Titel: | Ueber das Zusammendrücken des Heues mittelst der hydraulischen Presse; von Morin, Obrist der Artillerie und Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXIII., S. 316 |
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LXIII.
Ueber das Zusammendrücken des Heues mittelst der
hydraulischen Presse; von Morin, Obrist der Artillerie und Mitglied der französischen
Akademie der Wissenschaften.
Aus dem Moniteur industriel, 1850, Nr. 1424 und
1426.
Morin, über das Zusammendrücken des Heues mittelst der
hydraulischen Presse.
In einer frühern AbhandlungPolytechn. Journal, Jahrgang 1846, Bd. C S. 447. machte ich auf die Vortheile aufmerksam, welche das Zusammendrücken des
Futters mittelst der hydraulischen Presse behufs seiner Versendung, sowie zur
Verproviantirung der Armeen gewährt. Die Aufschlüsse, welche ich damals erholt
hatte, bezogen sich nur auf die Pressen welche man zu jener Zeit anwandte; die
Vergleichung der erhaltenen Resultate mit den Leistungen der neuen Pressen, welche
die Kriegsverwaltung in Algerien eben eingeführt hatte, konnte sich damals nur auf
die ersten Versuche erstrecken.
Jetzt bin ich im Stande die Resultate des laufenden Dienstes der beiden großen
Preßanstalten zu Bona und Algier, und die seit einem Jahr im Futtermagazin der
Kriegsverwaltung in la Rapée (für die Verproviantirung der Pariser Garnison)
erzielten mitzutheilten.
Sowohl bei den früher zum Zusammendrücken des Heues angewandten Schraubenpressen als
den hydraulischen Pressen von 150,000 und 300,000 Kilogr. Druck, war man weder in
Frankreich noch anderswo im Stande Heu genug einzulegen, um durch eine einzige
Pressung Ballen von so großem Gewicht oder solcher Dichtigkeit zu erhalten, daß die
Frachtkosten dadurch namhaft vermindert worden wären.
Diesem Uebelstand half ich dadurch ab, daß ich auf den Wägen, womit das Heu von der
Wiese oder der Scheune zur Presse gefahren wird, Winden und bewegliche Kisten
anbringen ließ, wodurch dem aufgeladenen Heu eine Dichtigkeit von 130 bis 140
Kilogr. per Kubikmeter ertheilt werden kann, welche viel
größer ist als die durch Schraubenpressen von Holz oder Eisen erzielbare.
Diese vorläufige Operation, welche vom Dienst der Presse unabhängig ist, erleichtert
den Transport des Heues und hält die Arbeit gar nicht auf. Sie macht es möglich, in
die hydraulische Presse ungefähr 400 Kilogr. zu bringen, welche ein Volum von etwa
drei Kubikmetern und 1,80 Meter Höhe auf 1,70 Meter Grundfläche haben.
Vermittelst der Presse erhält das algerische, sehr dicke und harte Heu eine
Dichtigkeit von 500 Kil. unter der Presse und etwa 350 Kil. außer der Presse. Bei
weichem Heu, wie dem französischen und englischen, steigt diese Dichtigkeit bis auf
660 Kilogr. unter der Presse und 440 Kil. außer der Presse.
Die algerischen Preßanstalten benutzen als Motor Göpel, deren jeder mit 18 Mauleseln
bespannt ist und höchstens 6–7 Dampfpferdekräften entspricht. Man muß aber
bedenken, daß die Bewegung des Göpels auf die Pressen mittelst eines liegenden.
Wellbaums übertragen wird, an welchem sich Excentrics befinden, die auf die Pumpen
wirken, und daß diese Vorrichtung in Folge der Reibungen mehr Kraft consumirt, als
zum Betrieb der Pressen erforderlich ist.
Es ist übrigens durch zu diesem Behufe angestellte Versuche bekannt, daß das Pressen
sogar bei jenen großen Pressen von 650,000 Kil. Kraft, am Anfang von drei, und gegen
das Ende von vier Männern vollbracht werden kann. Die ganze Operation des Pressens
und Bindens dauert nicht über 40 Minuten.
