Titel: | Ein neues Galvanometer zur Ergänzung des Oersted'schen Fundamentalversuchs, nebst einigen Bemerkungen über elektromagnetische Richtungs- und Drehungs-Verhältnisse; von Dr. Romershausen. |
Autor: | Romershausen |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXIV., S. 321 |
Download: | XML |
LXIV.
Ein neues Galvanometer zur Ergänzung des
Oersted'schen Fundamentalversuchs, nebst einigen Bemerkungen über elektromagnetische
Richtungs- und Drehungs-Verhältnisse; von Dr. Romershausen.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Romershausen's neues Galvanometer.
Da wir bereits mehrere der trefflichsten elektromagnetischen Meßapparate besitzen, so
scheint die Angabe eines neuen höchst einfachen Instruments dieser Art etwas
Ueberflüssiges zu seyn — indessen möchte es doch in Rücksicht auf einige
eigenthümliche Leistungen nicht ganz ohne wissenschaftliches Interesse seyn. Bei der
Kleinheit und besondern Aufhängungsweise seiner Magnetnadel ist die Einwirkung des
galvanischen Stromes auf dieselbe vollkommener und umfassender, daher es wenigstens
eben so empfindlich und weit bequemer und sicherer zu behandeln ist als das
gewöhnliche Galvanometer mit astatischer Nadel. Sein Hauptvorzug beruht aber in dem
Umstande, daß es den Oersted'schen Fundamentalversuch
wesentlich ergänzt und uns einen sichern Fingerzeig gibt über das Wesen und die
Bewegungs- und Richtungsverhältnisse der motivirenden Kräfte.
Die Vorrichtung ist in Fig. 1 in einem
horizontalen Durchschnitt dargestellt, so daß wir in das Innere derselben sehen.
M, M ein gewöhnlicher Schweiger'scher Multiplicator. Die Drahtwindungen
desselben sind von k aus rechts um gewunden. Die Spule
ist von Kartenpappe und der innere vierseitige Raum nur so weit, daß sich die
Magnetnadel m ohne Anstoß darin bewegen kann.
Die Magnetnadel Fig.
2 und 3 hat folgende eigenthümliche Einrichtung: Fig. 2 ist eine
Seitenansicht derselben und Fig. 3 die Ansicht von
oben.
m d n ein feiner Neusilberdraht. In der Mitte der Biegung
desselben bei d ist eine feine Stahlspitze angelöthet,
welche in dem Achathütchen a höchst beweglich ruht. Bei
m ist, wie Fig. 3 nachweist, die
kleine, aus einer feinen Stahlnadel bestehende und etwa 6 Par. Linien lange
Magnetnadel s n angelöthet. Die Polarme S und N sind vollkommen
equilibrirt uud das Ganze so leicht als möglich gearbeitet.
Diese Magnetnadel hat außerhalb des Multiplicators Fig. 1 in dem Achathütchen
bei d ihren Stütz- und Drehpunkt, und dieses
bildet zugleich den Mittelpunkt des unterhalb angebrachten graduirten Kreisbogens
por, auf welchem der
Zeigerdraht d n die Abweichung der Nadel in umgekehrter
Richtung angibt.
In Fig. 1 liegt
die Längenrichtung, also der Lauf der Drahtwindungen und des galvanischen Stromes,
genau im magnetischen Meridian und mit demselben also auch parallel die Magnetnadel
s n, der Zeigerdraht d n
zeigt daher auf 0.
Das Ganze ist in einem flachen Kästchen mit Glasdeckel eingeschlossen und mit
Fußschrauben zur Horizontalstellung versehen.
Dieses Galvanometer kann zwar in beliebiger Größe angefertigt werden, indessen ist
dieselbe doch bedingt durch das in Beziehung auf den Stützpunkt der Nadel d nothwendige Gleichgewicht der Arme d m un d d n. Der Radius des
Kreisbogens por des mir
vorliegenden Instruments hält 7″ 6′″ Par. Maaß.
Versuche und Erscheinungen.
Die Lage des Apparats sey die, wie sie Fig. 1 angibt, wobei sich
also die Magnetnadel m ruhig in der Richtung des
magnetischen Meridians befindet und der Zeiger d n auf 0
steht.
Wird jetzt der Multiplicator so in die Strömung des kleinsten einfachen
Zink-Kupfer-Elements eingeschaltet, daß der Strom auf der Südseite bei
+k in die Rechtswindung desselben ein- und
bei z austritt, so wird der Nordpol der Nadel,
gleichförmig wie bei dem Oersted'schen
Fundamentalversuch, von Nord nach West abgelenkt, wie dieses die Lage derselben I angibt. Sie wird dabei nach Verhältniß der Stromstärke
mehr oder weniger aus dem Multiplicator herausgeworfen, wobei ihr aber die
Rückschwingung in das Innere desselben ungehindert gestattet ist.
Ueberschreiten aber diese Rückschwingungen der Nadel auf der Südseite des
Multiplicators den 45°, so wird dieselbe plötzlich gewaltsam herausgeworfen.
Sie wird zugleich bei constanter Strömung in der Lage II so fest gehalten, daß ihr nicht die geringste Rückschwingung in das
Innere des Multiplicators gestattet ist.
