Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Britannia-Brücke in England.
Die Eröffnung der neuen Röhrenlinie auf der Eisenbahn zwischen London und Dublin (man
vergl. über dieselbe den Bericht im polytechn. Journal Bd. CXVI S. 329)
fand erst am Montag den 21. October 1850 statt, wo das Riesenwerk in der Hauptsache
vollendet war. Am 19. October beging in aller Frühe Capitän Simmons, der vom Gouvernement ernannte Inspector, die neue Röhre, und
stellte mit den Ingenieuren eine lange letzte Reihe von
Versuchen an.
Der erste Versuch bestand darin, daß man zwei Locomotiven durch die Röhre gehen, und
sie mitten in jeder Abtheilung halten ließ. Um neun Uhr wurde ein Wagenzug mit 28
Wagen, die mit 280 Tonnen Kohlen belastet waren, und zwei Locomotiven in alle vier
Röhrenabtheilungen gezogen und die Durchbiegungen notirt. Dieselben betrugen bei
dieser Belastung genau drei Viertelszoll. Nachdem diese Proben mehrmals wiederholt
waren, was mehrere Stunden in Anspruch nahm, ging der Zug mit seinen 280 Tonnen und
zwei Locomotiven ungefähr eine engl. Meile weit hinter die Röhre zurück, und schoß
dann mit der größtmöglichen Geschwindigkeit durch dieselbe, wobei sich ergab, daß
die Durchbiegung und Schwingung bei dieser enormen Geschwindigkeit und Belastung
bedeutend geringer waren, als wenn der Zug in der Röhre stehen blieb. Der Apparat,
durch welchen die Wirkung des Zuges auf die Röhrenbrücke genau angezeigt wurde,
bestand in einer großen mit Wasser gefüllten Röhre, welche in die unteren Zellen der
Röhrenbrücke gelegt war, und deren eines Ende in der Mitte derselben aufwärts stand,
während das andere Ende auf dem Mauerwerk der Pfeiler befestigt wurde. Beide
Röhrenenden waren mit Glasröhren und Scalen versehen, an welchen man den
jedesmaligen Wasserstand genau ablesen konnte. Da das geringste Undichtseyn der
Wasserröhre oder eine stärkere Verdunstung als gewöhnlich stattfindet, den
Wasserstand hätte verändern können, und an jedem Röhrenende nur die halbe wirkliche
Durchbiegung abgelesen werden konnte, so brachte man im Innern der Röhrenbrücke ein
großes Wasserreservoir an, welches sich neben der graduirten Scala befand, und
dessen Inhalt mit einer Oelschicht übergossen wurde.
Die Oberingenieure E. und L. Clark, welche von Tag zu Tag
mit der größten Sorgfalt alle Eigenthümlichkeiten des neuen Unternehmens
beobachteten, bestätigen, daß die heftigsten Winde, welche durch die Meerenge
ziehen, an keinem Röhrenstücke eine so große Bewegung hervorbringen, als der Druck
von zehn Männern gegen die Seite einer Röhre, und daß der Druck von zehn Männern,
welche mit den Schwingungen Takt halten, eine Bewegung von 5/4.Zoll hervorbringt,
wobei die Röhre in der Minute 67 Doppelschwingungen macht. Die stärksten Windstöße
welche während des letzten stürmischen Wetters über dem Canale vorkamen, versetzen
die Röhren in Schwingungen, welche nicht mehr als einen Viertelszoll betragen.
Sturmwind, welcher senkrecht zur Röhrenrichtung auf dieselben trifft, verursacht
Schwingungen von weniger als einem Zoll Größe. Wenn jedoch die beiden neben einander
liegenden Röhren durch Rahmen mit einander verbunden
sind, was eben jetzt geschieht, so ist zu erwarten, daß diese Bewegungen aufhören.
Die Wirkung der Mittagssonne bewegt die Röhren nicht mehr als einen Viertels-
bis drei Achtelszoll. Die tägliche Ausdehnung und Zusammenziehung der Röhre wechselt
von einem halben bis zu drei Zoll, wobei die größte Kürze Morgens um 3 Uhr, und die
größte Länge Nachmittags um 3 Uhr stattfindet. Wird eine Magnetnadel über irgend
einen Theil des Bodens der Zellen gehalten, so wird der Südpol afficirt, und hält
man sie über den Deckel derselben, so findet dasselbe in Bezug auf den Nordpol
statt. Diese Erscheinung zeigt sich in allen Theilen der Röhre, sowohl in der Mitte
als auch an den Enden, obgleich ihre Lage nur 10° westlich vom magnetischen
Meridian ist. Es werden
nun Vorbereitungen getroffen, um die Röhren mit einem leichten gewölbten Dache von eigenthümlicher Construction zu versehen. (Civil Engineer and Architect's Journal, Novbr. 1850, S.
