Titel: | Whitelaw's Centrifugalpumpen zum Heben von Flüssigkeiten auf geringe Höhen. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XXXV., S. 186 |
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XXXV.
Whitelaw's Centrifugalpumpen zum Heben von
Flüssigkeiten auf geringe Höhen.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, April 1850, S.
4.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Whitelaw's Centrifugalpumpen zum Heben von Flüssigkeiten auf
geringe Höhen.
Wo große Wassermengen auf mäßige Höhen gehoben werden sollen, wie dieß beim
Trockenlegen oder auch beim Bewässern von Grundstücken der Fall ist, bietet die
Centrifugalkraft zum Heben von Flüssigkeiten manche Vortheile dar. Der zur Anwendung
dieses Princips nöthige Mechanismus ist von der einfachsten Art, da weiter nichts
als eine beständige rotirende Bewegung erfordert wird, mittelst welcher allein eine
große Wirkung hervorgebracht oder eine große Wassermenge gehoben wird.
Dessenungeachtet waren, mit Ausnahme weniger zerstreuter Skizzen, die nur eine
oberflächliche Idee von der Anwendung der Centrifugalkraft zum Heben von
Flüssigkeiten gaben, Pumpen dieser Art wenig bekannt, bis Hr. James Whitelaw von Johnstone, durch seine Verbesserungen an den
Reactionswasserrädern bekannt, diesem Gegenstand eine wirklich praktische Form gab.
Vor drei oder vier Jahren schlug Hr. Whitelaw bei einer
passenden Gelegenheit, nämlich beim Trockenlegen einer niedrig gelegenen Wiese in
seiner unmittelbaren Nachbarschaft die neue Pumpe vor, um sich selbst von ihrer
Wirksamkeit überzeugen zu können. Es blieb jedoch beim bloßen Vorschlage, ohne daß
eine Ausführung des Planes, welcher hinreichend gereift war, um sich einen guten
Erfolg versprechen zu können, stattgehabt hätte.
Die Pumpe braucht nicht gefüllt zu werden ehe sie in Thätigkeit kommt, da das Wasser
sich sogleich zu heben beginnt und aus den Mündungen ausfließt, sobald sie gedreht
wird. Der Mechanismus ist gar nicht complicirt, und da weder Kolben noch Ventile,
noch sonstige kleine Gegenstände daran vorkommen, so kann derselbe nie in Unordnung
gerathen, selbst wenn man ihn in Fällen anwendet, welche sonst für Pumpen die
schlechtesten genannt werden können. Wurzeln, Holzstücke oder Steine, wenn sie nicht
zu groß sind, gehen leicht durch, und selbst große Steine können ohne Mühe wieder
beseitigt werden.
Die neue Pumpe hat außerdem noch den Vorzug, daß ihr der Rost nicht schadet, wenn sie
lange Zeit ungebraucht stehen bleibt; sie kann durchaus verzinkt oder so
angestrichen werden, daß sie vollkommen gegen Rost geschützt ist.
Fig. 1 stellt
die Pumpe in verticaler Ansicht dar, wobei ein Theil der Cisterne, in welcher sie
steht, weggelassen ist, um sie vollständig sichtbar zu machen.
Fig. 2 ist ein
Grundriß derselben, Fig. 3 ein verticaler Durchschnitt, und Fig. 4 ein horizontaler
Durchschnitt. Das zu hebende Wasser wird durch einen Canal oder Zuflußgraben B in die Cisterne A
geleitet. Die Pumpe erhält ihre rotirende Bewegung von der horizontalen Achse C, welche die verticale Spindel D mittelst zweier conischer Räder treibt. Diese Spindel trägt ein hohles
conisches Gefäß E, und da sich beide sehr rasch drehen,
so veranlaßt die Centrifugalkraft das Wasser bei der weiten Mittelöffnung F einzudringen und sich innen in dem hohlen Kegel zu
erheben, wie dieß Fig. 3 zeigt. Das Wasser gelangt auf diese Weise in die
Ausfluß-Canäle G, wird durch dieselbe Kraft bei
den Mündungen H ausgetrieben, und fällt in den
ringförmigen Canal I, von wo aus es durch die obere
Rinne J fortgeleitet wird.
Um das Wasser oder darin enthaltene Unreinigkeiten von der Pfanne der stehenden
Spindel abzuhalten, befindet sich an ihrem unteren Ende ein kleines abwärts
gekehrtes Gefäß K, das mit Luft gefüllt bleibt, und so
den Zapfen und die Pfanne vor zu rascher Abnützung schützt.