Wird die Stromrichtung gewechselt, so daß sie auf der Nordseite des Multiplicators
ein- und auf der Südseite austritt, so erfolgen sämmtliche Erscheinungen
umgekehrt.
Betrachten wir diese Erscheinungen aus dem Gesichtspunkte des um den
Elektromagnetismus hochverdienten Ampère, so möchten sie
schwerlich in seiner Theorie eine genügende Erklärung finden. Diese ist zwar dem Oersted'schen Fundamentalversuch, wie überhaupt den
meisten elektromagnetischen Thatsachen angepaßt, allein der hier vorliegende
einfache Versuch und mehrere andere verwickeltere Anomalien zeigen doch offenbar
ihre Unzulänglichkeit, denn:
Fig. 4, kopz sey eine von k nach o hin- und von
p nach z zurücklaufende
Windung des ganz in dem Sinne von Fig. 1 im magnetischen
Meridian liegenden Multiplicators. Der Strom lauft also, wie die Pfeile zeigen,
oberhalb von Süd nach Nord und unterhalb in entgegengesetzter Richtung und völlig
gleicher Kraft zurück. Diese elektrische Strömung ist nach Ampère geradlinig und ihre in nahem Parallelismus sich begegnenden
Atmosphären müssen daher nothwendig in der mittleren Berührungslinie gegenseitig
reagiren.
m ist eine in der Mitte des Multiplicators schwebende Ampère'sche Magnetnadel mit ihren rastlosen elektrischen
Kreisströmchen, deren Drehung vom Südpol aus gesehen rechtsum ist, wie dieses die
kleinen Pfeile bezeichnen. Der Stütz- und Drehpunkt der Nadel ist auch hier,
wie oben angegeben, bei d außerhalb des
Multiplicators.
Ob nun gleich das Bewegungsmoment gleicher direct und linear entgegengesetzter Ströme
= 0, indem sie sich abstoßen, sich also jedenfalls in ihrer noch parallelen Lage,
dem Begriff des Multiplicators zuwider schwächen müssen, so entspricht doch diese,
durch die Pfeile k o und p z
angezeigte, entgegengesetzte galvanische Strömung ganz dem Oersted'schen Fundamentalversuch — unter der
Bedingung — daß die Magnetnadel wie gewöhnlich innerhalb des
Multiplicators bei m ihren Stütz- und Drehpunkt
hat. Denn die rechtsumlaufenden elektrischen Kreisströmchen der um den Punkt m drehbaren Nadel, motiviren dieselbe zur Herstellung
einer oben mit k o und unten mit p z gleichlaufenden Stromrichtung sich um 90° zu drehen —
sich also senkrecht auf die Ströme des Multiplicators zu stellen. Diese Stellung
macht Fig. 5
an einem senkrechten und vergrößerten Durchschnitt der so weit abgelenkten Nadel m anschaulich. Die. Kreisströmchen derselben haben nun
gleiche Richtung mit o k und p
z, und der Nordpol der Nadel ist nach West gerichtet, wie dieses der
Versuch verlangt.
Ein ganz anderes Verhältniß tritt aber ein, wenn der Drehpunkt der Nadel, wie bei
meinem Galvanometer, außerhalb des Multiplicators in d
liegt, Fig.
4.
Eine Drehung der Ampère'schen Nadel um die Achse m ist jetzt nicht möglich — aber eben so wenig
die oben dargestellte fortschreitende Bewegung von Nord nach West. Denn:
Die obere, nach Ampère geradlinige galvanische Strömung
k o treibt die auf derselben senkrecht stehenden
Kreisströmchen der Nadel mit völlig gleicher Kraft nach N hin, wie die untere entgegengesetzte p z sie
unter gleichen Verhältnissen nach S hin treibt. Es müßte
daher nothwendig Stillstand erfolgen, wie dieses auch wirklich der Fall ist, wenn
wir meine Nadel in geradliniger Richtung mit dem Zeigerdraht, also den
Kreisströmchen entsprechend, senkrecht auf die Multiplicator-Windung
anbringen. Richten wir jetzt die Vorrichtung so, daß die Nadel ruhig im Meridian
liegt, so bleibt dieselbe bei dem Eintritt des galvanischen Stroms, außer einem
geringen Zittern, vollkommen ruhig. Es leuchtet daher ein, daß bei obigen
Erscheinungen eine andere Einwirkung der bewegenden Kraft thätig seyn muß als die
Ampère'schen Kreisströmchen, deren wunderbares, allen
bekannten Eigenschaften der Elektricität widersprechendes Wesen und rastlose nach
außen hin wirkende Rotation um so weniger erklärlich sind, da ihre wirkliche
Existenz uns in Stand setzen würde, das seither vergeblich gesuchte perpetuum mobile durch eine einfache Vorrichtung ins
Leben zu rufen.
Wenn es mir nun gestattet ist, eine sowohl den vorliegenden, als allen andern seither
bekannt gewordenen elektromagnetischen Erscheinungen und Thatsachen consequent
entsprechende Erklärung hier auszusprechen — so muß ich zu besserm
Verständniß einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.
