Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Wahl der Schienenform für die königl. preußische
Ostbahn.
Die über größere Schienenbestellungen für den lebhaft fortschreitenden Bau der
Ostbahn gegenwärtig zu treffende Entscheidung hat den Minister für Handel, Gewerbe
und öffentliche Arbeiten veranlaßt, der wichtigen Frage über die zweckmäßigste Form
der Bahnschienen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Während von Seiten der
kgl. Direction der Ostbahn sogenannte breitbasige Eisenbahnschienen in Vorschlag
gebracht waren, welche mit ihrem breiten Fuße unmittelbar auf den in der Kiesbettung
liegenden Holzschwellen (hier Querschwellen) in etwa dreifüßigen Entfernungen
voneinander aufruhen und auf denselben mittelst größerer Nägel mit Hakenköpfen
(Hakennägel) befestigt werden, wurden von anderen Seiten sogenannte Stuhlschienen
mit schmalem Fuß vorzugsweise empfohlen, welche in gußeiserne, mittelst Schrauben
oder Nägel auf den Schwellen befestigte Stühlchen eingelegt und durch Keile in ihrer
Lage gehalten werden.
Der Minister hat behufs gründlicher Erörterung dieser Frage sowohl Gutachten von den
erfahrensten Technikern des preußischen Staates, wie Aeußerungen von administrativen
Eisenbahn-Commissarien eingefordert. Es sind in Folge dessen im Ganzen
vierzehn Berichte eingegangen, von denen neun sich überwiegend für die Wahl von
breitbafigen, drei entschieden für die Wahl von Stuhlschienen aussprechen, während
zwei den Gegenstand erörtern, ohne sich für eine bestimmte Wahl zu entscheiden.
Die wesentlichsten Gesichtspunkte, aus denen die Angelegenheit in diesen
verschiedenen Berichten für und wider betrachtet worden ist, lassen sich in
Folgendem zusammenfassen:
Es scheint unbestritten, daß mit beiden Schienenformen bei sonst zweckmäßiger
Gestaltung derselben ein tüchtiger Eisenbahn-Oberbau herzustellen ist. Fragt
man nun, bei welcher Form die Beschaffung eines gleich
kräftigen Oberbaues geringeren Kostenaufwand erfordere,
so ist diese Frage zwar von mehreren Seiten zu Gunsten der breitbasigen Schienen
beantwortet worden, die Differenz erscheint hier aber so gering und ist so abhängig
von den verschiedenen Modificationen, welche den Details der Construction gegeben
werden, daß sie für die Entscheidung über die Schienenform nicht maaßgebend erachtet
werden kann.
Die breitbasigen Schienen erfordern wegen des breiten Fußes zu gleicher
Tragfähigkeit, d. h. um den übergehenden Lasten einen gleichen Widerstand gegen
Einbiegung entgegenzusetzen, ein etwas größeres Eisengewicht als die Stuhlschienen,
wogegen die zur Befestigung der letzteren erforderlichen Stühle bei den ersteren
erspart werden. Hiebei stellt sich aber heraus, daß es in dieser Beziehung immer
noch an ausreichenden Versuchen, die Tragfähigkeit beider Schienenformen genau in
Vergleichung zu stellen, fehlt, und daß eine aus den vorhandenen Erfahrungen und
Berechnungen abgeleitete Annahme, wonach bei sonst zweckmäßigem Profil eine
breitbasige Schiene von 21 Pfund Gewicht auf den laufenden Fuß etwa dieselbe
Tragfähigkeit haben dürfte, als eine Stuhlschiene mit 19 Pfund, eine genauere
Feststellung noch dringend wünschen läßt. Es ist daher beschlossen, directe Versuche
über dieses Verhältniß demnächst noch vornehmen zu lassen.
Die breitbasigen Schienen werden bei der Fabrication im Verhältniß zu ihrem Gewichte
etwas theurer als die Stuhlschienen, einerseits weil es einer sorgfältigeren
Behandlung des Eisens im Feuer und vor der Walze bedarf, andererseits weil ein
besseres Eisen, also kostspieligeers Material erforderlich ist, um namentlich die
breiten Füße fehlerfrei darzustellen. Die Preisdifferenz dürfte unter den
gegenwärtigen Verhältnissen 1 bis 1⅔ Thlr. auf 1000 Pfund betragen. Dabei
scheint aber die sorgfältigere Behandlung und das bessere Eisen in Bezug auf Dauer
und Sicherheit gegen Bruch, den Werth der ganzen Schiene zu erhöhen, und es wird
deßhalb als ein Vortheil der breitbasigen Schienen geltend gemacht, daß die
Fabrikanten bei ihrer Anfertigung gezwungen sind ein vollkommeneres Fabrikat zu
liefern.
