Titel: | Ueber die Menge des Kalis, welche dem Boden durch die Cultur des Weinstocks entzogen wird; von Boussingault. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LIX., S. 310 |
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LIX.
Ueber die Menge des Kalis, welche dem Boden durch
die Cultur des Weinstocks entzogen wird; von Boussingault.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, Novbr. 1850,
S. 369.
Boussingault, über die Menge des Kalis, welche dem Boden durch die
Cultur des Weinstocks entzogen wird.
Das beständige Vorkommen des Weinsteins in dem Weine und die beträchtlichen
Quantitäten dieser Substanz, welche in den Weinländern producirt werden, haben die
Annahme veranlaßt, daß der Weinstock dem Boden eine große Menge Kali entziehe. Es
ist dieß jedoch nur eine Vermuthung; denn zieht man in Betracht, daß man dem
Weinstock nicht mehr Dünger als den Cerealien gibt, so muß man daran zweifeln, daß
eine Weinernte, so groß sie auch seyn mag, mehr Alkali als irgend eine Ernte unserer
Wechselwirthschaft erfordere.
Um diese Frage zu erledigen, ermittelte ich die Quantität und die Natur der
Mineralsubstanzen, die im Jahre 1848 auf unserem Weinberg zu Smalzberg bei
Lampertsloch dem Boden entzogen worden waren, und bestimmte die Menge und die
Zusammensetzung der Asche 1) der Weinreben, 2) der Trestern, 3) des Weines. Da das
Weinlaub auf dem Boden blieb, so war eine Bestimmung der mineralischen Bestandtheile
in demselben nicht erforderlich.
Die Oberfläche des Weinberges, auf welchen sich die nachstehenden numerischen Daten
beziehen, beträgt 170 Aren. Das Terrain enthielt viel Kalksteinstückchen.
Die Fläche gab im Jahre 1848 55,05 Hektoliter Wein. Die an der Luft getrockneten
Weintrestern wogen 492 Kilogr.; 100 Theile so getrocknete Trestern hinterließen 6,65
Theile Asche, entsprechend 32,72 Kilogr. auf 492 Kilogr.
Der im Frühjahr des Jahres 1849 ausgeführte Weinschnitt gab 2624 Kilogr. Reben. Ich
bemerke hierbei, daß im Jahre 1850 bis auf 100 Kilogr. ungefähr dieselbe Quantität
erhalten wurde.
100 Theile Reben, in demselben Zustande, in welchem sie getrocknet worden waren,
hinterließen nach dem Verbrennen 2,44 Theile Asche, oder 64,03 Kilogr. für die
Totalmenge der Reben. Es wurde eine hinlängliche Menge von Reben eingeäschert, damit
die Aschenquantität mehrere Kilogramme betrug.
Ein Liter Wein hinterließ 1,870 Gram. einer sehr weißen Asche.
Die Analysen dieser Aschen wurden in einem Laboratorium von
Houzeau ausgeführt; die Resultate sind in folgender
Tabelle enthalten:
Tresternasche.
Rebenasche.
Rebenasche nach Abzug des Sandes.
Asche aus einem Liter Wein.
Kali
36,9
18,0
20,1
0,842
Natron
0,4
0,2
0,2
0,000
Kalk
10,7
27,3
30,5
0,092
Talkerde
2,2
6,1
6,8
0,172
Eisenoxyd-Thonerde
3,4
3,8
4,2
—
Phosphorsäure
10,7
10,4
11,6
0,412
Schwefelsäure
5,4
1,6
1,7
0,096
Chlor
0,4
0,1
0,1
Spuren
Kohlensäure
12,4
20,3
22,9
0,250
Sand und Kieselerde
15,3
10,9
0,5
0,006
Verlust
2,2
1,3
1,4
—
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0
100,0
100,0
1,870
Aus diesen Zahlen berechnen sich die Mengen der Mineralsubstanzen, welche im Jahre
1848 dem Boden auf dem Weinberg von 170 Ackern Fläche entzogen worden sind,
folgendermaßen:
Kali.
Natron.
Kalk.
Talkerde.
Phosphorsäure.
Schwefelsaure.
K.
K.
K.
K.
K.
K.
In den Reben
11,53
0,43
17,48
3,91
6,66
1,02
In den Trestern
12,07
0,13
3,50
0,72
3,50
1,77
In dem Weine
4,64
0,00
0,51
0,95
2,27
0,53
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gesammtmenge
28,24
0,26
21,49
5,58
12,43
3,32
Diese Zahlen gaben für eine Hektare:
Kali
16,42
Kilogr.
Natron
0,15
Kilogr.
Kalk
12,49
Kilogr.
Talkerde
3,24
Kilogr.
Phosphorsäure
7,23
Kilogr.
Schwefelsäure
1,93
Kilogr.
Diese Untersuchungen zeigen der allgemein verbreiteten Ansicht zu wider, daß die
Cultur des Weinstocks nicht mehr Kali als die anderen Culturen braucht; so wird z.
B. in der Nähe von Smalzberg einer Hektare Erde entzogen:
Alkali.
Phosphorsäure.
von Kartoffeln
63
Kilogr.
14
Kilogr.
von Runkelrüben
90
Kilogr.
12
Kilogr.
von Weizen nur Stroh
27
Kilogr.
19
Kilogr.