Titel: | Bestimmung der hauptsächlichsten Gesetze und Zahlenverhältnisse, welche bei der Berechnung der Dampfmaschinen in Berücksichtigung kommen; von Hrn. V. Regnault. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XXXIII., S. 161 |
Download: | XML |
XXXIII.
Bestimmung der hauptsächlichsten Gesetze und
Zahlenverhältnisse, welche bei der Berechnung der Dampfmaschinen in Berücksichtigung
kommen; von Hrn. V.
Regnault.
(Schluß von Seite 95 des vorhergehenden
Heftes.)
Regnault, über die Gesetze und Zahlenverhältnisse zur Berechnung
der Dampfmaschinen.
VIII. Elasticität des Wasserdampfes bei
verschiedenen Temperaturen.Seite 465 bis 633 des französischen Originals. — Poggendorff's Annalen: Ergänzungsband II, S. 119 und Bd. LXV S. 360, 365 und
368, jedoch nach den frühern einzelnen Aufsätzen Regnault's in den Annales de Chimie et de
Physique bearbeitet. Eine Uebersetzung des ganzen Regnault'schen Werkes wird von Dr. Karl Hartmann
erscheinen.A. d Red.
Die Elasticität des Wasserdampfs bei verschiedenen Temperaturen hat seit dem Jahre
1782 so viele Physiker beschäftigt, daß man glauben sollte es gäbe bei deren
Zahlenangaben nur geringe Unsicherheiten. Dieß ist aber durchaus nicht der Fall, wie
man bei einer Vergleichung der von den verschiedenen Experimentatoren
veröffentlichten Resultate erkennen kann; man findet sehr bedeutende Differenzen,
selbst zwischen den Gränzen der atmospärischen Temperaturen.
Ein unvorhergesehener Umstand machte überdieß neue Versuche nothwendig. Zu der Zeit
als sich die HHrn. Dulong und Arago mit Versuchen über die Elasticität des Dampfes beschäftigten, nahm
man nämlich allgemein an, daß zwei Quecksilber-Thermometer, welche zwischen
ihren festen Punkten graduirt worden sind, der ganzen Scala nach übereinstimmende
Angaben machten. Nun haben wir aber in der vierten Abhandlung bei der
Temperaturmessung gesehen, daß diese Voraussetzung durchaus nicht stattfindet:
zwei Thermometer, welche an ihren festen Punkten gänzlich übereinstimmen, können in
höhern Temperaturen mehrere Grade von einander differiren; über den Siedepunkt des
Wassers hinaus hören daher die Angaben des Quecksilber-Thermometers sicher zu
seyn auf. Man muß folglich seine Zuflucht zu Luftthermometern nehmen, welche die
erwähnten Nachtheile nicht haben und stets genau mit einander vergleichbar sind,
wenn sie unter bestimmten Verhältnissen angefertigt wurden.
Wir werden nun hier zuvörderst von den Versuchen reden, welche über die Elasticität
des Wasserdampfs in niedrigen Temperaturen, d. h. von — 32° bis +
50° C.; dann von denen, welche in höhern Temperaturen, d. h. von 50 bis
230° angestellt wurden, und zuletzt von den Interpolations-Formeln als
Ausdruck derselben.
1. Elasticität des Wasserdampfs in den
niedern Temperaturen.
Um ein physikalisches Gesetz mit einiger Schärfe zn bestimmen, genügt es nicht beim
Experimentiren nur eine Methode anzuwenden; denn wenn das dabei erhaltene Resultat
mit den schon bekannten nicht übereinstimmt, so ist es in den meisten Fällen
schwierig zu entscheiden, welches den Vorzug verdient. Das bessere Verfahren und der
geschicktere Experimentator können dabei allein zur Richtschnur dienen. Am
sichersten ist es alsdann verschiedene Methoden bei den Versuchen anzuwenden, und
wenn die erlangten Resultate nicht übereinstimmen, die Ursachen der Fehler durch
directe Versuche zu ermitteln.
Hr. Regnault wendete bei seinen Versuchen einen
eigenthümlichen Apparat an. Zwei möglichst gleiche Barometer, welche 14 Millimeter
inneren Durchmesser haben, sind neben einander auf einem Brete angebracht. Sie gehen
durch zwei Tubulaturen eines Kastens von Weißblech, und werden darin durch Kautschuk
festgehalten. Der Kasten hat an einer seiner Seiten eine länglich-viereckige
Oeffnung, um welche ein eiserner Rahmen angebracht ist, und auf diesem luftdicht ein
Stück Spiegelglas. Beide Barometer stecken in einem Gefäß. Der blecherne Kasten hat
einen räumlichen Inhalt von etwa 45 Litern, und ruht auf einem eisernen Support. Da
vor den Barometergläsern Wasser und Glas vorhanden war, so wurden die Lichtstrahlen
bis auf ½ Millimet. abgelenkt; aber die Abweichungen, welche sich auf die
Theilung des benäßten Barometers im Verhältniß zu derjenigen des trockenen beziehen,
waren immer viel
kleiner, und da sie höchstens 0,10 Millimet. betrugen, so konnte man sie ganz
unberücksichtigt lassen.
Das Wasser in dem blechernen Kasten wurde stets umgerührt, und ein sehr empfindliches
Quecksilberthermometer gab dessen Temperatur an.
Der Beobachter richtet nun das Fernglas eines Kathetometers auf das Hütchen des
Quecksilbers in dem benäßten Barometer, um den Stand desselben genau zu beobachten,
während welcher Zeit das Umrühren des Wassers aufhört. Darauf wird das Hütchen des
trockenen Barometers beobachtet. Die Beobachtungen müssen mit einer großen
Genauigkeit und bei der Temperatur der umgebenden Luft angestellt werden.
Um die Elasticität des Dampfes in höheren Temperaturen zu bestimmen, nimmt man
mittelst eines Hebers einen Theil des kalten Wassers hinweg und ersetzt es durch
eine gleiche Menge warmen Wassers. Hierauf stellt man unter den Boden des
Blechgefäßes eine Weingeistlampe, und je nachdem man dieselbe dem Boden mehr oder
weniger nähert, oder den Docht der Lampe mehr oder weniger herauszieht, kann man die
Temperatur des Wassers mehr oder weniger erhöhen. Soll dieselbe 50° nicht
übersteigen, so kann man sie lange durch Umrühren des Wassers auf gleichem Grade
erhalten.
