Titel: | Neue Untersuchungen über die Zusammensetzung der Hohofengase und über die Theorie der Hohöfen; von Ebelmen. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LXVI., S. 351 |
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LXVI.
Neue Untersuchungen über die Zusammensetzung der
Hohofengase und über die Theorie der Hohöfen; von Ebelmen.
Aus den Comptes rendus, Januar 1851, Nr.
3.
Ebelmen, über die Zusammensetzung der Hohofengase.
In den letzten Jahren wurden mehrere Arbeiten über die Zusammensetzung der
Hohofengase veröffentlicht. Hr. Bunsen war der erste,
welcher diesen Gegenstand durch Untersuchung der Gase des Hohofens von Veckerhagen
behandelte. Aehnliche Untersuchungen, welche ich in den Jahren 1842 und 1844 der
Akademie einreichte,Polytechn. Journal Bd. LXXXV S. 33 und Bd. XCIV S.
44. erstreckten sich auf vier verschiedene Hohöfen,
nämlich diejenigen von Clerval und von Audincourt, welche mit Holzkohle betrieben
werden, und diejenigen von Vienne und von Pont-l'Evêque, in welchen man Kohks
anwendet. Die theoretischen Schlüsse, zu welchen ich bei diesen vier Reihen von
Versuchen gelangte, waren unter sich vollkommen übereinstimmend, sie wichen hingegen
sehr ab von jenen des Hrn. Bunsen.
Seit der Veröffentlichung meiner Abhandlungen analysirte Hr. Bunsen in Gemeinschaft mit Hrn. Playfair,Polytechn. Journal Bd. CVII S. 271, 364 und 433.
die Gase des Hohofens zu Alfreton (England), welcher mit roher Steinkohle betrieben
wird. Bei dieser Gelegenheit verglich er meine Resultate mit seinen früher beim
Hohofen von Veckerhagen und bei dem von Alfreton erhaltenen. Sie bestätigen einige
der wichtigsten Punkte meiner ersten Arbeit.
Das analytische Verfahren, welches ich bei meinen ersten Arbeiten befolgte, beruhte
auf der Anwendung des Kupferoxyds als Verbrennungsmittel. Die quantitative
Bestimmung der verschiedenen Bestandtheile des Gasgemenges geschah durch Wägungen,
und nicht durch Messungen mittelst der eudiometrischen Methode. Hr. Bunsen schreibt die wesentlichen Abweichungen zwischen
seinen Resultaten und den meinigen der von mir befolgten Methode zu, welche er für
minder genau hält, als das eudiometrische Verfahren.
In einer der Akademie jetzt eingereichten Abhandlung erörtere ich Bunsen's Einwürfe und bezeichne zugleich die
Fehlerquellen, welche die von ihm angewandte eudiometrische Methode darbietet, durch
welche, wie mir scheint, bedeutende Irrthümer bei der Bestimmung der verbrennlichen
Bestandtheile dieser Gasgemenge veranlaßt wurden. Doch scheint mir sein Verfahren,
die Gase aus dem Hohofen zu schöpfen, welches ich für sehr mangelhaft halte, die
Hauptursache der Abweichungen zwischen seinen und meinen Resultaten zu seyn.
Um, soviel an mir liegt, die Resultate meiner ersten Untersuchung zu bestätigen,
unternahm ich zwei neue Reihen von Versuchen: eine mit den Gasen des mit Holzkohlen
betriebenen Hohofens zu Clerval, die andere mit den Gasen eines der
Kohks-Hohöfen zu Seraing (Belgien). Die Gase wurden in Glaskugeln gesammelt,
welche man dann mittelst des Löthrohrs zufchmolz, und dießmal im Eudiometer nach der
von Regnault und Reiset
angegebenen Methode analysirt. Die erhaltenen Resultate stimmen mit den frühern,
durch Wägung erhaltenen nahe überein. Der einzige Unterschied, der zu bemerken war,
besteht im Vorkommen einiger Tausendtheile Einfach-Kohlenwasserstoff in den
Gasen des obern Theils des Holzkohlen-Hohofens.
Zu Clerval wurden die Gase in fünf verschiedenen Höhen des Hohofens geschöpft. Ich
fand durch ihre Analyse, daß der aufsteigende Gasstrom, welcher in der untern Zone
des Hohofens hauptsächlich aus Kohlenoxyd und Stickstoff besteht, nach und nach die
flüchtigen Producte, welche in der Schmelzschicht enthalten sind, in sich aufnahm,
während zu gleicher Zeit das Kohlenoxyd durch die Reduction des Eisenerzes sich
theilweise in Kohlensäure verwandelte. Die Reductionszone, welche sich im Jahr 1841
zwischen 2,67 und 5,67 Meter unter der Gicht befand, war dießmal dem obern Theil des
Ofens beträchtlich näher. Dieser Umstand ist mit den bei Anwendung heißen Windes in
den Hohöfen beobachteten Resultaten in Uebereinstimmung.
Im Jahr 1841 war der Wind auf 200° C. erhitzt. Zur Zeit meiner letzten
Versuche wurde hingegen kalte Luft angewandt. Die Temperatur des Ofenschachts war in
letzterm Fall beträchlich höher als früher. Bis auf diese Abweichung führen die
Resultate der Analysen zu ganz übereinstimmenden Schlüssen mit jenen meiner frühern
Arbeit.
Der Hohofen von Seraing, mit welchem ich hierauf Versuche anstellte, ist 16 Meter
hoch und erzeugt täglich 17,000 Kil. weißes Roheisen. Die Gase wurden an sechs
verschiedenen Punkten seiner Höhe ausgezogen; die Analyse derselben ergab Resultate,
welche mit jenen der Kohkshohöfen zu Vienne und Pont l'Evêque vollkommen
vergleichbar waren.
Im Allgemeinen scheint mir meine letzte Untersuchung die früher durch eine ganz
andere analytische Methode erhaltenen Resultate und die hinsichtlich der Theorie der
Hohöfen daraus gezogenen Schlüsse vollkommen zu bestätigen.