361.)
Kramer's neue
Telegraphen-Schreibapparate.
Der allgemeineren Anwendung des bekannten Morse'schen
Telegraphen-Schreibapparats steht hauptsächlich der Umstand im Wege, daß
hiefür eingeübte Telegraphisten nothwendig sind. welche vor Allem das aus Punkten
und Strichen zusammengesetzte Alphabet gut inne haben müssen — ein Umstand,
welcher hauptsächlich diesen sonst einfachen Apparat für den
Eisenbahn-Telegraphendienst weniger geeignet macht. Hr. Dr. Kramer, welchem bereits
viele wesentliche Verbesserungen an den Telegraphenapparaten zu verdanken sind, hat
nun in neuester Zeit Schreibapparate construirt, bei welchen ebenso wie bei den
Zeiger-Apparaten der Telegraphist bloß auf mit den entsprechenden Buchstaben
bezeichneten Tasten zu drücken braucht, um den verlangten Buchstaben auf der anderen
Station geschrieben zu erhalten. Auf diese Weise handelt es sich für den
Telegraphisten bloß noch darum, die telegraphische Schrift zu lesen. Um auch dieses zu erleichtern, hat Hr. Kramer ein neues Alphabet vorgeschlagen, wobei entweder nach der Zahl oder
Stellung der einzelnen Punkte und Striche sogleich der dadurch repräsentirte
Buchstabe leicht erkannt werden kann.
Wir lassen die betreffenden Angaben des Hrn. Kramer
folgen, und bemerken, daß er je nach der Zahl der zu den Schreibapparaten
angewandten Stifte denselben die Namen „Monostichograph“ und
„Tristichograph“ beilegt.
I. Der Monostichograph.
„Dem Wesen nach geschieht die telegraphische Mittheilung mittelst des
Monostichographen nach dem Morse'schen Principe, nur mit
Beseitigung des Zwischenapparates, „Schließers“. Ein
galvanischer Strom wird also um einen auf der Empfangsstation befindlichen
Elektromagneten geführt und auf Seiten der gebenden Station abwechselnd in kürzeren
oder längeren Zeitabmessungen hergestellt und unterbrochen. Der Anker der
Empfangsstation trägt bei Morse einen Stahlstift, welcher
auf einem Papierstreifen Eindrücke hinterläßt. Da es zunächst wünschenswerth war,
deutlichere Zeichen — Schwarz auf Weiß — zu erhalten, so vertauschte
ich den Stift mit einem Schreibgefäße, aus dessen capillarer Oeffnung bei der
Berührung mit dem Papierstreifen die eigens zubereitete Farbe ausfließt. Dadurch
erlangte ich zugleich den Vortheil, daß die Ankerbewegung nur sehr gering und die
Kraft, welche das Schreibgefäß auf das Papier aufdrückt, nur sehr klein zu seyn
brauchte. Dieser Umstand ermöglichte die Anwendung des directen Stromes zur Bewegung
des Ankers, ohne Beihülfe des Morse'schen
Zwischenapparates. Die sonst beim Schreiben in der Regel eintretenden Hindernisse
und Uebelstande wurden durch sorgfältige Bereitung der Farbe beseitigt. —
Während nun beim Morse'schen Apparat der Telegraphist die
Berührungen mit der Hand machen und folglich durch viele Uebung die Zeichen richtig
darzustellen lernen muß, verfertigte ich einen Mechanismus, welcher ihm diese Mühe
erspart und die Berührungen einmal wie das andere mit der größten Genauigkeit
ausführt, so daß der Telegraphist gar nicht zu wissen braucht, welche Zeichen durch
seine Handhabung auf der anderen Station zum Vorscheine kommen. Das hierzu dienende
Werk enthält 31 abwechselnde Unter- und Obertasten, wie bei einem Claviere.