Um das Heu leichter auf den Schiffen unterbringen zu können, werden statt einfacher
Ballen von 380 bis 400 Kilogr., deren zwei von je 190 bis 200 Kilogr. gemacht, was
sonst keinen Nachtheil hat, als daß statt dreier Bänder (von Bandeisen) welche bei
einem Ballen hinreichen, deren vier nöthig sind.
Jede Werkstätte mit drei Pressen liefert durchschnittlich im Tag von neun
Arbeitsstunden 84 einfache Ballen zu 190–200 Kilogr. oder 160 bis 168
metrische Centner, also im Monat von 25 Tagen 4000 bis 4200 metrische Centner,
welche 84,000 Pferderationen für schwere Cavalerie (eine zu 5 Kilogr.)
repräsentiren.
Der Preis des Pressens eines metrischen Centners beläuft sich in Algier auf 1 Frank
73 Cent. Bei demselben sind in Rechnung gebracht der Taglohn der Arbeiter und
Mauleselführer, das Bandeisen, Bolzen, Brettchen, Futter und Unterhalt von 30
Mauleseln, Schmiere, Oel und Unterhalt der Maschinen. Nun muß man aber bedenken, daß
das vorläufige Pressen des Heues auf den Wägen und das Herbeischaffen desselben zu
den Pressen auf Eisenbahnen viele Leute erfordert, während man auf Pachthöfen die
Presse in den Scheuren selbst haben, und minder schwerfällige Vorrichtungen anwenden
könnte, die auch von einem Hof auf den andern gebracht werden könnten, um das
Pressen in arbeitsfreier Zeit vorzunehmen. Ferner ist in Algier der Taglohn weit
höher als bei uns (in Frankreich), und man könnte bei uns, wo das Klima den Menschen
ihre volle Kraft läßt, die Pferde oder Maulesel entbehren und die Pressen,
namentlich im Winter, ohne große Kosten von Hand treiben. In Frankreich würde sich
nach meiner Berechnung das Pressen großer Ballen von 300 bis 400 Kilogr. mit
Händekraft für den metrischen Centner auf 73 Centimes berechnen; diese sind also mit
der durch das Pressen erzielten Ersparung an den Transportkosten und bei dem
Einmagaziniren zu vergleichen.
Was die Ersparung anbelangt, welche der Staat in Algier durch die Anwendung neuer
Pressen von 650,000 Kilogr. Kraft im Vergleich mit den frühern machte, so
verminderten sich die Frachtkosten immer in dem Verhältniß als die Dichtigkeit des
Heues zunahm, wie aus Folgendem zu ersehen ist.
Preßverfahren:hydraulische Presse
Dichtigkeit derBallen.
Frachtkosten.
von 150,000 Kil. Kraft
155 Kil.
10 Franken
50 Cent.
300,000 –
240
5
50 –
650,000 –
mit Wägen und Kistenverpackung (coffrage)
400
3
30 –
Ueberdieß sind die Preßkosten bei Anwendung der neuen Pressen noch viel geringer als
mit den alten.
Während es für den Transport zu Wasser und selbst auf Eisenbahnen ökonomischer ist,
große Ballen zu machen, so kann es für die Bedürfnisse der Landwirthschaft und für die
Consumenten in der Stadt bequemer seyn, Ballen von ungefähr 100 Kilogr. zu erhalten,
welche leicht zu handhaben sind, und auf eine Dichtigkeit von 420 Kil. per Kubikmeter gepreßt, nur ein Volum von 0,265 bis
0,240 Meter haben, so daß, 5 Kil. auf die Ration gerechnet, ein Ballen deren 20
enthielte und der Vorrath für ein Pferd auf ein Jahr nur ein Volum von etwas weniger
als 5 Kubikmeter einnähme.
Das Heu wird zu diesem Zweck in eine feststehende hölzerne Kiste geschafft, deren
beweglichen Boden eine hölzerne Platte bildet, die man auf einen vierräderigen Wagen
legt, welcher mittelst einer Eisenbahn unter die Kiste hingeführt werden kann.