I. Die Richtungs- und
Drehungsverhältnisse der betreffenden Agentien.
Hierüber scheinen noch immer differente und daher verwirrende Ansichten zu herrschen.
Da die dynamische Wirksamkeit der Naturkräfte für unsere Sinne nur insofern
erkennbar ist, als sich ihr Product durch Veränderung räumlicher Erscheinungen
darstellt — so ist es für die Forschung zunächst vorzüglich wichtig, daß wir
die wahre und wirkliche
Bewegung und Richtung dieser Kräfte eben so sorgfältig wie der Astronom, von der
bloß scheinbaren unterscheiden.
Die Richtung der fortschreitenden Bewegung einer Kraft ist entweder geradlinig,
wellenförmig oder krummlinig — letztere entweder kreisförmig in sich selbst
zurückkehrend oder spiralförmig vorschreitend.
Bei Beobachtung dieser Richtungsverhältnisse ist nun vor Allem erforderlich, daß wir
den Eintritts- und Austrittspunkt der Kraft in die Linie der Bewegung im Auge
behalten. Wir wollen uns daher bei dieser Untersuchung die Elemente der in Bewegung
gesetzten Agentien unter dem Bilde kleiner, an einander gereihter Pfeile a b vorstellen, Fig. 6. Wir bezeichnen
dabei a als den Punkt der Anhäufung oder Spannung der
Kraft mit (+) und nennen ihn einstweilen den Eingangspunkt in die Linie der
Bewegung, b hingegen als den Punkt des verhältnißmäßigen
Mangels oder der geringern Spannung mit (-) und nennen ihn den Ausgangspunkt der in
Bewegung befindlichen Kraft. Es ist alsdann einleuchtend, daß wenn sich die Elemente
zweier in Bewegung gesetzter Agentien in entgegengesetzter Richtung begegnen, wie
M und E, der
beiderseitige Angriffspunkt (b-) ist.
Wenn auch diese Bezeichnung vielleicht nicht ganz passend ist, so muß ich mich doch
derselben einstweilen bedienen, um in der folgenden Erörterung verständlich zu
seyn.
Bei der kreis- und spiralförmigen Bewegung ist nun zugleich die Richtung von
der Rechten zur Linken und umgekehrt von der Linken zur Rechten zu beachten. Eine
vor uns liegende, von der linken Hand ausgehende und zur Rechten hinlaufende gerade
Linie bezeichnet vollkommen die Richtung Rechts —
und ebenso eine von der Rechten zur Linken vorschreitende gerade Linie den Begriff
Links. — Wenn wir dieses im Auge behalten, so
bedürfen auch bei der kreis- und spiralförmigen Bewegung die Richtungen
Rechtsum und Linksum keiner weitern Erörterung, da ohnehin Jedermann eine
rechtsgewundene Schraube von einer linksgewundenen zu unterscheiden weiß. Um aber in
dieser Beziehung über die eigenthümliche und wahre
Bewegung der Agentien richtige und feste Bestimmungen zu erlangen, müssen
wir stets den Eingangspunkt (+) und den Ausgangs- oder Angreifspunkt (-) in
die Linie der Bewegung, genau unterscheiden. Ein Beispiel wird dieses erläutern:
Der Zeiger einer horizontal vor uns liegenden Taschenuhr bewegt sich rechtsum. Dieses
ist aber in Beziehung auf die ihn von innen heraus zunächst bewegende Kraft gerade
umgekehrt. Die wahre Bewegungsrichtung dieser Kraft ist offenbar linksum. Dieses
leuchtet sogleich ein,
wenn wir den Eingangspunkt derselben vom + zum - hin, also von unten nach oben, ins
Auge fassen.
Bei der Dynamik der Naturkräfte ist es uns aber lediglich um die Erforschung ihrer
wahren and nicht ihrer scheinbaren Bewegung zu thun. Wenn daher ein hochachtbarer und um
elektromagnetische Forschungen hochverdienter Gelehrter in einer neuerdings
erschienenen Abhandlung über elektromagnetische Bewegungs- und
Drehungsverhältnisse sagt:
„Es dreht sich eine Schraube (woran Faraday öfters zum Verständniß erinnert) rechtsum, wenn dieselbe von
oben eingeschraubt wird, d. h. der Schraubenkopf oben ist — aber linksum,
wenn er unten ist, oder wenn von unten die Schraube eingeschraubt
wird,“
so möchte dieses wohl zu bedeutenden Mißverständnissen
Veranlassung geben, denn jede Schraube behält sowohl oben als unten dieselbe ihr vom
Verfertiger gegebene Windung — und eben so muß auch die Kraft, welche sie
einschraubt, allenthalben die dieser Windung entsprechende Richtung haben. Ist es z.
B. ein rechtsgewundener Bohrer, so ist die Kraft, welche ihn einschraubt, sowohl
oben, wie unten oder seitwärts, überall rechtsum
gerichtet, und eine linksum gerichtete Kraft ist nicht im Stande ihn einzuschrauben.
