Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 462 |
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Miscellen.
Miscellen.
Preise, welche die Société
d'Encouragement in Paris für Fortschritte in der Photographie ertheilen
wird.
Erste Reihe. — Bilder auf Papier oder einer andern nichtmetallischen
Substanz.
In allgemeiner Hinsicht. — Eine Medaille im
Werth von 200 Francs für ein ungeleimtes Papier, aus reinem und gleichförmigem
Zeug, welches so verfilzt ist, daß die Ausdehnungen und Zusammenziehungen in
allen Richtungen gleichmäßig stattfinden müssen.
Hinsichtlich der Bequemlichkeit der Operationen.
— Eine Medaille im Werth von 500 Francs für sehr
dünne Blätter aus einer nichtmetallischen Substanz (Glas und Papier
ausgenommen), auf welchen ohne bleibende Formveränderung schnell negative oder
positive Bilder hervorgebracht werden können und die sowohl bequem zu
transportiren als wohlfeil anzuschaffen sind.
Hinsichtlich der Sicherheit der Operationen. —
Eine Medaille im Werth von 500 Frcs. für die Zubereitung negativen Papiers, so
daß der Erfolg
besser gesichert ist; die Tränkung oder sonstige Zubereitung dieses Papiers muß
im voraus vorgenommen werden können und ihre Wirksamkeit wenigstens 14 Tage lang
behalten.
Hinsichtlich der Größe der Bilder und der Raschheit ihrer
Erzeugung. — Eine Medaille im Werthe von 500 Frcs. für Porträts
nach der Natur, wenigstens von der Größe einer normalen (Daguerre'schen) Platte,
auf Papier oder einer andern nichtmetallischen Substanz, welche in wenigstens
der Hälfte derjenigen Zeit aufgenommen wurden, als sie jetzt unter ähnlichen
Umständen erforderlich ist.
Hinsichtlich der Vollkommenheit der Umrisse und
Linien. — Eine Medaille im Werthe von 300 Frcs. für einen Ueberzug
oder eine Zubereitung zu positiven Bildern, welche die Vollkommenheit der Bilder
durch die Planimetrie der empfindlichen Oberfláche sichert; der Ueberzug oder
die Zubereitung muß den aufeinanderfolgenden Operationen widerstehen, um sich
unter dem fertigen und fixirten Bild zu befinden.
Hinsichtlich der Leichtigkeit der Operationen.
— Eine Medaille im Werth von 300 Frcs. für ein Verfahren um eine
regelmäßige Schicht von Eiweiß oder einer andern empfindlichen Substanz auf Glas
oder ein sonstiges durchsichtiges Material von wenigstens der Größe der normalen
Platte aufzutragen.
Zweite Reihe. — Bilder auf Metall.
Hinsichtlich des angenehmern Anblicks. — Eine
Medaille im Werth von 300 Frcs. für ein Verfahren, durch welches das Spiegeln
der auf Silberplattirung aufgenommenen Bilder gänzlich beseitigt wird.
Hinsichtlich der Bequemlichkeit und Wohlfeilheit.
— Eine Medaille im Werth von 300 Frcs. für wohlfeile und leicht zu
transportirende, sehr dünne Metallbleche oder andere
Blätter, welche das versilberte Kupfer für die Photographie mittelst Jods und
Quecksilbers mit Vortheil ersetzen.
Hinsichtlich der Wohlfeilheit. — Eine Medaille
im Werth von 100 Frcs. für einfache, geeignet gefärbte Objectivgläser.
Hinsichtlich des größten wünschbaren Fortschritts.
— Ein großer Preis von 5000 Frcs. für directe Abbildung der Gegenstände
mit ihren natürlichen Farben.
Allgemeine Bedingungen.
Alle Verfahrungsweisen müssen praktisch seyn und ein sicheres Resultat geben;
kein Theil derselben darf geheim gehalten werden.