Dieses Heu, zuerst von einem in die Kiste steigenden Mann eingetreten, würde dann
mittelst Seilen oder Ketten, welche über die auf dem Wagen befindlichen Haspel
gehen, die erste Pressung erhalten, nämlich eine Dichtigkeit von etwa 180 Kilogr.
per Kubikmeter.
Hierauf würde sich die Vorderseite der Presse öffnen, welche aus zwei Flügeln
besteht, damit man die beschickten Haspel herausnehmen und in die hydraulische
Presse bringen kann, wo die Dichtigkeit auf 550 bis 600 Kil. per Kubikmeter
getrieben würde. Hierauf mit zwei Eisenbändern, welche über Brettchen gehen,
zusammengebunden, nähme dieses Heu außer der Presse wieder ein größeres Volum an von
etwa 0,250 oder 0,220 Meter, und seine Dichtigkeit betrüge dann 400 bis 450 Kil. per Kubikmeter.
Die Bedienung, das Zusammensetzen und Auseinandernehmen dieser Pressen hätten gar
keine Schwierigkeit, und wenn man ihr Gesammtgewicht, das höchstens 4500 oder 5000
Kilogr. beträgt, auf mehrere Stücke vertheilt, deren schwerstes nur 1200 Kilogr.
beträgt, könnten sie leicht von einem Pachthof zum andern gebracht werden.
Die Kosten dieser, ganz durch Händearbeit geschehenden Pressung kämen (in Frankreich)
für den Ballen von 100 Kilogr. höchstens auf 2,48 Franken zu stehen.
Endlich ist noch zu bemerken, daß das gepreßte Heu sich beliebig lange aufbewahren
läßt, ohne an Güte zu verlieren oder in Gährung zu kommen.
Ich habe im Jahr 1844 zu Paris einen Ballen gesehen, welcher am Anfang des Jahrs 1830
gepreßt, noch so gesund war, wie am ersten Tag. In dieser Beziehung wäre also durch
die Anwendung der hydraulischen Presse die von der kaiserlich-russischen
ökonomischen Gesellschaft ausgeschriebene Preisfrage gelöst, welche ein Verfahren
verlangt, um die
Vieh- und Heerdenhalter mit Vorräthen zu versehen, damit sie die Heerde ein
ganzes Jahr lang unterhalten und das Heu aufbewahren können, ohne es dem Verderben
auszusetzen.
Aber nicht nur beim Transport auf Schiffen wird durch die Pressung des Heues sehr
viel Raum erspart, sondern auch bei seiner Aufbewahrung in Magazinen. Beim Bau von
Magazinen wird von den Ingenieuren die Dichtigkeit des gewöhnlichen Heues zu 100
Kilogr., die des Strohs zu 84 Kilogr. per Kubikmeter
angenommen. Wenn nun das Heu durch die Pressung auf eine Dichtigkeit von 400 Kilogr.
per Kubikmeter gebracht, und das Stroh
verhältnißmäßig ebenso weit verdichtet wird, so kann der Rauminhalt für die Magazine
auf ein Viertheil reducirt werden und in demselben Verhältniß vermindern sich auch
die Baukosten. Obige Gewichtsannahme für den Kubikmeter Heu scheint mir aber zu
groß. Im Rapée-Magazin zu Paris rechnet man nur 80–90 Kilogr.
auf den Kubikmeter aufgeschichteter Heubünde. In Algerien erhält das in größern
Schobern aufgeschichtete Heu folgende Dichtigkeiten:
Dichtigkeiten.
Algier, Schober von
9–10,000
metr. Centnern
89 Kil.
Bona
–
12–15,000
– –
92
–
Philippeville –
6– 7,000
– –
76
–
Die Raumverminderung der Magazine wäre also größer, als die
oben angegebene.
Außer der Raumersparung hat aber die Pressung des Heues noch einen Vortheil für die
Verproviantirung der Armee. Da nämlich das Heu die Dichtigkeit des Pappelholzes
erhält und große Blöcke bildet, so verbrennt es nicht mehr so schnell und man kann
einer in einem Heumagazin ausbrechenden Feuersbrunst Herr werden, was sonst nicht
möglich ist.