Wenn wir allerdings die oben hervortretende Spitze des von unten rechtsum
eingeschraubten Bohrers von oben betrachten (also am Ausgangspunkt der Kraft), so
bewegt sich diese Spitze scheinbar linksum. Die Forschung im Gebiete der Naturkräfte
fordert nun aber unbedingt zunächst die Beobachtung der wahren und wirklichen Bewegungs- und
Richtungsverhältnisse derselben — und diese bleiben immer dieselben, wie die
unwandelbare Windung einer bestimmten Schraube; wenn sie auch unter besondern
Umständen, wie bei dem rückwärts herauszuschraubenden Bohrer, in die
entgegengesetzten verwandelt erscheinen.
In dieser Verwechslung der wahren und scheinbaren Bewegung liegt offenbar der Grund
so mancher differenten Ansichten. Namentlich zeigen sich diese Verwechslungen in den
interessanten Versuchen, wo Flüssigkeiten durch elektromagnetische Strömungen in
rotirende Bewegung gesetzt werden. Hier gilt ganz dasselbe, was oben bei dem Bohrer
bemerkt wurde. Es zeigen sich in Folge des Eingangs der bewegenden Kraft einmal von
oben nach unten und sodann von unten nach oben, zwei scheinbar entgegengesetzte
Bewegungen, obgleich offenbar die Drehung der von oben eintretenden Kraft ganz
dieselbe ist wie die der von unten nach oben zurückkehrenden Kraft etc.
II. Das Wesen und die Bewegungs- und
Richtungsverhältnisse des Magnetismus und der Elektricität als selbstständiger
Kräfte.
Obgleich bei dem jetzigen Standpunkte der Naturforschung eine Vermehrung der
vielfachen elektromagnetischen Theorien wenig Anklang finden möchte, so sehe ich
mich doch genöthigt, zum Verständniß der folgenden Erörterung meine Ansicht über das
Wesen und die dynamische Reaction des Magnetismus und der Elektricität in wenigen
Worten auszusprechen.Der Hauptsache nach habe ich zwar diese meine Ansicht bereits in den
Schriften: Der dynamische Antagonismus, Halle
1846, und die magnetoelektrische
Rotationsmaschine etc., Halle 1847, mitgetheilt, indessen ist
dieselbe bei der damals noch unvollkommenen Darstellung unbeachtet
geblieben, und ich bin eben jetzt mit einer umfassenden Bearbeitung dieses
Gegenstandes beschäftigt, aus welcher ich einstweilen die hier folgenden
Hauptsätze entlehne.
Nach sichern, auch durch die neuesten Entdeckungen bestätigten Erfahrungen sind in
allen körperlichen Substanzen nach Verhältniß ihrer specifischen Capacität, die
Agentien der Wärme, der Elektricität, des Magnetismus etc. vorhanden. Sie sind es,
welche Leben und Thätigkeit in die Processe der an sich todten Materie bringen. Ob
nun gleich die Wärme hiebei als ein Hauptfactor auftritt, so beschränken wir uns
doch hier zu vorliegendem Zweck einstweilen auf Elektricität und Magnetismus.
a) Der Magnetismus ist eine dem Raume und allen Körpern
nach Verhältniß ihrer magnetischen Capacität inwohnende und alles durchdringende
Kraft. Wir bezeichnen, dem Begriff der Polarität entsprechend, die feinsten
magnetischen Elemente durch den unwandelbaren Anschluß kleiner Pfeile Fig. 6, M. Ob nun gleich die starrelastische Spannung dieser
Elemente beide Pole derselben gleichmäßig motivirt, so wollen wir dieselbe doch aus
später einleuchtenden Gründen einstweilen als von Süd nach Nord gerichtet annehmen.
Wir bezeichnen daher den Südpol als Eintrittspunkt dieser Spannung mit (+) und den
Nordpol als Ausgangs- oder Angriffspunkt derselben mit (-). Im Raume, wie
überhaupt in allen Körpern, wo eine eigenthümliche Coercitivkraft die Lage dieser
magnetischen Elemente nicht mehr oder weniger polarisch firirt, folgen dieselben der
linearen Richtung des magnetischen Meridians, welche Lage wir diesen Körpern auch
gegen diese Richtung geben mögen.
Den Erdkörper selbst können wir uns demnach als einen großen Magnet mit fixer
Polarität denken und uns seine magnetischen Verhältnisse, abgesehen von den durch
die Kugelform veranlaßten Erscheinungen, der Hauptsache nach durch einen kräftigen
im magnetischen Meridian liegenden Magnetstab Fig. 7 versinnlichen.
