Titel: | Ueber die im Handel verlangten Eigenschaften der Smalte und deren Prüfung; vom Hütteninspector R. Ludwig in Schwarzenfels. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XCI., S. 441 |
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XCI.
Ueber die im Handel verlangten Eigenschaften der
Smalte und deren Prüfung; vom Hütteninspector R. Ludwig in
Schwarzenfels.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1850, Nr.
19.
Ludwig, über die Prüfung der Smalte.
Die von der Smalte geforderten Eigenschaften richten sich nach dem verschiedenen
Gebrauche, zu welchem dieselbe dienen soll. Diese Abweichungen beziehen sich auf den
Grad der Feinheit des Kornes und die Tiefe der Farbe, selbst zuweilen auf den Stich
der Färbung. Indessen gibt es aber auch Eigenschaften, welche eine jede gute Smalte
besitzen muß; es sind dieses folgende:
1) Muß sie, sie mag nun fein oder grob seyn, aus gleich dicken und gleich
dunkelgefärbten Körnchen bestehen; es dürfen namentlich in den Eschelsorten weder
gröbere Körnchen, noch dunkler oder heller gefärbte, welche das Muster fleckig
machen würden, vorkommen. Zuweilen werden unter der Bezeichnung Escheln oder Waschblau Smalten
in den Detailhandel gebracht, welche, um ihnen ein dunkleres Ansehen zu ertheilen,
mit einer kobaltärmeren gröbern Couleursorte gemengt sind. Wird eine solche
verfälschte Eschel im Wasser aufgespült, so fallen die gröberen Beimengungen schnell
zu Boden und entgehen meist der Benutzung.
2) Gute Smalte muß sich wie feines Getreidemehl ballen und darf kein sandiges Pulver
bilden.
3) Sie darf keine Knötchen oder Gries enthalten, was bei zu großem Wasserglasgehalte
der Fall seyn wird, wodurch sie ebenfalls zur Verwendung für die Appretur des
Leinens untauglich wird, indem dadurch blaue Flecken im Weißzeug hervorgebracht
werden.
4) Dürfen keine fremdartigen Substanzen, als Gyps, Sand, Schwerspath oder Ultramarin
der Smalte beigemengt seyn, weil diese einestheils keine Farbe besitzen,
anderntheils dadurch, daß sie sich in die Gewebe festsetzen und die Wäsche
verderben, bei der Anwendung der Smalte nachtheilig werden würden.
Bei weitem die meiste Smalte wird dazu verwendet, um an sich gelbliche oder
röthlichweiße Stoffe dem Auge rein weiß erscheinen zu lassen. Die blaue Farbe der
Smalte ist die Ergänzungsfarbe für diesen gelblich-weißen Ton. Man nennt
diese Art des Verbrauches der Smalte bekanntlich „das Bläuen“,
und dieses bezieht sich nicht nur auf Leinen, Wäsche, Weißzeug aller Art, auf
Bleiweiß und andere weiße Farbstoffe, sondern selbst auf Meliszucker und dergl.
mehr. Dazu muß die Smalte ein sehr feines Korn und einen in das Grüne neigenden Ton
besitzen. Die Farbenhöhe richtet sich dabei je nach dem größern oder geringern Grad
von Weiße, den der zu bläuende Stoff an sich schon hat; denn ein nur kaum noch
gelblich gefärbter Stoff wird einen nur ganz schwachen blauen Ton, aber diesen
vollkommen gleichmäßig über seine ganze Fläche hin verbreitet, erfordern, um rein
weißes Licht zu reflectiren. Man darf für diesen Fall nur eine feine blaßblaue
Eschel verwenden und würde bei Appretur mit einem dunkleren Blau ihn entweder blau
färben oder doch fleckig machen. Zum Bläuen des Papiers wendet man wohl jetzt kaum
noch Smalte an, da solche ihrer Schwere wegen sich dazu nicht gut eignet und längst
durch Ultramarin ersetzt ist; beim Bläuen des Weißzeuges aber wird sie niemals durch
irgend einen anderen Stoff ersetzt werden können, und alle die, welche auf eine
reingrundige Wäsche etwas halten, werden gern die etwas größeren Kosten aufwenden
und auch fernerhin mit Smalte bläuen lassen.
Auch als Tünche und zum Anstreichen von Wänden wird die Smalte bekanntlich vielfach
benutzt, und sie ist als ein glasartiger Körper sehr haltbar, widersteht der
Einwirkung aller Einflüsse der Witterung und der Gasarten, denen Ultramarin alsbald
unterliegt. Zum Anstrich mit Fuchs'schem Wasserglase ist
sie besonders wohl geeignet. Man wendet hierzu, wie zum Bläuen gelblichen Kalkes und
Gypses, zum Weißen der Zimmerdecken, gewöhnlich Couleursorten, d. h. Smalten von
mittelfeinem Korn an. — Mit Oel läßt sich Smalte nicht wohl anreiben und auftragen.
— Für blaue Glasuren, sowohl auf Fayence als Steingut benutzt man meistens
grobkörnige B- und H-Sorten, obgleich auch hier feinkörnigere vorzuziehen seyn möchten.