Die positiven und negativen Bilder müssen wenigstens eben so fix seyn wie die
Sepia- oder Aquarell-Bilder.
Den Bewerbern ist gestattet ihr Verfahren patentiren zu lassen.
(Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1850, S. 289.)
Bixio's und Barral's Luftschifffahrt.
Diese zu wissenschaftlichen Beobachtungen bestimmte Fahrt fand am 29. Junius 1850
Vormittags 10 Uhr 27 Min. im Garten des Observatoriums zu Paris statt. Der Ballon
war mit Wasserstoffgas gefüllt. Die beiden Gelehrten ließen sich durch einige erst
vor der Abfahrt entdeckte Mängel des Apparates und den in Strömen fallenden Regen
von ihrem Unternehmen nicht abhalten. Der Ballon flog mit Pfeilesschnelligkeit in
die Höhe und war bald in den Wolken verschwunden. Aber in der Höhe sich ausdehnend,
übte er einen großen Druck auf das zu kleine Netz aus, schwoll gegen unten an und
bedeckte die Reisenden wie ein Hut. Als sie sich helfen wollten, bekam der Ball ein
Loch, so daß das austretende Gas asphyktisch auf sie wirkte, und ihnen Erbrechen
verursachte. Ein 2 Meter langer Riß in der Mitte des Ballons machte ihn bald noch
scheller sinken als er gestiegen war, und die Reisenden mußten froh seyn ihr Leben
zu retten. Sie warfen alles über Bord des Schiffchens mit alleiniger Ausnahme ihrer
Instrumente. Um 11 Uhr 14 Min. fiel das Schiff in einen Weinberg der Gemeinde
Dampmart, bei Lagny, nieder, wo ihnen die Arbeiter alle Hülfe leisteten.
Auf wissenschaftliche Resultate mußte unter solchen Umständen fast ganz verzichtet
werden; jedoch wurde so viel ermittelt, daß das Licht der Wolken nicht polarisirt ist, daß die durchschnittene
Wolkenschicht wenigstens 3000 Meter dick war, und daß trotz dieses Vorhangs zwischen
Himmel und Erde die Temperatur-Abnahme dennoch der von Gay-Lussac bei ganz heiterem Himmel
beobachteten nahezu gleich kam. Nach barometrischen Berechnungen war der Ballon in
der Gegend, wo er riß, 5900 Meter hoch gestiegen; die obere Fläche des durchfahrenen
Gewölbes war 4200 Meter hoch. (Comptes rendus, Julius
1850, Nr. 1.)
Notiz über Höhenmessungen mit dem Barometer; vom Akademiker
Kupffer.
Regnault hat durch seine Untersuchungen über den Druck des
Wasserdampfs, der Methode die Höhen der Berge durch den Kochpunkt zu bestimmen (Poggendorff's Annalen Bd. LXV
S. 360, 365 und 368) eine solche Sicherheit gegeben, daß wohl bald der transportable Kochpunktapparat das zerbrechliche
Barometer auf allen Reisen verdrängen wird, wo man nicht anders als zu Pferde
fortkommen kann; es wird deßhalb gewiß Manchem willkommen seyn, hier eine Formel zu
finden, nach welcher solche Beobachtungen mit großer Leichtigkeit berechnet werden
können.
Die Höhenunterschiede verhalten sich wie die Unterschiede der Logarithmen der
Barometerhöhen; dasselbe Verhältniß hat nahezu auch zwischen den
Temperaturunterschieden und den Druckhöhen des Wasserdampfs statt; die
Höhenunterschiede müssen sich aber nahezu wie die Temperaturunterschiede
verhalten.
Es sey t die Temperatur, in Centesimalgraden ausgedrückt,
aber nicht von 0 hinauf, sondern von 100° C. hinabgezählt, und z die Höhe des Standpunktes über demjenigen Punkt, wo
der Kochpunkt des Wassers 100° ist, oder wo die Barometerhöhe, auf 0°
reducirt = 760 Millimeter ist, so hat man so ziemlich nahe, wenn die Höhe nicht 150
Meter übersteigt:
z = 300. t.
