Titel: Ueber das Auffinden mangelhafter Stellen an unterirdischen Telegraphenleitungen mit dem Zersetzungsfläschchen.
Fundstelle: Band 117, Jahrgang 1850, Nr. VI., S. 38
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VI. Ueber das Auffinden mangelhafter Stellen an unterirdischen Telegraphenleitungen mit dem Zersetzungsfläschchen. Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1850 Nr. 8. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Ueber das Auffinden mangelhafter Stellen an unterirdischen Telegraphenleitungen. Unter den mehrfachen Bedenken, welche man bei Gelegenheit der Errichtung unterirdischer Telegraphenleitungen erhob, wurde auch jenes geltend gemacht, daß es sehr schwierig und zeitraubend werden dürfte diejenige Stelle auszumitteln, wo die unterirdische telegraphische Leitung, d. i. der mit Gutta-percha isolirte Draht, sey es aus dieser oder jener Ursache, beschädigt, und somit die elektromagnetische Kette unterbrochen sey. Dem ist aber nicht so, denn es ist durchaus nicht nothwendig, damit man einen Fehler auffinde, daß die ganze Leitung aufgegraben werde, und das sogenannte Zersetzungsfläschchen, dessen Anwendung der k. k. Sectionsrath Dr. C. A. Steinheil, wegen Ausmittelung mangelhafter Stellen anempfiehlt, macht überdieß die Anschaffung vieler und kostspieliger Apparate, deren Transport umständlich ist, überflüssig. Dieses Zersetzungsfläschchen, welches in Fig. 24 naturgroß abgebildet erscheint, ist 2 bis 2½ Zoll hoch, hat einen Durchmesser von circa 1½ Zoll und schließt hermetisch. — Der Boden desselben besteht aus einer zwei Linien dicken Kupferplatte, welche in der Mitte durch einen Nichtleiter m m, als: Schelllack, Bein etc. in zwei gleiche, von einander vollkommen isolirte Hälften getheilt ist. In eine jede dieser zwei halben Platten ist eine Platina-Spitze a, a′ von ½ Zoll Länge metallisch befestigt, welche in das Innere des Fläschchens hineinragt. Will man nun mit dem Zersetzungsfläschchen eine Prüfung vornehmen, so wirb es mit einer Auflösung von Wasser und Schwefelsäure gefüllt, etwa im Verhältnisse von 1 zu 18 bis 20, und nachher wie folgt vorgegangen. Man nimmt eine galvanische Batterie, es mag eine Smee'sche, eine Daniell'sche oder eine andere seyn, nur muß sie eine entsprechende Stärke, etwa jene von 12 Daniell'schen Elementen haben, stellt sie so daß sie von der Erde vollkommen isolirt ist, verbindet den einen Pol derselben mit einer Erdleitung, den anderen Pol aber mit der einen Bodenhälfte, in der vorliegenden Figur mit der Hälfte H des Zersetzungsfläschchens, und bewirkt endlich den metallischen Contact mit der zweiten Hälfte H′ der Bodenplatte mit dem einen Ende der zu prüfenden Drahtleitung, während dem deren zweites Ende frei zu Tag ausmündet. Es ist einleuchtend, daß durch das eben beschriebene Vorgehen die Kette noch nicht geschlossen ist; steht aber die Leitung an irgend einem Punkte ihrer Länge mit der Erde in Verbindung, d. h. ist sie nicht gehörig isolirt, so schließt sich die elektrische Kette und es zeigen sich an den Platinaspitzen a, a′ im Fläschchen Spuren von Gasentwickelung, welche hingegen nicht stattfinden, wenn die Isolirung in vollkommen gutem Stande ist. Verbindet man im Gegensatze zum Obigen dasjenige Ende der Leitung, welches frei zu Tage ausgeht, ebenfalls mit einer Erdplatte, so bildet sich in Folge der Zersetzung des gesäuerten Wassers im Fläschchen durch den von einer Platinaspitze zur andern überströmenden starken elektrischen Strom eine so reichliche Menge Gas, daß man die hermetisch schließende Glasflasche öffnen muß. Man erlangt somit die Ueberzeugung, daß der Strom längs der ganzen Leitung nirgends abgeleitet wird, was abermals dadurch bestätigt wird, wenn beim Oeffnen der Kette, d. i. durch das Entfernen der zweiten Erdleitung sich kein Gas mehr bildet. So wie man aber eine kürzere Ausdehnung einer unterirdischen Leitung auf die oben beschriebene Weise prüfen kann, so lassen sich auch ähnliche Versuche an mehreren Stellen einer längeren Leitung zu gleicher Zeit vornehmen, wodurch der Fehler oder die mehrfachen Fehler in bestimmte Gränzen eingeschlossen werden. Es wird sich also zeigen in welcher Richtung, und in welcher Unterabtheilung der Leitung dieselben vorkommen, und man wird nur noch brauchen, um den Punkt wo die Ableitung stattfindet genau zu erfahren, durch ein fortgesetztes Halbiren jener Strecken, in welchen sich der Fehler in Folge der jedesmaligen Prüfung zeigt, die mangelhafte Stelle in immer engere Gränzen einzuschließen, so daß z. B. bei der 4ten Unterbrechung der 16te, bei der 8ten der 256ste, bei der 14ten der 16384ste Theil u. s. f. der zu prüfenden Unterabtheilung der Leitung nur noch fehlerhaft seyn kann.

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Tafel Tab. I
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