Ueber dem Quecksilber in dem einen Barometer befindet sich Wasser, welches durch die
steigende Temperatur in Dampf verwandelt wird. Ueber dem Quecksilber in dem benäßten
Barometer befindet sich eine flüssige Schicht von 3 bis 4 Meter Höhe, welche durch
ihr Gewicht den Stand des Quecksilbers herabdrückt, während sie andererseits
denselben durch ihre Capillarität zu heben sucht. Mißt man nun mit dem Kathetometer
die Entfernung zwischen dem niedrigsten Punkt des concaven Hütchens welches von dem
Wasser, und dem convexen Hütchen welches von dem Quecksilber gebildet worden ist,
und dividirt diese Entfernung durch 13,5 das spec. Gewicht des Quecksilbers im
Verhältniß zum Wasser, so erhält man die kleine Höhe des Quecksilbers, welche der
Wassersäule gleich kommt. Der Einfluß der Capillarität des Wassers wird durch einen
directen Versuch bestimmt.
Auf das obere Ende der beiden Barometerröhren wurden sehr enge Glasröhren geschweißt,
welche in eine kleine kupferne Röhre mit drei Armen eingekittet sind. Der dritte Arm
war mit einer Glasröhre versehen, die mit der Luftpumpe in Verbindung stand.
Zwischen der einen Barometerröhre und der entsprechenden kupfernen Tubulatur war eine Uförmige Röhre mit
Bimsstein, den man mit concentrirter Schwefelsäure getränkt hatte, gefüllt. Beide
Barometer treten in ein und dasselbe Quecksilbergefäß. Man macht mit der Luftpumpe
mehrmals leere Räume und läßt die Luft wieder zurücktreten, um die Wände der Röhre
abzutrocknen, welche mit dem Bimsstein in Verbindung steht. Endlich hat man eine
letzte Luftleere gemacht und mittelst der Lampe die Röhre zugeschmolzen, die mit der
Luftpumpe in Verbindung steht. Man überzeugte sich, daß die beiden Säulen im Niveau
standen, und ließ darauf in die eine Röhre eine kleine Wasserschicht gelangen, fast
gleich derjenigen, welche man bei den Versuchen über die Spannung des Dampfes
anwendete.
Man hatte demnach zwei mit einander in Verbindung stehende unvollkommene Barometer,
die gleichem innern Druck unterworfen waren; jedoch war das eine der Barometer
trocken, während das andere dagegen eine dünne Wasserschicht enthielt. Nachdem nun
beide Säulen genau gleiche Temperatur erlangt hatten, bestimmte man die Differenz
des Standes beider Quecksilberhütchen und die Höhe der Wassersäule. Letztere, auf
Quecksilber reducirt, stellte die Höhendifferenz beider Quecksilbersäulen dar, wenn
in der Capillarität keine Veränderung stattgefunden hatte, die bei der benäßten
Säule eine Hebung von 0,12 Millimeter bildete. Einige von den Beobachtungen sind in
der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Temperaturen.
Spannungen des Dampfes.
Temperaturen.
Spannungen des Dampfes.
Centesimalgr.
Millimeter.
Centesimalgr.
Millimeter.
9,73
9,05
28,80
29,44
11,64
10,27
31,95
35,29
13,56
11,60
34,75
41,25
15,56
13,18
38,09
49,51
17,68
15,13
40,25
55,55
19,35
16,70
46,20
75,76
21,41
19,00
51,39
98,29
23,66
21,75
58,56
138,81
26,02
25,07
Die berechneten Dampfspannungen weichen von den beobachteten entweder gar nicht oder
nur sehr wenig ab.
Eine zweite Reihe von Beobachtungen wurde mit Hülfe eines Apparates angestellt, der
im Wesentlichen folgende Einrichtung hatte. Ein Ballon von etwa 500 Kubikcentimeter
Inhalt enthält ein Fläschchen, welches gänzlich mit frisch gekochtem Wasser
angefüllt ist. Der Ballon ist an eine gekrümmte Röhre angeschmolzen, die in eine
dreiarmige Tubulatur von Kupferblech eingekittet ist. In dem mittlern Arm ist eine
gekrümmte Röhre eingekittet und diese an das obere Ende einer Barometerröhre
angeschmolzen, welche durch eine Tubulatur des schon oben erwähnten blechernen
Gefäßes geht. Durch eine zweite Tubulatur desselben geht ein wirkliches Barometer,
das mit der erstern Röhre in ein und dasselbe Barometergefäß tritt. In den dritten
Arm der kupfernen Tubulatur endlich ist eine Röhre eingekittet, die mit einer
Luftpumpe in Verbindung steht. Dazwischen befindet sich aber eine etwa 1 Meter lange
Röhre, welche mit schwefelsäurehaltigem Bimsstein angefüllt ist.
Nun zieht man vierzig-bis fünfzigmal die Luft aus und läßt sie stets wieder
langsam eintreten, bis endlich Ballon und Barometerröhre vollkommen trocken sind.
Hierauf verschließt man die Verbindungsröhre mit der Luftpumpe mittelst der
Glasbläserlampe, umgibt den Ballon mit schmelzendem Eise, und nach Verlauf von
einiger Zeit mißt man die Höhendifferenz zwischen beiden Quecksilbersäulen mit dem
Kathetometer. Man erhält dadurch die Elasticität der im Ballon gebliebenen trockenen
Luft bei 0°. Man nimmt nun das Eis weg, erwärmt den Ballon mit einigen in
einer Kelle mit krummem Stiel liegenden Kohlen und veranlaßt so die Sprengung des
Fläschchens durch die Ausdehnung der darin eingeschlossenen Flüssigkeit. Man umgibt
den Ballon von Neuem mit schmelzendem Eise und bestimmt nach einiger Zeit die
Höhendifferenz beider Käppchen. Zieht man von derselben diejenige ab, welche man vor
dem Zerspringen der kleinen Flasche in dem Ballon fand, so erhält man die
Elasticität des Wasserdampfes bei 0°.