Sowohl der Südpol der Erde (+) als auch der Südpol der Magnetnadel (+) sind wirkliche
Südpole, und ebenso auch die Nordpole (-) derselben, d. h. sie haben, ungeachtet
ihrer entgegengesetzten Richtung, gleiche Polarität. Dieses leuchtet ein, wenn wir
uns, wie bei A und B, die
bewegliche Magnetnadel m in linearer Richtung außerhalb
der Erdpole, wie hier vor den Polen des Stabes denken. Daß sich auf der Oberfläche
der Erde der - Pol der Magnetnadel (wie hier überall auf den Seitenflächen des
Stabes, z. B. bei C) dem + Pol der Erde zuwendet, liegt
lediglich in dem nothwendigen und überall auftretenden Anschluß der unwandelbar
fixirten Elemente der allein beweglichen Magnetnadel von + zum - und umgekehrt. Ohne
diesen Kreisschluß einer magnetischen Curve im Weltraum ist ohnehin eine polarisch
verknüpfende Spannung rücksichtlich der alsdann nicht motivirten Endglieder nicht
denkbar. Dieser magnetische Kreisschluß (+ und -) zeigt sich nun auch allenthalben
anziehend und abstoßend in den elektromagnetischen Erscheinungen.
b) Die Elektricität ist eine ähnliche allen Körpern nach
Verhältniß ihrer Capacität inwohnende höchst bewegliche Kraft. Sie hat aber keine an
eine bestimmte Richtung im Weltraum gebundene Polarität, sondern strömt stets zu
Herstellung des relativen Gleichgewichts vom Punkte der Anhäufung (+) zu dem des
verhältnißmaßigen Mangels (-) hin, sie erscheint also in dieser Beziehung ebenfalls
polarisirt. Wir können uns demnach die elektrischen Elemente eben so durch den
Anschluß kleiner Pfeile Fig. 6 versinnlichen; sie
fordern alsdann eben so wie der Magnetismus den erwähnten Kreisschluß.
Während der Magnetismus alle Körper ungehindert durchdringt, ist dieses bei der
Elektricität durch die verschiedene Leitungsfähigkeit und isolirenden Eigenschaften
der Körper mehr oder weniger beschränkt.
Kein Körper kann ohne Zerstörung seiner Structur ein seine specifische Capacität
bedeutend übersteigendes Maaß der Elektricität in seinem Innern aufnehmen. Die
Ueberladung tritt daher als eine die Oberfläche umgebende elektrische Atmosphäre
oder Umwallung auf. Diese Umwallung ist bei isolirten Körpern
peripherisch-stagnirend und bei vorhandener Leitung strömend vom + zum - hin.
Im letztern Falle
finden die in dem Leiter vordringenden elektrischen Elemente in der vorliegenden
noch ruhenden Ladung einen geringern oder größern Widerstand, wie dieses das Ohm'sche Gesetz näher bezeichnet. Die Umwallung der
höchst beweglichen Elemente erhält daher bei ihrem Vorschreiten eine nach Verhältniß
der Stromstärke mehr oder minder gestreckte spiralförmige Wirbelbewegung um den
Leiter, doch ist dieselbe bei unsern künstlichen Elektricitätserregungen
wahrscheinlich eine sehr enge, der parallelen Kreisbewegung sich annähernde. Die
Richtung dieser Spiralbewegung ist nach allgemeinen sichern Erfahrungen vom + zum -
hin stets rechtsum gerichtet.Diese Rechtsdrehung des elektrischen Stromes bestätigen uns nicht allein
sämmtliche experimentelle elektromagnetische Erscheinungen, sondern auch
mehrere Thatsachen der Natur im Großen. Der mächtige vom Himmel zur Erde
gerichtete Blitzstrahl zeigt uns genau die Seitenansicht einer gestreckten
rechtsgewundenen Spirale, ebenso die Spuren desselben an senkrecht stehenden
Gegenständen (Bäumen etc.). Ferner bestätigen dieses die elektrischen
Wirbelwinde, Trompen, Wasserhosen etc. und neuerdings die vielseitigen
Erfahrungen bei elektrischen Telegraphen. So wurden z. B. zwischen Höcht und
Frankfurt 18 Träger des Leitungsdrahts durch eine mächtige elektrische
Entladung in einer solchen Spirallinie von mehreren Windungen zersplittert.
Mehrere derselben waren sogar rechtsum, in der
Richtung von Oft nach Süd, um ihre Achse gedreht. Ebenso wurden durch eine
solche elektrische Strömung an mehreren Orten und neuerdings unweit
Braunschweig aus den schlichtspanigen Trägern fingerdicke Späne in gleicher
Spiralform ausgesprengt u. s. w.
III. Die antagonistische Reaction des
Magnetismus und der Elektricität.
Im ruhigen Naturzustande befinden sich die den Körpern inwohnenden Agentien in einem
gegenseitigen Gleichgewichtszustande, und alle Thätigkeiten der Natur sind dahin
gerichtet diesen Zustand herzustellen wenn er gestört wurde. Diese Störung tritt
aber ein, sobald eins dieser Agentien aufgeregt wird oder von außen her überwiegend
auftritt — es verdrängt alsdann die ruhenden, das Gleichgewicht wird
aufgehoben und es zeigen sich die eigenthümlichen Erscheinungen der dynamischen
Reaction, diesem Belebungsprincip der todten Materie.
Wir haben bereits oben bemerkt, daß die Wärme, namentlich bei ihrem steten Wechsel in
dem großen meteorologischen Processe, als Hauptagens dieser dynamischen Störungen
auftritt — zu unserm vorliegenden Zweck beschränken wir uns aber hier auf die
gegenseitigen reactionären Wirkungen der Elektricität und des Magnetismus.