Von sehr erheblichem Einfluß auf die Güte des Oberbaues ist die Construction, welche
zur Verbindung der Schienenenden angewendet wird; sie kommt auch in Bezug auf Kosten
nicht unwesentlich in Betracht. Von diesen Schienenverbindungen scheint vornehmlich
alles das abhängig, was in Bezug auf sanfte Bewegung und Schonung der Fahrzeuge und
auf Vermeidnng von fühlbaren Stößen zu Gunsten der einen oder anderen Schienenform
angeführt worden ist. Sehr getheilt sind die Ansichten darüber, wie sich durch
vervollkommnete gußeiserne Stühle mit verbesserten Keilen, durch schmiedeiserne
Krempplatten oder vorzugsweise durch schmiedeiserne Backen und Schrauben etc. das
gewünschte Ziel einer vollkommenen Verbindung der Schienen annähernd am besten
erreichen läßt; die vollkommeneren Endverbindungen erscheinen aber bei beiden
Schienenformen ziemlich gleich theuer und eine entschiedene Bevorzugung der einen
oder anderen Form dürfte für jetzt dadurch nicht begründet werden können.
Wenn ferner das unmittelbare Aufliegen der gewalzten Eisenbahnschiene auf dem Holz
der Schwellen und die größere Ausdehnung des Auflagers, das sie dabei finden, in
Bezug auf sanfte Bewegung der Fahrzeuge und vollkommenere Unterstützung der Schiene
zu Gunsten der breitbasigen Schienenform geltend gemacht wird, so weisen die Gegner
darauf hin, wie durch das Werfen und Verziehen der Holzschwellen und die
Vergänglichkeit des Splintes an deren Kanten, diese Vorzüge oft in Nachtheile
verwandelt werden möchten.
Nicht minder verschieden stellen sich die Ansichten über die Größe des Nachtheils
heraus, den die Gegner der breitbasigen Schienen für die letzteren daraus ableiten,
daß oftmals
Schwellen und namentlich die stärkeren, theuren Schwellen unfern den Schienenstößen,
durch das Eintreiben der zahlreichen Hakennägel aufgespalten und zeitigem Verderben
preisgegeben werden. Wenn hieraus und aus der angeblich beschwerlicheren Regulirung
des Bahngestänges mit breitbasigen Schienen unter Anführung vergleichender
Erfahrungen auf kostspieligere Unterhaltung des Oberbaues mit breitbasigen Schienen
geschlossen werden soll, so kann für solchen Schluß in den bekannt gewordenen
Kosten, welche auf den verschieden construirten Bahnen für die Bahnverwaltung
aufgewendet worden sind, doch keine Begründung gefunden werden, auch stehen
demselben andere vergleichende Erfahrungen direct entgegen.
Ebensowenig maaßgebend für eine Entscheidung kann auch der bei den breitbafigen
Schienen sich allerdings ergebende Nebenvortheil erachtet werden, daß solche für
Anfertigung von Ausweichungen und manchen anderen beim Eisenbahnbau vorkommenden
Constructionen vorzugsweise anwendbar und bequem erscheinen.
Nicht in Abrede zu stellen ist dagegen zu Gunsten der Stuhlschienen der Vortheil, daß
die Schienen um etwas, nämlich um die Stärke der Sohlplatten der Stühle höher zu
liegen kommen als die breitbasigen Schienen, wobei eine Ueberdeckung und Belastung
der Holzschwellen mit Kies besser herzustellen ist und zugleich die vortheilhafte
Entwässerung des Bahnplanums erleichtert wird. Ebenso unbestritten erscheint
andererseits zu Gunsten der breitbasigen Schienen die größere Sicherheit, welche
eben durch das Wegfallen der gußeisernen Stühle bedingt wird. Wenn gleich die
Vertheidiger der Stuhlschienen anführen, wie bei gut geformten Stühlen von
tauglichem Material Brüche in den Stühlen nur selten vorkommen, und selbst wenn sie
einzeln eintreten, meist ungefährlich bleiben, so beweisen doch zahlreich
vorliegende Erfahrungen, daß in solchen Fällen, wo durch irgend einen Unfall
Fahrzeuge aus dem Geleise sprangen, stets die Stühle in großer
Zahl zerschlagen zu werden pflegten und die Zerstörung der betreffenden
Strecke der Schienenbahn, sowie die Gefährdung der nachfolgenden Fahrzeuge die
unmittelbaren Folgen davon gewesen sind, während bei breitbasigen Schienen
dergleichen Unfälle mehrfach ohne irgend erhebliche nachtheilige Folgen geblieben
sind, weil die aus dem Geleise gekommenen Fahrzeuge oder Räderpaare die nur mit
Hakennägeln befestigte, unmittelbax auf den Schwellen liegende Schienenbahn nicht zu
zerstören vermochten. Nicht ohne Grund wird hiebei darauf hingewiesen, daß in einem
nördlichen Klima, wo strenge Winterkälte die Sprödigkeit des Gußeisens nachtheilig erhöht, die Anwendung von gußeisernen Stühlen um so
mehr Bedenken erregen dürfte.