Zur Bestimmung der Spannungen in höhern Temperaturen füllt man den Kasten mit reinem
Wasser und verfährt ganz so, wie weiter oben beschrieben wurde. Weil es bei diesen
Versuchen von größter Wichtigkeit ist, daß das Barometer sehr genau sey, so muß man
es leicht mit einem Normal-Barometer vergleichen können. Man erlangt auf
diese Weise mit Berücksichtigung der nöthigen Vorsichtsmaaßregeln sehr genaue
Resultate. — Auch läßt sich das Verfahren eben so gut bei der Bestimmung der
Spannungen von Dämpfen anderer Substanzen als Wasser anwenden.
Wir theilen in nachstehender Tabelle einige von den erlangten Resultaten mit.
Textabbildung Bd. 117, S. 166
Mittlere Temperatur.; Spannung.
Millimet.; Mittlere Temperatur.; Spannung. Millimet.; Mittlere Temperatur.;
Spannung. Millimeter.; Reihe
Die fehlenden Versuchsreihen wurden deßhalb weggelassen, weil sie weniger Zutrauen
verdienen. Die berechneten Spannungen weichen von den beobachteten nur wenig ab.
2. Elasticität des Wasserdampfs in hohen
Temperaturen.
Die vorhergehend beschriebenen Methoden sind nur bei Temperaturen von 60 bis
70° C. anwendbar. Bei den höhern Graden theilt sich das Wasser so schnell in
ungleich warme Schichten, daß zu deren Verhinderung ein fortwährendes Umrühren
stattfinden muß.
In hohen Temperaturen hat Hr. Regnault ein bekanntes und
schon von mehrern Physikern, namentlich von Arago und Dulong, angewendetes Verfahren benutzt. Es besteht darin,
die Temperatur zu bestimmen, bei welcher das Wasser unter einem bestimmten Druck
siedet; diese Methode gewährt den Vortheil, auch beim höchsten Druck angewendet
werden zu können, und liefert bei gehöriger Durchführung sehr genaue Resultate.
Bei der gewöhnlichen Einrichtung des Apparates sind einige kleine Irrthümer
unvermeidlich, und obgleich dieselben bei hohem Druck nur geringen Einfluß haben, so
lassen sie sich doch durch das folgende Verfahren vermeiden. Man muß nämlich den
Versuch unter denselben Bedingungen anstellen, unter denen man das Wasser bei
gewöhnlichem atmosphärischen Druck sieden läßt. Man läßt nämlich das Wasser in einem
Gefäß kochen, welches mit einem etwas weiten Raum in Verbindung steht, worin man die
Luft nach Belieben mehr oder weniger zusammendrückt. Diese Luft bildet eine
künstliche Atmosphäre, welche einen Druck auf die Oberfläche der erhitzten
Flüssigkeit ausübt. Man erlangt auf diese Weise eine eben so stationäre Siedehitze,
als wenn das Wasser in freier Luft kocht.
Ehe Hr. Regnault die Versuche im Großen ausführte, wendete
er einen kleinen Apparat an, der im Wesentlichen folgende Einrichtung hatte. Er
besteht aus einem kupfernen, mit einem aufgeschraubten Deckel verschlossenen Kolben.
Dieser Deckel ist mit vier eisernen Röhren versehen, welche unten verschlossen sind.
Zwei davon reichen bis zu dem Boden des Gefäßes, während die beiden andern nur bis
zur Mitte hinabreichen. Diese Röhren, welche 7 Millimeter Durchmesser und 1
Millimeter Wanddicke haben, sind mit einem Muff von sehr dünnem Kupferblech umgeben,
der mit dem Deckel verbunden und oben mit Oeffnungen versehen ist. Der Hals des
Kolbens ist mit einer,
ungefähr 1 Meter langen Röhre verbunden, und dieselbe ist mit einem kupfernen Muff
umgeben, durch welchen fortwährend ein Strahl frischen Wassers fließt. Diese Röhre
steht mit einem Ballon von Kupferblech und von 24 Liter Rauminhalt in Verbindung,
welcher sich in einem Gefäß mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur befindet. Oben
hat der Ballon eine Vorrichtung zur Aufnahme von zwei Armen, von denen der eine eine
Röhre aufnimmt, die mit dem weiter oben beschriebenen Barometer-Apparat
verbunden ist. Der zweite Arm kann mittelst einer bleiernen Röhre entweder mit einer
Luftpumpe zur Verdünnung der in dem Apparat enthaltenen Luft, oder mit einer
Druckpumpe zu deren Verdichtung verbunden werden.
Die vier eisernen Röhren sind bis auf einige Centimeter Entfernung von der Oeffnung
mit Quecksilber angefüllt. In den Röhren sind Quecksilber-Thermometer
angebracht, deren Gefäße bis zu ihrem Boden niedergehen. Zwei von diesen
Thermometern befinden sich daher im Wasser und die beiden andern im Dampf.
Man macht eine Luftleere in dem Apparat, bringt das Wasser zum Sieden und verdichtet
den Dampf in dem Refrigerator, so daß er als Wasser in den Kolben zurückfällt. Der
Druck, unter welchem das Sieden stattfindet, wird durch die Differenz der Höhe des
Quecksilbers in der Röhre und in dem Barometer gemessen. Man wiederholt in
Zwischenräumen von 8 bis 10 Minuten die Beobachtungen, um die Temperatur bei einem
und demselben Druck genau kennen zu lernen. Man erhielt auf diese Weise nach und
nach die Temperatur des Siedepunktes bei dem geringsten Druck, bis zu dem von einer
Atmosphäre, wobei man das Barometer des Apparates selbst benutzte, und übrigens so
verfuhr wie weiter oben angegeben wurde.
Um die Temperaturen zu bestimmen, bei denen das Wasser unter höhern Drucken als dem
atmosphärischen siedet, setzte man den Apparat mit einer Druckpumpe in Verbindung.