Tritt die Elektricität in einem Körper überwiegend auf, so regt sie nicht allein die
in demselben noch ruhenden elektrischen Elemente verdrängend auf, sondern auch die
magnetischen. Die stagnirende Elektricität überladener isolirter Körper ertheilt den
verdrängten magnetischen Elementen die diesen Körpern entsprechende + oder -
Richtung, womit diese alsdann auf andere ihnen genäherte Körper selbst durch die
stärksten der Elektricität unzugänglichen Isolatoren hindurch einwirken und die
verschiedenen Erscheinungen der Anziehung und Abstoßung veranlassen.
Die oben nachgewiesene nach außen tretende spiralförmige Wirbelbewegung der
strömenden Elektricität reißt dagegen die verdrängten magnetischen Elemente mit in
ihren Kreisschwung vom + zum - hin, ertheilt ihnen dieselbe Rechtsbewegung um den
Leiter, und die magnetische Polarität hat also hier eine gleiche Richtung mit der
elektrischen.
Tritt der Magnetismus überwiegend auf, so regt er ganz auf ähnliche Weise die noch
ruhenden magnetischen Elemente, und in Folge dessen auch die elektrischen auf und
setzt sie in eine seiner Polarität entsprechende Bewegung vom + zum - hin, wenn
dieselben bei geeigneter Leitung local entweichen können.
In beiden Fällen ist nun auch an sich einleuchtend, daß wenn einer der erregten
Körper frei beweglich und der andere fixirt ist — der bewegliche Träger sich
selbst in die Richtung des im unbeweglichen thätigen Agens versetzt — und
daß, wenn die aufgeregten Agentien zweier unbeweglicher Körper sich in
entgegengesetzter Richtung begegnen, die schwächere Kraft der prädominirenden folgen
muß.
Diese wenigen Erfahrungssätze werben vollkommen zureichen, nicht allein die obigen
Erscheinungen des Galvanometers, sondern auch alle andern elektromagnetischen
Phänomene auf die einfachste und naturgemäßeste Weise zu erklären.
Fig. 8 zeigt
die senkrechten Durchschnitte einer bei a hin-
und bei b zurücklaufenden Drahtwindung des
rechtsgewundenen Multiplicators von der Südseite aus gesehen.
a ist also der Eintrittspunkt (+) der oberhalb von Süd
nach Nord strömenden Elektricität, b ist dagegen der
Austrittspunkt (-) des in entgegengesetzter Richtung von Nord nach Süd
zurückkehrenden Stroms.
Die elektrische Rechtsumwallung des Leiters ist demnach im
Innern des Multiplicators gleichförmig oben wie unten gerichtet, wie dieses die
Pfeile des Umschwungs n n… zeigen. Der
Eingangspunkt der Kraft (+) ist nämlich oberhalb bei a
in der Vorderansicht und zeigt die wahre Bewegung
derselben, unterhalb dagegen sehen wir den Ausgangspunkt derselben Kraft (-) bei b, also die hinsichtlich des zurückkehrenden Stroms umgekehrte scheinbare,
aber hinsichtlich der wahren elektrischen Rechtsumwallung n
n gleichförmige Richtung der Bewegung. Die aus dem
Leiter verdrängten magnetischen Elemente erhalten daher dieselbe Richtung und
bilden, wie hier der zwischendurch gelegte Pfeil
o
w zeigt, in der Mitte des hier wirklich multiplicirenden
Multiplicators durch ihre Gesammtwirkung einen kräftigen, wenn auch unsichtbaren
Magnet S N (+ -).
Fig. 9 macht
nun den Hergang im Innern des Multiplicators anschaulich.
+k der Eintritt des elektrischen Stroms.
m die in geradliniger Richtung des magnetischen Meridians
ruhende Magnetnadel.
Die Pfeile 1, 2, 3, 4, 5 zeigen die Gesammtrichtung der in Umschwung gesetzten
magnetischen Elemente (nach Fig. 8).
Nach dem Eintritt des elektrischen Stroms zeigt sich nun zunächst bei 3 das Bestreben
des umschwingenden Magnetismus, die fixe Polarität der Magnetnadel in eine gleiche
Richtung zu versetzen. Dieses ist aber offenbar nur auf der Nordseite und dadurch
möglich, daß er die terrestrische Richtkraft überwindet und die Nadel von der
Meridianrichtung durch Nord und West hin verdrängt, indem sich von 3 bis 5 die
reagirenden Nordpole abstoßen und nach Maaßgabe der in Conflict gerathenen Kräfte
eine Gleichgewichtslage suchen.
Ist die magnetische Umkreisung überwiegend, so wirb die Nadel genöthigt, völlig aus
dem Multiplicator heraus zu treten, wie dieses die Lage derselben I angibt. Hier ist nun die fixe Polarität der Nadel mit
der der magnetischen Umkreisung in völlig gleicher Richtung und im naturgemäßen
Anschluß des + und -; der Nordpol derselben liegt demnach im Westen. Dabei ist aber
der Nadel auf dieser Seite gestattet, während der Schwankungen des elektrischen
Stromes in den Multiplicator mehr oder weniger zurück zu schwingen.
