Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Verbesserung an Stahlsaiten.
Stahlsaiten werden bedeutend hellklingender, wenn selbe, nachdem sie mit verdünnter
Säure von allem Fett gereinigt sind, in einem Sandbad gebläuet werden, oder noch
besser, wenn man selbe in trockenen gepulverten ungelöschten Kalk auf dem Feuer bis
zur tiefblauen Farbe anlaufen läßt. Der Ton wird hierdurch wohlklingender und
anhaltender im Klange. Das blaue Oxydhäutchen kann wieder ohne Nachtheil des
hierdurch erhaltenen helleren Klanges durch verdünnte Salzsäure weggewaschen und die
Saite mit trockenem Kalkpulver gereinigt werden; öfteres Biegen oder mehrmaliges
Aufziehen einer solchen Saite verdirbt selbe und macht sie stumpf; durch abermaliges
Bläuen erhält sie jedoch wieder ihren Klang. Karl Kohn,
(Notizen- u. Intelligenzblatt des österr. Ingenieur-Vereins, 1850 Nr.
10.)
Schrauben von Tannenholz-Aesten zur Verschraubung von
Wasserrad-Kränzen.
Drei bis vier Zoll lange Tannenäste werden, wenn sie durch drei bis vier Wochen im
Kamine dem Holzrauch ausgesetzt werden, zähe, so zwar, daß sich selbe leicht mit der
Holzschneidekluppe schneiden lassen, und widerstehen vollkommen der Fäulniß; werden
mit diesen Schrauben die Wasserradwände verschraubt, so ist eine Trennung der Wände
nicht mehr zu befürchten. Mittheiler dieses hatte Gelegenheit ein 45 Jahre altes
Wasserrad von Kienföhrenholz auf diese Art verschraubt zu sehen, wo die
Tannenast-Schrauben noch ihre ursprüngliche Länge und Festigkeit hatten,
während die Wasserseite des Radkranzes um 1″ ausgewaschen und die Luftseite
fast gänzlich abgefault war. Der Eigenthümer und Verfertiger dieses Wasserrades
theilte dieses Verfahren mit.
(A. a. O.)
Schmiere für Holzkämme an Zahnrädern.
Die Holzkämme an Zahnrädern werden bei großen Geschwindigkeiten durch lange Zeit in
gutem Stande erhalten, wenn selbe mit Talg, welcher mit 1/10 Theil sehr fein
gesiebtem Glasstaub gemengt wird, geschmiert werden; es zeigte sich erst kürzlich
beim Zerlegen einer Mühle, die seit 9 Jahren im Gange sich befindet, daß die
Holzkämme, die während dieser Zeit mit dieser Schmiere geschmiert wurden, noch gut
erhalten waren; das Getriebe von Gußeisen war auspolirt, jedoch in seiner
Zahngestalt unverändert, was bei bloßer Talg- oder Graphitschmiere nie der
Fall ist, indem meistens in 4 bis 5 Jahren die Kämme ausgewechselt und die Getriebe
durch neue ersetzt werden müssen.
(A. a. O.)
Clausius, über die bewegende Kraft
der Wärme.
Ueber diese ausführliche Arbeit erstattete Poggendorf der
preußischen Akademie der Wissenschaften Bericht ab unter Bezugnahme auf die
Resultate, welche andere Physiker S. Carnot, Clapeyron,
Thomson, Holzmann und Joule über diesen
Gegenstand theils durch theoretische Speculation, theils durch Versuche erlangt
haben.
Clausius geht von der Voraussetzung aus, daß durch Arbeit
Wärme erzeugt werden könne, und zur Arbeit Wärme verbraucht werde und stützt seine
Betrachtungen auf den Grundsatz: in allen Fällen, wo durch Wärme Arbeit entsteht,
wird eine der erzeugtes Arbeit proportionale Wärmemenge verbraucht, und durch
Anwendung einer ebenso großen Arbeit kann umgekehrt wieder dieselbe Wärmemenge
erzeugt werden.