Die dabei angewendete Barometerröhre ist etwa 4 Meter lang und im Innern 14
Millimeter weit und an einem senkrecht stehenden Bret befestigt. Drei an geeigneten
Stellen angebrachte Thermometer mit großen Gefäßen geben die mittlere Temperatur der
Quecksilbersäule an. Mittelst der Druckpumpe erzielt man den verlangten Druck in dem
Apparat, und derselbe wird durch die Höhe des Barometers und durch die Höhe des
Quecksilbers, welches die Differenz des Standes in beiden Röhren angibt,
gemessen.
Wir theilen in nachstehender Tabelle eine Reihe von Beobachtungs-Resultaten
über die Elasticität des Dampfes zwischen 40 und 100° mit. Die Temperaturen des
Thermometers welches in die Flüssigkeit und desjenigen welches in den Dampf getaucht
war, sind besonders aufgeführt, weil beim Sieden unter geringem Druck ein
bedeutender Unterschied stattfindet, der jedoch bei höherm Druck aufhört, oder sehr
gering bleibt. Man wird, bei einer Vergleichung der in dieser Tabelle enthaltenen
Resultate mit der in den vorhergehenden Tabelle mitgetheilten, eine große
Uebereinstimmung finden, obgleich Hr. Regnault der
Meinung ist, daß die erstere Methode den Vorzug vor der letztern verdiene.
Thermometer im Wasser.
Thermometer im Dampf.
Beobachtete Spannung.Millimet.
Thermometer im Wasser.
Thermometer im Dampf.
Beobachtete Spannung.Millimet.
43,55°
42,86°
64,13
83,28
83,07
401,28
49,49
48,97
87,59
86,80
86,65
462,27
54,03
53,48
109,52
89,95
89,83
522,02
57,37
56,82
128,47
92,28
82,18
569,79
61,35
60,86
155,18
94,08
94,04
610,24
66,30
65,86
194,62
95,78
95,75
651,64
72,16
71,76
251,73
96,88
96,83
677,88
76,76
76,48
306,71
98,78
98,73
727,07
80,34
80,11
356,00
100,18
00,17
765,70
Man kann sehr genaue Bestimmungen über die Elasticität des Wasserdampfes in
Temperaturen zwischen 85 und 100° erlangen, wenn man die Temperaturen
beobachtet, wobei das Wasser in verschiedenen atmosphärischen Höhen siedet. Auf
Veranlassung des Hrn. Regnault haben mehrere Physiker auf
Gebirgsreisen derartige Beobachtungen angestellt, wobei sie Thermometer anwendeten,
die im Laboratorium des Hrn. R. angefertigt und möglichst gleich waren. Solche
Beobachtungen am Mont Blanc, in den Pyrenäen und in den Andes lieferten mit den in
obiger Tabelle enthaltenen Zahlen gut übereinstimmende Resultate.
Die folgende Tabelle enthält eine Reihe von Beobachtungen, welche mit demselben
Apparat unter höhern Drucken angestellt wurden, d. h. von 1 bis 5 Atmosphären.
Mittlere Temperatur nach vier Thermometern.
Beobachtete Spannung.Millimet.
Mittlere Temperatur nach vier Thermometern.
Beobachtete Spannung.Millimet.
99,83°
751,61
131,35
2094,69
100,71
776,03
138,68
2373,03
105,08
904,87
138,30
2561,73
111,74
1131,60
140,95
2758,69
116,07
1302,37
143,92
2997,75
122,59
1601,25
145,65
3150,42
128,50
1925,20
147,48
3307,33
Nachdem sich Hr. Regnault durch die obigen Versuche
überzeugt hatte, daß der Apparat vollkommen richtige Resultate gab, ließ er nach
denselben Grundsätzen einen weit größern herstellen, um
die Versuche über die Elasticität des Wasserdampfs bei höhern Temperaturen
fortzusetzen. Derselbe besteht: 1) aus einem Kessel; 2) aus einer Condensatorröhre;
3) aus einer künstlichen Atmosphäre; 4) aus einem Quecksilber-Manometer; 5)
aus einer Druckpumpe.
1. Der Kessel besteht aus 5 Millimeter starkem Kupferblech und ist in seinen Fugen
zusammengenietet und verlöthet. Er hat eine cylindrische Form, ist 0,80 Met. hoch,
0,35 Met. weit und faßt etwa 70 Liter. Der Deckel besteht aus 12 Millimet. starkem
Kupferblech, ist mit Schraubenbolzen und Mennigkitt befestigt und mit drei Röhren
versehen. Zwei derselben nehmen Quecksilberthermometer auf; die eine reicht fast bis
auf den Boden hinab und das darin befindliche Thermometer gibt die Temperatur des
siedenden Wassers an, während die andere Röhre welche das Thermometer zur Bestimmung
der Temperatur des Dampfes aufnimmt, nicht bis zum Wasser reicht. Die dritte Röhre
endlich, welche viel weiter als die beiden andern ist, dient zur Aufnahme eines
Luftthermometers, mit dem man ebenfalls die Temperatur des Dampfes bestimmt.
Der Kessel ist mit einem sehr festen blechernen Ofen, mit hoher blecherner Esse und
mit den nöthigen Registern zur Regulirung des Zuges versehen.
2. Der Condensator oder Refrigerator besteht aus einer kupfernen Röhre von 30
Millimet. Durchmesser und 1,60 Met. Länge, welche an dem Halse des Kessels
angekittet und von einer weit größern Röhre umgeben ist, durch welche letztere ein
Strom kalten Wassers geleitet wird.
3. Der Luftbehälter besteht aus einem kupfernen Cylinder von 0,42 Met. Durchmesser, 2
Meter Höhe und folglich 280 Litern Rauminhalt. Die Fugen sind warm vernietet und
verlöthet, um eine absolute Luftdichtheit zu erlangen. Am obern und untern Ende des
Refrigerators sind messingene Tubulaturen mit Hähnen angebracht. Die untere steht
mit dem Refrigerator und folglich mit dem Kessel in Verbindung; die obere einerseits
mit einem Quecksilber-Manometer und andererseits mit einer
Druck-Luftpumpe.
4 Das Manometer zur Messung des Drucks der künstlichen Atmosphäre und folglich
desjenigen des Dampfes im Kessel, ist ein offenes Quecksilber-Manometer,
welches dem verschlossenen Manometer weit vorzuziehen ist.