Tritt dagegen die Nadel bei ihren Rückschwingungen auf der Südseite des
Multiplicators etwa über den 45° hinaus, so kommt ihr Nordpol bei 2 etc. in
Opposition mit dem des magnetischen Umschwungs (- und -), es ist nun kein
polarischer Anschluß mehr möglich und die Nadel wird daher plötzlich gewaltsam aus
dem Multiplicator herausgeworfen, wie dieses die Lage II
bezeichnet. Hier erscheint also gerade umgekehrt der Südpol ebenfalls nach West
gerichtet. Da jetzt die beiderseitig reagirende Nordpolarität in directer Opposition
steht, so ist der Nadel während der Andauer der elektrischen Strömung nicht die
geringste
Rückschwingung in das Innere gestattet, sie wird vielmehr in dieser Lage II außerhalb völlig festgehalten.
Tritt der elektrische Strom auf der Nordseite bei Z in
den Multiplicator, so ist der magnetische Umschwung entgegengesetzt gerichtet, und
sämmtliche Erscheinungen erfolgen demnach in entgegengesetzter Richtung.
Einen Nachweis der Nichtigkeit dieser Darstellung gibt uns eine kleine Vorrichtung
Fig.
10.
ab ein vierseitiges Holzstäbchen, auf dessen Fläche
kleine Stückchen der feinsten Stahlnadeln in paralleler Richtung eingelassen sind.
Die Nordpole derselben sind durch die Pfeilspitzen bezeichnet und werden durch
Berührung mit dem Südpol eines Magnetstabs zureichend magnetisirt.
Dieses Stäbchen vertritt vollkommen die durch den elektrischen Strom in Umschwung
gesetzten magnetischen Elemente Fig. 9. Legen wir dasselbe
so auf den Glasdeckel des Galvanometers über den nicht elektrisch motivirten
Multiplicator, daß. die Nordpole mit den Pfeilen 1....5 gleiche Richtung haben, so
erfolgen sämmtliche Erscheinungen vollkommen eben so wie sie oben bei dem
elektrischen thätigen Multiplicator dargestellt wurden. Ebenso zeigt die umgekehrte
Lage des Stäbchens sämmtliche Abweichungen etc. in entgegengesetzter Richtung.
Diese Ansicht des Wesens und der Bewegungs- und Richtungsverhältnisse des
Magnetismus und der Elektricität als selbstständiger Kräfte und ihrer gegenseitigen
dynamischen Reaction entspricht nun auch auf das einfachste und naturgemäßeste allen
seither bekannt gewordenen elektromagnetischen und magneto-elektrischen
Erscheinungen.
Um diese Richtungs- und Drehungsverhältnisse nebst denen daraus hervorgehenden
dynamischen Erscheinungen vollständig und auf die einfachste Weise anschaulich zu
machen, fertigen wir uns zwei kleine Holzcylinder Fig. 11 und 12 und
zeichnen auf den Umfang des erstern eine rechtsgewundene und auf den des letztern
eine linksgewundene Spirale a
b.
Betrachten wir diese Cylinder als wirkliche massive Leiter, so zeigt uns die Spirale
die Richtung und Umkreisung des elektrischen Stroms vom + zum - hin, und ebenso die
polare Richtung des aufgeregten und in gleichen Umschwung versetzten
Magnetismus.
Denken wir uns aber den massiven Cylinder hinweg und betrachten ihn als einen
Hohlraum, welchen die Spirale als elektrische Drahtleitung umgibt, so zeigt uns der
durchgelegte Pfeil S N unter allen Verhältnissen die
Richtung des vom + zum - hin aufgeregten und im Innern der Spirale auftretenden
Magnetismus.
Diese Vorrichtung veranschaulicht z. B.
1) Daß die Magnetisirung der einem einfachen Stromleiter in transversaler Richtung
genäherten Stahlnadeln rings um denselben die gleiche Polarität erhalten muß, welche
dem Stromlauf und seiner polarisirenden Rechtsumwallung entsprechend ist.
2) Daß wegen des nothwendigen polaren Anschlusses der rechtsgewundene spiralförmige
Leiter Fig.
11 stets am Eingangspunkt (+) des elektrischen Stroms in einem von dieser
Seite genäherten Eisenstab M bei N einen Nordpol (-) erzeugt und das Bestreben haben muß, ihn in die
Spirale hinein zu ziehen; daß dagegen der Stab im Innern der Spirale liegend,
während der Andauer des Stromes gleiche Polarität mit demselben erhält, wie sie der
Pfeil S N angibt; daß hingegen der linksgewundene
spiralförmige Leiter Fig. 12 allen diesen
Erfolgen eine umgekehrte Richtung ertheilt.
3) Daß uns, wenn wir wie seither, die durch die Stromrichtung bestimmte elektrische
Polarität mit +E und -E
bezeichnen, und ebenso bei der magnetischen Polarität Süd mit +M und Nord mit -M, diese
Vorrichtung auch die verwickeltern Anziehungen, Abstoßungen und
Bewegungsverhältnisse sogleich angibt, wenn wir berücksichtigen, daß sich die
gleichnamigen Pole von E und M abstoßen, die ungleichnamigen anziehen und daß dieses, wie es bei +M und -M der Fall ist, auch
bei +E und -E
stattfindet.
