Titel: | Robinson's und Lee's Brodbereitungsmaschine. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. IX., S. 54 |
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IX.
Robinson's und Lee's Brodbereitungsmaschine.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1850, S.
276.
Mit Abbildungen aus Tab.
I.
Robinson's und Lee's Brodbereitungsmaschine.
Fig. 18 ist
eine Frontansicht der vollständig zusammengesetzten Knet- und
Brodlaib-Formmaschine.
Fig. 19 ist
eine Ansicht der Backöfen und des Dampfkessels, wobei der Heizraum des letzteren und
zwei der Backöfen im verticalen Querschnitte gegeben sind.
Fig. 20 ein
horizontaler Durchschnitt des Kessels, der Feuerzüge und der Röhren zum Ueberhitzen
des Dampfes.
Das mit Kohlensäure imprägnirte Wasser, welches als Ersatzmittel der gewöhnlichen
Hefe gebraucht wird, befindet sich in einem Gefäße A,
das auf einem an der Rückseite der Maschine angebrachten Ständer steht. Dieses Gefäß
wird so von einem Reservoir aus gespeist, daß der Druck in demselben beständig der
nämliche und dem Bedürfnisse der Maschine angemessen bleibt. Durch die Röhre B wird das Wasser der Maschine zugeführt.
Das Rumpfzeug oder die Mehlgosse befindet sich bei B′, und enthält eine mit Röhren versehene horizontale Achse b, die sich auf doppelte Weise, nämlich seitwärts und
drehend bewegt, und durch eine Kurbel und Zugstange mit einer zweiten ähnlichen
Kurbel verbunden ist, welche auf das Ende der Speise- oder Mehlzubringwalze
C, oder vielmehr ihrer Achse aufgesteckt ist. Auf
diese Weise wird das Mehl ununterbrochen aufgelockert der Speisewalze zugeleitet.
Letztere ist von Holz, und wie dieß die punktirte Linie angibt, mit Hohlkehlen
versehen oder canellirt. Ein Reinigungs- oder Schaberdraht c, welcher sich an ihre untere Fläche andrückt,
verhindert das Anhängen des Mehles an dieselbe.
Dieser Theil der Maschine ist auch zum Speisen von Mahlmühlen und anderen Zwecken zu
gebrauchen, wo es sich um ein regelmäßiges Zuführen handelt.
Im vorliegenden Falle ist er besonders wirksam, da durch denselben das Zusammenballen
des Mehles verhindert wird, was bisher in den Mühlen und Bäckereien der vollkommenen
Vermischung der Brod-Ingredienzien im Wege stand.
Zur Regulirung des Zuflusses der Materialien dient der Regulator D, dessen obere verschiebbare Hülse auf eine horizontale
Achse wirkt, die einen Hahnen in der Wasserzuleitungsröhre B dreht. E ist der Läufer oder Mischconus von
hartem Holze, welcher mit einem Deckel F von verzinktem
Eisenbleche bedeckt ist, der auf seiner unteren Fläche einen Schaber von demselben
Material trägt, um den halbfertigen Teig in die Knetmaschine oder Trommel G zu leiten.
Die Knetmaschine ist ein anderthalb Zoll dicker Cylinder von hartem Holze mit zwölf
regelmäßig vertheilten horizontalen Armen in demselben, welche so gestellt sind, daß
ähnliche Arme auf der Achse H zwischen ihnen durchgehen
können. Die Achse H liegt oben und unten in einem Lager,
und geht durch eine Stopfbüchse am Boden des Cylinders, während oben auf dieselbe
der Mischconus aufgekeilt ist.
Die Röhrenarme sind unter einem Winkel von ungefähr 30° zu den Cylinderarmen
auf der Achse befestigt. Eine kurze messingene Röhre I
ist vor eine Oeffnung an der Seite des Cylinders geschraubt, und bildet die
Austrittsmündung für den Teig, der bei seinem Austritte durch das sich vertical
bewegende Messer K in Stücke die sich nach der Größe der
zu machenden Brodlaibe richten, zerschnitten wird. Das Messer erhält in gehörigen
Zeiträumen seine Bewegung durch einen Hebel, der an seinem kurzen Ende einen Zapfen
trägt, welcher in in eine Nuth auf der Rückseite des Hebdaumens oder Excentricums
L eingreift. Die Geschwindigkeit dieses letzteren
kann durch Wechseln der
Räder M regulirt werden. Beim Austreten des Teiges aus
der Maschine wird derselbe durch die hölzerne Walze N,
die durch eine endlose Schraube und ein auf ihrer Achse befindliches Rad langsam
bewegt wird, zum Formrahmen O geführt.
Dieser Formapparat besteht aus einem Rahmen mit zwei concaven Rollen und einem
endlosen Tuche, von welchem in der Zeichnung ein Theil weggelassen ist, um das
untere Räderwerk nicht zu verdecken. Das Tuch wird durch Bänder oder Ketten, die an
den Seiten desselben angenäht sind, über die concaven Rollen unter die Streubüchse
P geleitet, so daß eine sich drehende Cylinderbürste
dasselbe mit dem daraufliegenden Stücke Teig wohl mit Mehl einstreuen oder bestäuben
kann.
