Titel: Ueber einen Rettungsapparat für Feuersbrünste, welcher von Hrn. Vincent in Rixheim erfunden wurde; Bericht von Heinr. Thierry.
Fundstelle: Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXIX., S. 405
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LXXIX. Ueber einen Rettungsapparat für Feuersbrünste, welcher von Hrn. Vincent in Rixheim erfunden wurde; Bericht von Heinr. Thierry. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Nr. 107. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Thierry, über Vincent's Rettungsapparat für Feuersbrünste. Die Rettungsmannschaft ist gewöhnlich bei Feuersbrünsten mit einem leichten Stricke, dem sogenannten Rettungsstricke, versehen, an dessen beiden Enden entweder eiserne Haken, oder auch oft bloß ein einfaches Querholz befestigt ist. Mit diesem Stricke kann man sich von einem brennenden Gebäude noch herablassen, wenn jeder andere Ausweg unmöglich geworden ist. Für Turner oder überhaupt Leute welche an gymnastische Uebungen gewöhnt sind, kann dieser einfache Strick hinreichend seyn; für weniger gewandte Leute dagegen, welche nur selten beim Rettungsgeschäft mitwirken, bietet derselbe im Falle der Gefahr wenig Sicherheit. Hr. Vincent leistete letzteren Leuten, welche bloß im Falle der Noth ihren Mitbürgern beistehen, einen wesentlichen Dienst durch die Erfindung eines einfachen Sicherheitsapparats, welcher leicht zu handhaben ist, und mittelst dessen jeder muthige Mann, welcher in den Armen die nöthige Kraft hat, sich von irgend einer Höhe ohne Gefahr herablassen kann. Seine Erfindung besteht in einem hohlen metallenen Ringe, der nicht geschlossen, sondern so gebogen ist, daß sein eines Ende sich der Mitte des Ringes nähert, und durch welchen der Strick geht, an dem man sich herablassen will. Dieser Ring ist so weit, daß man leicht mit der Hand durchgreifen und sich an denselben hängen kann. Die Reibung des Strickes bei seinem Durchgange durch die Krümmungen des Ringes verursacht allein schon, daß ein an den Ring angehängtes Gewicht nicht mit voller Geschwindigkeit sinkt. Um diese Geschwindigkeit nach Belieben reguliren, oder sich sogar auf irgend einer Höhe schwebend erhalten zu können, erfaßt man mit der einen Hand das Strickende, welches aus der untern Mündung des Ringes hervortritt, und je nachdem man diesen Strick mit der Hand mehr oder weniger anzieht, läßt man sich auch langsamer oder schneller hinab. Hieraus folgt, daß es, um sich des Apparates zu bedienen, hinreicht das Ende des Strickes an irgend einen festen Punkt einzuhängen oder zu befestigen, mit der einen Hand den Ring zu erfassen, und mit demselben an dem Stricke hinabzurutschen, während man durch die andere Hand den unteren frei hängenden Theil des Strickes gleiten läßt, und durch Anziehen oder Nachlassen desselben die Geschwindigkeit regulirt. Die Anordnung des Ringes ist so, daß auch bei sehr raschem Hinabrutschen die aus der Reibung entstehende Erhitzung nicht zu fürchten ist, selbst dann nicht, wenn sich zwei Personen zu gleicher Zeit hinablassen würden. Der größeren Sicherheit wegen fügte Hr. Vincent dem ursprünglichen Apparate noch einiges Zubehör bei, dessen Zweck und Gebrauchsweise aus den Abbildungen erhellt. Fig. 11 Vorderansicht des Rettungsringes; Fig. 12 Seitenansicht desselben; Fig. 13Durchschnitt nach der Linie ab in Fig. 11 und 12 Fig. 14 und 15 zeigen den Hülfssteigbügel, welcher den Zweck hat das Halten des Ringes zu erleichtern, weil sonst das ganze Gewicht des Körpers an der einen Hand hinge. Dieser Steigbügel, welcher an den Ring angehängt wird, bildet einen festen Stützpunkt für einen Fuß, und vertheilt so das Gewicht des Körpers auf Fuß und Hand. Fig. 16 und 17 zeigen das Sicherheits-Armband für die Hand, mit welcher man sich an den Ring anhängt. Dieses Armband schnallt man um das Handgelenke, und da es einen Haken hat, so kann man es an den Ring anhängen, so daß, wenn die Hand nicht mehr Kraft genug haben sollte den Ring zu halten, doch noch der Arm angehängt bliebe. Fig. 18 zeigt die doppelte Klammer von Schmiedeisen, welche man in eine Mauer, ein Riegel- oder sonstiges Quergebälke einschlagen kann, im Falle man keinen Körper finden würde, der fest genug wäre um das Ende des Strickes mit aller Sicherheit daran hängen zu können. Fig. 19 zeigt, wie man sich des Apparates bedient, wenn man sich selbst hinablassen will. Fig. 20 stellt den Fall dar, wo ein Turner oder Retter sich seines Apparates bedient, um eine andere Person hinabzulassen. Mit einer Hand hält er den Ring, während er sich selbst mit der Brust an eine Mauer oder Fensterbrüstung stemmt, und mit der andern Hand läßt er den Strick beliebig nachrutschen. Alle diese Anordnungen erfüllen vereint vollkommen den Zweck, welchen sich Hr. Vincent vorsetzte, was durch vielseitige Versuche nachgewiesen ist. Ueberdieß kann der höchst einfache und leicht zu handhabende Apparat von Jedermann ohne große Kosten angeschafft werden.

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