Titel: | Blair's pneumatischer Gasexhaustor. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXXIV., S. 419 |
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LXXXIV.
Blair's pneumatischer Gasexhaustor.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, April 1850, S.
10.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Blair's pneumatischer Gasexhaustor.
In den Gaswerken zu Johnston befindet sich ein sinnreich ausgedachter Gasexhaustor,
welcher auf eine neue Weise, nämlich bloß durch den Zug eines Schornsteins ohne
weitere Beihülfe einer mechanischen Kraft in Thätigkeit gesetzt wird. Der Apparat
sieht einem kleinen doppelten Gasometer ähnlich, und die Sauggefäße werden
abwechslungsweise durch ein Wechsel- oder Wenderad auf und abwärts bewegt,
welches mit einem Luftrade oder einer Luftturbine in Verbindung steht. Fig. 9 ist ein
verticaler Längendurchschnitt des Exhaustors, und Fig. 10 ein eben solcher
QuerdurchschnittMaaßstab: dreiachtels Zoll = 1 Fuß., dessen Ebene senkrecht zur
ersten steht. A, B stnd die zwei Sauggefäße, welche in
die Wasserkammern C, C tauchen, und durch oben
angebrachte Führungsstangen D bei ihrer Bewegung
vertical geleitet werden. E und F sind zwei Gaszuleitungsröhren, welche durch die horizontale Röhre G mit der von den Retorten ausgehenden Gasleitung in
Verbindung stehen. Die Bewegung des einströmenden Gases ist durch die aufwärts
gerichteten Pfeile angegeben. In den Sauggefäßen befinden sich nicht bloß die
Zuführungsröhren E und F
sondern auch zwei Austrittsröhren, welche hinter jenen liegen und von denen eine bei
H, Fig. 10, zu sehen ist.
Jede der Einlaßröhren ist oben mit einem Ventil I I
versehen, welches durch einen Gewichtshebel im Gleichgewicht gehalten wird und sich
nach oben öffnet, während die Austrittsröhren ähnliche Ventile haben, die sich aber
abwärts öffnen, so daß beim Aufsteigen der Exhaustoren die Eintrittsröhren das Gas
einströmen lassen, wie dieß bei I, Fig. 9, zu sehen ist. Das
correspondirende Austrittsventil ist, so lange der Exhaustor steigt, geschlossen. Beim Abwärtsgehen
desselben tritt der entgegengesetzte Fall ein, indem die Zutrittsöffnung
verschlossen, dagegen die Ausflußöffnung frei wird, wie dieß bei H, Fig. 10, sichtbar
ist.
Bei allen früheren Exhaustoren war eine bedeutende mechanische Kraft erforderlich um
den Apparat in Thätigkeit zu setzen; im gegenwärtigen Falle aber wird die nöthige
Kraft von einer Luftturbine K erhalten, welche
horizontal in einen Zugcanal eingesetzt ist, der die äußere Luft dem ringförmigen
Raume des Schornsteins der Gasfabrik zuführt. Die obere Seite dieser Luftturbine ist
dem Druck der Atmosphäre ausgesetzt, und die Verdünnung der Luftsäule in dem Raume
zwischen dem äußeren und inneren Kamine verursacht daher ein rasches Nachströmen
kalter Luft, welche durch die mittlere Oeffnung der Turbine in den Zugcanal gelangt.
Die Peripherie der Turbine paßt genau in die kreisförmige Oeffnung, so daß die Luft
nur durch die Turbine hindurch in den Zugcanal kommen kann. Sie tritt bei Oeffnungen
an der Peripherie aus, und setzt so in Folge von Reaction das Rad in Bewegung. Diese
Bewegung wird durch ein Paar conische Räder der kurzen horizontalen Achse L mitgetheilt, die mit einem Getriebe versehen ist,
welches in ein Rad auf der Achse M eingreift. Diese
Achse trägt noch ein zweites Rad N, welches mit dem
Wechselrade O im Eingriff ist. Letzteres versetzt durch
die Zahnstangen P die beiden Exhaustoren in abwechselnd
geradlinige Bewegung. Bei drei Doppelhuben in der Minute gehen 1000 bis 1200
Kubikfuß Gas stündlich durch die Exhaustoren und über dieses Quantum erstreckt sich
auch die Production der Gasanstalt nicht.
Als wir die Gasanstalt besuchten, arbeitete die Maschine vollkommen regelmäßig und
sehr geräuschlos, und Hr. Blair, der Director der
Anstalt, versicherte uns, daß sie dieß seit November 1848 ununterbrochen thue. Die
hier angewandte Methode um den Exhaustor in Bewegung zu setzen, ist jedoch nicht
allgemein anwendbar, denn wenn das Gas durch eine bedeutende Wassertiefe gedrückt
werden muß, kann der Luftzug allein nicht Kraft genug liefern; beträgt aber die Höhe
der Wassersäule in den Reinigungsapparaten nicht mehr als 5 bis 6 Zoll, so läßt sich
die beschriebene Anordnung ganz gut anwenden.