Titel: | Maschine zum Besteigen der freistehenden Schornsteine chemischer etc. Fabriken. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXX., S. 406 |
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LXXX.
Maschine zum Besteigen der freistehenden
Schornsteine chemischer etc. Fabriken.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1850, S.
275.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Maschine zum Besteigen der freistehenden Schornsteine chemischer
etc. Fabriken.
Das Besteigen der gebräuchlichen freistehenden Schornsteine chemischer und anderer
Fabriken behufs ihrer Untersuchung und Reparatur, war bisher ein ziemlich gewagtes
Unternehmen. Die ungeheure Höhe mancher neueren Kamine, z. B. desjenigen der
chemischen Fabrik St. Rollor in Glasgow, der Edinburgher Gasanstalt etc. veranlaßte
die Construction von Steig- oder Kletterapparaten; der im Nachfolgenden
beschriebene wurde von den Ingenieuren Yule und Wilkie zu Glasgow ausgeführt und hat sich hinreichend
bewährt.
Fig. 26 und
27 sind
zwei AnsichtenMaaßstab: ein halber Zoll = 1 Fuß. des Apparates wie er an dem
viereckigen Schornsteine der HHrn. Yule und Wilkie hängt; er besteht bloß aus zwei übersetzten
Haspeln, die auf hölzernen Rahmen befestigt sind, zwei Reibungswalzen und eine
besondere Spannvorrichtung haben. Die zwei auf den einander gegenüberliegenden Seiten des
Kamines befindlichen Hälften des Apparats sind einander ganz gleich.
A, A ist der hölzerne Rahmen, welcher eine Platform B trägt, die auf beiden Seiten mit einem Geländer
versehen ist, und auf welche sich der Steiger stellt. Will man einen Schornstein
ersteigen, so legt man an zwei einander gegenüberliegende Seiten unten am
Schornsteine die zwei Rahmen an, wie aus Fig. 26 zu ersehen ist.
Die nöthige Adhäsion an der Schornsteinmauer wird durch die Gewichte C, C hervorgebracht, welche mit ihren Seiltrommeln an
die vorstehenden Enden des horizontalen Querholzes D
befestigt sind. Diese Gewichte hängen an Seilen, welche um die zwölfzölligen
Trommeln E, E geschlungen sind. Letztere sind auf
derselben Achse fest, auf welcher sich die vierzölligen Trommeln F, F befinden, die die Enden des Seiles G, G aufnehmen. Dieses Seil geht über die Rollen H, H, welche zusammen eine Art Flaschenzug bilden, so
daß die im vorliegenden Falle 56 Pfd. schweren Gewichte C,
C den oberen Theil der Rahmen gegen einander ziehen. Die unteren
Rahmenenden legen sich mit den hölzernen Walzen I, I an
den Schornstein an, während die oberen hölzernen Walzen K,
K stark gegen die Mauerfläche gedrückt werden, um eine solche Adhäsion zu
erzielen, daß die Maschine auf jeder Höhe hängen bleibt.
Die Operation des Ersteigens geschieht durch zwei Männer, von denen der eine auf der
einen, der andere auf der andern Platform steht, und welche durch die Kurbeln L, L die beiden Rahmen gleichzeitig auf- oder
abwärts bewegen. Die Kurbeln sind auf der Achse einer endlosen Schraube fest, die in
ein Rad auf der Querachse M eingreift, auf deren Ende
ein Getriebe N aufgesteckt ist, welches das Rad O treibt. Letzteres Rad ist auf das eine Ende der oberen
Querachse aufgekeilt, deren anderes Ende mit einem Getriebe P versehen ist, das in ein Rad eingreift, welches auf der Achse K der hölzernen Reibungswalzen steckt. Durch das Drehen
dieser Walzen hebt oder senkt sich die ganze Maschine an dem Schornsteine. Da die
Maschine durch die endlose Schraube bewegt wird, so ist kein Sperrrad mit
Sperrklinke nothwendig, und dieselbe kann sich nur dann bewegen, wenn die Kurbel
gedreht wird. Geht die Maschine in die Höhe, so wickelt sich stets etwas von dem
Seil an den großen Trommeln ab, weßhalb die
Reibungswalzen beständig gleich stark an die Kaminoberfläche gedrückt werden, wenn
auch der Kamin nach oben zu schlanker wird.
Die neue Maschine ist für jede Kaminform anwendbar; für einen achtseitigen kann sie
gerade so benutzt werden, wie sie für einen vierseitigen paßt. Für einen runden
Schornstein braucht man die Reibungswalze nur etwas auszukehlen. Ueberhaupt kann mit
dem beschriebenen Apparate jeder säulenförmige Bau erstiegen werden.