5 Die Druck-Luftpumpe besteht aus drei Cylindern, deren Kolben durch eine
Kurbelrolle mit Schwungrad betrieben werden. Wenn die in dem Luftbehälter
eingeschlossene Luft einen geringern Druck als 10 Atmosphären hat, so sind zwei
Männer zur Bewegung der Luftpumpen-Kurbelrolle hinreichend; allein bei einem
höhern Druck, bis 20 Atmosphären, sind vier Mann zum Drehen nöthig.
Die kupfernen Tubulaturen, in denen die Quecksilber-Thermometer steckten,
wurden mit Leinöl gefüllt, und der Stand des Quecksilbers durch ein Fernglas
beobachtet. Auch das Luftthermometer steckte in Leinöl. Die festen Punkte der
Thermometer müssen von 100° ausgehend, häufig verglichen und bestimmt
werden.
Man verfährt folgendermaßen: Nachdem das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht worden
ist, preßt man die Luft in dem Behälter zusammen, so daß man fast den Druck erhält,
unter welchem man Beobachtungen machen will. Das Quecksilber in dem Manometer wird
in eine eigenthümliche Stellung gebracht; sobald nun das Wasser im Kessel kocht,
erhält man es wenigstens eine halbe Stunde darin und beginnt die Beobachtungen erst
dann, wenn die Thermometer stationär sind.
Ein erster Beobachter zeichnet; den Stand der Quecksilberthermometer des Kessels auf
und macht die nöthigen Bestimmungen zur Berechnung des Luftthermometers. Zwei andere
Beobachter messen gleichzeitig mittelst zweier Kathetometer den Stand des
Quecksilbers in den beiden Schenkeln des Manometers und beobachten die an der Säule
angebrachten Thermometer. Sobald der Druck in dem Apparate 5 bis 6 Atmosphären nicht
übersteigt, sind die Schwankungen der Quecksilberkäppchen kaum wahrnehmbar, selbst
mit den vergrößernden Gläsern des Kathetometers und zuweilen bleiben die
Quecksilbersäulen ¼ Stunde lang ganz unbeweglich. Die geringen Schwankungen
sind Folge der kleinen Temperaturveränderungen, die der Behälter erleidet und die
man verhindern kann, wenn man denselben mit Wasser umgi. Bei einem Druck von 8 bis
10 Atmosphären werden die Schwankungen merklicher, erreichen aber kaum ½
Millimeter.
Man machte mehrere Bestimmungen in Zwischenräumen von 10 Minuten hintereinander,
unter demselben Druck, und bestimmte dann die Temperatur des Siedens unter einem
bloß um einige Centimer niedrigern Druck. Man überzeugte sich dadurch, daß die
Thermometer mit der größten Leichtigkeit allen Veränderungen des Druckes folgten.
Man dehnte die Bestimmungen bis zu 28 Atmosphären aus und hätte sie bis zu 30
Atmosphären fortgesetzt, wenn nicht die Glasröhre des Manometers durch einen Stoß
zerbrochen wäre. Weiter zu gehen, wagte Hr. Regnault
nicht, weil der Apparat durch den starken Druck schon zu sehr gelitten hatte; die
Construction eines neuen Apparates würde aber zu große Kosten verursacht haben.
— Hr. Regnault beschreibt einen solchen, bei
Drucken von 20–25–30 Atmosphären anwendbaren Apparat, und bemerkt daß
dann der natürliche Luftzug für die Kesselfeuerung nicht mehr hinreichend sey,
sondern durch einen künstlichen (Gebläse, Exhaustoren) ersetzt werden müsse.
In den folgenden beiden Tabellen sind verschiedene von den mit dem großen Apparat
angestellten Beobachtungen mitgetheilt und zwar in der ersten die nur mit
Quecksilber-Thermometern gemachten und in der zweiten die mit dem
Luft- und dem Quecksilber-Thermometer angestellten.
Quecksilber-Thermometer.Grade.
Elasticität des Wasserdampfes.Millimeter.
Die Elasticität um 760 Millimet. vermindert.
99,89
756,79
106,81
962,16
202,16
115,15
1271,51
511,51
121,25
1540,36
780,36
126,24
1796,98
1036,98
130,33
2030,23
1270,23
135,98
2390,00
1630,00
138,39
2561,68
1801,68
143,07
2923,52
2163,52
145,62
3128,36
2368,36
147,88
3330,65
2570,65
150,29
3545,71
2785,71
Luft-Thermometer.Grade C.
Quecksilber-Thermometer.Grade C.
Differenz zwischen beiden.
Elasticität des Wasserdampfs.Millimet.
Die Elasticität um 760 Millimeter
vermindert.Millimet.
99,75
99,75
0,00
753,24
125,71
125,79
0,08
1778,95
1018,95
134,51
134,73
0,22
2316,10
1556,10
139,0l
139,17
0,16
2626,37
1866,37
145,26
145,54
0,28
3127,35
2367,35
149,56
149,90
0,34
3515,99
2755,99
153,90
154,32
0,42
3944,86
3184,86
157,32
157,76
0,44
4309,15
3549,15
161,16
161,68
0,52
4757,37
3997,37
163,83
164,38
0,55
5089,17
4329,17
167,40
168,01
0,61
5554,83
4794,83
Berechnung der Interpolations-Formeln. Das theoretische Gesetz, welches die Elasticität der Dämpfe mit
den Temperaturen verbindet, läßt sich nicht unmittelbar aus den Versuchen entwickeln
die wir hier beschrieben haben, und eben so wenig aus denen welche Hr. Regnault später mit andern Flüssigkeiten angestellt hat.
Mehrere Physiker, wie Dalton, Watt, Southern, Dulong, Arago, Biot
etc. versuchten Formeln aufzustellen, unter denen die von Roche die einfachste und zweckmäßigste ist. Hr. Regnault führt alle diese Formeln auf, discutirt sie und leitet dann eine
Reihe von Interpolations-Formeln ab, mittelst deren er Tabellen über die
Elasticität der Wasserdämpfe berechnet hat, von denen wir die nachstehende, als für
die Technik genügend, mittheilen.