Wenn nun also auch die Engländer, bei denen gute Eisenbahn-Holzschwellen
verhältnißmäßig theuer und schwierig zu beschaffen, Gußeisen wie Walzeisen dagegen
sehr billig, die wohlfeileren Sorten des letzteren
aber für die Fabrication breitbasiger Schienen minder geeignet sind, es vortheilhaft
finden, vorzugsweise Stuhlschienen in Anwendung zu bringen, und wenn die Franzosen
und Belgier diesem Beispiele gefolgt sind, so liegt bei uns doch mindestens keine Veranlassung vor, die Anwendung der
breitbasigen Schienen, die auf den preußischen Bahnen vorzugsweise heimisch geworden
sind, zu beschränken.
In Uebereinstimmung hiemit sind bei der kürzlich zu Berlin stattgefundenen
Versammlung deutscher Eisenbahn Techniker bei Erörterung dieser Frage Beschlüsse
gefaßt worden, welche die vorgeschlagene Bevorzugung der Stuhlschienen mit 20 gegen
13 Stimmen zurückweisen, nicht minder aber ebenfalls die entschiedene Bevorzugung
der breitbasigen Schienen mit 17 gegen 16 Stimmen ablehnen.
Unter diesen Umständen war auch keine Veranlassung vorhanden, die auf die Anwendung
von breitbasigen Schienen für die Ostbahn gerichteten
Vorschläge der den Bau leitenden Behörde zurückzuweisen, sondern der Minister für
Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat beschlossen, die vorgeschlagenen
breitbafigen Schienen zunächst noch auf der Strecke der Ostbahn vom Kreuzpunkte mit
der Stargard-Posener Bahn bei Driesen und Bromberg und Dirschau nach Danzig,
für welche Strecke die Schienen bald in Bestellung gegeben werden müssen, anwenden
zu lassen. Von dem Ausfall der angeordneten Versuche wird es demnächst abhängen, ob
auf der Strecke von Dirschau über Marienburg und Elbing nach Königsberg breitbasige
oder Stuhlschienen anzuwenden seyen. (Eisenbahn-Zeitung 1850, Nro. 17.)
Fortschritte im Bau von Locomotiven während der letzten zwei
Jahrzehnte.
Um eine Vorstellung von den Fortschritten im Maschinen-,vorzüglich im
Locomotiven-Bau zu bekommen, mag es nicht uninteressant seyn zu bemerken, daß
im Jahre 1829 von den Directoren der Liverpool-Manchester Eisenbahn ein Preis
von 500 Pfd. St. für eine Locomotive ausgesetzt war, welche im Stande seyn sollte
ihr dreifaches eigenes Gewicht, welches nicht über 6 Tonnen betragen durfte, mit
einer Geschwindigkeit von 10 engl. Meilen in der Stunde auf ebener Bahn zu ziehen.
Jetzt, im Jahre 1850, gibt es Locomotiven, welche über 23 Tonnen wiegen, und stark
genug sind, einige hundert Tonnen zu ziehen, wobei schon öfters eine Geschwindigkeit
von 75 engl. Meilen in der Stunde erreicht wurde. Die regelmäßige Tagarbeit einer
solchen neueren Locomotive bildet einen unglaublichen Contrast mit dem, was die
ersten Maschinen leisteten.
Neuer elektrischer Telegraph.