Auf den Tasten sind die Buchstaben des lateinischen Alphabets verzeichnet, und der
Telegraphist braucht nur die Taste des gewünschten Buchstaben niederzudrücken;
alsdann übernimmt der Mechanismus selbst die richtige Herstellung der Berührungen,
welche diesem Buchstaben entsprechen. Der Gang des Apparates läßt sich, je nachdem
es die Beschaffenheit der Leitung erlaubt, schnell oder langsam stellen, und er
leistet daher in Bezug auf Schnelligkeit der Mittheilung dasselbe wieder Morse'sche Apparat, mit dem einzigen Unterschiede, daß
jeder Buchstabe nebst dem darauf folgenden Zwischenraume, bestehe nun ersterer aus
vielen oder wenigen einzelnen Zeichen, immer gleich viel Zeit in Anspruch nimmt. Die
längsten Zeichen z. B. ..—.. gebrauchen sechs Zeittheilchen und zwei
anderweite für den nachfolgenden leeren Raum, also zusammen acht. Der allerkürzeste
Buchstabe aber, z. B. ein einziger Punkt. gebraucht ebenfalls acht Zeittheilchen;
letzterer würde bei dem Morse'schen Apparate mit seinem
zugehörigen Zwischenraume nur drei Zeittheilchen erfordern. Uebrigens ist dieß auch
der größte Gegensatz, welcher sich auffinden ließ. Nehmen wir eines der öfter
vorkommenden Morse'schen Zeichen, z. B. .—., noch
lange nicht eines der längeren, so erfordert dieß zusammen sechs, bei meinem
Apparate aber immer acht Zeittheilchen. Dagegen läßt sich wegen der vollkommenen
Regelmäßigkeit und Genauigkeit der Berührungen der Gang des Tastenwerkes noch etwas
schneller stellen, so daß also mittelst desselben, z. B. sechs Punkte, ohne Fehler
befürchten zu müssen, schneller hervorgebracht werden können, als aus freier
Hand.
Da ferner das Princip des Telegraphen in Bezug auf Herstellung und Unterbrechung des
Stromes genau dasselbe ist wie bei Morse, so überwindet
er mit Nothwendigkeit dieselben ungeheuren Entfernungen wie der Morse'sche Apparat, welchem hinsichtlich dieses Punktes
bis jetzt kein anderer zur Seite gestellt werden kann.
Da denn doch jeder Buchstabe eine gleiche Zeit in Anspruch nahm, so brauchte ich
nicht darauf Rücksicht zu nehmen, daß die am häufigsten vorkommenden Buchstaben auch
die kürzesten seyen; vielmehr wählte ich die Zeichen dergestalt, daß sich ein jedes
derselben dem Auge zunächst als eine Zahl zu erkennen gibt, was aus einer
aufmerksamen Betrachtung der untenstehenden ProbenEs bedeuten: Textabbildung Bd. 119, S. 235 sich am besten ergeben wird. Hierdurch wird das
Einlernen des Ablesens bedeutend erleichtert, denn der Empfänger braucht sich bei
jeder Zahl nur des zugehörigen Buchstabens zu erinnern. Die Interpunktionszeichen u.
dgl. machen davon eine Ausnahme. Sie werden hervorgebracht durch gleichzeitiges
Greifen je zweier Taften, worüber ein kleines Verzeichniß zur Hand seyn
muß.″
II. Der Tristichograph.
„Derselbe schreibt in ganz ähnlicher Weise wie der eben beschriebene Apparat,
aber mit drei Schreibgefäßen, welche an drei Ankern befestigt sind. Ein
eigenthümlich eingerichtetes Tastenwerk dient dazu, die Zeichen zu geben, ohne daß
der Telegraphist sich der Gestalt derselben bewußt zu werden braucht. Eine geringe
Uebung ist jedoch deßwegen erforderlich, weil die Anordnung der Buchstaben auf den
Tasten von der alphabetischen gänzlich abweicht, daher ein Anfänger oft den
folgenden gewünschten Buchstaben nicht gleich finden kann. Uebrigens braucht weder
dieses Tastenwerk, noch das des einzeiligen Telegraphen aufgezogen zu werden.
Die Zeichen der einzelnen Buchstaben sind so gewählt, daß sich bei den meisten
derselben eine Aehnlichkeit mit denen des großen lateinischen Alphabets erkennen
laßt.Es bedeuten z. B. Textabbildung Bd. 119, S. 235 u. s. w.