Dabei ist die mittlere Temperatur der Luft zu 9°,3 angenommen, die
Barometerhöhen aber sind auf 0° reducirt worden. Die folgende Tabelle zeigt
die Uebereinstimmung der empirischen Formel mit der genauen.
t
Höhe nach der approxim. Formel m.
Höhe nach der genauen Berechnung.
1
300
295
2
600
594
3
900
894
4
1200
1196
5
1500
1500
Da, wo der mittlere Barometerstand am Meere 760 Millimeter beträgt, sind die
berechneten Zahlen die Höhe über der Meeresfläche; wo das nicht der Fall ist, muß
man zu jeder berechneten Höhe eine constante Größe hinzufügen; ungefähr 10 Meter für jedes
Millimeter, um welches der mittlere Barometerstand am Meere größer ist als 760
Millimeter.
Nach der obigen Formel ist es leicht, das Thermometer so zu theilen, daß es
unmittelbar die Höhe des Standpunktes über der Meeresfläche gibt. (Bulletin de la Classe physico-mathématique de
l'Académie des sciences de St. Pétersbourg, 1850, Nr. 189.)
Anwendung der kohligen Krusten aus Gasretorten bei der
galvanischen Salpetersäure-Batterie.
Ch. Dresser hat darüber der Royal-Society folgende Mittheilung gemacht. In den Retorten worin
man die Steinkohlen zur Leuchtgasgewinnung destillirt, setzt sich nach einer
gewissen Zeit eine kohlige Substanz ab, welche sich nach und nach so anhäuft, daß
die ganze Retorte einen Ueberzug erhält, dessen Dicke auf mehrere Zolle anwachsen
kann. Diese Substanz ist in der Dichtigkeit und Härte sehr verschieden; der Verf.
fand eine solche von großer Härte, welche fast gar nicht porös, von steinartigem
Bruch und als negativer Leiter seiner Salpetersäure-Batterie am besten
geeignet war. Die passendste Form für den negativen Leiter ist ein Prisma von
1⅛ Zoll im Quadrat an der Seite und etwa 7 Zoll Länge, welches man 4 Zoll
tief in die Säure taucht und mit runden porösen Zellen anwendet, wobei der
Zinkcylinder 3 Zoll im Durchmesser hat und 4½ Zoll hoch ist.
Die Kohle wird mittelst der Maschine der Marmorschneider in dünne Platten oder
Prismen geschnitten. Die Prismen kann man leicht 12, 14 bis 18 Zoll lang
erhalten.
Beim Gebrauch dieser Kohlensorte muß man nur die Vorsicht beobachten, daß man die
Platten nach ihrer Anwendung einige Zeit in kochendes Wasser taucht, um die
anhaftende Säure zu beseitigen, und sie dann vor einem Feuer oder in einem Ofen
trocknet.
Der Verfasser hat dieselben Platten und Prismen Monate lang angewandt, ohne daß eine
Schwächung ihres Leitungsvermögens zu entdecken, oder irgend eine Zersetzung und
Veränderung derselben zu beobachten war. Um die Verbindung herzustellen, löthete er
einen Streifen Kupferblech an das Zink, und drückte dasselbe stark gegen die Kohle
mit einer Klemme.
Diese Kohlenplatten zeigten sich im Vergleich mit Platinblechen wenigstens eben so
wirksam. Der Verf. bemerkt, daß seine Batterie von 100 Platten höchstens 4 Pfd.
Sterl. kostete, während eine Platinbatterie von gleicher Kraft 60 bis 70 Pfd. St.
gekostet haben würde. Die Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit solcher Kohle empfiehlt
sie sehr für galvanische Apparate. (Philosophical
Magazine, Septbr. 1850, S. 219.)
Ueber Leuchtgasgewinnung bei der Bereitung von
Knochenkohle.