Ein Correspondent der amerikanischen Zeitschrift „The Farmer and Mechanic“ berichtet Folgendes über eine
Erfindung, welche sich unlängst ein Hr. Thomas in Norwich
(Verein. Staaten) patentiren ließ und die er Electric Thermic
Telegraph benennt. „Sie besteht im Anwenden der Wärme, anstatt
der Elektricität oder des Magnetismus, zum Aufzeichnen telegraphischer
Mittheilungen, und steht in der Brauchbarkeit dem System von Morse oder Bain in keiner
Hinsicht nach. Diese Erfindung wurde auf dem Patent-Amt in allen ihren
Theilen streng geprüft und ihre Originalität als unzweifelhaft anerkannt; ich
kann jetzt über sie bloß berichten, daß die Wärme benutzt wird um die Buchstaben
des Alphabets zu bilden und aufzuzeichnen, und daß diese Wärme durch die
Elektricität erzeugt wird, welche durch die Drähte des Telegraphen strömt.
Nachdem die Elektricität zu dem Auszeichnungs-Apparat gelangt ist, wird
sie an eine dünne Platinspitze geleitet, welche mit dem Papier in Berührung ist,
das augenblicklich heiß oder plötzlich kalt wird, je nachdem man die elektrische
Kette herstellt oder unterbricht; die Wärme welche dem Papier oder sonstigen
Material mitgetheilt wird, bringt auf demselben das Zeichen hervor. Man kann zum
Aufzeichnen gewöhnliches trockenes Papier anwenden; chemisch präparirtes ist
aber vorzuziehen. Auf diesem Wege wird in der Hauptsache dasselbe Resultat
erzielt wie durch Morse's oder Bain's Telegraph. Der neue Telegraph hat sich bei der Prüfung in allen
seinen Details als ein für die praktische Anwendung vollendeter Apparat
erwiesen."“ (London Journal of arts, Juni
1850, S. 353.)
Musivische Transparente.
So benennt der Architekt F. W. Roesing in Hamburg seine
Erfindung, die den Zweck hat, die kostbare und mühsame Glasmalerei der Alten für
minder wichtige Gegenstände, als Treppenhäuser. Pavillons, Festhallen u. s. w. rasch
und billig zu ersetzen. Doch schließt diese Art der Arbeit keineswegs die
Dauerhaftigkeit aus.
Sie besteht aus einer transparenten Folie zwischen zwei Glasplatten. Die von ihm
angewandten Bestandtheile zu dieser Folie sind Leim (Hausenblase u. dgl.) nebst
vegetabilischen Farbstoffen, jedoch ohne ängstliche Beschränkung auf erstere. Das
Verfahren diese Folien herzustellen ist einfach und dem bei der Fabrication von
transparenten Oblaten angewandten ähnlich.
Gewöhnlicher Leim wird 48 Stunden (kürzer oder länger) in kaltem Flußwasser geweicht,
dann herausgenommen und in diesem Zustande durch Wärme aufgelöst, aber nicht
gekocht, mit Farbe vermischt, durch Leinwand filtrirt und ein wenig abgekühlt.
Dann muß man zur augenblicklichen Benutzung recht ebene Glasplatten (Spiegelglas)
bereit halten, welche mit kleinen Rahmen eingefaßt sind und ein Gestell mit
waagrechten Latten haben. Die Glasplatten werden auf einer Seite sorgfältig mit
Baumöl abgerieben, und zwar so, daß nur ein Hauch darauf bleibt; auf diese geölte
Seite wird nun die Masse auf einer Seite aufgegossen, durch vorsichtiges Hin-
und Herbewegen überall vertheilt und auf die Latten gelegt, wo sie schnell gerinnt;
dann läßt man sie in guter gleichmäßiger Stubenwärme trocknen. — Sehr heilsam
ist es, nach Verlauf einiger Stunden zwischen den Rahmen und der noch gallertartigen
Folie eine Trennung mit einem scharfen Messer zu verursachen, weil sonst am Rande
die Masse durch Trocknen mehr angezogen wird und dadurch Sprünge entstehen. Der
Trocknungsproceß kann in weniger als 24 Stunden vollendet werden; doch geräth alles
besser, wenn man längere Zeit dazu verwendet. Dann lösen sich die Folien schon oft
selbst ohne Nachhülfe, vorzüglich wenn die Glasplatten erst mehrfach gebraucht
sind.
