Titel: | Verfahren baumwollene und halbwollene Gewebe mit Orseille zu färben und zu bedrucken; patentirt für Thomas Lightfoot, Chemiker in Broad-Oak-within-Accrington, Lancashire, am 3. Januar 1850. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXV., S. 367 |
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LXXV.
Verfahren baumwollene und halbwollene Gewebe mit
Orseille zu färben und zu bedrucken; patentirt für Thomas Lightfoot, Chemiker in
Broad-Oak-within-Accrington, Lancashire, am 3. Januar 1850.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
1850, S. 93.
Lightfoot's Verfahren baumwollene Gewebe mit Orseille zu färben
etc.
Vorbereitung der baumwollenen oder einenen
Gewebe für das Drucken oder Färben.
Dieselben werden zuerst theilweise gebleicht; man läßt sie nämlich 6 bis 7 Stunden
lang in Wasser kochen, worin auf jedes Pfund des Gewebes 4 Loth krystallisirte Soda
aufgelöst sind, worauf man sie in fließendem Wasser auswascht und dann in
schwefelsäurehaltiges Wasser von 1° Baumé (= 1005 spec. Gew.) etwa eine
Stunde lang einweicht; sie werden dann wieder im Fluß gewaschen, hierauf noch einmal
wie vorher gelaugt und dann getrocknet, worauf man ihnen die für Türkischroth
gebräuchlichen Oelbäder gibt.
Man löst hiezu auf jedes Pfund Zeug 1 Loth Potasche in 1 Pfd. 18 Loth Wasser von
30° Reaumur auf, versetzt diese Auflösung mit 5 Loth Olivenöl und mischt gut;
mit diesem Oelbad werden die Zeuge in der Klotzmaschine getränkt, worauf man sie
zwei bis drei Stunden liegen läßt und dann in einer Trockenstube aufhängt, worin die
Temperatur im Verlauf von fünf bis sechs Stunden allmählich auf 48° Reaumur
gesteigert wird; in dieser Trockenstube läßt man die Zeuge bis zum nächsten Morgen,
wo man ihnen dann auf gleiche Weise ein zweites Oelbad, und wenn sie wieder aus der
Trockenstube kommen, ein drittes Oelbad wie das erste gibt.
Die vierte Operation besteht darin, daß man die Zeuge zwei bis drei Stunden lang in
Wasser von 35° Reaumur einweicht (1 Pfund 18 Loth Wasser auf 1 Pfd. Zeug),
worauf man sie wie bei der ersten Operation im geheizten Raum trocknet.
Die fünfte bis zwölfte Operation sind bloße Wiederholungen
der vierten.
Nach der zwölften Operation weicht man die Zeuge einen Tag und eine Nacht lang in
eine Auflösung von Potasche ein, welche aus 3 Loth Potasche und 5 Pfd. Wasser auf
jedes Pfund Zeug besteht. Diese Auflösung muß beim Eintauchen der Zeuge eine
Temperatur von 35° Reaumur haben.
Die Zeuge werden nun ausgewunden, zwei-bis dreimal durch fließendes Wasser
gezogen und dann im geheizten Raum getrocknet. Hierauf grundirt man sie mit
essigsaurer Thonerde und passirt dann in heißem Wasser (um den nicht befestigten
Mordant zu beseitigen).
Bereitung der Druckfarbe.
Man verdickt einen Aufguß von Orseille oder Persio (oder einen mit denselben
bereiteten Lack) mit arabischem Gummi; die mit der Farbe bedruckten Zeuge werden 45
Minuten lang gedämpft (die erforderliche Zeit hängt von den andern aufgedruckten
Dampffarben ab, denn zum Befestigen der Orseillefarben allein genügt eine kürzere
Zeit.
Hierauf werden die Zeuge gewaschen und dann zum Beleben
der Orseillefarbe (um das schöne Lilas hervorzubringen) durch eine alkalische
Flüssigkeit von 1° Baumé passirt; hiezu dient eine Auflösung von Thonerde in
Kali oder Natron, auch Kalkwasser, eine Auflösung von Potasche oder Soda,
arseniksaurem Alkali, oder eine Auflösung von Zinnoxyd in Aetznatron. — Wenn
aber außer der Orseillefarbe noch. andere Dampffarben aufgedruckt worden sind,
welche durch solche alkalische Flüssigkeiten benachtheiligt würden, so unterläßt man
jene Passage und überdruckt dagegen die Stellen, welche die Orseillefarben
einnehmen, mit einer verdickten Auflösung von Thonerde in Aetznatron. Denselben
Zweck erreicht man (ohne alkalische Passage) auch, wenn man die Orseillefarbe schon
vor dem Aufdrucken mit Bittererde (Magnesia)
vermischt; man nimmt beiläufig 1½ Pfd. frisch bereitete (abgetropfte)
kohlensaure Bittererde oder 24 Loth gebrannte Bittererde auf 10 Pfd.
Druckfarbe.Das Vermischen der Orseille-Druckfarbe mit Bittererde, um die
alkalische Passage zu umgehen, ist besonders bei seidenen und wollenen
Zeugen Vortheilhaft.
Vorbereiten und Bedrucken der halbwollenen
Gewebe.
Die aus Baumwolle und Wolle gemischten Gewebe werden eben so wie die rein
baumwollenen mit Oelbeizen vorbereitet und gerade so mit Orseille-Dampffarbe
bedruckt.Der Zweck des Patentträgers ist offenbar, Broquette's Vorbereitung (Animalifirung) der baumwollenen Kette
halbwollener Gewebe mittelst Eiweißstoffs, Caseins oder Blutfibrins, durch
die leichtere und wohlfeilere Behandlung (der baumwollenen Kette oder des
fertigen halbwollenen Gewebes) mit den Oelbeizen für Türkischroth zu
ersetzen, wodurch dasselbe Resultat erzielt wird, jedoch nur für glatte
Böden und solche Muster welche keine weißen
Stellen enthalten.A. d. R.
Färben der mit Oelbeize vorbereiteten
baumwollenen oder halbwollenen Gewebe.
Die geölten baumwollenen oder halbwollenen Gewebe werden mit Orseille gerade so
gefärbt wie bisher die seidenen nnd wollenen Zeuge, mit dem Unterschied, daß man in
die Flotte eine Auflösung von Thonerde in Aetznatron bringt; man verwendet 4 Loth
Thonerdenatron von 17° Baumé auf 1 Pfd. Persio von gewöhnlicher Güte. Das
Thonerdenatron kann man auch durch eine Auflösung von Zinnoxyd in Aetznatron
ersetzen.