Titel: | Verfahrungsarten zum Färben und Drucken mit Orseille, welche sich Joseph Clenchard, Chemiker in Paris, am 26. März 1850 für England patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XIII., S. 60 |
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XIII.
Verfahrungsarten zum Färben und Drucken mit
Orseille, welche sich Joseph
Clenchard, Chemiker in Paris, am 26. März 1850 für
England patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Nov. 1850, S.
241.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Clenchar'ds Verfahrungsarten zum Färben und Drucken mit
Orseille.
Färben der Wolle und Seide mit
Orseille.
Um wollene und seidene Fabricate mit Orseille in ihrem rohen oder Pflanzenzustande zu
färben, dient folgendes Verfahren: man vermischt 400 bis 500 Pfd. Wasser mit 40
bis 50 Pfd. gelöschtem Kalk und läßt die Mischung absetzen. Die klare Flüssigkeit
wird abgezogen, mit 5 bis 7 Pfund calcinirter Soda versetzt und in eine Pfanne oder
sonstigen Behälter gebracht mit 180 bis 220 Pfund roher Orseille, welche vorher
gemahlen worden ist; das Ganze wird dann mittelst Dampf wenigstens eine Stunde lang
gekocht, entweder mit dem zu färbenden Zeug, oder ohne denselben. Wenn letzterer
nicht mit Orseille gekocht wird, so muß man ihn in dem Färbebad kochen (nachdem die
erforderliche Menge Farbstoff aus der Orseille ausgezogen worden ist), bis er
hinreichend damit imprägnirt ist. Nachdem der Zeug aus dem Färbebad genommen ist,
wascht man ihn mit einem Theil der Färbeflüssigkeit ab und trocknet ihn. Man bringt
ihn dann in einen geschlossenen hölzernen Kasten mit etwas Färbeflüssigkeit und
setzt so viel Aetzammoniak zu, als hinreichend ist, um die gewünschte Nuance
hervorzubringen: durchschnittlich braucht man an Aetzammoniak 20 Proc. des Gewichts
der Orseille welche zur Bereitung des Färbebads angewandt wurde. Die Temperatur des
Kastens worin das Färben vorgenommen wird, sollte man auf 35 bis 36° Reaumur
erhalten.
Verfahren zum Drucken der Wollenzeuge mit
Orseille.
Dazu benutze ich die Orseille in ihrem rohen Zustande in Verbindung mit Alkalien, und
mit oder ohne Kalk. Die auf oben beschriebene Art bereitete Färbeflüssigkeit wird so
weit abgedampft, daß sie die zum Bedrucken von Wollenzeugen erforderliche Consistenz
bekommt; nachdem die Zeuge damit bedruckt worden sind, entwickelt man die Farbe
mittelst Ammoniak. In Fällen wo Kalk auf gewisse Farben nachtheilig wirken würde,
läßt man ihn bei der Bereitung des Orseille-Extracts weg.
Apparat zum Färben mit Orseille.
Um nach der beschriebenen Methode Wollengewebe im Großen mit Orseille zu färben,
dient der Apparat welcher in Fig. 40 im
Längendurchschnitt und in Fig. 41 im
Querdurchschnitt (seiner Mitte) abgegebildet ist. Fig. 42 zeigt das Ende
des Apparats zur Rechten, und Fig. 43 sein Ende zur
Linken. Er besteht aus einem Kasten a, durch den eine
hohle Welle b geht, auf welcher der Haspel c, c angebracht ist; um
letztern werden die zu färbenden Zeuge d, d gewunden. Die Welle b ist
auf dem größeren Theil ihrer Länge mit zahlreichen kleinen Löchern versehen; an ihrem einen Ende
ist ein Zahnrad e befestigt, welchem die Bewegung von
einem Getriebe f mitgetheilt wird, das man an einem
Griff umdreht; in dieses Ende der Welle ist das Ende eines Rohrs g eingelassen, um Färbeflüssigkeit in die Welle
einzuführen. Das Rohr g ist mit einer Pumpe h verbunden, welche die Färbeflüssigkeit aus einem
Behälter i zieht und durch eine Stange j von einem Kurbelstift auf dem Getrieb f in Thätigkeit gesetzt wird. Der Kasten a hat inder Mitte seiner Länge in seinem Deckel eine
Oeffnung, welche mit einer an Zapfen befestigten doppelten Klappe k versehen ist; um Luft in den Kasten a einzuführen, läßt man diese Klappe an ihren Zapfen
schwingen, was dadurch geschieht, daß ein Hebling h′ auf der Welle b gegen den Stab I schlägt, welcher an die Klappe befestigt ist, durch
dieselbe hinaufreicht und an seinem oberen Ende mit einem Gegengewicht I′ versehen ist. In den Seiten des Kastens a sind Thüren a′, um
die Zeuge hineinzubringen und herauszunehmen, m ist ein
Rohr durch welches man Dampf oder heiße Luft circuliren läßt, um das Innere des
Kastens a zu erwärmen; n ist
ein Trog welcher die überflüssige Färbeflüssigkeit aufnimmt und sie durch das Rohr
o (Fig. 42) wieder in das
Reservoir i schafft.
Um mittelst dieses Apparats zu färben, befestigt man die Zeuge auf dem Haspel c, c und dreht das Getriebe
f an seinem Griff von Hand um, damit einerseits der
Welle b die rotirende Bewegung ertheilt und andererseits
die Pumpe h in Thätigkeit versetzt wird, also
Färbeflüssigkeit durch das Rohr g in die Welle b treibt. Die Färbeflüssigkeit dringt durch die Löcher
in der Welle b und fällt in Form eines Regens auf die
Zeuge; ein Theil der Färbeflüssigkeit wird durch die Zeuge absorbirt und der Rest
fließt von denselben in den Trog n ab, der auch
diejenige überflüssige Färbeflüssigkeit empfängt, welche an dem offenen Ende der
Welle b austritt; von dem Trog n lauft die Färbeflüssigkeit in das Reservoir i zurück, um neuerdings in die Welle b gepumpt
zu werden.