Tabelle über die Elasticität des
Wasserdampfes von — 32 bis + 230 Grad C.
Textabbildung Bd. 117, S. 174
Temperaturen.; Elasticität.;
Differenz für 1 Grad.; Temperaturen.; Elasticität.; Differenz für 1 Grad.;
Temperaturen.; Elasticität.; Differenz für 1 Grad.; Grad.; Millimet.; Millimet.;
Grad.; Millimet.; Millimet.; Grad.; Millimet.; Millimet.
Textabbildung Bd. 117, S. 175
Temperaturen.; Elasticität.;
Differenz für 1 Grad.; Temperaturen.; Elasticität.; Differenz für 1 Grad.;
Temperaturen.; Elasticität.; Differenz für 1 Grad.; Grad.; Millimet.; Millimet.;
Grad.; Millimet.; Millimet.; Grad.; Millimet.; Millimet.
IX. Die latente
Wärme des Wasserdampfs bei seiner Sättigung unter verschiedenem Druck.Original S. 635 bis S. 728. — Poggendorff's
Annalen Bd. LXXVIII S. 196 und S. 523 z
vollständige Uebersetzung.
Hr. Regnault bestimmt in dieser Abhandlung die
Wärmemengen, welche man 1 Kilogr. Wasser von 0° zuführen muß, um es unter
verschiedenen Drucken in gesättigten Dampf zu verwandeln; diese Wärmemengen werden
ausgedrückt durch die Zahl von Kilogrammen flüssigen Wassers, welche durch sie von
0° auf 1° C. erwärmt werden können.
Nach dem Watt'schen Gesetz ist die Wärmemenge, welche man
1 Kilogr. flüssigem Wasser von 0° zu seiner Verwandlung in gesättigten Dampf
ertheilen muß, für jeden Druck gleich. Diese Wärmemengen müssen also constant seyn
oder wenigstens nur die zufälligen, aus den Fehlern der Versuche entspringenden
Schwankungen zeigen. Allein diese Zahlen wachsen nach Regnault's Resultaten mit dem Druck vollkommen von 610 an, dem Werth der
Gesammtwärme des Wasserdampfs unter einem Druck von 0,01 Atmosphäre bis zu 666, dem
Werth derselben Größe, unter dem Druck von 13,6 Atmosphären.
Das Southern'sche Gesetz besagt dagegen, daß die
Gesammtwärme nach Abzug der sensiblen, vom Thermometer angezeigten, kurz die Wärme,
welche man gewöhnlich latente Verdampfungswärme nennt,
constant sey unter allen Drucken. Wäre dieses Gesetz richtig, so müßten die
betreffenden Zahlen constant seyn; sie nehmen aber (nach Regnault's Versuchen) stufenweise ab, von 560, welche dem Druck von 0,2
Atmosphären entspricht, bis zu 471, welche dem Druck von 13,6 Atmosphären angehört.
Das Southern'sche Gesetz entfernt sich also noch mehr als
das Watt'sche von den Resultaten der directen
Erfahrung.
Es wäre nun das wahre Gesetz der Gesammtwärmen des gesättigten Wasserdampfs
aufzusuchen; allein Hr. Regnault glaubt nicht, daß diese
Untersuchung jetzt mit einiger Aussicht auf Erfolg angestellt werden kann, denn es
fehlen uns noch mehrere Elemente, deren Kenntniß zur Lösung des Problems absolut
nothwendig erscheint. Wesentlich nothwendig scheint ihm die Kenntniß des Gesetzes,
welches die Dichtigkeit des gesättigten und nicht gesättigten Dampfes unter
verschiedenem Druck und bei verschiedener Temperatur regelt.
Gewöhnlich nimmt man an, daß sich die Dichtigkeiten des gesättigten und nicht
gesättigten Dampfes bei constanter Temperatur nach dem Mariotte'schen Gesetz
berechnen lassen, und daß, unter gleichem Druck, aber bei verschiedenen
Temperaturen, die Volume des nicht gesättigten Dampfes in der Annahme berechnet
werden können, der Dampf dehne sich, wie auch seine Dichtigkeit seyn möge, für jeden
Temperaturgrad um denselben Bruchtheil seines Volums bei 0° aus, um welchen
sich für dasselbe Temperatur-Intervall die atmosphärische Luft ausdehnt, wenn
sie die Dichtigkeit hat, die sie unter dem Druck einer einzigen Atmosphäre besitzt.
Die verschiedenen Untersuchungen des Hrn. Regnault aber,
deren Hauptresultate wir in den verschiedenen Abschnitten dieses Aufsatzes
mitgetheilt haben, machen es sehr wahrscheinlich, daß diese Hypothesen weit von der
Wirklichkeit abweichen, und es ist daher unerläßlich, diese Verhältnisse durch
directe Erfahrungen mit Sicherheit festzustellen.
Die in dieser neunten Abhandlung auseinandergesetzten Messungen geben uns die
Wärmemengen, welche ein Kilogramm Wasserdampf bei Sättigung unter verschiedenem
Druck, folglich bei verschiedener Temperatur, abgibt, wenn er in den Zustand des
flüssigen Wassers von 0° zurückgeführt wird. Allein es scheint überdieß
wesentlich, die Wärmemenge zu kennen, welche ein Kilogramm nicht gesättigten Wasserdampfs bei verschiedener Temperatur, unter
verschiedenem Druck unter gleichen Umständen abgibt. Dieß wird Gegenstand
einer künftigen Abhandlung seyn, welcher Hr. R. neue Untersuchungen über die
specifische Wärme permanenter Gase und über die von ihnen bei der Zusammendrückung
entwickelte Wärme hinzufügen wird.
Diese Data scheinen Hrn. R. durchaus nothwendig, ehe man das physische Gesetz der
Spannkraft des Wasserdampfs bei verschiedener Temperatur und das der Gesammtwärme,
welche der Dampf unter bestimmten Umständen enthält, auf eine rationelle Weise zu
bestimmen suchen kann.