Beim Umwenden des Tuches geht dasselbe über einen festen Holzblock p, der oben so ausgehöhlt ist, daß er mit der Rolle eine
vollkommen cylindrische Oeffnung bildet. Durch diese Oeffnung entweicht der Teig, in
der Richtung der Pfeile, nachdem er bei seinem Durchgange in eine Kugel
zusammengerollt oder gedrückt wurde, die alsdann in den Ofen gebracht werden kann.
Wird Zwieback gemacht, so wird der Formrahmen entfernt, und der Teig unmittelbar
nach seinem Austreten zur Ausschneidmaschine gebracht.
Obgleich die Patentträger das mit Kohlensäure imprägnirte Wasser statt der Hefe zur
Brodbereitung anzuwenden pflegen, ist doch die Maschine auch für den gewöhnlichen
Gährungsproceß brauchbar. In diesem Falle wird durch den Mühltrichter oder die Gosse
kein Mehl zugeführt, sondern die halbfertige Masse durch die verticale Röhre a, wobei ebenfalls der Regulator den Zufluß gleichförmig
macht.
Das Räderwerk der Maschine ist ziemlich einfach. Die schief liegende Achse Q, welche von dem conischen Rade unter dem Regulator
getrieben wird, bewegt die Speisewalze. Das Ganze wird durch die
Hauptriemscheibenachse, auf der sich das Rad S befindet,
welches in das sich 30mal in der Minute drehende Rad R
eingreift, in Thätigkeit versetzt. Bei dieser Geschwindigkeit liefert die Maschine
anderthalb Tonnen Brodlaibe, oder eine Tonne Zwieback in der Stunde. Mit geringen
Abänderungen kann die Maschine auch von Hand getrieben werden.
Die Operation des Backens geschieht in mit Dampf geheizten Oefen, wie sie in Fig. 19
abgebildet sind. Rechts und links von einem Dampfkessel liegen zwei derselben U,U über einander, von denen
die einen zum Aufgehen
des Brodes bestimmt sind, so daß in diese der Teig zum Vorbacken kommt. Sie werden
durch flache rechtwinkelige Dampfkästen geheizt, die ihren Boden und Deckel bilden.
Das andere Paar sind Dampföfen, die durch die gewundenen Röhren X geheizt werden, welche im Feuerraum des Dampfkessels
liegen, durch feuerfeste Steine gedeckt sind und beständig rothwarm gehalten werden.
Nachdem der Dampf aus dem Kessel W das erste Ofenpaar
geheizt hat, geht derselbe durch die gewundenen Röhren X, wodurch er überhitzt wird, ohne an Spannung bedeutend zuzunehmen, und in
diesem Zustande tritt er durch die Röhre Y und die
Zweigröhen Z, Z in die im
Durchschnitte gezeichneten Oefen, wo er direct auf das zu backende Brod einwirkt. Um
den Dampf und die vom Brode entweichenden Dünste abzuführen, sind oben in den Oefen
trichterförmige Röhren angebracht, die mit einer außerhalb liegenden verticalen
Röhre in Verbindung stehen. Diese geht zu einem condensirenden Behälter, wo nach
gehöriger Abkühlung die erhaltene Flüssigkeit mit kohlensaurem Gas imprägnirt und
mit Salz versetzt wird, um sie in das Speisereservoir A
der Maschine leiten zu können.
Um die Hitze in den Oefen reguliren zu können, wenden die Patentträger eine Art
Pyrometer, oder besser gesagt Hitzeregulator an. Derselbe ist nach dem Princip des
Kupferstangen-Pyrometers, welchen Hr. Holdsworth
schon seit einigen Jahren zum Erkennen der Hitze in den Dampfkesselöfen anwendet,
gebaut, wirkt aber nicht als bloßer Hitzeanzeiger, sondern als selbstthätiger
Regulator. Auf der dem Dampfkessel zunächst liegenden Seite des Ofens befinden sich
zwei Träger 1 und 2, in deren einem eine Kupferstange mit ihrem Ende befestigt ist,
während das zweite Ende lose durch den zweiten Träger geht. Dieses lose Ende geht
durch eine Oeffnung in der Vorderseite des Ofens, und reicht bis zu einem Hebel 3,
welcher mit einem zweiten horizontal liegenden 4 in Verbindung steht. Die Ausdehnung
und Zusammenziehung der Kupferstange wirkt so auf den Anzeighebel 5, der durch eine
Stange mit Kugelgelenken die Dampfeinlaßklappe 6 bewegt.
Hr. Lee ist gegenwärtig in London beschäftigt ein
großartiges Etablissement in Wapping zum Brodbereiten nach seiner Methode zu
errichten.