Die Mittheilungsgeschwindigkeit mittelst des Tristichographen beläuft sich nach
geringer Einübung auf 40 bis 44 Buchstaben in der Minute. Ueberläßt es der
Telegraphist dem Empfänger, die auf dem Streifen erscheinenden Zeichen selbst zu je
dreien abzutheilen und markirt nur das Ende der Wörter, nicht aber der einzelnen
Buchstaben, so kommen 50–55 Buchstaben auf die Minute. Bei größerer Uebung
bringt er es im letzteren Falle leicht auf 70–72. Demnach leistet auch der
Tristichograph in
Betreff der Mittheilungsgeschwindigkeit dasselbe wie der Morse'sche Apparat; denn wenn auch sehr geschickte Telegraphisten mittelst
des letzteren 100 Zeichen in der Minute geben können, so darf dieser Grad von
Geschicklichkeit erstens nicht als Norm gelten, zweitens fällt selbst auf kurze
Leitung im Zimmer die Schrift bei diesem Grade der Geschwindigkeit nur selten ohne
Fehler aus, drittens noch viel weniger bei großen Entfernungen und selbst nur
geringen Leitungsfehlern. Vielmehr lehrt die Erfahrung, daß in der Anwendung die
Zahl 40–60 nicht überschritten werden darf und daß sie unter ungünstigen
Leitungsverhältnissen noch lange nicht erreicht wird — Bei der oben
bezeichneten Leistungsfähigkeit erfolgen dessenungeachtet die einzelnen Berührungen
des Tristichographen, da zu jedem Buchstaben nur deren drei gehören, in mäßiger
Geschwindigkeit, und es können daher die Anker der Empfangsstation um so sicherer
ihre Bewegungen ausführen.
Berlin, im September 1850.
Dr. August Kramer.″
(Eisenbahnzeitung, 1850 Nr. 45)
Mechanismus für Locomotiven, um Eisenbahnen mit stellenweise
sehr bedeutender Steigung anwenden zu können; von Hrn. Fremaur.
Dieser Mechanismus besteht in zwei Organen, den sogenannten Treibstangen, welche sich durch die Wirkung des Dampfs abwechselnd auf
eine gezahnte Schiene stützen, die zwischen den zwei Bahnschienen befestigt ist, und
dadurch die Bewegung der Locomotive bewerkstelligen. Kräftige Federn, ähnlich den
Hängefedern der Locomotive selbst, sind zwischen der Maschine und dem Mechanismus
angebracht, um alle Stöße zu verhindern, welche durch die Thätigkeit der
Treibstangen verursacht werden könnten.
Dieses System zeichnet sich vor ähnlichen bisher vorgeschlagenen dadurch aus, daß es
die bedeutendsten Widerstände zu beseitigen gestattet, weil man die Treibstangen und
die ihnen zur Stütze dienende Zwischenschiene so solid machen kann als es je nach
den Umständen nöthig ist. Mit einer einzigen Locomotive, welche nicht viel schwerer
ist als die jetzt gebräuchlichen, könnte man einen Zug von 200 bis 300 Tonnen
Gewicht Steigungen hinauftreiben, welche bis 5 Centimeter per Meter betragen. Dazu kommt bei diesem System noch der Vortheil, daß
durch dasselbe die gegenwärtige Betriebsweise der Eisenbahnen keine Abänderung
erleidet; man braucht den erwähnten Mechanismus nur an einer gewissen Anzahl von
Locomotiven anzubringen, welche für die Steigungen der Eisenbahn in Gebrauch kommen.
(Comptes rendus, Decbr. 1850, Nr. 26.)
Vorrichtung an Thürangeln zu bequemem Schmieren; von Schirges.
Das Kreischen der Thüren gehört zu den häuslichen kleinen Unannehmlichkeiten, welche
besonders in neuen Gebäuden häufig vorkommen, und das Ohr der Hausbewohner täglich
und stündlich unangenehm berühren. Um das Schmieren, wodurch dieser Uebelstand
gehoben wird. zu erleichtern, richte man die Thürangeln so ein, daß der Knopf des
oberen Theils die innere Form eines kleinen Trichters erhält, dessen verhältnißmäßig
feine offene Röhre auf den Stift des untern Angelflügels mündet. In den mit einem
kleinen Deckel versehenen Trichterknopf gieße man oder lasse man Oel tröpfeln, das
sofort vermöge seiner Schwere zwischen die Fugen sickert. Dabet ist nur Sorge zu
tragen, daß dieß Röhrchen keinen zu großen Durchmesser erhält.(Gewerbeblatt aus
Württemberg, 1850 S. 392.)