Allein, wie auch das Gesetz seyn möge, welches die gesammten Wärmemengen mit den
Temperaturen verbindet, so kann man es immer, innerhalb der Gränzen der Regnault'schen Versuche, numerisch nach steigenden
Potenzen von t entwickeln, und annehmen:
λ = A +B T + C T2 +
D T3 +..
wo A, B, C,D . .
constante Coefficienten sind.
Setzt man λ = A, so hat man das Watt'sche Gesetz, dessen Unrichtigkeit durch die Regnault'schen Versuche erwiesen ist. R. hat es versucht,
ob man seine Resultate durch eine Formel mit zwei Gliedern
λ = A + B
T
mit hinlänglicher Genauigkeit ausdrücken könne.
Wir haben angenommen, es sey die Gesammtwärme in gesättigtem Wasserdampf bei der
Temperatur
+
10° C.
610
Einheiten
—
+
63° C.
625
—
—
+
100° C.
637
—
—
+
195° C.
666
—
Aus den beiden letzten Werthen, die Hr. Regnault für
vollkommen sicher hält, berechnete er die Constanten A
und B und fand
A =
606,5 B =
0,305
so daß die numerische Formel ist
λ = 606,5 + 0,305 T.
Diese Formel gibt für die Temperaturen + 10° C. und + 63°C. genau die
beobachteten Gesammtwärmen wieder; denn sie gibt
für
+
10°
die
Formel:
λ = 609,6,
der
Versuch:
λ = 610,0
—
+
63°
—
—
625,2
—
—
625,0.
Ueberdieß sieht man, daß für die verschiedenen Temperaturen, unter denen Versuche für
Drucke bis 14 Atmosphären und für solche unter einer angestellt wurden, die
Unterschiede zwischen den Zahlen der Formeln und denen der Versuche niemals die
wahrscheinlichen Beobachtungsfehler übertreffen. Man kann also annehmen, daß obige
numerische Formel die Regnault'schen experimentellen
Bestimmungen genügend darstelle, zumal die Versuche keiner so großen Genauigkeit
fähig sind, daß es nützlich seyn könnte, eine dreigliedrige Formel zu Hülfe zu
nehmen.
Provisorisch nehmen wir also die Formel
λ = 606,5 + 0,305 T
als Ausdruck des numerischen Gesetzes der Erscheinung,
erwartend, daß ein tieferes Studium der Eigenschaften des Dampfs uns die Aufstellung
des wahren physischen Gesetzes gestatten werde.
Nach dieser Formel ist die Gesammtwärme, welche in einem Kilogramm gesättigten
Wasserdampfs von der Temperatur T enthalten ist, gleich
der Wärmemenge, die ein Kilogramm gesättigten Wasserdampfs von 0° beim
Uebergang in flüssiges Wasser von 0° abgibt, vermehrt um das Product 0,305 T. Der Bruch 0,305 ist demnach eine eigenthümliche Wärmecapacität des Wasserdampfs,
verschieden von den Wärmecapacitäten der Gase bei constantem Volum oder bei
constantem Druck, aber innigst verbunden mit diesen. Es ist die Wärmemenge, die man
einem Kilogramm gesättigten Wasserdampfs ertheilen muß, um seine Temperatur um
1° C. zu erhöhen, sobald man zugleich diesen Dampf zusammendrückt, damit er
im Sättigungszustand verbleibe.
Mittelst obiger Formel hat Hr. Regnault folgende Tabelle
berechnet :
Temperaturen des gesättigten Dampfs.
Entsprechende Spannkräfte
Gesammtwärme.
in Millimetern.
in Atmosphären.
0°
4,60
0,006
606,5
10
9,16
0,012
609,5
20
17,39
0,023
612,6
30
31,55
0,042
615,7
40
54,91
0,072
618,7
50
91,98
0,121
621,7
60
148,79
0,196
624,8
70
233,09
0,306
627,8
80
354,64
0,466
630,9
90
525,45
0,691
633,9
100
760,00
1,000
637,0
110
1075,37
1,415
640,0
120
1491,28
1,962
643,1
130
2030,28
2,671
646,1
140
2717,63
3,576
649,2
150
3581,23
4,712
652,2
160
4651,62
6,120
655,3
170
5961,66
7,844
658,3
180
7546,39
9,929
661,4
190
9442,70
12,425
664,4
200
11688,96
15,380
667,5
210
14324,80
18,848
670,5
220
17390,36
22,882
673,6
230
20926,40
27,535
676,6
X. Die
specifische Warme des flüssigen Wassers bei verschiedenen
Temperaturen.Original S. 729 bis 748. — Poggendorff's
Annalen Bd. LXXIX S. 241; vollständige
Uebersetzung.
Die Versuche, welche Hr. Regnault in der vorhergehenden
Abhandlung beschrieb, bezweckten die Bestimmung der Wärmemengen, die man einem Kilogramm flüssigen
Wassers von 0° ertheilen muß, um es unter verschiedenen Drucken in
gesättigten Dampf zu verwandeln. Allein diese Mengen zerfallen in zwei verschiedene
Theile. Der erste ist die Wärmemenge, die man dem flüssigen Wasser von 0°
geben muß, um seine Temperatur bis zu dem Punkte zu erheben, wo die Zustandsänderung
eintritt, und der zweite ist die, die bei dem Uebergange aus dem flüssigen Zustand
in den dampfförmigen als latent absorbirt wird. Gemeiniglich nehmen die Physiker an,
der erste Theil werde durch die Zahl vorgestellt, welche die Temperatur des Dampfs
ausdrückt, oder anders gesagt, die Wärmecapacität des flüssigen Wassers sey
constant, d. h. man gebrauche um ein Kilogramm Wasser von der Temperatur 0°
auf die Temperatur 1° zu erheben, dieselbe Wärmemenge als um diese
Wassermenge von 100° auf 101°, oder von 200° auf 201° zu
bringen. Regnault hat indeß gezeigt, daß bei gewissen
Flüssigkeiten die specifische Wärme rasch mit der Temperatur steigt. Er fand
nämlich, daß die mittlere specifische Wärme des Terpenthinöls, welche zwischen
15° und 25° etwa 0,420 ist, zwischen 20° und 100° schon
auf 0,467 steigt. Diese Zunahme der Wärmecapacität ist wahrscheinlich besonders sehr
beträchtlich bei den Flüssigkeiten, deren Ausdehnungscoefficient bedeutend ist und
rasch mit der Temperatur steigt. Man hat also beim Wasser eine weit geringere
Veränderung zu erwarten als beim Terpenthinöl.
