Titel: | Ueber die Rothbeize der Kattundrucker, nebst Bemerkungen über die Beizen im Allgemeinen; von Professor F. Calvert in Manchester. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLII., S. 204 |
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XLII.
Ueber die Rothbeize der Kattundrucker, nebst
Bemerkungen über die Beizen im Allgemeinen; von Professor F. Calvert in Manchester.
Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr.
1520.
Calvert, über die Rothbeize der Kattundrucker.
In Folge einiger Abhandlungen, welche in der letzten Zeit im Pharmaceutical Journal über die Fabrication der Holzsäure und der
essigsauren Salze erschienen, theilt Prof. Calvert
Bemerkungen über die unreine holzsaure Thonerde mit, welche hauptsächlich als Beize
für Krapproth in den Kattundruckereien benutzt wird.
Sehr wichtig ist es für den Kattundrucker, daß seine sogenannte Rothbeize eine
gewisse Stärke hat und immer die gleiche Menge essigsaurer Thonerde enthält, weil
die verschiedenen Arten von Krapproth, welche auf Kattun erzeugt werden, von der
relativen Stärke der Beize abhängen, womit der Zeug vor dem Färben bedruckt
wurde.
Eine Beize ist im Allgemeinen eine Substanz, welche Verwandtschaft zu den
Färbestoffen hat; sie muß aber überdieß Verwandtschaft zum Faserstoff des Zeuges
haben, um das Mittel zur Vereinigung desselben mit dem Farbstoff zu bilden. Ferner
muß die Beize, welche im auflöslichen Zustand auf das Gewebe aufgedruckt wird,
nothwendig die Eigenschaft besitzen in Wasser unauflöslich zu werden. Endlich ist es
noch wesentlich, daß die Beize bei ihrer Verbindung mit dem Farbstoff demselben
Lebhaftigkeit und Intensität ertheilt. Es gibt Körper, welche alle diese
Eigenschaften besitzen, z. B. Thonerde, Eisenoxyd, Zinnoxyd etc. Die Verwandtschaft
und der Einfluß der Beizen zeigt sich auffallend beim Färben eines Kattunstücks in
der Krappflotte; obgleich nämlich der Farbstoff des Krapps (das Alizarin) orangeroth
ist, so entsteht doch mit Eisenoxyd, je nach der Stärke der Eisenbeize, Schwarz,
Purpurfarbe oder Violett; mit Thonerdebeize hingegen Roth, und mit einem Gemisch
beider Beizen, Braun. Diese verschiedenen Farben liefert also derselbe Farbstoff, je
nach den angewandten Beizen oder Basen. Eine Beize läßt sich daher als eine Substanz
definiren, welche Verwandischaft sowohl zum Faserstoff des Zeugs als zum Farbstoff
hat, und die Anordnungen der Molecule so zu modificiren vermag, daß sie verschiedene
Lichtstrahlen reflectiren.
Die chemische Natur der Basis und der Säure ist von großer Wichtigkeit bei der
Anwendung der Beizen. Die Säure muß flüchtig seyn und nur eine schwache
Verwandtschaft zur Basis haben, wie z. B. die Essigsäure. Wenn man eine flüchtige
Säure nicht anwenden kann, benutzt man eine Säure, welche ein unauflösliches
basisches Salz bildet, z. B. Kleesäure; bedruckt man nämlich einen Zeug mit
kleesaurer Thonerde und trocknet ihn dann in der Wärme aus, so entsteht ein
basisches Salz, welches Verwandtschaft zum Zeug hat. Die auf dem Zeug eingetrocknete
Basis muß die Eigenschaft haben, Hydratwasser zurückzuhalten, denn wenn sie
vollständig entwässert würde, so hätte sie keine Verwandtschaft zum Farbstoff mehr;
man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man einen Farbstoff einerseits mit
Thonerdehydrat und andererseits mit wasserfreier Thonerde kochen läßt.
Man verdickt die Rothbeize per Gallon1 Gallon gleich dem Raum, welchen 10 Pfd. avdp.
Wasser einnehmen. mit 4 bis 6 Pfd. Mehl, druckt sie so auf die
Kattune und hängt letztere dann zwei bis vier Tage lang im Trockenraum auf, damit
die Holzsäure allmählich sich entbindet und auf dem Stück basisch essigsaure
Thonerde nebst schwefelsaurer Thonerde zurückläßt. Die Stücke werden hierauf in
einem warmen Bad passirt, welches aus 70 bis 80 Pfd. Kuhkoth auf 300 bis 350 Gallons
Wasser besteht (anstatt des Kuhkoths wendet man häufig die bekannte Composition von
Mercer an, welche aus schwefelsaurem, kohlensaurem
und phosphorsaurem Kalk und Natron besteht). Der Zweck dieser Operation ist, der
Thonerde die Schwefelsäure und Essigsäure zu entziehen, welche mit ihr verbunden
blieben, wodurch der Zeug zum Färben im Krappbad erst geeignet wird.