Man verlangt sie dazu meist ziemlich blau. Zu feinen Porzellan- und
Glasmalereien werden aber immer die feinsten und hochfarbigsten Smalten verwendet,
welche dann namentlich sehr rein seyn müssen. Zarte Muster mit dünnen schmalen
Rankenzeichnungen lassen sich jedoch der Leichtflüssigkeit der Smalte wegen damit
auf Steingut und Porzellan nicht ausführen, hierzu bedient man sich besser der
Kobaltoxyde.
Zur Prüfung der Smalte wendet man mehrere Methoden an.
1) Das aufs Muster Legen. Durch Uebereinkommen hat jede
Blaufarbenfabrik eine bestimmte Reihenfolge von Smalten als Grundmuster festgestellt
und mit gewissen Zeichen belegt. Diese Muster unterscheiden sich nicht allein im
Korn, sondern auch im Kobaltgehalte. Es hat zwar eine jede Fabrik ihre eigene Scala,
alle aber bezeichnen nach derselben Ordnung etwa wie folgt:
FC. heißt feine Couleur, FCB.
feine böhmische Couleur, FE. feine Eschel, ME. heißt mittelfeine Eschel, OC. heißt ordinäre Couleur, OCB. ordinäre
böhmische Couleur, OE. ordinäre Eschel.
Es beziehen sich diese Buchstaben F, M und O mithin auf den
Kobaltgehalt, C, CB. und E. aber auf das Korn der Smalte. Um dunkler als F. gefärbte, d. h. kobaltreichere Smalten zu bezeichnen,
vervielfacht man das F, z. B. FFFFC u. s. w., und zur Unterscheidung von kobaltärmeren Sorten als OC. schreibt man Zahlen als Exponenten hinter das
Zeichen OC, z. B. OC2, OE4 und dergl., um anzudeuten, daß die Smalte
½ oder ¼ des Kobaltgehalts von OC hat.
Durch das aufs Muster Legen beabsichtigt man nun eine Smalte mit dem Grundmuster
einer Fabrik sowohl der Farbe als dem Korne nach zu vergleichen.
Schon durch den ersten Anblick wird man erkennen, ob die vorliegende Smalte zu einem
gröberen oder feineren, dunkleren oder helleren Grundmuster paßt. Man nimmt
dasjenige, welchem sie am ähnlichsten erscheint, drückt mit einem Spatel oder einem
Messer dessen Oberfläche eben, legt darauf eine etwa erbsengroße Partie des zu
vergleichenden Musters und drückt solche vollkommen in die vorhergebildete Ebene
ein. Man erkennt nun leicht, ob die zu prüfende Smalte mit dem gewählten Grundmuster
an Farbe, Ton (Stich) und Korn übereinstimmt oder nicht. Hat man ein nahe
übereinstimmendes Grundmuster gefunden, so bereitet man auf der zu vergleichenden
Smalte eine ebene Fläche und drückt erbsengroß vom Grundmuster hinein, um auch hier die
Uebereinstimmung oder etwaige kleine Abweichungen zu beurtheilen. Das Korn
untersucht man dabei mit einer guten Lupe. — Bei dieser Probe muß jedoch der
Feuchtigkeitsgehalt der beiden zu vergleichenden Smalten gleich groß seyn, denn
feuchte Smalte erscheint dunkler gefärbt als trockne. Werden die beiden Smalten
einige Zeit, 6 bis 8 Stunden z. B., an einem etwas feuchten Orte offen neben
einander gelegt, so werden sie gleiche hygroskopische Feuchtigkeitsgrade
besitzen.
Die Vergleichung geschieht am besten in einem hellen, nicht direct von der Sonne
beschienenen Zimmer in reflectirtem Lichte.
Um die Smalte in Beziehung auf etwa beigemengten Gries zu untersuchen, streicht man
eine Messerspitze voll mit dem Finger über ein glattes Papier, wobei man den Gries
sogleich fühlt.
2) Die Wasserprobe. Weil man auf dem Muster nicht leicht
zu beurtheilen vermag, ob die Feinheit der Eschelkörnchen übereinstimme, so wendet
man zur fernern Prüfung die Wasserprobe an. Es werden dazu von den zu vergleichenden
Escheln gleiche Maaßtheile, etwa ein Fingerhut voll, in gleich große Spitzgläser
(Champagnergläser) gegeben, mit gleich viel reinem Wasser übergossen und tüchtig
aufgerührt. Es ist an der dickeren Trübung schon leicht der größere Gehalt an
feinerem Mehle zu erkennen; die gröbere Smalte wird sich aber auch schneller zu
Boden setzen als die feinere. Bei dieser Probe erkennt man außerdem, ob eine Smalte
Gries enthält, oder durch Schwerspath, Gyps u. dergl. verunreinigt ist.
3) Die Probe mit Säure. Da zuweilen unter der Bezeichnung
Smalte Gemenge von Ultramarin mit Smalte oder gar nur mit Thon oder einem andern
weißen Stoffe in den Handel gebracht werden, so ist es nothwendig, ein Mittel zur
Erkennung solcher Verfälschungen zu besitzen. Sobald man glaubt, eine solcher Weise
gefälschte Smalte vor sich zu haben, nimmt man von ihr und dem ähnlichsten
Grundmuster gleiche Mengen in zwei Spitzgläser, und übergießt sie mit schwacher
Salzsäure; das Ultramarin wird dadurch zerstört und man erkennt nun, wenn man die
Proben in gleichviel Wasser aufspült, an der Farbe die Art der Verfälschung.