Es ist hier nicht der Ort auf die Abhandlung selbst und die sich aus Anwendung des
angegebenen Grundsatzes ergebenden Folgerungen tiefer einzugehen; es mag nur bemerkt
werden, daß sich aus der theoretischen Betrachtung von Clausius ergibt: die Wärmemenge, welche nöthig ist, um 1 Kil. Wasser um
1° C. zu erwärmen, könne etwas mehr als 400 Kil. auf die Höhe von 1 Met.
heben; ein Resultat, welches soweit es sich bei der Schwierigkeit des Gegenstandes
erwarten läßt, mit den Ermittelungen von Joule
übereinstimmt, welcher bei der durch Magnetoelektricität erzeugten Wärme 460
Meterkilogramme, und bei der durch atmosphärische Luft bei ihrer Ausdehnung
verschluckten Wärme 438 Meterkilogramme, als Mittel aus sehr vielen Versuchen aber,
bei denen die durch Reibung von Wasser, von Quecksilber und von Gußeisen erregte
Wärme beobachtet wurde, 425 Meterkilogramme als Arbeitsäquivalent der Wärme fand,
welche erforderlich ist um 1 Kil. Wasser um einen Centesimalgrad in der Temperatur
zu erhöhen. (Monatsbericht der Berliner Akademie.)
Ueber die Zusammensetzung der Luft.
(Aus einem Briefe des Hrn. Lewy an
Hrn. Boussingault.)
Seit dem Monat März 1850 habe ich mich beständig mit der Analyse der Luft
beschäftigt, welche ich in der Stadt Santa-Fé de Bogota faßte, und neuerlich
bin ich hinsichtlich des Verhältnisses der Kohlensäure zu höchst auffallenden
Resultaten gelangt. Ich habe im August und September bis 47 Volume dieser Säure in
10000 Volumen Luft gefunden, während in den Monaten März, April, Mai, Junius und
Julius die Menge der Kohlensäure nie über 3 bis 4 für dieselbe Qnantität Luft
betrug. Ich glaube meiner Resultate vollkommen sicher zu seyn, denn bei allen meinen
Versuchen wurden die genauesten Methoden angewandt.…
Meine Versuche über die atmosphärische Luft, welche ich an der Oberfläche des
atlantischen Oceans während meiner Ueberfahrt auffaßte, enthüllten eine neue
Thatsache, welche sich bei allen Versuchen offenbarte; nämlich daß die während des
Tags gefaßte Luft mehr Sauerstoff und mehr Kohlensäure enthält. als die während der
Nacht gefaßte. Alle meine Analysen, ohne Ausnahme, bestätigen diesen Unterschied in
der Zusammensetzung der Luft; die Abweichung ist bei heiterem Himmel auffallender
als bei schlechtem Wetter. Ich hebe im Folgenden zwei Analysen von Luft aus, welche
ich zur See in großer Entfernung vom festen Lande faßte.
18 December 1847, 3 Uhr Nachmittags, schönes Wetter; Oftwind; sehr starker
periodischer Wind; Temperatur der Luft 24° Cels.; nördliche Breite,
21°9′; westliche Länge, 42° 25′;
4 December 1847, 3 Uhr Nachmittags, schönes Wetter; Nordwestwind; sehr starker
periodischer Wind; Temperatur der Luft 13° C.; nördliche Breite 47 Grade;
westliche Länge, 13 Grade.
Zusammensetzung der Luft nach dem
Volum.
Sauerstoff.
Stickstoff.
Kohlensäure.
18
December
21,05973
78,88637
0,0005390
Tag.
4
December
20,96084
79,00660
0,0003336
Nacht.
Die Differenz ist, wie man sieht, sehr bestimmbar, denn wenn man die Analysen mit Regnault's Eudiometer ausführt, so ist man des Resnltates
bis auf 1/10000 Volum sicher.
Der größere Sauerstoffgehalt der am Tage gefaßten Luft ließe sich vielleicht durch
die Annahme erklären, daß die Sonne, indem sie die Oberfläche des Meeres erwärmt,
eine Entbindung der im Wasser aufgelösten Luft hervorruft, welche Luft mehr
Sauerstoff enthält als die atmosphärische; die Luftschicht, welche mit dem Meer in
Berührung ist, müßte dadurch in ihrer Zusammensetzung verändert werden. (Comptes rendus, Novbr. 1850, Nr. 21.)