J. Brandt's Thürzuwerfer.
Diese für Sachsen patentirte Vorrichtung zeichnet sich sehr vortheilhaft durch ihre
große Einfachheit, Billigkeit und Dauerhaftigkeit aus Sie besieht aus weiter nichts
als einem an beiden Enden halbkugelförmigen Eisenstäbchen, dessen unteres Ende in
einer an der Thürpfoste befestigten Kugelpfanne von Messing ruht, während das obere
Ende in einer eben solchen Pfanne liegt, welche an der Thür, etwa in halber Höhe
derselben befestigt ist, so daß das Stäbchen gegen die Verticale etwas geneigt ist.
Der ganze Apparat ist natürlich auf derjenigen Seite der Thür angebracht, nach
welcher sie sich öffnet Hierbei dreht sich das Stäbchen um sein unteres Ende,
während die Achse des ersteren ein Stück eines Kegelmantels beschreibt. Die auf dem
oberen Ende ruhende Thür hebt sich in den Angeln, und die
Thür geht in Folge ihres eigenen Gewichtes wieder zu, sobald man sie sich selbst
überläßt. Die Kraft, oder vielmehr das Moment, mit welcher man die Thür sich
schließen lassen will, kann man beliebig dadurch reguliren, daß man dem Stäbchen
eine mehr oder minder geneigte Lage gibt. Außer dem Vortheile der Abwesenheit aller
Federn, hat Brandt's Apparat vor den übrigen dieser Art
den Vorzug daß wenn man die Thür um mehr als 90 Grad geöffnet hat, sie von selbst
sich bis auf 180 Grad öffnet und in dieser Lage freiwillig zu verbleiben strebt. An
allen Orten, wo man in Chemnitz derartige Thürschließer hat anbringen lassen, ist
man durch ihre Leistungen befriedigt. Ein elegantes Aussehen trägt übrigens zur
Empfehlung dieses recht hübschen Mechanismus bei. (Polyt. Centralbl. 1850, S.
1217.)
Ausdehnung der Dampfkessel.
Ein Dampfkessel von 30′ Länge, 5′ Durchmesser mit nach außen um
3″ ausgebauchten Böden und mit einem durchgehenden Feuerrohr von 21″
Durchmesser, aus 5″ starkem Eisenblech, wurde durch hydraulischen Druck bis
auf 25 und 32 Atmosphären in Anspruch genommen. — Mittelst eines calibrirten
Aufsatzes, dessen Verbindung mit dem Kessel vor dem Drucke aufgehoben, nach dem
größten Drucke aber hergestellt werden konnte, wurde die Ausdehnung dieses Kessels
bei 25 und 32 Atmosphären gemessen. Der ganze kubische Inhalt des Kessels beträgt
516,9 Kubikfuß und die Oberfläche 675 Quadratfuß.
Nach einem Drucke von 25 Atmosphären Ueberdruck traten 1,2 Kubikf Wasser in den
calibrirten Aufsatz; um so viel hatte sich also der ganze Kessel bei diesem Drucke
ausgedehnt, ging aber nach aufgehobenem Drucke wieder in sein altes Volumen zurück;
nach einem Drucke von 32 Atmosphären traten nur mehr 0,75 Kubikfuß Wasser in diesen
Aufsatz; ein Beweis, daß mit diesem Drucke die Glasticitätsgränze des Kessels
bereits überschritten war, und derselbe eine bleibende
Ausdehnung erlitten hatte. Wie leicht zu sehen, beträgt diese bleibende Ausdehnung
1,2–0,75 = 0,45 Kubikf. mehr derjenigen, welche der Kessel erlitt, während
die Spannung von 25 auf 32 Atmosphären erhöht wurde. (Versuche werden fortgesetzt.)
Karl Kohn. (Notizen- u. Intelligenzblatt des
österr. Ingenieur-Vereins, 1850 Nr. 10.)
Radirungen auf Glimmerblättern.