Hr. Nicolas in Roubaix (Belgien) hat vor zwei Jahren in
einer Zuckerfabrik den bisher zur Luftheizung angewandten Röhrenofen durch einen
gußeisernen Ofen von 1 Kubikmeter Inhalt ersetzt, welcher zwei Cylinder enthält, in
welchen man täglich 2 bis 300 Kilogr. Knochen verkohlt, welche liefern: a) 55 bis 60 Procent Beinschwarz; b) etwa 20 Kubikmeter Leuchtgas per 100 Kil.
Knochen; c) 1 Kil. schwefelsaures Ammoniak und 100 Liter
ammoniakalisches Wasser.
Das Gas brennt sehr schön, ohne Geruch und Rauch. Wenn die Knochen nur wenig oder
kein Fett enthalten, ist das Gas blaß; in diesem Falle destillirt man 1 oder 2
Kilogr. Harzöl, um dem Licht mehr Intensität zu geben. Der Apparat speist 35 bis 40
Brenner und kam beiläufig auf 3000 Frcs. zu stehen. (Journal
de Chimie médicale, August 1850, S. 491.)
Ueber die zur Entdeckung des Jods in Mineralwässern geeigneten
Reagentien; von Casaseca.
Folgendes sind die Resultate, zu welchen ich durch meine Versuche gelangte:
Schwefeläther, auch der reinste, eignet sich nicht zum Auflösen des Iodkaliums.
Der käufliche Aether, welcher Alkohol und Wasser enthält, kann zur Entdeckung des
Jods, wenn das Iodkalium mit einem Alkalisulfurid, schwefligsaurem und
unterschwefligsaurem Alkali gemischt ist, nicht dienen, denn da er diese Salze
auflöst, so widersetzen sich dieselben später der Bildung der blauen Iodstärke.
Käuflicher Essigäther leistet vortreffliche Dienste um das Iodkalium aus dem
Rückstand eines Mineralwassers auszuziehen, worin es in Gesellschaft von Chloriden
und Bromiden, Sulfuriden, schweflig- und unterschwefligsauren Salzen
vorkommt, wenn auch nur ein Hunderttausendstel Iodkalium und sein tausendfaches
Gewicht eines jeden der andern Salze vorhanden wäre; wenn die mit Essigäther
erhaltene Auflösung des Iodkaliums abgedampft und der Rückstand in Wasser aufgelöst
wird, erhält man mit Kleister und reiner Salpetersäure eine prächtige violettblaue
Iodstärke.
Mittelst bloßer Schwefelsäure, welche in Ueberschuß zugesetzt wird, kann man durch
viertelstündiges Kochen der Flüssigkeit, wenn ihr Gehalt an schwefligsauren Salzen
bedeutend ist (oder durch vorläufiges Zusetzen von 5 Decigrammen schwefligsauren
Natrons auf ein Deciliter des zu untersuchenden Wassers, wenn es nur wenig
schwefligsaure Salze enthält), leicht noch 0,000002 Gramme Iodkalium selbst in der
complicirtesten Vermischung nachweisen.
Wenn man ein Salzwasser, welches eine bedeutende Menge Alkalibromid enthält, zur
vollständigen Trockniß abdampft und den Rückstand fünf Minuten lang mit Essigäther
im Wasserbad behandelt, so bleibt das Bromid dabei zurück, wodurch man es also auf
die einfachste Weise beseitigen kann.
Dieses neue Verfahren ein Alkalibromid vom Iodkalium zu trennen, wird in der Folge
die Entdeckung des letztern in allen Fällen gestatten, wo es, wie z. B. im Meerwasser, zugleich mit Bromiden vorkommt.
Unter den bis jetzt bekannten Reagentien ist die Anwendung von reiner Salpetersäure
mit dem Stärkekleister das empfindlichste und bequemste Reagens auf Jod; nach
Umständen muß man vorher das Salzgemenge in der Wärme mit Essigsäure behandeln oder
auch mit concentrirter Schwefelsäure. (Comptes rendus,
Juni 1850, Nr. 25.)