Photometrisches Verfahren von Hrn. Pernot, Director der Gasanstalt zu Grenelle bei Paris.
Um die Lichtstärke des Leuchtgases zu bestimmen, bringt man bekanntlich zwischen den
Gasbrenner und eine andere zur Vergleichung dienende Lichtquelle, z. B. eine
Wachskerze oder Carcel'sche Lampe von bestimmter Nummer,
einen undurchsichtigen Körper, z. B. einen Eisendraht, um zwei Schatten auf einer
weißen Wand zu erhalten. Man entfernt dann die zwei Lichter von dem undurchsichtigen
Körper mehr oder weniger, bis die zwei Schatten dicht neben einander fallen und
dieselbe Intensität zu haben scheinen. Da jedes der zwei Lichter den Schatten
beleuchtet, welcher vom andern Licht herrührt, so müssen sie respective die Schatten
mit derselben Stärke
beleuchten. Man braucht daher nur die größere oder geringere Entfernung jedes
Lichtes vom Schatten zu messen, um den Effect zu berechnen, welchen der Gasbrenner
hervorbrächte, wenn er in derselben Entfernung wie die Carcel'sche Lampe wirken würde. Ist z. B. der Gasbrenner dreimal
entfernter als die Lampe, so sagt uns das Gesetz der Strahlung, daß der Gasbrenner
in derselben Entfernung angebracht, neunmal so stark als die Lampe beleuchten würde.
Kurz, man nimmt das umgekehrte Verhältniß der Quadrate der Entfernungen.
Dieses so einfache Verfahren hat Hr. Pernot folgendermaßen
verbessert: die zwei Schatten werden auf einem durchscheinenden Schirm, z. B. einem
über einen Rahmen ausgespannten Papier aufgefangen, und dieser Rahmen wird an einer
Thür oder einem Kreuzstock des Zimmers befestigt. Auf die andere Seite des Schirms
stellt stch ein Beobachter, welcher die zwei Schatten, um besser zu beurtheilen ob
sie wirklich einander gleich sind, mittelst eines dritten auf seiner Seite
angebrachten Lichtes beleuchtet. Findet Gleichheit statt, so werden die zwei
Schatten gleichzeitig verschwinden; außerdem wird der eine von ihnen verbleiben.
Hr. Pernot ging noch weiter; er erspart jedes Hülfsmittel
um die zwei ersten Lichter zu entfernen oder zu nähern; er macht den durchsichtigen
Schirm verschiebbar und nähert ihn so oder entfernt ihn ungleichmäßig von jedem der
zwei zu vergleichenden Lichter; übrigens wird die Operation wie vorher beendigt.
(Moniteur industriel, 1850 Nr. 1509.)
Pernot's Verfahren die Dichtigkeit
der Gase zu messen.
Die Techniker kommen bisweilen in den Fall die Dichtigkeit der Gase messen zu müssen
und benutzen dazu das bekannte Verfahren, wornach man das Gas in eine mit Metallhahn
verschließbare Glaskugel bringt, aus welcher man vorher die Luft ausgepumpt hatte.
Hierauf wird diese Kugel auf der Waage gewogen; man zieht davon das Gewicht der
vorher luftleer gewogenen Kugel mit ihrem Metallbeschläg ab; endlich vergleicht man
das Gewicht des Gases mit dem Gewicht des reinen Wassers, womit man ebenfalls die
Kugel gefüllt hat, was wieder eine Wägung erheischt. Außerdem hat man noch
Berechnungen vorzunehmen, um die Correctionen für die Temperatur und den Druck des
Gases machen zu können.
Hr. Pernot suchte die feinen Waagen mit gleicharmigem
Hebel, welche das erwähnte Verfahren erheischt, entbehrlich zu machen. Er bringt das
Gas in ein Metallgefäß von länglicher Form, ähnlich dem cylindrischen Schwimmer der
Nicholson'schen Senkwaage. Dieses Gefäß endigt sich
oben in ein dünnes Stängchen, welches eine Schale trägt, und an seinem unteren Theil
ist ein hinreichender Ballast aufgehängt um dem dünnen Stängchen eine verticale
Richtung zu geben, wenn das Instrument in Wasser getaucht ist.