Bei den Farbstoffen ist man nicht ängstlich gebunden und kann man sie durch
sorgfältiges Studium ganz ächt gegen Luft herstellen (z. B. durch Blauholz mit
Zinkvitriol, Eisen-, Kupfervitriol, Fernambuk mit Alaun gekocht, durch Zusatz
von Potasche violett u. s. w.). Vermeiden wird man solche Farbstoffe, die den Leim
niederschlagen, z. B. Gallus.
Um ein schönes Elfenbeinweiß, Fleischfarbe u. s. w. herzustellen, wendet man den
sogenannten weißen Kölner Leim an, der längere Zeit schwellen muß und bei Weiß gar
keines Zusatzes bedarf.
Einige Farben machen oft die Masse zu spröde, und setzt man solchen künftig ein Paar
Tropfen Sodalösung bei der Bereitung zu. Mit einigem Studium sind leicht alle nur
möglichen Farben herzustellen.
Die Muster schneidet man mit Scheren, Messern, je nach der Vorlage, und schattirt, wo
es erforderlich ist, mit beliebigen Farben. Bei großen Arbeiten erleichtern Stempel
und Pressen natürlich die Sache. Hierauf wird das Muster auf der Glasplatte
geordnet, wo nöthig mit Hausenblasenlösung oder Kautschuklösung angeheftet, mit der
zweiten Glasplatte möglichst schließend bedeckt, eingesetzt und gut verkittet.
Die durchsichtigen Fugen machen einen guten Effect, doch kann man bei großen Arbeiten
sich die Erleichterung machen, die Hauptconturen mit schwarzer Oelfarbe vorher auf
die Glasplatte aufzutragen.
Ein so ausgeführtes Fenster gleicht von außen einem farbigen Teppich; vom Innern der
Gebäude aus macht es den Effect der Glasmalerei.
Auch im kleineren Genre ist diese Arbeit empfehlenswerth zu Jalousien, Lichtbildern
u. s. w. Da die feinsten Zeichnungen sich darin ausführen lassen und die Anwendung
dieses Verfahrens so mannichfach ist, so ist der Erfinder überzeugt, daß es Anklang
finden wird, und übergab es deßwegen der Veröffentlichung. (Allgemeine Bauzeitung
1850, S. 40.)
Zinnbasis zum Färben und Drucken der Wollenzeuge und
Wollenmusseline; von J. Mercer und W. Blyth.
Die Zinnbeize, welche sich die genannten Chemiker am 12. Octbr. 1849 für England zu
diesem Zweck patentiren ließen, ist eine Mischung von gleichen Aequivalenten zinnsauren Natrons (Zinnoxyd-Natron) und arseniksauren Natrons.
Um dieselbe zu bereiten, löst man zuerst in 10 Pfd. Wasser soviel
Zinnoxyd-Natron auf, daß die Flüssigkeit 30° B. zeigt; diese
Flüssigkeit bringt man in einem eisernen Kessel auf das Feuer nnd löst darin
1½ Pfd. arseniksaures Natron auf (welches durch Zusammenschmelzen gleicher
Gewichte weißen Arseniks und Natronsalpeters bereitet wurde). Von der dünnen
Flüssigkeit nimmt man-während sie im Kessel noch heiß ist — eine Probe
heraus und tropft sie auf eine kalte Steinplatte; wenn sie sogleich erstarrt,
kann man die ganze Flüssigkeit in einen geeigneten Behälter ausgießen, worin sie
nach dem Erkalten eine feste Masse bilden wird.
Man kann das arseniksaure Natron auch ganz oder zum Theil durch phosphorsaures und
arseniksaures Natron ersetzen. (Repertory of
Patent-Inventions, Mai 1850, S. 293.)
Oliver's Mischungen welche den
Weinstein beim Färben der Wolle ersetzen sollen.
I. Mischung:
Kochsalz
100
Theile
Wasser
300
Theile
Schwefelsäure
10
Theile
Salpetersäure
3
Theile
weißer Arsenik
1
Theile
II Mischung:
Glauberfalz
100
Theile
Schwefelsäure
6
Theile
Schwefelsäure
2
Theile
III Mischung:
Glaubersalz
100
Theile
Schwefelsäure
1
Theile
Salpetersäure
3
Theile
Essig
6
Theile
V Mischung:
Glaubersalz
100
Theile
Schwefelsäure
6
Theile
gepulv. Weinfteinsäure
3
Theile
V Mischung:
Salpeter (Kalisalpeter)
100
Theile
Schwefelsäure, je nach den Nuancen
30–60 Theile
Glaubersalz
1000
Theile
VI Mischung:
Man nimmt von der V. Mischung
100
Theile
gepulv. Weinsteinsäure
3
Theile
essigsaures Kali
10
Theile
VII. Mischung:
Glaubersalz
100
Theile
Salpetersäure
4
Theile
Essigsäure
4
Theile
gepulv. Weinsteinsäure
10
Theile
Von diesen Mischungen — welche als Mittheilung eines Dritten am 10. Nov. 1849
für England patentirt wurden — dürfen I und II nicht für Farben mit Zinnbasis angewandt werden, oder
für solche Farben worin Zinnauflösungen enthalten sind; die übrigen Mischungen sind
aber eben sowohl für Farben mit Zinnbasis als für solche mit Thonerdebeize und alle
anderen Farben anwendbar.
