Titel: | Ueber Kesseleinmauerung zu besonderen chemischen Operationen; von J. G. Gentele, Chemiker und Fabrikant in Stockholm. |
Autor: | Johan G. Gentele [GND] |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXXII., S. 412 |
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LXXXII.
Ueber Kesseleinmauerung zu besonderen chemischen
Operationen; von J. G.
Gentele, Chemiker und Fabrikant in Stockholm.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Gentele, über Kesseleinmauerung zu besonderen chemischen
Operationen.
Zum Auflösen fester Körper mittelst heißen Wassers benutzt man — wenn die
Operation nicht continuirlich geschieht und also ein Dampfapparat unvortheilhaft
wäre — gewöhnlich Kessel von der bekannten Halbkugelform, und zwar wo es
angeht gußeiserne. Wenn nun der feste Körper sich gerne in dem Kessel absetzt, oder
wenn ein unlöslicher Theil in demselben zurückbleibt, so entsteht leicht eine
Kruste, welche dem Kessel gefährlich ist, während ein beständiges Umrühren in den
Kesseln Arbeitskosten verursacht und dennoch von den Arbeitern oft versäumt wird.
Bei manchen Operationen, z. B. beim Auflösen der Schmelzen des Blutlaugensalzes, ist
dieses Ansetzen so gefährlich, daß häufig Kessel zerspringen.
Dieser Umstand veranlaßte mich vor vier Jahren bei Anlage einer
Blutlaugensalz-Fabrik meine Kessel auf eine andere Art einzumauern; meine Abänderung
gewährte so bedeutende Bequemlichkeiten und Vortheile, daß ich dieselbe auf die
Feuerung aller Kessel ausdehnte, in welchen ein fester Körper zum Auflösen oder
Auskochen behandelt werden muß. Die neue Kesseleinmauerung zeigt Fig. 21 im Grundriß, Fig. 22 im
Aufriß im Durchschnitte und Fig. 23 in der vorderen
Ansicht im Aufriß. Die Einmauerung kann mit oder ohne Rost geschehen.
Man legt an die Stelle wo der Kessel zu stehen kommen soll, einen viereckigen Plan
auf a′a′,a a
Fig. 21,
bestehend aus einem Viereck a′ b, a′ b, dessen Seiten gleich sind dem obern Durchmesser des
Kessels plus der Breite des Zuges zweimal genommen, und
plus dem doppelten Maaße der Ziegelsteine, welche
den Zug einschließen sollen. Man verlängert a′
b bis a an jeder Seite
mit der Breite der Rostfläche c
plus der dreifachen Breite eines Ziegelsteins c d, oder der zweifachen, wenn zwei Feuerräume von zwei
Kesseln zusammenstoßen. Gegenüber der Rostfläche legt man den Grund zum Schornstein
c; wenn zwei Kessel neben einander zu stehen kommen,
legt man ihn hinter der Seitenwand oder Zwischenwand beider Feuerstellen an; bei
vier Kesseln kommt er in die Mitte zu stehen. Soll ein Rost angewendet werden, so
legt man ihn vorher auf ein Aschenloch an, welches man am bequemsten in der Erde
anbringt, wenn nicht der Kessel wegen anderer Rücksichten höher stehen soll.
Auf dieser Ebene placirt man den Kessel A in die Mitte
des Viereckes a′ b,
a′ b und mauert
dessen Boden ein bis die Wände steiler werden, wozu gewöhnlich zwei Steine nöthig
sind; dadurch wird er unbeweglich und bedarf durchaus keiner weiteren Sicherstellung
mehr. Die Mauerung wodurch der Kessel umgeben wird, führt man über die ganze Fläche
a′b aus, während
innerhalb b a der Feuerraum, aufgeführt wird. Hierauf
legt man vom Kessel eine Steinbreite, oder mehr je nach dessen Größe, und
zusammenhängend mit dem Feuerraum, die Züge e, e, e, e
an, welche mit dem Schornstein communiciren, mauert sie senkrecht auf und schließt
sie oben mit zwei Steinen f, wovon der letzte mit dem
Kesselrande eine horizontale Ebene bildet.