Man legt Hülfsgewichte auf die obere Schale, bis ein auf dem verticalen Stängchen
verzeichneter Strich die Oberfläche des Wassers berührt; wenn man jedesmal dasselbe
Wasser oder wenigstens dieselbe Flüssigkeit und zwar von gleicher Temperatur
anwendet, so kann man aus jeder Wägung die Dichtigkeit des angewandten Gases
ableiten.
Man bestimmt nämlich ein für allemal durch vorläufige Wägungen das Gewicht des leeren
Gefäßes und das Gewicht des reinen Wassers, welches es fassen kann. Angenommen
dieses Wasser wiege 1000 Gramme, und man müsse 1 Gramm auf die Schale zulegen, damit
das stängchen bis zum Strich einsinkt, wenn das Gefäß luftleer ist; angenommen
endlich, wenn das Gefäß mit einem gewissen Gas gefüllt ist, seyen nur noch 0,35
Gramme erforderlich; so wird das Gewicht des Gases 0,65 Gr. und die Dichtigkeit des
Gases 0,00035 seyn.
Um die Dichtigkeit genau zu berechnen, müßte man die Correctionen für Temperatur und
Druck machen; für gewöhnliche technische Zwecke sind diese Correctionen aber
überflüssig, und man kann mit Pernot's kleinem Instrument
das gewünschte Resultat durch eine einzige Beobachtung bis auf Tausendtheile genau
erhalten. (Moniteur industriel, 1850 Nr. 1512.)
Mittel um die Bildung und das Anhaften von Luftblasen auf den
Formen bei Anfertigung galvanoplastischer Copien zu verhindern; von Demirmont.
Bekanntlich zeigt sich bei galvanoplastischen Arbeiten sehr oft der Uebelstand, daß
sich Luftblasen an der Oberfläche der Formen bilden, wenn man sie in die
Metallauflösung taucht. Es ist manchmal sehr schwierig, diese Blasen verschwinden zu
machen, weil sie der Oberfläche der Form stark anhaften, und wenn man dazu
mechanische Mittel anwendet, kann ein zartes Dessin der Form beschädigt werden,
besonders wenn letztere aus Gyps, Stearin, oder einem sonstigen der Reibung nicht
widerstehenden Material angefertigt ist. Das Verschwinden dieser Blasen ist jedoch
eine unerläßliche Bedingung, denn sie würden auf der Copie kleine Höhlungen
hervorbringen, wenn sie unter einer Schicht des galvanischen Niederschlags
eingeschlossen blieben. Hr. Demirmont, ein geschickter
Galvanoplastiker in Charleville, wendet ein eben so einfaches als leichtes Mittel
an, um diesem Uebelstand zu begegnen.
Er befeuchtet die Form, gleichgültig aus welchem Material sie besteht, vor dem
Einsenken in die Metalllösung, mit einer Mischung. aus gleichen Maaßtheilen Alkohol
und Wasser. Wenn alle Theile des Modells damit sorgfältig getränkt wurden, werden
sie niemals Blasen an der Oberfläche der Form bilden, wie groß sie auch seyn mag,
selbst wenn sie bedeutende Vertiefungen hat. Der benutzte Alkohol kann zu diesem
Zweck immer wieder angewendet werden. (Technologiste,
Juni 1850, S. 470.)
Ueber das Feinmachen des Goldes; von D. Philipp.
Das Verfahren, Gold auf trockenem Wege durch das sogenannte Cementiren zu reinigen
oder feiner zu machen, ist schon lange bekannt, obgleich es hin und wieder als
Geheimniß betrachtet und nur von Einzelnen angewendet wird, um legirtes Gold zu
reinigen und namentlich diejenigen Theile daraus zu entfernen, die es ungeschmeidig
machen.
Es sind auch Versuche gemacht worden, Gold durch Cementiren gänzlich fein zu machen;
aber theils haben sich dabei Goldverluste gezeigt, theils eine nicht genügende
Feinheit, und man ist daher im allgemeinen bei den älteren Methoden geblieben.
