieselben auch ganz
unschmelzbar seyn.
Anders verhält es sich aber bei großen Abdampfschalen, Destillirgefäßen, galvanischen
Batterien u.s.w. Diese mußten bisher schon aus dem Grund viel stärker, als es ihre
chemische Aufgabe erheischte, angefertigt werden, damit sie in sich hinreichenden
Halt bekamen, um den ganz unvermeidlichen mechanischen Angriffen nur einigermaßen
widerstehen zu können; da dieses aber solche Apparate sehr vertheuert, so hat man
sie in neuerer Zeit von bewunderungswürdiger Dünne angefertigt und so Gelegenheit
gegeben, für einen mäßigen Preis ein ziemlich geräumiges Gefäß zu erstehen. Solche
Gefäße sind aber unstreitig die theuersten, denn abgesehen davon, daß sie im
Verhältniß vielmehr Façon kosten, bekommen sie selbst bei der vorsichtigsten
Behandlung leicht Beulen, Brüche und Risse. Die Benutzung von größeren Platingefäßen
wird aber für die chemische Technik von Tag zu Tag mehr und mehr Bedürfniß, weßhalb
eben auch bei dem fortwährenden Steigen des Platin-Preises die Anfertigung
von billigen und soliden Platingeräthschaften eine immer dringender gebotene
technische Aufgabe geworden ist. Diese wird und kann ihre Befriedigung gewiß aber
nur in der Darstellung und Anwendung von platin-plattirten Blechen
finden.