Ein Versuch darüber wurde im Monat November v. J. am linken Ufer der Seine in der
Nähe der Jenabrücke angestellt. Zwanzig Ballen mit der hydraulischen Presse
gepreßten Heues von je 100 Kilogr. wurden so geschichtet, daß ein leerer Raum
zwischen ihnen blieb, um den Zug des Feuers zu begünstigen. In diesen Raum wurden
mit Terpenthinöl getränkte Holzspäne gebracht.
Auf gleiche Weise wurde ein Haufen von zwanzig Ballen Heu von je 100 Kilogr.
gebildet, welche gepreßt worden waren. Diese Ballen waren mit Stricken
zusammengebunden und mit Brettchen belegt; ihre mittlere Dichtigkeit betrug 160
Kilogr. per Kubikmeter. Zwei weitere Haufen, jeder von
10 Centnern, waren von ungepreßtem Heu gebildet, einer aus 5 Kilogr. schweren Bündeln, der
andere aus losem Heu.
Diese Haufen wurden nun nach einander in Brand gesetzt und dabei folgende Resultate
erhalten:
Bei dem aus losem Heu und Bünden bestehenden Haufen pflanzt sich das Feuer an der
äußern Oberfläche rasch fort; die ganze Masse geräth in Brand und der Zugwind reißt
Funken mit sich; bald bildet der Haufen eine große Gluthmasse, die nicht mehr zu
löschen ist. Das lose Heu, in Haufen liegend, läßt die Luft nicht durch die Masse
ziehen und verbrennt vielleicht etwas langsamer als das Heu in Bünden. Das mit
Stricken zusammengebundene, gepreßte Heu, verbrennt minder schnell als das
ungepreßte; die Stricke verbrennen, die Ballen öffnen sich, aber die Dichtigkeit,
welche sie erlangt haben, macht daß das Feuer sie nicht so schnell verzehrt, wie die
vorhergehenden; doch können sie kaum gelöscht werden und es ist kaum möglich sie der
Gluth zu entreißen, um das noch unverbrannte Heu zu benützen.
Das gepreßte Heu in mit Bandeisen gebundenen Ballen betreffend, nahm das Feuer,
nachdem es sich über den größten Theil seiner Oberfläche verbreitet und die äußeren
Halme verbrannt hatte, von selbst wieder ab, concentrirte sich auf die unteren
Zugcanäle bildenden Gänge und brannte mit sehr wenig Flamme fort. Nachdem die
Brettchen verbrannt waren, blieben die Ballen doch gebunden, und keiner verlor seine
Gestalt. Nachdem das Feuer eine Stunde lang gedauert hatte, ließ man eine Spritze
kommen und nach 15 bis 16 Minuten war der Brand so vollkommen gelöscht, daß man die
Ballen aufladen und in das Magazin zurückführen könnte. Man konnte diese Ballen auch
rücken und umherziehen, ohne daß einer aufging.
Von diesen so dem Verbrennen und dem Rauche ausgesetzten Ballen wurden noch 50
Procent des Heues gerettet, welches in Bünde gebracht und zum Theil mit Luzerne
vermengt, der Escadron des Fuhrwesens zum Verfuttern übergeben ward. Die
Sattelpferde, welche wenig arbeiten und heikeliger sind, ließen es unberührt, die
Zugpferde aber fraßen es. Doch muß bemerkt werden, daß dieses Heu bloß drei bis vier
Tage gelüftet worden war; längeres Lüften oder ein kleiner Zusatz von Salz hätte es
den Thieren angenehmer gemacht. Außer den zehn Centnern Heu, die als Futter
gebraucht werden konnten, wurden noch vier Centner (20 Procent vom Ganzen) zum
Streumachen geeignet befunden, so daß in einer Stunde vom Feuer nur 30 Procent des
ganzen Quantums verzehrt wurden.
Es folgt aus diesem Versuch, daß ein Heumagazin, welches das Heu in mit Bandeisen
zusammengebundenen Ballen enthält, vor völliger Zerstörung geschützt ist, und nach
einem Brande ein großer Theil des Heues wieder verwendet werden kann. Auch geht
daraus hervor, daß der Transport des gepreßten Heues auf Eisenbahnen mit keiner
Gefahr verbunden ist.