Durch vielfache Versuche hat sich der Verfasser indessen überzeugt, daß es wirklich
angeht Gold möglichst fein, d. h. so wie es im Handel als Feingold vorkommt, ja noch
feiner, durch Cementiren darzustellen. Das Gelingen der höchst einfachen Operation
hängt aber ab: 1) von der Wahl der dazu nöthigen Stoffe; 2) von der Zubereitung der
Masse; 3) von dem Feingehalte der zu behandelnden Legirung; und 4) von der
anzuwendenden Temperatur.
1) Stoffe zu der Cementirmasse. Man hat darüber viele
Recepte, z. B. auf 1 Loth fein zu machenden Goldes: 6 Loth Ziegelmehl, 2 Loth
Eisenvitriol, ½ Loth Alaun, 2 Loth Kochsalz, 1 Loth Salpeter, ½ Loth
Salmiak; oder 12 Loth Ziegelmehl, 6 Loth Kochsalz, 3 Loth Zinkvitriol, ¾ Loth
Salpeter; oder 6 Loth Ziegelmehl, 1 ½ Loth Salmiak, ¾ Loth Kochsalz,
¼ Loth Steinsalz.
Diese Vorschriften geben aber kein genügendes Resultat, namentlich findet bei den
ersten beiden Verlust an Gold statt (überhaupt darf Salpeter und Kochsalz nie
zugleich angewandt werden); bei der letztern bleibt das Gold silberhaltig.
Folgende Mittel sind die einfachsten und bewährtesten: 3 Loth
Ziegelmehl, 1 Loth Kochsalz, 1 Loth Alaun und 1 Loth Eisenvitriol.
2) Zubereitung der Masse. Kochsalz, Alaun und Eisenvitriol
werden im möglichst trocknen Zustande fein gestoßen, unter das Ziegelmehl gethan und
tüchtig umgerührt, bis alles gleichmäßig vertheilt ist. Dieses Pulver wird dann mit
etwas Weinessig angefeuchtet, so daß es zu einem Teige wird, welcher dann in ein
thönernes Gefäß oder in einen Schmelztiegel, das zu behandelnde Gold in der Mitte,
fest eingedrückt wird;
auch kann das Gold, wenn es aus Stücken besteht, schichtweise mit der Masse in das
Gefäß gebracht werden.
3) Der Feingehalt des zu behandelnden Goldes. Am besten
eignet, sich zum Feinmachen das 8 — 12karätige Gold. Bei gehaltreicherem
Golde kann nämlich der die unedlen Theile auflösende Stoff die Masse nicht so leicht
durchdringen, weil zu wenig Poren entstehen; man muß daher zu feinerem Golde Kupfer
zusetzen bis zu dem angegebenen Gehalte. Bei geringerem Golde als dem 8karätigen
zeigt sich der Uebelstand, daß die nach der Operation zurückbleibende Goldmasse
nicht genug Consistenz mehr hat, um ohne Verlust aus dem Cementpulver herausgenommen
werden zu können.
4) Die anzuwendende Temperatur und die Operation. Der
Tiegel oder das Gefäß wird in Holzkohlenfeuer gesetzt, zugedeckt und langsam
erhitzt, sodann 3–4 Stunden schwach rothglühend erhalten. Die Länge der Zeit
richtet sich nach der Dicke des zu behandelnden Goldes; am schnellsten und
leichtesten lassen sich dünngewalzte Goldplatten behandeln. Die Schwachrothglühhitze
ist unbedingt die Hauptsache; denn würde gleich im Anfang oder während der Dauer zu
starke Hitze gegeben, so würde die Zersetzung der Stoffe zu rasch vor sich gehen und
nicht genug auf das Gold einwirken. Nachdem der Tiegel erkaltet ist, wird das
zusammenbackende Pulver vorsichtig vom Golde abgelöst und dieses behufs der
vollkommenen Reinigung von dem anhängenden Pulver in kochendem Wasser
ausgewaschen.
Das Gold ist nun durch und durch porös und mürbe, von reinster Goldfarbe, und wird
dann mit Borar geschmolzen. Der Gang der Operation scheint folgender zu seyn: aus
dem Kochsalze entwickelt sich mit Hülfe der Schwefelsaure des Eisenvitriols Chlor,
welches das zu behandelnde Metall in Chlormetall verwandelt; das feine Gold reducirt
sich aber in der Hitze metallisch, die übrigen beigemischten Metalle bleiben
aufgelöst in dem Cementirpulver; der Alaun soll das Schmelzen erschweren, und das
Ziegelmehl bewirkt durch die Vertheilung eine allmähliche Entwicklung des Chlors.
