Titel: | Ueber ein von Hrn. Fontenau in Nantes erfundenes Sicherheitsmittel für Percussionsgewehre; Bericht von Laboulaye. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXXV., S. 183 |
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XXXV.
Ueber ein von Hrn. Fontenau in Nantes
erfundenes Sicherheitsmittel für Percussionsgewehre; Bericht von Laboulaye.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
October 1850, S. 452.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Fontenau's Sicherheitsmittel für Percussionsgewehre.
Um dem unzeitigen Losgehen der Percussionsgewehre, was schon so viele traurige Folgen
hatte, vorzubeugen, machte Hr. Fontenau denjenigen Theil
des Hahnens, welcher auf den Boden des Zündhütchens schlägt, nach Willkür beweglich.
Er erreichte dieß einfach dadurch, daß er den vorderen cylindrischen Theil des
Hahnens der Cylinderachse nach durchbohrte, ein Gewinde einschnitt, und eine
Schraube von sehr geringer Steigung einschraubte. Diese oben mit einem geränderten
Kopfe versehene Schraube kann man leicht zurückschrauben, und zwei bis drei
Umdrehungen derselben reichen hin, um das Gewehr unschädlich und jede Explosion
unmöglich zu machen, selbst wenn durch irgend einen Zufall der Hahn gegen den
Zündstift schlagen sollte. Es ist leicht einzusehen, mit welcher Leichtigkeit der
Jäger sein Gewehr vor jeder Selbstentladung schützen, und wie schnell er dasselbe
wieder zum Abseuern bereit machen kann. Nimmt man die Schraube ganz heraus, so ist
jedes Losgehen des Gewehres unmöglich, und man kann dasselbe den unvorsichtigsten
Personen, selbst Kindern in die Hand geben.
Es ist wohl kaum möglich, durch ein einfacheres Mittel den Gefahren auszuweichen,
welche der Umgang mit Percussionsflinten mit sich bringt. Die complicirten
Vorrichtungen, welche bis zum heutigen Tage erfunden und an verschiedenen Theilen
der Flintenschlösser angebracht wurden, können keinen Vergleich mit dieser sinnreichen,
einfachen Erfindung aushalten, welche keine der Unbequemlichkeiten theilt, die man
früheren Anordnungen zum Vorwurfe machen kann.
Nicht bloß in Bezug auf Sicherheit ist die Erfindung des Hrn. Föntenau von Bedeutung, sondern sie ist auch vom industriellen
Gesichtspunkte aus wichtig. Man wird die Richtigkeit dieser Behauptung einsehen,
wenn man sich mit den Uebelständen vertraut macht, welche der Erfahrung gemäß von
der zeitherigen Constructionsweise der Hahnen herrühren.
Bei allen bisher construirten Flintenschlössern schlägt der Hahn start auf das Ende
des Zündstiftes; es hängen sich an denselben Kupferstückchen an, so daß man ihn
reinigen muß, und zuweilen bleibt etwas Knallpulver an dem Zündstifte hängen, was
ein Unglück verursachen kann. Der Zündstift bekommt von dem Hahnen einen
unregelmäßigen Schlag, und zwar weit über der Schraube, durch welche die Verbindung
desselben mit dem Laufe hergestellt ist, und häufig springt der Hahn in Folge des
Schlages ab. Endlich können, da der Hahn nur oben auf dem Zündstifte aufruht, die
Kupferstückchen des Zündhütchens seitwärts spritzen, und denjenigen, welcher sich
des Gewehres bedient, beschädigen, wovon man nur zu viele Beispiele hat.
Alle diese bekannten Uebelstände, für deren Beseitigung man unbegreiflicher Weise so
lange kein Mittel gefunden, fallen bei der Anwendung der Einrichtung von Fontenau weg.
Die Schraube ist so angeordnet, daß wenn sie ganz eingeschraubt ist, zwischen
derselben und der oberen Fläche des Zündstiftes nur ein Zwischenraum bleibt, der so
groß als das Kupfer der Zündkapsel dick ist. Hieraus geht hervor, daß der Schlag des
Hahnens nur hinreicht um das Knallpulver explodiren zu machen, und daß der Hahn
nicht mehr auf dem Zündstifte aufruht, so daß kein Kupfer mehr in letzteren
hineingeschlagen werden kann.
Nimmt man das Zündhütchen ab, so kann das Knallpulver, welches an dem Zündstifte
hängen geblieben seyn sollte, nicht mehr explodiren, denn die Schraube übt keinen
Druck auf dasselbe aus.
Abgesehen davon, daß die Schraube bei dem neuen System nicht direct auf den Zündstift
aufschlägt, kann dieselbe, da sie von Stahl ist, durch den Schlag auf Kupfer niemals
eine Bürste bekommen. Jedes Seitwärtsspritzen des Knallpulvers und der
Kapseltrümmer, welches chon so traurige Folgen hatte, hört auf, weil der Hahn, der
auf dem Ansatze des
Zündstiftes aufliegt, sich dicht an denselben anschließt, so daß nichts entweichen
kann. Eine kleine vorn angebrachte Oeffnung läßt das Gas entweichen. — Der
Hahn ist endlich dem Abspringen oder Abbrechen nicht mehr so leicht ausgesetzt; denn
er schägt nicht bloß nicht mehr übermäßig stark auf, sondern legt sich auch mit
seiner ganzen unteren ebenen Fläche an den ebenen Ansatz des Zündstiftes an.
Wir nehmen keinen Anstand zu erklären, daß Hr. Fontenau in
der Verbesserung der Gewehrhahnen einen wichtigen Fortschritt gemacht hat. Die
Artillerie wird ohne Zweifel Versuche mit diesem verbesserten Hahnen anstellen, und
ungeachtet der Schwierigkeit, einen so einfachen Gegenstand abzuändern, wird sie
sicherlich aus der Erfindung Nutzen ziehen können.
Was die Jagdflinten betrifft, so ist die Verbreitung des
neuen Hahnens, der sich in jeder Beziehung so sehr empfiehlt, nur wünschenswerth,
und er wird bereits von allen Gewehrfabrikanten in Lüttich und Saint-Etienne,
so wie von den besten Büchsenmachern in Paris an den schönsten Gewehren
angewandt.
In Fig. 35 ist
der Hahn mit dem Zündstifte, von der Seite gesehen, abgebildet. a Sicherheitsschraube in dem vorderen cylindrischen
Theile des Hahnens; sie wird zurückgeschraubt, wenn man will, daß das Gewehr nicht
soll losgehen können. b Ansatz an dem Zündstift, auf
welchen sich der untere Rand des Hahnens auflegt, so daß das auf den conischen Theil
c aufgesteckte Zündhütchen keinen Druck bekommt.