Radirungen mittelst Radirnadel auf Glimmerblättern lassen sich weit reiner und zarter
als auf Kupferplatten erzeugen und abdrucken, ohne daß der Glimmer hierdurch leidet;
nur dürfen hierzu die Blätter nicht dicker als Kartenblätter verwendet werden. Der
Glimmer wird am besten gespalten, wenn auf beiden Seiten desselben Siegellackstangen
angeklebt und dann schnell getrennt werden.
(A. a. O.)
Klangfiguren auf Glas zu fixiren.
Besonders reine Klangfiguren werden erhalten wenn man eine etwa 5–9 Zoll
große, runde oder eckige Glasscheibe, in ihrem Mittelpunkte an einem
3′″ dicken, circa 3″ langen
Holzstäbchen, welches unten mit einem Eisenstift versehen ist, ankittet, und sodann
mittelst des Stiftes auf den Resonanzboden eines Fortepiano zwischen den Saiten so
aufsetzt, daß das Holzstäbchen den Resonanzboden berührt. Wird dann die Platte nach
sorgfältiger Abtrocknung mit einer feinen Schichte Harzstaub bestreut, und der der
Platte entsprechende Ton kräftig angeschlagen, so entsteht eine sehr reine
Klangfigur; wird nun die Platte sorgfältig abgenommen und mäßig erwärmt, so bleibt
der Harzstaub fest haften; mittelst Kienspänen berußt und in reinem Wasser
abgewaschen, bleibt die schwarze Figur dauernd auf dem Glase. — Dasselbe
Verfahren kann bei einer Stahlplatte angewendet werden; wird diese — anstatt
berußt — geätzt, so kann die Klangfigur leicht abgedruckt werden. Für
Vorträge über Akustik wäre dieses Verfahren sehr zu empfehlen.
(A. a. O.)
Galvanische Elemente aus flüssigen Metallen.
Eine Mark flüssiges Kupfer und eine Mark flüssiges Zink, beide in Graphittiegeln in
Kohksfeuer geschmolzen und durch eingetauchte Platindrähte mit eingeschalteter
Multiplicationsspirale von 1000 Fuß Windungen verbunden, bildeten einen
Elektromotor, dessen Wirkung derjenigen eines Kupfer-Zink-Elementes
mit verdünnter Säure von 4 Quadratf. Fläche gleichkommt. Mit dem Erkalten der beiden
Metalle nimmt auch die Elektricität bis zu einer unmerklichen Strömung ab. Gleiche
Metallmengen geben unter verschiedenen Oberflächen-Verhältnissen gleiche
Elektricitätsmengen, während die Intensität des Stromes bei gleichen Metallmengen um
so größer wird, je kleiner die Oberflächen der Metalle sind.
(A. a. O.)
Erklärung für die Erscheinung der Endosmose; von Hrn. Barreswil.
Wenn man in eine Uförmige Röhre Alkohol gießt, hierauf in
den einen Schenkel ein befeuchtetes Papier steckt, und im auderen Schenkel ein Stück
Kalk aufhängt, so wird das Papier durch den Alkohol getrocknet werden, welcher
seinerseits an den Kalk Wasser abgibt; am Ende ist der Vorgang der nämliche, als
wenn das Wasser des Papiers durch die Alkoholschicht gedrungen wäre, um sich an den
kalk zu begeben.
Wenn man nun anstatt des Alkohols eine Blase anwendet, das befeuchtete Papier durch
eine Wassersäule ersetzt, und den Kalk durch eine Säule concentrirten Alkohols, so
muß der Vorgang derselbe seyn wie vorher, weil die drei neuen Körper gegenseitig
analoge Eigenschaften besitzen wie die vorhergehenden.
Das Wasser muß die Blase netzen (wie es bei dem vorhergehenden Versuch den Alkohol
wässerte) der Alkohol muß die Blase entwässern (wie bei dem vorhergehenden Versuch
der Kalk den Alkohol entwässerte); folglich muß das Wasser durch die Blase gehen, um
sich mit dem Alkohol zu vermischen; es findet Endosmose statt.
Diese Art die Erscheinung der Endosmose zu betrachten, setzt uns in Stand, zahlreiche
Thatsachen, sowohl natürliche als experimentelle zu erklären, (Comptes rendus, Decbr. 1850, Nr. 27.)