Verfahren das Salpetergas in Salpetersäure zu verwandeln; von
J. B. Ecarnot.
Wenn man Salpetersäure mit Substanzen in Berührung bringt, welche sie oxydiren kann
(z. B. Stärkmehl zur Gewinnung von Oxalsäure), so entweicht Stickoxydgas, welches
sich mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft zu Untersalpetersäure verbindet und
meistens verloren geht, wenn man es nicht in die Bleikammern zur
Schwefelsäurefabrication leiten kann. Das (am 10. Decbr. 1849 für England
patentirte) Verfahren Ecarnot's besteht darin, das
Stickoxydgas in Untersalpetersäure zu verwandeln, indem man es in einem
geschlossenen Gefäße sammelt und mittelst eines Gebläses Luft hineintreibt. Die
Untersalpetersäure wird durch Wasser oder Wasserdampf in Salpetersäure und Stickoxyd
zersetzt; kommt letzteres neuerdings mit eingetriebener Luft in Berührung, so
verwandelt es sich wieder in Untersalpetersäure. Um auf diese Art die Salpetersäure
zu regeneriren, kann man eine Säule anwenden, welche aus Steingutröhren
zusammengesetzt wird die man gut lutirt. Man leitet das bei einer chemischen
Operation sich entbindende Stickoxydgas durch Glasröhren in den oberen Theil der
Säule, wo man ihm durch ein Gebläse den Sauerstoff liefert; aus einem Kessel läßt
man Dampf zuströmen, zugleich mit ein wenig Wasser aus einem Behälter am oberen
Theil des Apparats. Die Säule muß mit einer porösen Substanz, z. B. Bimsstein in
eigroßen Stücken gefüllt werden, um die Vereinigung der Gase zu begünstigen. Auf
diese Weist erhält man Salpetersäure von 8 bis 12° Baumé, welche dann weiter
concentrirt werden kann.
Auf ähnliche Weise kann man die atmosphärische Luft benutzen, um den Alkohol zu
Essigsäure zu oxydiren; man erhitzt die Luft auf 96 bis 104° Reaumur und
leitet sie zugleich mit Alkoholdampf durch ein mit Bimsstein gefülltes kupfernes
Rohr, worauf man das Product verdichtet. (London Journal of
arts, Juli 1850, S. 388)
Künstlicher Zinnstein.
Der Bergingenieur Daubrée hat den Zinnstein künstlich
hervorgebracht, indem er durch eine zum Weißglühen erhitzte Porzellanröhre zwei
Ströme leitete, nämlich Zinnchlorid-Dampf und Wasserdampf. Dieselben
zersetzten sich gegenseitig mit Leichtigkeit; im Innern der Porzellanröhre setzten
sich kleine Krystalle von Zinnoxyd ab, während dampfförmige Salzsäure am Ende der
Röhre entwich.
Die Krystalle setzen sich nur am Anfang der Porzellanröhre ab, wo die Temperatur kaum
300° C. beträgt. Der stärker erhitzte Theil des Rohrs bleibt ganz frei von
Krystallen. Am Ende des Rohrs wo die Dämpfe austreten, bildet das Zinnoxyd eine
amorphe Kruste. Ferner setzen sich die Krystalle an der erwähnten Stelle auf einer
ringförmigen Fläche ab. Sie haften sehr stark auf dem Porzellan; das Zinnoxyd dringt
dabei in die kleinsten Zwischenräume des Porzellans ein.
Die so erzeugten Krystalle von Zinnstein sind außerordentlich glänzend und fast immer
farblos. Bei einigen Versuchen, wo das Zinnchlorid ein wenig Eisen enthielt, bekam
man braune Krystalle. Das specifische Gewicht der Krystalle ist 6,72; sie ritzen das
Glas leicht, sind vollkommen unschmelzbar und werden von Säuren gar nicht
angegriffen; aber sie gehören dem geraden rhombischen Prisma an, der natürliche
Zinnstein hingegen dem quadratischen Prisma. (Comptes,
rendus, April 1850, Nr. 13.)