Man mischt die verschiedenen Substanzen in Gefäßen, auf welche sie nicht einwirken,
und läßt sie mehrere Tage mit einander in Berührung. Beim Färben ganz wollener oder
gemischter wollener Fabricate ersetzt man den Weinstein
durch sein gleiches Gewicht einer solchen Mischung, welche man ganz wie jenen
anwendet. (London Journal of arts, Juli 1850, S.
385)
Ueber einen gelben, dem Orleans ähnlichen Farbstoff.
Braconnot glaubt, daß der Orleans ein in mehreren
Pflanzen, namentlich in den Früchten von Kürbis, Spargel, Bittersüß, den Mohrrüben
vorkommender Farbstoff sey, und hat mit dem aus Spargel einige Versuche angestellt.
Zerreibt man Spargelbeeren mit Wasser und preßt den Saft durch ein leinenes Tuch, so
setzt derselbe, wenn man ihn ruhig stehen läßt, einen zinnoberrothen Bodensatz ab,
welcher nach dem Auspressen und Trocknen eine salbenähnliche Consistenz besitzt,
sich zwischen den Fingern kneten läßt, theilweis in fetten und ätherischen Oelen
sich mit orangerother Farbe auflöst und mit concentrirter Schwefelsäure behandelt
sogleich eine indigblaue Färbung annimmt. Einige andere Eigenschaften, welche er an
dem Farbstoffe beobachtet hat, stimmen sehr wohl mit denen des Orleans überein. (Svanberg's Jahresbericht, Tübingen 1849, S. 410.)
Verfahren Verzierungen auf Papiermaché hervorzubringen, ferner
um Blätter, Stengel und Blumen von Pflanzen zu conserviren; von W. Brindley.
Um Verzierungen auf Papiermaché hervorzubringen, nimmt der Patentträger die Bögen
oder Blätter nassen Papiers wie sie von der Form kommen, und legt sie auf einander
bis die gewünschte Dicke erreicht ist; diese aufgehäufte Papiermasse legt er nun auf
das geölte Muster, dann ein Blatt wasserdichten (geölten) Papiers obenauf und auf
letzteres mehrere Blätter nassen Papiers, worauf er das Ganze der Pressung
unterzieht; dann befestigt er das Ganze mit Spannblechen aneinander und trocknet es
im Darrraum aus. Der Grund, weßhalb man nasses Papier auf das Muster (vor dem
Pressen) auflegt, ist der, damit man Materialien wie die Blätter und Blumen von
Pflanzen und Bäumen als theilweise Muster-Oberstäche benutzen kann; dieselben
sind nämlich zu zart als daß man ausgepreßtes Papier hiebei anwenden könnte. Die
Oberfläche des Musters (der Form) besteht aus Pappe, auf welche man die (gut
geölten) Blätter oder Blumen legt und auf letztere die nassen Papierblätter.
Die Methode zum Conserviren vegetabilischer Substanzen, wie Blätter, Stengel und
Blumen der Pflanzen, besteht darin, daß man sie ölt, dann zwischen Papierbögen legt
und gerade so austrocknet wie Artikel von Papiermaché: nämlich bei einer Temperatur
von 97 bis 120° Reaumur. (London Journal of arts,
Juni 1850, S. 316)
Unglücksfälle bei der Bereitung und Aufbewahrung einiger
chemischen Producte.
Die durch Zufall und Unvorsichtigkeit veranlaßten Unglücksfälle bekannt zu machen,
gewährt stets Nutzen und ist gewissermaßen Pflicht.
Schwefelkohlenstoff.