Ueber die Kraft, welche die Flüssigkeiten in Entfernung über
glühenden Flächen erhält; von Person.
Hr. Bubinet hat unlängst in einem Bericht über Boutigny's Versuche seine Meinung dahin geäußert, daß es
die Repulsivkraft der Wärme ist, welche die Flüssigkeiten in Entfernung über
glühenden Flächen erhält. Im J. 1842 habe ich in einer Abhandlung über diesen
Gegenstand angenommen, daß die Flüssigkeiten durch ihren Dampf schwebend erhalten
werden, welcher wohl eine gewisse Spannung erlangen kann, weil er in einem engen
Raum überhitzt wird, aus welchem er sich durch kleinere Oeffnungen entbindet, als
die Fläche welche ihn erzeugt. Ich stützte mich hauptsächlich auf zwei Gründe: 1)
mittelst eines besonderen Apparats überzeugte ich mich, daß zwischen der Flüssigkeit
und der erhitzten Oberfläche ein Zwischenraum bleibt, welcher einen sehr
bestimmbaren Bruchtheil eines Millimeter beträgt: die Repulsivkraft der Wärme
offenbart sich aber wie die anderen Molecularkräfte nur in unmerklichen
Entfernungen, folglich muß die Flüssigkeit durch eine andere Kraft gehalten werden;
2) die Flüssigkeiten bleiben um so leichter schwebend, je flüchtiger sie sind, d. h.
man braucht für den Aether nicht so stark zu erhitzen wie für das Wasser, für
letzteres nicht so stark wie für die Schwefelsäure etc. Uebrigens muß auch nach den
Versuchen von Boutigny die Temperatur der erhitzten
Oberfläche immer höher seyn als diejenige wobei der Dampf eine dem atmosphärischen
Druck gleiche Kraft hat.
Zugegeben daß diese Gründe nur Wahrscheinlichkeiten sind, so hat die entgegengesetzte
Meinung auch nur Wahrscheinlichkeiten für sich. Der merkwürdige Versuch von Boutigny, wo die Flüssigkeit über einer fein
durchlöcherten Schale schwebend bleibt (polytechn. Journal Bd. CXVII S.
394), entscheidet die Frage nicht. Allerdings vermindern die Oeffnungen die
Kraft des Dampfs, indem sie ihn austreten lassen; da man aber mit ihnen genöthigt
ist stärker zu erhitzen, so ist es möglich, daß die Spannung noch hinreichend ist um
die Flüssigkeit zu tragen, um so mehr weil dazu die Hälfte einer Tausendstel
Atmosphäre genügt. Jener Versuch hat den Fehler, zugleich die Spannung des Dampfs
und die Repulsivkraft der Wärme zu vermindern. Ich habe eine Anordnung erdacht,
wobei die Dampfkraft allein vermindert wird. und begnüge mich hier den Versuch
mitzutheilen, welcher die Frage zu entscheiden scheint. Was wollen wir sehen ? ob
der zwischen der erhitzten Oberfläche und der Flüssigkeit eingeschlossene Dampf die
Kraft hat letztere zu halten? Das directeste Mittel ist, einen Manometer mit diesem
Raum zu verbinden, welcher den Dampf enthält; dazu benutze ich eine Sförmige Glasröhre, deren unteres Ende senkrecht durch
die Flüssigkeit geht und sich auf die Schale stützt. Nachdem man Schirme gehörig
angebracht hat, beobachtet man in den zwei oberen Schenkeln des Manometers einen
permanenten Niveau-Unterschied gleich der Dicke der Flüssigkeit. Operirt man
in einem Tiegel, um eine Wasserdicke von 3 bis 4 Centimetern zu haben, so hat man
auch 3 bis 4 Centimeter für den Niveau-Unterschied. Mit einem Wort, der Druck
unter der Flüssigkeit ist genau so wie er seyn muß um sie zu halten, und es ist also
nicht mehr nöthig hier zu einer geheimen Kraft seine Zuflucht zu nehmen.