4) daß, der magnetische Erdstrom in gleichem Sinne gegen den elektrischen Strom
reagirt, die elektrisch durchströmte Spirale Fig. 11bei frei
beweglicher Aufhängung, wie S zeigt, eine Magnetnadel
vertritt, indem sie durch den Erdstrom mit ihrer Längenrichtung nothwendig in den
magnetischen Meridian gelenkt werden muß, weil die Einwirkung desselben dem
magnetischen Elemente jeder einzelnen Windung die polar entsprechende Richtung gibt,
also die einzelne Windung selbst senkrecht auf den Meridian stellt. Daß ferner ein
genäherter Stahlmagnet durch seine überwiegende Kraft die der gegenseitigen
Polarität entsprechenden Anziehungen und Abstoßungen veranlassen muß.Ebenso
sämmtliche Erscheinungen in entgegengesetzter Richtung bei der linksgewundenen
Spirale Fig.
12.
5) Daß ein einem stromlosen Spiralleiter Fig. 11 genäherter
Magnetstab M die in demselben ruhenden magnetischen und
elektrischen Elemente aufregen und in eine seiner Polarität entsprechende Bewegung
versetzen muß. Daß also der genäherte Nordpol (-) einen positiv von a nach b
gerichteten Strom, der
Südpol (+) dagegen einen negativen, von b nach a laufenden elektrischen Strom erzeugt, und daß ein
rascher Polwechsel des Magnets in dem Kreisschluß des Leiters ein heftiges
Hin- und Herwogen der Elektricität bewirken, diese Wirkung auch sehr
verstärkt werden muß, wenn ein mit freiem Magnetismus reichlich geladener Eisenstab
im Innern der Spirale liegt.
6) Daß die elektrische Spiralumwallung a
b der einfachen Leiter Fig. 11 und 12 in die noch
ruhende Elektricität eines andern, ihnen parallel genäherten und geschlossenen
Leiters schraubenartig eingreifen und in demselben ebenso einen momentan
entgegengesetzten Strom erzeugen muß, wie eine um ihre Achse gedrehte festliegende
und in ihre bewegliche Mutter eingreifende Schraube dieselbe sich entgegenschraubt.
Daß aber bei dem Nachlassen ober Aufhören dieser Einwirkung die local verdrängten
und comprimirten elektrischen Elemente in gleicher Richtung mit dem störenden Strom
zurückkehren müssen. Hierdurch möchten wohl sämmtliche Inductionserscheinungen eine
naturgemäße Erklärung finden u. f. w.
Diese wenigen Beispiele werden einstweilen genügen, um diese kleine instructive
Vorrichtung Fig.
11 und 12, namentlich für den Unterricht zu empfehlenDas zu diesen Demonstrationen gewöhnlich gebrauchte Ampère'sche Männchen, welches, bald auf den Füßen oder auf dem
Kopf stehend, bald auf dem Rücken oder dem Bauche liegend gedacht werden
muß, verwirrt den Schüler und oft auch den Lehrer., da sie auch
alle andern hieher gehörigen Erscheinungen anschaulich und leichtfaßlich macht, z.
V. die Drehung eines zur Hälfte elektrisch durchströmten Magnetstabs um seine Achse
— die verschiedenen Drehungen eines Stromleiters um die Magnetpole —
die Bewegungen zwischen dem polaren Kreisschluß eines Hufeisenmagnets — den
sogenannten Diamagnetismus mehr oder minder elektrisch- oder
magnetischgeladener Substanzen — die Kreisung von Flüssigkeiten, des Lichtes
etc.
Die hier entwickelte Ansicht erleuchtet aber auch die zum Theil noch dunkleren
Erscheinungen der stagnirenden Elektricität isolirter und überladener Körper, z. B.
die Wirkung derselben durch die ihr nicht zugänglichen Isolatoren — die
sogenannte gebundene Elektricität etc. Die völlig consequente Erörterung dieses
Gegenstandes wird nachfolgen.
Der vorliegenden unvollkommenen Darstellung wird es wenigstens zur Empfehlung
gereichen, daß sie sich auf vorlängst bekannte Erfahrungen und sichere
Naturerscheinungen im Großen stützt, ohne künstlich ersonnene Kräfte zu Hülfe zu nehmen. Sie
bedarf auch einstweilen keiner neuen mathematischen Construction, da Ampère's Fundamentalgleichung, mit deren Ausbildung sich
seither so viele vorzügliche Talente beschäftigt haben, auch hier mit einigen
geringen Modificationen ihre Gültigkeit behält.
Indem ich nun diesen Gegenstand bessern Kräften zur Prüfung und Vollendung übergebe,
schließe ich mit den Worten unseres großen Meisters A. v, Humboldt:
„Wohl dem Experimentator, den abgeänderte Versuche von
einer Theorie zur andern hinführen, dessen Vermuthungen nicht zu früh eine
Gewißheit erlangen, die von der fernern Beobachtung
zurückscheucht.“