Titel: | Verfahrungsarten zum Bereiten von Indigcarmin (niedergeschlagenem Indigo), welche sich William Watson, Chemiker in Leeds, am 4. Juni 1850 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LXXII., S. 369 |
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LXXII.
Verfahrungsarten zum Bereiten von Indigcarmin
(niedergeschlagenem Indigo), welche sich William Watson, Chemiker in Leeds, am 4.
Juni 1850 patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Febr. 1851, S.
101.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Watson's Verfahrungsarten zum Bereiten von Indigcarmin.
Der Zweck des Patentträgers ist, die Auflösung des Indigos in concentrirter
Schwefelsaure durch Vermischen mit Kochsalz etc. in Indigcarmin zu verwandeln,
welchen man sogleich als festes Product erhält.
Zum Vermischen der Indiglösung mit dem Kochsalz dient der Fig. 19 in senkrechtem
Durchschnitt abgebildete Apparat. a, a ist ein Cylinder aus Gußeisen, von etwa drei Fuß
Durchmesser; in demselben ist ein kupferner Cylinder b,
b so angebracht, daß der Raum zwischen beiden
Cylindern dampfdicht ist. Dieser Raum ist mittelst des Rohrs c mit einem Kessel verbunden, welcher Dampf von etwa 20 Pfd. Druck per Quadratzoll liefert. c*
ist ein engeres Rohr, um das verdichtete Wasser ablassen zu können. In dem inneren
Cylinder ist ein Rührer d, d
(mit zwei oder mehr Armen) angebracht; die Achse desselben geht luftdicht durch die
Stopfbüchse e im Deckel des Cylinders, und man ertheilt
ihr mittelst eines Zahnräderwerkes etwa achtzig Umdrehungen in der Minute. f ist eine kleine Thür, welche eine entsprechende
Oeffnung im Cylinderdeckel verschließt, die man beseitigt, wenn man feste Substanzen in den
Cylinder geben will, und hierauf wieder anbringt und luftdicht lutirt. g ist eine andere Thür am Boden des Cylinders, um den
Inhalt des inneren Cylinders ausleeren zu können. h ist
ein Rohr zum Abführen der Gase und Dämpfe, welche während des Processes aufsteigen.
i ist ein gebogenes Rohr, um die Indigauflösung
einzugießen.
Der Patentträger löst den käuflichen Indigo in seinem sechsfachen Gewicht ganz
concentrirter Schwefelsäure auf. Will man aber einen Indigcarmin bereiten, welcher
beim Färben, Drucken, Malen etc. die schönsten und lebhaftesten Farben gibt, so löst
man gereinigten Indigo (nämlich Indigo, welcher mit Eisenvitriol und Kalk aufgelöst,
hernach auf bekannte Weise niedergeschlagen und getrocknet worden ist) in seinem
zehnfachen Gewicht concentrirter Schwefelsäure auf.
Um die Indigauflösung mit dem Kochsalz zu vermischen, verfährt man folgendermaßen.
Das Salz wird in sehr fein gepulvertem Zustande durch die Thür in den beschriebenen
Mischapparat geschüttet, welchen man durch Zulassen von Dampf zwischen den inneren
und äußeren Cylinder heiß erhält; die Thür wird dann luftdicht lutirt und der Rührer
in Bewegung gesetzt, worauf man die Indiglösung langsam durch das Rohr i eingießt. Bei der Einwirkung der Schwefelsäure auf das
Kochsalz entwickelt sich salzsaures Gas, welches durch das Rohr h abzieht. Das Umrühren wird fortgesetzt, bis die
beabsichtigte Menge Indiglösung zugesetzt worden ist und die Gasentbindung fast ganz
aufgehört hat; die entstandene Verbindung ist dann in trockenem Zustande, und man
kann sie durch die Thür g in einen unten angebrachten
Behälter fallen lassen.
Wenn man die Indiglösung anstatt des Kochsalzes mit anderen Salzen vermischt, ist die
Anwendung von Wärme und folglich eines besonderen Apparats nicht so wesentlich. Das
Verhältniß zwischen Indiglösung und dem anzuwendenden Salz kann ein ziemlich
verschiedenes seyn; nur muß man von letzterm soviel zusetzen, daß die entstehende
Verbindung ziemlich trocken ist.
Da die schwefelsauren Salze, welche beim Vermischen der Indiglösung mit Natron,
Bittererde etc. entstehen, Krystallwasser binden, so ist es rathsam, die letzterm
entsprechende Wassermenge bei Anwendung solcher Basen zuzusetzen, also auf 10
Gewichtstheile Indiglösung beiläufig 6 Theile Wasser gegen das Ende der
Vermischungsoperation einzugießen.
Folgende Vorschriften dienen als Anhaltspunkte um ein Product zu erhalten, welches je
nach dem Zweck wozu es dient, sauer, alkalisch oder neutral ist. Bei denselben ist vorausgesetzt, daß
die käufliche Potasche 50 Proc. reines Kali (Kaliumoxyd), die Soda 50 Proc. reines
Natron und die kohlensaure Magnesia 40 Proc. reine Bittererde enthält.
Nr. 1. — 100 Gewichtstheile einer der beiden Indiglösungen und 200 Theile
Kochsalz.
Nr. 2. — 100 Theile Indiglösung, 200 Theile Kochsalz und 20 Theile kohlensaure
Magnesia. (Die kohlensaure Magnesia wird zum Neutralisiren freier Säure zugesetzt,
nachdem die Indiglösung und das Kochsalz gut gemischt worden sind.)
Nr. 3. — 100 Theile Indiglösung und 230 Theile (wasserfreies) schwefelsaures
Kali.
Nr. 4. — 100 Theile Indiglösung und 90 Theile Aetzkali, für eine neutrale
Verbindung.
Nr. 5. — 100 Theile Indiglösung und 45 Theile Aetzkali, für eine saure
Verbindung.
Nr. 6. — 100 Theile Indiglösung, 60 Theile Aetznatron, und 60 Theile
Wasser.
Nr. 7. — 100 Theile Indiglösung und 36 Theile gebrannte Magnesia.
Nr. 8. — 100 Theile Indiglösung und 86 Theile käufliche Potasche, für eine
saure Verbindung.
Nr. 9. — 100 Theile Indiglösung und 175 Theile käufliche Potasche, für eine
neutrale Verbindung.
Nr. 10. — 100 Theile Indiglösung, 115 Theile käufliche Soda, und 60 Theile
Wasser.
Nr. 11. — 100 Theile Indiglösung, 82 Theile käufliche kohlensaure Magnesia,
und 60 Theile Wasser.
Nr. 12. — 100 Theile Indiglösung und 90 Theile kohlensaures Ammoniak; nach
ihrem Vermischen setzt man 50 Theile wasserfreies schwefelsaures Natron zu, damit
dieses alles nicht gebundene Wasser absorbirt.
Man hat bisher den Indigcarmin auf die Art bereitet, daß man die schwefelsaure
Indiglösung, mit etwa ihrem sechsfachen Gewichte Wasser verdünnt, durch Zusatz von
Kochsalz oder anderen Salzen fällte, den Niederschlag abfiltrirte und in Teigform
anwandte; der Zweck des Patentträgers ist hingegen, wie gesagt, die Verbindung
sogleich in festem Zustande zu erhalten.