Schon früher hat sich Hr. Regnault bemüht, die mittlere
specifische Wärme des Wassers zwischen 15° und 100° zu bestimmen. Er
fand die beiden Zahlen
1,00709 1,00890.
Die betreffenden Versuche waren hinreichend zu zeigen, baß die spec. Wärme zwischen
10 und 100° keine sehr bedeutende Zunahme erfahre. Es handelt sich nun darum,
dasselbe Element bis zu der Temperatur 200° zu bestimmen. Hr. Regnault hat dazu ein Verfahren erdacht, welches ihm
vollkommene Genauigkeit zu gewähren scheint.
Nimmt man die mittlere spec. Wärme des Wassers zwischen 0° und 30° C.
zu 1000 an, so wird sie nach den Resultaten von Regnault
zwischen 30° und 110° C. ungefähr 1005, und zwischen 30° und
190° C. beinahe 1015. Die Zunahme ist also schwach, so daß man sie in den
meisten Fällen vernachlässigen kann, besonders wenn das Wasser nicht über
100° erhitzt wird.
Die geringe Veränderung, welche die Wärmecapacität des Wassers mit der Temperatur
erleidet, ist ein glücklicher Umstand für die Messung der specifischen Wärme der
Körper durch die Mengungsmethode, denn sie gestattet die Annahme, daß die Wärmecapacität des
Wassers im Calorimeter constant bleibe zwischen den immer sehr nahe liegenden
Temperaturgränzen, welche bei unseren Versuchen erreicht werden. Diese Hypothese ist
nicht mehr zulässig, sobald das Calorimeter eine Flüssigkeit wie Terpenthinöl
einschließt, deren specifische Wärme rasch mit der Temperatur wächst.
Mittelst der Data aus Regnault's Versuchen ist es leicht
eine Interpolationsformel zu berechnen, welche angibt, wie viel Wärmeeinheiten ein
bis zur Temperatur T erwärmtes Kilogramm Wasser beim
Erkalten auf 0° entläßt, wenn unter Wärmeeinheit
diejenige Wärmemenge verstanden wird, die ein Kilogramm Wasser von 0°
absorbirt, um sich auf 1° zu erwärmen. Diese Wärmemenge kann dargestellt
werden durch die Formel:
Q = T +
AT2 + BT3.
Nach diesen Versuchen muß man annehmen, daß zwischen 0° und 100° C. die
mittlere specifische Wärme des Wassers = 1,005 sey, und zwischen 0° und
200° = 1,016.
Ein Kilogramm Wasser entläßt also beim Herabsinken
von
100° C.
auf 0°
100,5
Wärmeeinheiten
von
200° C.
auf 0°
203,2
Wärmeeinheiten
Mittelst dieser Werthe von Q kann man die Werthe der
Constanten berechnen und findet dadurch
Q = T +
0,00002 • T2 +
0,0000003 • T3.
Die Wärmemenge, welche ein Kilogramm Wasser bei der Temperatur T absorbirt, um sich um 1° zu erwärmen, wird gegeben seyn durch den
Ausdruck:
d Q/d T =
1 + 0,00004 • T + 0,0000009 • T2.
Mittelst dieser beiden Formeln hat Hr. Regnault die
folgende Tabelle berechnet, welche von 10 zu 10 Graden des Luftthermometers angibt:
1) die Wärmemengen Q welche ein Kilogramm Wasser beim
Hinabsinken von der Temperatur T bis zu 0°
entläßt; und 2) die Wärmemengen, welche ein Kilogramm Wasser von T° verschluckt, wenn es in die Temperatur (T + d T)°
übergeht.
Subtrahirt man die Wärmemengen Q, welche ein Kilogramm
Wasser von T° beim Herabsinken auf 0°
entläßt, von den Gesammt-Wärmemengen, welche ein Kilogramm eines bei T° gesättigten Wasserdampfs beim Uebergang in
flüssiges Wasser von 0° entläßt, so erhält man die Wärmemengen, welche ein
Kilogramm eines bei T° gesättigten Wasserdampfs
ausgibt, um in flüssiges Wasser von der Temperatur T° überzugehen. Diese letzteren Mengen, welche man gewöhnlich latente Wärmen des Dampfes nennt, sind in der letzten
Spalte der folgenden Tafel enthalten.
Temperatur des Luftthermometers T.
Wärmeeinheiten, entlassen von 1 Kilogr. Wasser beim
Erkalten von T° auf 0°. Q.
Mittlere specifische Wärme des Wassers zwischen
0° und T°.
Spec. Wärme des Wassers von T bis T + d
T. d Q/d
T.
Latente Wärme des bei der Temperatur T gesättigten Dampfs.
0°
0,000
1,0000
606,5
10
10,002
1,0002
1,0005
599,5
20
20,010
1,0005
1,0012
592,6
30
30,026
1,0009
1,0020
585,7
40
40,051
1,0013
1,0030
578,7
50
50,087
1,0017
1,0042
571,6
60
60,137
1,0023
1,0056
564,7
70
70,210
1,0030
1,0072
557,6
80
80,282
1,0035
1,0089
550,6
90
90,381
1,0042
1,0109
543,5
100
100,500
1,0050
1,0130
536,5
110
110,641
1,0058
1,0153
529,4
120
120,806
1,0067
1,0177
522,3
130
130,997
1,0076
1,0204
515,1
140
141,215
1,0087
1,0232
508,0
150
151,462
1,0097
1,0262
500,7
160
161,741
1,0109
1,0294
493,6
170
172,052
1,0121
1,0328
486,2
180
182,398
1,0133
1,0364
479,0
190
192,779
1,0146
1,0401
471,6
200
203,200
1,0160
1,0440
464,3
210
213,660
1,0174
1,0481
456,8
220
224,162
1,0189
1,0524
449,4
230
234,708
1,0204
1,0568
441,9