Verfahren um auf Elfenbein zu graviren.
Ein Verfahren Elfenbein mit Verzierungen und Zeichnungen in schwarzer Farbe zu
versehen, besteht darin, in das Elfenbein selbst zu graviren und dann die Zeichnung
mit einem schwarzen, harten Firniß auszufüllen. — Um die Zeichnung feiner und
regelmäßiger zu erhalten, wird das Elfenbein mit dem gewöhnlichen Aetzgrund
überzogen und mittelst des Grabstichels die Zeichnung darauf angebracht. Letztere
wird dann durch folgende Auflösung eingeätzt:
Feinsilber
6
Gramme
Salpetersäure
30
Gramme
destillirtes Wasser
125
Gramme
Nach Verlauf von etwa einer halben Stunde, je nach der gewünschten Tiefe, wird mit
destillirtem Wasser abgewaschen und mit Fließpapier getrocknet. Die Zeichnung wird
nun eine Stunde lang dem Sonnenlicht ausgesetzt und die Wachsschicht mittelst
Terpenthinöls entfernt. Die Zeichnung ist jetzt von schwarzer Farbe oder von
dunkelbrauner, welche aber nach 1 bis 2 Tagen ganz schwarz wird. Andere Farben
können dadurch erzielt werden, daß man statt des Silbersalzes eine Auflösung von
Gold oder Platin in Königswasser, oder salpetersaures Kupfer anwendet. (Aus der Revue scientifique, t. XXXV p. 433.)
Ueber die Zusammensetzung der Topinamburs; von Payen, Poinsot und Ferey.
Die Jerusalems-Artischocken (Erdbirne, Topinambour, knollige Sonnenblume, Helianthus tuberosus), welche die Verfasser zu ihren
Versuchen anwandten, waren in mittelmäßigem, sandigem Boden gewachsen, welcher mit
phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde gedüngt worden war. Sie enthielten in 100
Thln. 76,04 Wasser und 23,96 trockne Substanz. Letztere gab beim Verbrennen 4,24
Asche und 2,16 Stickstoff; es ist dieß zweimal so viel als man aus den Kartoffeln
erhält und etwas mehr als die Getreidearten enthalten. Ferner wurden aus 100 Thln.
0,87 Thle. Fettsubstanz, einer flüssigen und einer festen, erhalten, ebenfalls eine
zweimal so große Menge als in der Kartoffel. Das Resultat der ganzen Analyse
ist:
Wasser
76,04
Traubenzucker und andere zuckerartige Substanzen
14,70
Eiweiß und zwei andere stickstoffhaltige Substanzen
3,12
Zellenstoff
1,50
Jnulin
1,86
Pektinsäure
0,92
Pektin
0,20
Salze
1,29
–––––––
100,00
Die Asche enthielt: I. Tobinambour aus dem mit
phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde gedüngten Boden; II. gekaufte Probe.
I.
II.
Kieselerde
2,00
6,95
kohlensauren Kalkkohlensaure Talkerde
4,121,94
10,23
phosphorsaure Kalk- und TalkerdeThonerde
33,591,44
16,62
Chlorkalium
8,36
10,75
schwefelsaures Kali
11,16
10,66
phosphorsaures Kali
28,40
8,45
kohlensaures Kali und Spuren von Natron
9,93
36,34
––––––––––––––––––
100,94
100,00
Die Jerusalems-Artischocke enthält auch eine kleine Menge eines violetten
Pigments, welches im Zellengewebe seinen Sitz hat. — Bei ihrem Gehalt an
nahrhafter Substanz eignet sie sich sehr gut zum Mästen der Schweine und des
Rindviehs. (Journal de Pharmacie, t. XVI p. 434.)