Ein Pariser Haus erhielt unlängst zwei Flaschen Schwefelkohlenstoff, welche 30
Kilogr. von dieser jetzt zum Auflösen des Kautschuks häufig angewandten Flüssigkeit
enthielten. Diese zwei Flaschen wurden auf einen Zähltisch gestellt; eine derselben
zerbrach, man weiß nicht wodurch; die Flüssigkeit verbreitete sich dann in ein
Magazin, drang unter den Auftritt, und floß über deu ganzen Boden hin. Man warf
Sägespäne darauf und öffnete die Fenster, damit die Dünste dieser schon bei
36° R. sich verflüchtigenden Flüssigkeit abziehen konnten. Nach allen diesen
Maaßregeln kam, man
weiß nicht wie, ein Theil des Dunstes in Berührung mit einem glühenden Körper (einer
Cigarre?) und rasch fand eine Entzündung statt, welcher ein Knall, demjenigen einer
Kanone gleich, folgte. Die Auftritte hoben sich, die Zähltische wurden 3 Fuß hoch
aufgeworfen; ein Tisch sing zu brennen an, ein Mann der mit seinen Schuhen in der
Flüssigkeit gestanden hatte, wurde ebenfalls vom Feuer ergriffen; glücklicherweise
wurde jedoch der Brand bald gelöscht und nur eine Person
unbedeutend beschädigt.
Man sieht, daß der Schwefelkohlenstoff, wie der Aether und alle Flüssigkeiten welche
sich leicht verflüchtigen und entzünden, in Metallgefäßen aufbewahrt werden sollte,
die stark genug sind um nicht zu brechen.
Bereitung eines zur Verfertigung von
Signalen auf Eisenbahnen bei nebeligem Wetter dienenden Teiges.
Man schreibt aus England: ein beklagenswerther Fall hat sich so eben in Louth
(Lincolnshire) ereignet. Hr. Armitage, Erfinder eines
Systems explodirender Signale für die Eisenbahnzüge bei Nebelwetter (man vergleiche
über solche polytechn. Journal Bd. CXII S. 258), ließ eine bedeutende Menge eines
für seine Büchsen bestimmten Teigs in einem Ofen trocknen; die Magd, befürchtend,
daß die Hitze zu groß sey, öffnete unüberlegter Weise den Ofen; der aus brennbaren
Stoffen bestehende Teig entzündete sich und verursachte eine Explosion, welche einem
starken Kanonenschuß zu vergleichen war. Armitage und die
Magd wurden sogleich getödtet, ein Theil des Hauses stürzte ein; Armitage's Vater, ein Junge und ein Mädchen, die bei ihm
dienten, wurden unter dem Schutte begraben. Das Feuer wurde jedoch bald
gelöscht.
Die untersuchende Jury, den Coroner von Lincoln an der Spitze, erklärte, daß der Tod
der fünf Opfer Folge des Mangels der gehörigen Vorsicht beim Trocknen ungemein
explodirbarer Substanzen gewesen sey.
Detonation eines Gemenges von
Schwefelantimon und chlorsaurem Kali.
Ein Gemenge dieser beiden Substanzen wurde aus Irrthum in
eine Retorte und auf das Feuer gebracht; es detonirte, die Retorte zersprang, und
der Ofen zerbrach. Glücklicherweise wurde Niemand verletzt. Das Schwefelantimon war
statt Braunstein genommen worden, (Journal de Chimie
médicale, Mai 1850.)
Ueber die Anfertigung des kölnischen Wassers (Eau de Cologne). Von Prof. Varrentrapp.
Dieß bekannte Riechwasser besteht aus einer Auflösung verschiedener ätherischer Oele
in reinem starkem Alkohol. Das Haupterforderniß zur Bereitung eines guten Wassers
ist ein vollkommen fuselfreier Alkohol, ohne allen fremden Beigeruch.
In Betreff der Menge und Art der zu verwendenden Oele hat man unzählige Vorschriften.
Es ist von Wichtigkeit, daß sie von bester Qualität gewählt werden, wie man sie
gewöhnlich nur von den südfranzösischen Droguisten erhält, und daß von jeder Sorte
nur so viel genommen wird, daß ihr eigenthümlicher Geruch in dem Gemenge nicht
entschieden hervortritt. Am zweckmäßigsten ist es, die Oele einfach in dem Alkohol
zu lösen und das Gemenge einige Wochen (besser Monate) zusammen lagern zu lassen,
wodurch sich der Geruch wesentlich verbessert. Durch Destillation desselben wird
dieß nicht bewirkt, sondern ein frisch destillirtes Gemenge bedarf noch viel mehr
des Ablagerns. Von der Destillation ist aber geradezu abzurathen, weil bei der
größeren Flüchtigkeit des Alkohols die Oele zum Theil in der Destillirblase
zurückbleiben und dadurch also nur eine unnütze Verschwendung herbeigeführt wird. Die Destillation
wird nur dann einen besseren Geruch bewirken können, wenn man etwa von den weniger
flüchtigen Oelen eine zu große Menge angewendet hat und dadurch ein besseres
Verhältniß erzielen will. Vor allem wende man recht reinen, alten, starken Alkohol
an und nicht zu viel und zu stark riechende Oele.