Der Feuerraum bekommt vorn ein gußeisernes Ofengestell mit Thür; er wird durch ein
Ziegelsteingewölbe aus freier Hand zugewölbt. Das Gewölbe wird ein vierseitiges,
dessen Mittelpunkt sich an derjenigen Seite des Kessels befindet, welche c d gegenüber liegt, d. h. Ofengestell und hintere Wand
g sind Füße des Gewölbes, so wie c d; die Gewölbseite von c d
stößt direct gegen den Kessel und ist niedriger angefangen.
Um die Züge e, e, e von hineinfliegender Asche reinigen
zu können, bringt man an ihrem Boden die drei Oeffnungen h,
h, h an, welche mit losen Steinen verschlossen werden. Das Feuer welches
auf dem Roste brennt, nimmt seinen Weg rund um den Kessel durch e, e, e in den Schornstein, wie die Pfeile zeigen; an
dem Kessel sind nun hauptsächlich die Seiten Heizflächen,
und was man in dieser Beziehung am Boden verliert, gewinnt man an den Seiten, da
diese nicht, wie es sonst häufig der Fall ist, durch Tragmauern theilweise verdeckt
sind.
In diesen Oefen brennt das Feuer vortrefflich; der Zug ist sehr lebhaft und die
Flüssigkeit kommt rasch zum Kochen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man feste
Körper, welche sich theilweise absetzen und gern ansetzen, in diesen Kesseln Stunden
lang kochen kann, ohne daß sich zum Ansetzen Neigung zeigt, wenn man auch nicht
umrührt.
Von den so eingemauerten Kesseln (ich hatte in einer Fabrik vierzehn Stücke täglich
im Gebrauche) sprang mir im Verlauf von anderthalb Jahren nicht ein einziger, und
man war des lästigen und beständigen Umrührens überhoben. Ein besonderer Vortheil
zeigte sich aber, wenn man beabsichtigte die Lösungen vom Bodensatze sich klären zu
lassen; dieß geschieht hier viel rascher und der Niederschlag setzt sich tiefer ab,
weil nach dem Abbrennen des Feuers von unten aus keine Wärme mehr zuströmt, welche
das Aufsteigen der Flüssigkeit veranlaßt und so das Absetzen des Niederschlags
verlangsamt.
Auch bei anderen Operationen hat sich die Zweckmäßigkeit dieser Kessel bewährt; wenn
man nämlich Salzlaugen einzudampfen hat, dieß (der Reinlichkeit wegen) nicht mit
überschlagendem Reverberirfeuer thun kann und das niederfallende Salz
herausgeschafft werden muß, so erfolgt bei den gewöhnlichen gußeisernen Kesseln ein
Ansetzen von Kruste, die unvermeidlich wird, wenn das niederfallende Salz größere
Quantitäten beträgt, so daß häufig die Kessel zerspringen; jedenfalls hat man sich
am Ende noch mit vorsichtigem Aushauen der Kruste zu beschäftigen. Dampft man eine
solche Lösung in einem nach meiner Methode eingemauerten Kessel ein, so fällt das
Salz nieder, ohne auch nur eine Neigung zum Festsitzen zu zeigen; es setzt sich
ziemlich fest ab, weil es von unten nicht bewegt wird, und kann aus der Flüssigkeit
zum Abtropfen wie gewöhnlich ausgeschöpft werden; nach beendigter Operation ist der
Kessel ohne allen sesten Ansatz.
Schließlich will ich noch einen Fall erzählen, wo mir die Anwendung dieses
Kesselsystems mißglückte. In den schwedischen Alaunwerken benutzt man nämlich, wie
in manchen andern des Continents, die bekannten Bleipfannen, welche aber wegen des
starken Niederschlags von Vitriolschlamm und Gyps schnell verkrustet werden. Ich
versuchte eine solche Bleipfanne von der Seite zu heizen; der Versuch mißlang aber
dadurch, daß sich schnell eine Gypskruste an den Seiten ansetzte und das Blei
schmolz, so daß nur die dünne Gypskruste dem Ausrinnen der Pfanne widerstand. Bleierne Pfannen gestatten also keine derartige directe
Heizung, weil sie trotz der Berührung mit der Flüssigkeit schnell überhitzt werden
und schmelzen.