Titel: | Barran's verbesserter Kolben für Locomotiven und Dampfmaschinen überhaupt. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXXXI., S. 412 |
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LXXXI.
Barran's verbesserter Kolben für Locomotiven
und Dampfmaschinen überhaupt.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Febr. 1850, S.
246.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Barran's Kolben für Locomotiven und Dampfmaschinen
überhaupt.
Die in Fig. 11
und 12
dargestellte Kolbenabänderung ist von Joseph Barran in
New Cross bei London für eine Locomotive ausgeführt, welche die HHrn. Sharp in Manchester bauten. Fig. 11 ist
ein verticaler Durchschnitt des in einem Locomotivcylinder liegenden Kolbens; Fig. 12 ist
ein Grundriß des Kolbens allein, wobei jedoch die Deckelplatte abgenommen ist. Der
Zweck der Erfindung ist, die Zeit und Mühe zu ersparen, welche das Abnehmen des
Bufferbaumes und Aufbrechen des Cylinderbodens in Anspruch nimmt. Es kann nämlich
bei dem neuen Kolben die Metallliederung schnell und leicht mehr oder weniger
gespannt werden, ohne irgend einen Maschinentheil abzunehmen, mit Ausnahme von zwei
Schlußschrauben in dem Cylinderboden.
Die Zeichnung ist deutlich genug, um eine weitschweifige Beschreibung entbehrlich zu
machen. Auf jeden der beiden excentrischen, messingenen Liederungsringe A, A wirkt eine ringförmige Feder, welche bei B, B abgeflacht und mit einem Gewinde versehen ist,
durch welches die Schrauben C, C gehen, die wie
gewöhnlich die Keile auswärts schieben, durch welche die Liederungsringe
aufgetrieben werden. Das der Kolbenmitte zugekehrte Schraubenende liegt in einem in
der Nabe des Kolbens angebrachten Lager, und ist in der Nähe desselben mit einem
schief gezahnten Getriebe D, D versehen, in welches
endlose Schrauben E, E eingreifen. Diese stecken auf
Achsen, deren eines Ende abgerundet ist und sich in im Boden des Kolbens
angebrachten Vertiefungen F, F dreht, während das andere
Ende durch die Kolbenplatte hindurch geht und zur Aufnahme eines Schlüssels
viereckig gefeilt ist.
In den Cylinderboden sind bei G, G Schlußschrauben
eingeschraubt, welche so gestellt sind, daß sie auf die Achsen der endlosen
Schrauben treffen, wodurch, wenn der Locomotivführer während einer Fahrt merkt, daß
seine Kolben nicht gut genug schließen, derselbe in den Stand gesetzt ist die
Verpackung anzuziehen, ohne irgend eine andere Mühe zu haben, als die
Schlußschrauben herauszunehmen, um mit einem Griffschlüssel zu den endlosen Schrauben kommen
zu können. Dieß kann so schnell geschehen, daß die gewöhnliche Anhaltzeit auf einer
Station leicht hinreicht um die Kolbenspannung vorzunehmen. Etwas Aehnliches wurde
früher schon bei stehenden Maschinen versucht; aber sowohl die Idee, die Vorrichtung
für Locomotiven anzuwenden, als auch der neue Mechanismus ist von Hrn. Barran ausgegangen.