Würde eine schalenförmig gebogene Platte, wie sie in Fig. 3 durch die
punktirten Linien L angedeutet ist, an der stehenden
Spindel befestigt, so möchte sie wohl einen leichteren Wasserzufluß zur Pumpe
bewirken, da das Vacuum, welches die aufsteigende Wassersäule hervorzubringen
strebt, ohne Zweifel das Wasser in die untere Oeffnung der Pumpe drängen würde. Der
Vortheil würde vielleicht noch größer seyn, wenn man die Höhe der inneren Schale
beträchtlicher machte, und bei Construction der Pumpe wäre noch zu untersuchen, ob
man nicht noch mehr erreichen würde, wenn die innere Schale sich bis zum oberen
flachen Ringe der Pumpe erstreckte. Die Anzahl der Ausgußöffnungen ist ein zweiter
Punkt, welcher Ueberlegung verdient, und es möchte eine Verbesserung seyn, dieselben
an der Oberfläche der Pumpe anzubringen, statt sie auf den Boden des Raumes M, Fig. 3, zu verlegen.
Die Wasserräume zwischen zwei Scheidewänden der Pumpe brauchten nicht weiter zu seyn,
als sie durch die punktirten Linien N in Fig. 4 angedeutet sind.
Jeder Wasserraum wäre hierbei durch eine der Scheidewände O und eine zu derselben parallel liegende Wand N gebildet.
Letztere würde das Wasser von den Räumen p, p abhalten, und die Verengerung der Wasserräume würde
sicherlich das Gewicht der sich drehenden Masse verringern.
In Fig. 5 ist
eine andere Modification der Pumpe abgebildet. Diese Skizze ist ein verticaler
Durchschnitt durch zwei Scheiben, welche die Pumpe bilden, die bei A einsaugt, und bei B das
Wasser in einem ringförmigen Strahl auswirft, der dann durch den kreisförmigen Trog
aufgefangen wird. Zwischen den beiden Scheiben sollten spiralförmig gewundene
Scheidewände angebracht werden, um das Wasser in der entgegengesetzten Richtung zu
leiten, in welcher sich die Pumpe dreht, damit dasselbe beim Austreten so wenig als
möglich von der drehenden Bewegung der Pumpe angenommen hat.Wo bleibt denn dann die Centrifugalkraft? Der Unterschied dieser
Pumpe von der in Fig. 1 bis 4 abgebildeten ist, daß
das Wasser mit den Scheiben nur kurze Zeit in Berührung ist, und dann in Folge der
erlangten Geschwindigkeit frei aufsteigt. Wären die Scheiben oben nicht einwärts
gezogen, sondern stünden ihre Ränder senkrecht und parallel zur Achse, so würde die
Centrifugalkraft den Wasserstrahl zerstreuen, ehe er den oben liegenden Trog
erreicht hat. Durch das erwähnte Einwärtsbiegen der Scheibenränder wird der
Zerstreuung vorgebeugt, und der Strahl gegen die Achse gelenkt. (Im Original ist
noch eine Centrifugalpumpe abgebildet und beschrieben, die genau mit derjenigen
übereinstimmt, welche in Prechtl's technologischer
Encyklopädie mitgetheilt ist, und aus einem umgestürzten Segner'schen Wasserrade besteht. Versuche mit derselben sollen in zwei
Fällen mehr als 76 Procent (?) Nutzeffect gegeben haben.)
Zusatz.
Eine Centrifugalpumpe, wie sie in den Figuren 1–4 abgebildet
ist, ließ ich schon im Jahr 1845, also bereits vor fünf Jahren, in der mechanischen
Werkstätte der polytechnischen Schule zu Augsburg ausführen, nur ist dieselbe viel
vollkommener und noch einfacher als die Pumpe von Whitelaw. Sie ist im polytechnischen Journal Bd. C S. 84 kurz
beschrieben, und war für einen Tafelaufsatz bestimmt, welchen der Kreis Schwaben und
Neuburg dem damaligen Kronprinzen von Bayern als Andenken überreichte. Um die
größere Vollkommenheit meiner Pumpe nachzuweisen, dürfte folgender Vergleich beider
Pumpen genügen. Das rotirende Gefäß des Hrn. Whitelaw ist
aus einem Kegel
gebildet, an welchen sich ein Cylinder anschließt, der sich oben plötzlich
erweitert, und den Durchmesser der Pumpe unnöthig vergrößert. Nur in dem conischen
Theile des Gefäßes kann das Wasser den Impuls zum Aufsteigen erhalten, und dieser
muß deßhalb von großer Intensität seyn, weil bloß die einmal erlangte
Geschwindigkeit das Wasser durch den cylindrischen Theil des Gefäßes bringen
kann.
Das Wasser muß also vom Zustande der Ruhe weg plötzlich eine sehr große
Geschwindigkeit annehmen, und es wird demselben während des Aufsteigens keine
weitere Nachhülfe geleistet. Es wird mit Einem Worte in die Höhe geworfen, statt
ruhig gehoben, und überdieß durch die Cylinderwand von seiner anfänglichen Bahn
abgelenkt. In dem Cylinder steigt das Wasser senkrecht, aber am obern Rande
desselben muß es plötzlich eine horizontale Bewegung annehmen, um den Raum M auszufüllen, und dann muß es erst wieder abwärts
fließen, um zu den Ausgußöffnungen H zu gelangen.