(Berliner Gew.-, Ind.- und Handelsbl.)
Die Sodafabrik des Hrn. Muspratt in
England.
Die Fabrik des Hrn. Muspratt befindet sich in Newton
zwischen Liverpool und Manchester, hat eine äußerst vortheilhafte Lage auf einem
Dreiecke, dessen eine Seite von einem Canal, die zwei andern durch Eisenbahnen
gebildet werden, so daß sie fast von diesen drei Hauptverbindungswegen berührt wird.
Es sind in derselben 480 Menschen beschäftigt, deren Familien in kleinen wohnlichen
Häusern leben, für den Unterricht der Kinder ist durch eine Schule gesorgt. Es
werden wöchentlich nicht weniger als 200 Tonnen Kochsalz verarbeitet, die Tonne
kostet an der Grube nur 6 Shillinge (3 fl. C.-M.), bis in die Fabrik gestellt
kommt sie auf 8. Es werden auf einmal immer 10 Centner (907,1 W. Pfund) Salz in
überwölbten, eisernen, von unten zu erhitzenden Kesseln mit 9 Centner (816,3 Pfund)
Schwefelsäure von 1,700 Dichte zerlegt. Das Gas, dessen Entwicklung nach anderthalb
Stunden aufhört, wird durch einen Canal in einen 40–50 Fuß hohen, viereckigen
Thurm geleitet, der ganz mit Kohks gefüllt ist, und der einen Wasserbehälter trägt,
aus welchem ein continuirlicher Strom von Wasser über die Kohks läuft, um die
entweichende Salzsäure so viel wie möglich zu condensiren. Der zu dieser Operation
dienende eiserne Kessel kann bei gehöriger Behandlung 6–8 Monate ohne alle
Reparatur im Gebrauche seyn. Die zähe Masse, aus welcher nun fast keine Salzsäure
entweicht, wird aus dem Kessel mit eisernen Löffeln in den nebenstehenden
Calcinirofen gebracht, der mit dem Hauptschornstein, der in dieser Fabrik 406 Fuß
hoch ist, in Verbindung steht. Bevor die Gase jedoch dahin gelangen, passiren sie
einen langen horizontalen, mit Ziegelsteinen, die immer durch darüber fließendes
Wasser benetzt werden, gefüllten Canal. Das calcinirte schwefelsaure Natron wird nun
mit Kohle und Kalk gemengt und in den bis zum schwachen Rothglühen erhitzten Ofen
gebracht. Es lohnt nicht die Kosten diese Substanzen zusammen zu mahlen, sondern es
genügt sie in kleinen Stücken mit einander zu mengen. Die Masse geräth an der
Oberfläche bald ins Schmelzen und muß nun ununterbrochen, wie das Eisen beim puddlingsproceß, unter
einander gerührt werden, bis sie ganz geschmolzen ist, und die Entwicklung von
Kohlenoxydgas aufgehört hat, wo dann der Proceß vollendet ist. Das gute Gelingen
dieser Arbeit hängt vorzüglich von dem Fleiße und der Geschicklichkeit der Arbeiter
ab; es herrscht daher, da alle Arbeiter nur nach ihren Leistungen bezahlt werden,
eine bedeutende Differenz in ihrem Lohne, der von 1 Pf. St., was gewöhnlich ist, bis
zu 3 Pf. St. steigen kann.
In Newton wendet man. als das beste Verhältniß zu diesem Processe, 168 Pfd.
calcinirtes schwefelsaures Natron, 175 Pfd. kohlensauren Kalk, der aus Irland
bezogen wird und fast frei von Kieselsäure und Magnesia ist, und 112 Pfd.
Steinkohlenklein an, von dem die Tonne 2–2½ Shilling zu stehen kommt!