Die verschiedenen Sorten ätherischer Oele, welche aus den Spielarten der Citronen,
Orangen und Limonen in dem verschiedenen Zustande der Reife dieser Früchte gewonnen
werden, sind die wichtigsten der Masse nach und daher auf ihre Aechtheit und Güte
besonders zu prüfen, da die deutschen Droguisten auf die feinen Unterschiede nicht
achten und häusig das eine statt des anderen verkaufen.
Nach Förster liefert folgendes in 6 Quart Alkohol von 82
Procent Tralles zu gießende Oelgemisch ein vorzügliches kölnisches Wasser: 2 Loth
Essence d'orange, ebensoviel de Bergamotte, de Citron, de Limette, de petits grains, 1 Loth von jeder
der folgenden Essenze: de Cedro, de Cedrat, de Portugal, de
Neroli, ½ Loth Rosmarinöl und ¼ Loth Thymianöl.
Nach Otto bereitete man in Althaldensleben ein gutes Eau de Cologne, indem man zu 200 Quart Spiritus von 86
Procent Tralles 4 Pfund Citronenöl, 2 Pfund Bergamottöl, ⅝ Pfund Neroliöl,
½ Pfund Lavendelöl, ¼ Pfund Rosmarinöl und 1 Loth Salmiakspiritus
mischte. — Diese Zusammensetzung kann unserer Ansicht nach einen
wohlriechenden Spiritus, aber kein feines dem Eau de
Cologne gleichkommendes Wasser liefern. Hierzu ist unbedingt das Gemisch
der vielen feinen, ähnlichen, aber doch deutlich verschiedenen Gerüche der aus den
Früchten der Citrusarten gewonnenen Oele erforderlich. Der feine Geruch wird erhöht,
je mehr verschiedene Wohlgerüche zusammenkommen, ohne daß ein einzelner erkennbar
wird. Melissenöl, Muskatnuß- und Blüthenöl, Zimmetöl, Rosenöl können
zugesetzt werden, aber in ganz außerordentlich kleinen Quantitäten, höchstens
tropfenweise, wo man andere Oele lothweise anwendet.
Manche Vorschriften lassen den Spiritus über die frischen Pflanzen abziehen und dann
noch Oele zumengen. Man wird dieß bei uns nur dann mit Vortheil thun, wenn man außer
Stande ist sich die feinsten Oele zu verschaffen, denn die in südlicheren Gegenden
wachsenden Pflanzen sind aromatischer als die in nördlichen. Ueberdieß muß ein
solches Destillat lange lagern, ehe es den Krautgeruch verliert und wohlriechend
wird. Nach Ure soll eine von Farina, dem Erfinder des kölnischen Wassers, selbst mitgetheilte
Vorschrift folgende seyn: 600 Pfund Spiritus werden auf 1⅓ Loth Salbei,
ebensoviel Thymian, 24 Loth Melisse, 24 Loth Krausemünze, 1 Loth Calmus, ½
Loth Angelikawurzel, ¼ Loth Kampher, 8 Loth Rosenblätter, ebensoviel
Veilchenblätter, 4 Loth Lavendelblumen, 1 Loth Orangenblüthen, 2 Loth Wermuth, 1
Loth Muskatnuß, Gewürznelken, Zimmet, Muskatblüthe, ferner zwei in Stücke
zerschnittene reife Orangen und zwei Citronen gegossen, 24 Stunden stehen gelassen,
und dann 400 Pfund im Wasserbade abdestillirt. Dem Destillat werden 3 Loth
Citronenöl, Cedraöl, Melissenöl, Lavendelöl, 1 Loth Neroliöl und Rosmarinöl, ferner
1 Loth Jasminblüthenöl und 24 Loth Bergamottöl zugesetzt. (Handwörterbuch der reinen
und angewandten Chemie. Bd. IV. S. 427.)