Eine gute Rothbeize muß nach dem Aufdrucken auf den Zeug in Berührung mit der Luft
alle ihre Essigsäure verlieren und ein basisches Salz hinterlassen. Man kann sich
auf eine leichte Weise überzeugen, ob sie diese Eigenschaft besitzt; man braucht
nämlich die Beize nur ein wenig abzudampfen; wenn sie gut ist, scheidet sich dann
basisch schwefelsaure Thonerde in weißen Flocken aus. Am besten ist es freilich, die
Zusammensetzung der Beize durch die chemische Analyse zu ermitteln.
Nach der Theorie wäre reine holzsaure Thonerde wegen ihrer leichten Zersetzbarkeit
die geeignetste Beize; die Praxis hat aber gezeigt, daß eine Mischung von
essigsaurer und schwefelsaurer Thonerde die besten Resultate gibt, wenn sie folgende
Zusammensetzung hat:
AL2O3
+ SO3+ 2
C4H3O3.
Um eine solche Beize zu bereiten, vermischt man 226½
Pfd. Ammoniak-Alaun, 189½ Pfd. Bleizucker (oder 157½ Pfd.
holzsauren Kalk) und 566 Pfd. Wasser.
Oder: 191½ Pfd. schwefelsaure Thonerde, 199½ Pfd. Bleizucker (oder 157
Pfd. holzsaures Blei) und 566 Pfd. Wasser.
Oder: 226½ Pfd. Alaun mit einer Auflösung von 79 Pfd. Bleizucker.
Oder: 166½ Pfd. schwefelsaure Thonerde mit der gleichen Menge holzsauren
Kalks.
Die vermischten Substanzen läßt man mehrere Stunden unter zeitweisem Umrühren stehen,
damit die gegenseitige Zersetzung erfolgt; das schwefelsaure Blei setzt sich ab, und die
schwefel-essigsaure Thonerde bleibt in der Auflösung.
Da das schwefelsaure Ammoniak unnütz ist und die Beize nur vertheuert, so kam ein
Fabrikant auf den Einfall, den Ammoniak-Alaun durch schwefelsaure Thonerde zu
ersetzen, und die Flüssigkeit enthält dann bei gleicher Dichtigkeit wie die Beizen
der anderen Fabrikanten (nämlich 1,085), eine größere Menge Thonerde, wie die
Analyse der Rothbeize D zeigt.
Zusammensetzung von vier Rothbeizen per Gallon.
Formeln:
Al2O3SO3 2 C4
H3
O3 + Az
H3
SO3
HO.
Beize
A.
Beize
B.
Thonerde
1680
Gran.
1830
Gran.
Schwefelsäure
2642,5
—
2800
—
Essigsäure
3369,8
—
3570
—
Ammoniak und Wasser
674,1
—
910
—
Formeln:
Al2O3SO3 2 C4
H3
O3 + Az H3
SO3
HO.
Al2O3SO3 2 C4
H3
O3.
Beize
C.
Beize
D.
Thonerde
1239
Gran.
2164,4
Gran.
Schwefelsäure
3017
—
1664,6
—
Essigsäure
1281,7
—
3679,2
—
Ammoniak und Wasser
653,1
—
Aus diesen Resultaten ersieht man, daß die Rothbeize in den Kattundruckereien zu
Manchester in ihrer Zusammensetzung nicht gleich ist — ein Umstand welcher
bisher zu wenig beachtet wurde; offenbar hat man bisweilen mangelhafte Resultate dem
angewandten Krapp zugeschrieben, während sie durch fehlerhafte Zusammensetzung der
Rothbeize veranlaßt wurden.
Das holzsaure Eisen, die sogenannte Schwarzbeize, wurde in der neuesten Zeit in
Manchester mit 10 bis 30 Proc. Eisenvitriol und salzsaurem Eisenoxydul verfälscht;
um die Gegenwart dieser Salze darin zu ermitteln, zersetzt man die Schwarzbeize mit
kohlensaurem Natron, filtrirt den Niederschlag ab, verdampft die Flüssigkeit zur
Trockne, und glüht den
Rückstand, um die organische Substanz zu zerstören; wenn man den Rückstand nun in
Wasser auflöst, welches mit Salpetersäure angesäuert ist, so kann man auf
vorhandenes salzsaures und schwefelsaures Natron reagiren.