Im Ganzen werden in dieser großartigen Fabrik nicht weniger als 100 Tonnen täglich
verbraucht. Von dem Kalksteine wurden wöchentlich 200 Tonnen verarbeitet. Die Tonne
kommt in Newton auf 5 Shilling zu stehen. Das so erhaltene Rohproduct heißt Black ash und enthält 70 Proc. kohlensaures Natron, 26
Proc. Aetznatron, und bei guter Arbeit kaum 4 Proc. unzersetztes schwefelsaures
Natron; es findet also eine fast vollständige Zersetzung statt, was zeigt, daß
dieser Proceß so vollkommen ist, daß er so leicht nicht durch einen andern verdrängt
werden wird, obwohl von Zeit zu Zeit neue Projecte auftauchen, die aber bisher immer
bald aufgegeben wurden. Die Black ash wird jetzt nicht
mehr in den Handel gebracht, sondern sogleich auf die bekannte Art durch Auflösen,
Abdampfen und Calciniren in Soda ash verwandelt.
Die zu diesem Processe nöthige Schwefelsäure wird in Newton seit 1838 aus
Schwefelkies erzeugt, der aus der Grafschaft Wiklow bezogen wird, und von dem
2½ Theil einen Theil Schwefel ersetzen; der preis des Schwefelkieses beträgt
aber nur ein Fünftel von dem des Schwefels. Der Proceß hierbei ist bekannt und geht
ganz ohne Schwierigkeit vor sich, man hat nur dafür zu sorgen daß die schweflige
Säure so kalt wie möglich in die Kammer tritt; auch hat sich gezeigt daß eine
einzige Kammer ohne Abtheilung die besten Dienste leistet, indem sie weniger
angegriffen wird als die letzte Abtheilung, wo sich am meisten Untersalpetersäure
sammelt.
Die Salzsäure, welche lange unbenützt aus dem Condensator wegfloß, wird nun weiter
zur Bereitung von Bleichkalk (bleaching powder) benützt,
auf dessen wohlfeiler Erzeugung die ganze Baumwollen-Industrie Englands ruht.
Den hiezu nöthigen Braunstein bezieht man um enorm billige Preise aus
Deutschland!
Als in England die Tonne Kochsalz mit einer Steuer von 30 Pf. St. belegt war, betrug
der Preis der Tonne 36 Pf. St., also der des Salzes selbst 6 Pf. St.; jetzt wo die
Salzsteuer gänzlich aufgehoben ist, kostet die Tonne Salz nur 6 Shilling, was gerade
der zwanzigste Theil des früheren Preises ist. Ohne diese niedrigen Salzpreise hätte
aber die Sodaerzeugung in England nie die Höhe erreicht, auf welcher sie jetzt
steht. Ein sprechenderer Beweis für die nachtheiligen Wirkungen, welche die jetzt
noch allgemeine Besteuerung der Rohproducte auf die Industrie übt, dürfte wohl nicht
leicht zu finden seyn. Prof. Schrötter. (Zeitschrist des
niederösterr. Gewerbvereins, 1850 Nr. 48.)
Vertilgung der Flachsseide.
Die Flachsseide (das Filzkraut; Cuscuta europaea) ist
eine Schmarotzerpflanze, welche die schönsten künstlichen Wiesen zerstört und die
Landwirthe zwingt Luzernefelder, welche zehn Jahre lang hätten dauern sollen,
umzugraben, somit auch die Verbesserung des Bodens verhindert, weil die Luzerne
eines der vorzüglichsten Verbesserungsmittel ist. Hr. Ponsard hat nun im Eisenvitriol ein Mittel
entdeckt, durch welches nicht nur dieses Unkraut leicht und mit geringen Kosten
vertilgt, sondern der Wiese ein neuer kräftiger Wuchs gegeben wird. Man löst zwei
Maaßtheile dieses Salzes in 100 Theilen Wasser auf und begießt mit der Lösung die
Stelle, wo das Unkraut sich entwickelt, stark mittelst einer Gießkanne; zwei Tage
darauf ist dasselbe ganz schwarz und in einigen Tagen abgestorben. Man wählt einen
etwas windigen Nachmittag zu dieser Operation. (Moniteur industriel, 1850. Nr.
1506.)
Preisfrage über Aufbewahrung des Getreides in Silos.