Dieß sind nun gewiß viele hinderliche Umwege, welche alle durch eine andere Form der
Pumpe vermieden werden können, abgesehen davon, daß man das Wasser bis zur Höhe M gehoben, und von dieser Höhe die Höhe H, M wieder verloren
hat.
Die von mir ausgeführte Pumpe besteht aus einem hohlen Rotationsparaboloïd, dessen
Scheitel unten abgeschnitten ist, um die Eintrittsöffnung für das zu hebende Wasser
zu erhalten. Durch dieses Paraboloïd wird nun dem Wasser nicht bloß ein einziger
Impuls zum Steigen gegeben, sondern derselbe ist so lange anhaltend, bis das Wasser
die Pumpe verlassen hat, so daß man mit derselben, wenn der immer wachsende
Durchmesser kein Hinderniß wäre, das Wasser auf jede beliebige Höhe heben könnte.
Ein Ablenken von der einmal eingeschlagenen Bahn des Wassers findet hiebei nicht
statt, und da die Pumpe entweder oben ganz offen ist, oder wenigstens die
Ausgußöffnungen oben an der Peripherie des Paraboloïdes sind, so kann auch der
auffangende Trog eben so hoch liegen als der oberste Theil der Pumpe, daher nichts
von der Höhe verloren ist, auf welche das Wasser einmal gehoben war.
Denkt man sich die Pumpe bei H, Fig. 3, abgeschnitten, so
wird sicherlich das Wasser ebenso gut auf derselben Höhe ausfließen, wie dieß bei
der Pumpe von Whitelaw geschieht, nachdem das Wasser
zuerst auf die Höhe M gehoben war, und zum Heben auf die
Höhe H gehört doch gewiß nicht so viel Kraft, als zum
Heben auf die Höhe M. Der ganze Kranz M wird also entbehrlich, und der Durchmesser der Pumpe bedeutend (nämlich um
hie doppelte Breite des Kranzes) verringert.
Die schalenförmig gebogene Plattte L, wie sie in Fig. 3 punktirt
ist, hat, wie ich dieß bei meiner ersten Pumpe mit zwei in einander befestigten
paraboloïdischen Schalen ersah, keinen Einfluß, sobald die Eintrittsöffnung für das
Wasser weit genug ist. Findet in Folge zu enger Eintrittsöffnung ein Einfluß statt,
so geschieht dieß nur auf Kosten der Centrifugalkraft, und folglich auf Kosten der
aufwärts gehenden Bewegung des Wassers, und ein wirklicher Nutzen der inneren Schale
ist nicht einzusehen, weil die Pumpe immer schwerer geht, wenn sie das Wasser durch
eine enge Eintrittsöffnung einsaugen muß.
Die vorgeschlagenen Scheidewände N sind nicht nur
entbehrlich, sondern vermehren noch das Gewicht der Pumpe. Sie sind entbehrlich,
weil in dem Raume P sich ohnehin kein Wasser befindet,
wie man dieß bei meiner oben offenen Pumpe recht deutlich sehen kann, und wie sich
dieß auch leicht erklären läßt. Das Wasser in der Pumpe kann nämlich in Folge der
Adhäsion an der innern Wand der Schale allein nicht die ganze Geschwindigkeit der
Schalen plötzlich annehmen, bleibt also in seiner Bewegung hinter der Bewegung der
Schale so lange zurück, bis es der Scheidewand O
begegnet, weßhalb sich auch der aufsteigende Wasserstrahl immer in die von der
Scheidewand O und der Schalenwand gebildete Ecke legt,
und der Raum P frei von Wasser bleibt.
Die in Fig. 5
abgebildete Modification der Centrifugalpumpe ist noch ein größerer Mißgriff als die
Form der in den Figuren 1 bis 4 dargestellten Pumpe. Der
aufwärts gehende Wasserstrahl kann nur in Folge von Kraftverlust gegen die Achse
abgelenkt werden, und sobald Scheidewände vorhanden sind, tritt das Wasser auch
nicht mehr ringförmig, sondern in so vielen Strahlen aus, als Scheidewände angewandt
wurden, wovon der Grund oben angegeben ist. Wenn man die Scheidewände ganz wegläßt,
so sind, wie ich durch Versuche mit meiner ersten Pumpe fand, ungefähr noch einmal
so viele Umdrehungen der Pumpe in derselben Zeit nöthig, um Wasser auf die gleiche
Höhe zu heben als man beim Vorhandenseyn der Scheidewände braucht.
C.
Walther.