Die Oeffnung des Manometers kann 2 bis 3 Millimeter haben, wenn die Schale nicht
durchlöchert ist; in letzterem Falle muß sie aber enger seyn, so daß sie zwischen
zwei Löcher zu stehen kommt, weil nur hier der Dampf eine gewisse Spannung annehmen
kann. Uebrigens darf man sich nicht wundern, daß in diesem Falle die ganze
Flüssigkeit vom Dampf gehalten wird. obgleich der Druck bloß an einigen Punkten,
welche mehrere Millimeter von einander entfernt sind, stattfindet; es ist dieß
offenbar eine Wirkung der Adhärenz der Wassermolecule unter einander, wie in dem
Fall wo eine kleine Wassersäule am Ende einer offenen Röhre zurückbleibt, obgleich
sie bloß durch deren Peripherie gehalten wird. (Comptes
rendus, December 1850, Nr. 27.)
Zusammensetzung eines leichtflüssigen Goldschlagloths; von A.
Faißt.
Ein im Handel vorkommendes, von Goldarbeitern sehr gelobtes Goldschlagloth, welches
sich neben mehreren günstigen Eigenschaften besonders durch seine außerordentliche
Leichtflüssigkeit vortheilhaft auszeichnet, ergab durch die chemische Analyse
folgende Bestandtheile in 100 Theilen:
Silber
54,74
Gold
11,94
Kupfer
28,17
Zink
5,01
–––––––––
99,86.
Für die Darstellung dieser Legirung ist es zweckmäßig, zuerst das Silber, Gold und
Kupfer im Tiegel unter einer Decke zusammen zu schmelzen, und dann erst, nachdem der
Tiegel etwas abgekühlt ist, das Zink unter Umrühren zuzusetzen. Hiebei ist aber kaum
zu vermeiden, daß nicht ein kleiner Theil des Zinks verbrennt, weßhalb die Metalle
in folgendem Gewichtsverhältniß zur Legirung zu nehmen sind:
Auf
1
Unze sein Silber.
5
Denien und 6 Gran Gold,
12
Denien und 8 Gran Kupfer,
2
Denien und 7 Gran Zink.
(Gewerbeblatt aus Württemberg, 1851 Nr. 3.)
Ueber Vertilgung der Kornmotte.
Von dem französischen Minister für Ackerbau und Handel beauftragt, widmete sich Hr.
Doyère, Professor am landwirthschaftlichen Institut
zu Versailles, diesem Gegenstand, nach Versuchen, welche vor Kurzem im
Cher-Departement mit einer von ihm vorgeschlagenen Vorrichtung angestelltt
wurden, bleibt dem Getreide, welches in derselben einer konstanten Temperatur von 44
bis 48° R. ausgesetzt wird, die Brodbildungsfähigkeit vollkommen erhalten,
die Motte hingegen wird getödtet. Die Keimkraft des Getreides conservirt sich
bekanntlich bis zu 60° R. Man kann täglich 60–100 Hektoliter Getreide
den Apparat passiren lassen, welcher wohlfeil herzustellen ist und nicht viel
Brennmaterial erfordert, Sollte sich dieses Verfahren bewahren, so ließe die
Regierung tragbare Apparate anfertigen, welche von Bezirk zu Bezirk geschafft
würden, um das Getreide zu reinigen. Die Redaction des Echo
agricole schenkt diesem Verfahren noch kein rechtes Vertrauen. Bei 40 bis
48° R, sagt sie, zersetzt sich der Kleber, und das Getreide verliert seine
Brodbildungsfähigkeit zwar nicht ganz, aber doch großentheils. Was demnach durch
Vertilgung der Kornmotte gewonnen wäre. ginge am Werth des Getreides wieder
verloren.
So erfährt auch die Linse jährlich sehr große Verheerungen durch die sich in ihr
festsetzende Pflanzenlaus (puceron), deren Larve sich in
ihr ernährt und dann, vollkommen ausgebildet, sich herausarbeitet. Um solche zu
vertilgen, läßt man die Linsen ebenfalls mehr oder weniger heiße Oefen passiren,
wobei die Larve stirbt. Abgesehen davon, daß das Grab des Insects im Innern des
Samens für den Consumenten etwas Ekelhaftes hat, ist aber offenbar der Vermehrung
des Insects durch dieses Verfahren kein Einhalt gethan, uud dasselbe wird jedes Jahr
seine Verheerung wiederholen Mit dem alten von Hrn. Doyère wieder in Vorschlag gebrachten Verfahren bezüglich der Kornmotte,
dürfte wahrscheinlich kein besserer Erfolg zu erzielen seyn. (Moniteur industriel, 1850 Nr. 1503.)241