Die Aufbewahrung des Getreides in Erdgruben, welche der atmosphärischen Luft und der
Feuchtigkeit unzugänglich sind. hat unzweifelhafte Vorzüge vor jeder andern Art von
Fruchtmagazinirung. Gesundes, trockenes und reines Getreide hält sich in solchen Silos eine lange Reihe von Jahren hindurch unversehrt und
sicher vor Wurm- und Mäusefraß, sowie vor Beschädigung durch Brandunglück.
Die Kosten der Anlage und Unterhaltung der Silos sind weit geringer als diejenigen,
welche Kornspeicher und Mehlmagazine erfordern. Ist die Einlagerung des Getreides in
Silos erfolgt, so bedarf dasselbe bis zur Entleerung der Gruben keiner weiteren
Obsorge und Verwaltung außer einer Aufsicht, um Entwendungen zu verhüten, welche
jedoch, da sie nicht leicht auszuführen, viel weniger als bei Kornhausern zu
befürchten sind. Durch Getreidelagerung in Silos würden daher die Einwendungen
erledigt werden, welche der Magazinirung der Frucht in Speichern etc.
entgegenstehen. Das Zurücklegen der Ueberschüsse reichlicher Ernten, um die
gesammelten Vorräthe bei eintretendem Mangel zur Verwendung aufzuschließen, würde
aber, im Großen ausgeführt, in Zeiten des Ueberflusses den Landwirth vor einem das
Verhältniß zu seiner Arbeit und zu seinem Kostenaufwande überschreitenden Sinken des
Preises seiner Producte bewahren, in Zeiten des Mangels den Druck übergroßer
Theuerung verhüten, mithin im Allgemeinen höchst wohlthätig werden.
Durch die Siloanlagen der Mansfelder Bergbaugesellschaft ist bereits erfahrungsmäßig
erwiesen, daß auch unter unserem Himmelsstriche in Silos, welche in gutem
Lehmgebirge angelegt und trocken ausgemauert werden, bei sorgfältiger Füllung und
Anwendung von gutem, trocknem, gereinigtem und gesundem Korne, der Roggen dreizehn
Jahre hindurch aufbewahrt werden kann, ohne daß mehr als ¾ bis 1½
Procent Verlust entsteht. Da aber gutes und hinreichend mächtiges Lehmgebirge nicht
überall zu finden ist, auch das im Mansfeld'schen zur Ausmaucrung der Gruben
verwendete vorzüglich wohlgeeignete Material, Schlacke, nicht aller Orten vorhanden
ist, so bleibt noch die Frage zu lösen, wie auch in anderem Boden und unter
Anwendung anderen Materials zum Schutze vor dem Eindringen von Feuchtigkeit
Getreidesilos gleich sicher und zweckentspechend angelegt werden können?
Die königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt sindet sich hierdurch
bewogen, einen Preis von 20 Friedrichsd'or aus der Stiftung des verstorbenen königl.
dänischen Justizraths Büchner demjenigen zu verheißen,
welcher, in genauer und ausführlicher Darstellung des Verfahrens, angibt, wie in
jeder Gegend, welche überhaupt wasserfreien Boden darbietet, Silos mit voller
Sicherheit gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und ohne unverhältnißmäßige
Steigerung der Kosten angelegt werden können, zugleich aber auch thatsächlich
nachweist, daß in einem, nach dem angegebenen Verfahren angelegten Silo das
eingelegte Getreide drei Jahre hindurch dermaßen wohl erhalten worden ist, daß der
daran gehabte Verlust 1 Procent nicht übersteigt.
Die Preisbewerber werden ersucht, ihre Ausarbeitungen mit den, den zweiten Theil der
Aufgabe betreffenden Belegen und mit einem Motto versehen, bis zum 1. Mai 1855 an
den Secretär der Akademie, jetzt der Regierungs- und Medicinalrath Dr. Wittcke, portofrei
einzusenden und ihren Namen, Charakter und Wohnort leserlich auf einem beiliegenden
versiegelten mit demselben Motto bezeichneten Zettel anzugeben.
Die genügende Lösung der Aufgabe wird in der öffentlichen Sitzung am 15. October 1855
gekrönt werden.
Erfurt, den 15. October 1850.