Titel: | Ueber die von Hrn. Previnaire erfundenen Maschinen zum Waschen und Beizen des Garns in den Färbereien; Bericht des Hrn. Karl Dollfus in Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXXVII., S. 391 |
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LXXVII.
Ueber die von Hrn. Previnaire erfundenen Maschinen zum Waschen und
Beizen des Garns in den Färbereien; Bericht des Hrn. Karl Dollfus in
Mülhausen.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, Nr. 106.
Dollfus, über Previnaire's Maschinen zum Waschen des
Garns.
Ich werde im Folgenden die vom Civilingenieur Bresson zu
Rouen (im polytechn. Journal, Jahrgang 1849, Bd.
CXIII S. 37) beschriebenen drei neuen Maschinen zum Waschen und Beizen des
Garns, welche der Fabrikant Previnaire zu Hartem erfunden
hat, hinsichtlich ihrer Leistungen mit den bisher zu diesem Zweck angewandten
Verfahrungsarten und Vorrichtungen vergleichen.
Beim Bleichen und Färben der Baumwolle und Wolle in Strähnen war bisher der Mangel
von Maschinen sehr fühlbar. Der Arbeiter nahm die Strähne und wusch sie mehr oder
weniger gut. Geschah das Waschen unvollständig, so erhielt man beim Färben trübe
Farben; geschah es ungleichförmig, so erhielt man gemarmelte Farben. Der Schaden,
welchen die Färber und Bleicher bisher durch die Nachlässigkeit der Arbeiter beim
Waschen des Garns von Hand häufig erlitten, läßt sich nun durch Anwendung der von
Hrn. Previnaire erfundenen
Maschinen vermeiden; sie sind den schon längst in den Kattundruckereien
gebräuchlichen Maschinen nachgebildet und erfüllen ihren Zweck vollkommen.
Die erste, die concentrische Waschmaschine, gewährt große
Vortheile, nicht nur hinsichtlich der Regelmäßigkeit des Waschens, sondern auch
hinsichtlich der Ersparniß an Zeit und Handarbeit. Nach der Beschreibung des Hrn.
Bresson können zwei
Arbeiter vier solche Maschinen bedienen. Diese Arbeiter strengen sich nicht an, wie
wenn sie gekrümmt am Rand eines Flusses von Hand die Garnsträhnen waschen müssen;
mittelst der concentrischen Waschmaschine können zwei Arbeiter in 3/4 Stunden 115
bis 120 Kilogr. Baumwolle reinigen; um dieses Quantum von Hand zu waschen, müssen 6
Mann anderthalb Stunden arbeiten.
Nach den von mir eingezogenen Erkundigungen eignet sich diese Maschine vortrefflich
zum Waschen von Baumwollengarn. Ist dieß aber auch bei der Wolle der Fall und sollte
sich diese in Folge des Drucks der oberen Walze nicht filzen? Darüber fehlen mir
alle Nachweise.
Die zweite von Hrn. Previnaire
erfundene Maschine ist die excentrische Waschmaschine,
mittelst deren er eine rückweise Bewegung erzielt, um die baumwollenen oder wollenen
Strähnen von festen Substanzen, z.B. feinen Spänen oder Pulver von Farbholz zu
reinigen, welche nach dem Färben zwischen den Fäden zurückbleiben. Diese Maschine
ist der Waschmaschine mit gekerbter Walze, wie man sie bisher für bedruckte
Wollenstücke anwandte, sehr ähnlich, und empfiehlt sich eben so sehr durch ihre
Einfachheit als durch ihre Leistung.
Die dritte Maschine des Hrn. Previnaire ist die (in Deutschland längst bekannte) Auswindmaschine. Auf den ersten Blick scheint es, daß
sich dieselbe vortheilhaft durch den Hydro-extractor ersetzen läßt, weil in
demselben die Fäden der wollenen und baumwollenen Strähnen nicht reißen, die Wolle
sich nicht filzt und die Strähnen immer gleichförmig ausgedrückt werden.
Für gebeiztes Garn, es mag mit Thonerdemordant oder mit Oel getränkt worden seyn,
kann man aber den Hydro-extractor nicht anwenden, um das überschüssige
Beizmittel auszudrücken, weil in Folge der Centrifugalkraft immer mehr Mordant an
der vom Mittelpunkt entferntesten Seite der Garnsträhne zurückbliebe, wodurch große
Ungleichheiten beim Färben entstünden. Hier findet die Auswindmaschine eine
vortheilhafte Anwendung, und wir ersehen aus der Abhandlung des Hrn. Bresson, daß wenn man diese Maschine
zum Oelen des Baumwollengarns benutzt, bedeutend an Oel erspart wird. Für gebeiztes
Garn gestattet also die Auswindmaschine eine vortheilhafte Anwendung, während man
für alle anderen Operationen den Hydro-extractor eben so gut benutzen
kann.