Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. , S. 316 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der elektrische Copirtelegraph zur Mittheilung gedruckter oder
geschriebener Depeschen.
Die Weserzeitung berichtet aus New-York vom 12. d.
M. folgendes über eine Modification des "S. 75 in diesem Bande des polytechnischen
Journals besprochenen Copirtelegraphen von Bakewell:
„Der Nutzen der elektromagnetischen Telegraphen blieb bisher ein beschränkter,
weil man auf die successive Mittheilung einzelner Buchstaben angewiesen war. Durch
die neueste Erfindung wird aber die Abbildung eines Schriftstücks oder gedruckten
Blattes in unglaublich kurzer Zeit (etwa 20,000 Wörter in zehn Minuten) durch den
Telegraphen hervorgebracht, und zwar auf folgende Art. Um eine Walze wird ein,
ähnlich wie zum Photographiren, chemisch präparirtes Papier gelegt, welches von der
Spitze des Leitungsdrahtes berührt und durch den elektrischen Strom an dem
Berührspunkte augenblicklich schwarz gefärbt wird. Die Walze dreht sich und rückt
mit jeder Umdrehung um den fünfzigsten Theil eines Zolls zur Seite, so daß ein
Zeitungsbogen von 20 Zoll Breite in 1300 Umdrehungen ganz mit schraffirten Linien
auf einer Seite bedeckt ward. Bewirkt man nun Unterbrechungen des Stroms, so
entstehen Lücken in den Linien, welche eine weiße Schrift auf schraffirtem Grunde,
wie man es bei Kupferstich häufig sieht, bilden. Um dieß zu erreichen, hat man am
andern Ende des Drahts, also am Orte von wo die Mittheilung ausgeht, eine ganz
gleiche und gleich sich bewegende Walze. Auf diese legt man ein Papier, worauf die
Depesche mit firnißhaltiger Schwärze geschrieben oder gedruckt ist. Die Spitze des
Telegraphendrahts ruht auf diesem Papier, während die Verbindung mit der Batterie an
der Achse der Walze angebracht ist, so daß der elektrische Strom durch das Papier
durchgehen muß. Der Firniß aber unterbricht, als Nichtleiter, den Strom so oft der
Draht bei Umdrehung der Walze auf ein Schriftzeichen trifft. Am Bestimmungsort
entstehen die telegraphirten Schriftzeichen nicht zeilenweise, wie sie geschrieben
oder gesetzt werden, sondern es wachsen sämmtliche Zeilen einer Seite gleichmäßig
durch das Vorrücken der verticalen feinen Striche. Bei einer
Umdrehungsgeschwindigkeit von sechs Fuß in der Secunde kann man in der Minute 86
Quadratzoll Papierfläche oder die Seite eines mäßigen Briefbogens mit telegraphirter
Schrift bedecken. Man kann auch Zeichnungen, Situationsplane u. s. w. telegraphiren.
Wenn geübte Stenographen die Worte eines großen Redners mit der Firnißschwärze
aufzeichnen, während andere die Blätter um die Walzen der im Sitzungsgebäude
befindlichen Telegraphen schlagen, so wäre es ein leichtes, daß die Rede in allen
Theilen des Landes gleichzeitig vernommen würde! Indem jeder Draht mit viel weniger
Bedienung bei der neuen Erfindung bis auf das Zweihundertfache von dem leisten kann was er
bisher leistete, wird der Gebrauch der telegraphischen Mittheilung bei der
entsprechenden Verwohlfeilerung in kaum zu berechnendem Maaße zunehmen.
Ueber die Darstellung der Newton'schen Farbenringe; von Dr. Julius
Löwe.
Sehr schön und deutlich erhält man dieselben, wenn man den Strom eines Gases in eine
consistente Flüssigkeit leitet, wie dieses z. B. bei der Darstellung des Palmins
durch Einführen von salpetriger Säure in Ricinusöl geschieht. Da der Durchmesser
jeder einzelnen Blase nicht sehr beträchtlich ist, so sind die entstehenden
Farbenzonen auf einen kleineren Raum zusammengedrängt, allein deßhalb nicht weniger
iutensiv in ihrem Farbenspiele. Die Entwicklung des Gases darf begreiflich nicht zu
lebhaft seyn, im Gegentheil, je größer der Intervall vom Aufsteigen einer Blase zu
dem der anderen ist, desto länger wird sich jede einzelne auf dem Niveau der
Flüssigkeit erhalten können, da sonst im entgegengesetzten Falle eine die andere zu
schnell vernichtet.
Analyse einer käuflichen schwefelsauren Thonerde.
Hr. R. Wildenstein hat im chemischen Laboratorium des
Professors Fresenius zu Wiesbaden eine im Handel
vorkommende schwefelsaure Thonerde analysirt, welche eine weiße, etwas feuchte, aus
kleinen, weichen, undeutlichen Krystallgruppen bestehende, etwas schweflig riechende
bröcklige Masse darstellte. Sie löste sich klar in Wasser zu einer sehr sauren
Flüssigkeit, in welcher wenig Ammoniak einen beim Umrühren rasch wieder
verschwindenden weißen Niederschlag gab.
Das fragliche Salz bestand in 100 Theilen aus:
schwefelsaurer Thonerde
24,78
schwefelsaurem Eisenoxydul
11,09
freier Schwefelsäure
6,76
schwefliger Säure
Spur
Wasser
57,35
––––––––
99,98.
(Journal für praktische Chemie. 1850 Nr. 24.)
Ein sehr guter Steinkitt.
Nach Dr. Heller's Erfahrung
gibt Kalk mit Leim verbunden, einen ganz vorzüglichen Steinkitt. Man bereitet
nämlich eine dickliche Lösung von Tischlerleim, d. h. man quellt den Leim in kaltem
Wasser auf, erwärmt diese Leimgallerte und setzt ihr unter Umrühren so viel
Kalkhydrat (frisch gelöschten Kalk) zu, bis die noch warme Masse zu dem
beabsichtigten Gebrauche dick genug ist. Die Gegenstände, welche gekittet werden
sollen, müssen vorher wo möglich gelinde erwärmt werden, dann erst wird der warme
Kitt auf die Bruchflächen, und zwar bei feinen Gegenständen nur dünn aufgetragen,
und im Uebrigen das beim Kitten überhaupt nöthige Verfahren (Binden, Anlegen von
Zwingen u. s. w.) angewendet. Man läßt den gekitteten Gegenstand dann einige Zeit in
Ruhe und wischt hierauf den über die Fugen herausgetretenen noch weichen Kitt mit
nassen Lappen weg, weil man ihn sonst, wenn er einmal völlig erhärtet ist, nicht mehr hinwegbringen
könnte. Dieser Kitt wird, obgleich aus einzeln jedes für sich in Wasser lösbaren
Bestandtheilen erzeugt, unter Mitwirkung der Luft und Wärme endlich so fest und
haltbar, daß er sich im Wasser gar nicht mehr auflöst. Er dient gleich gut zum
Kitten des Glases, Porzellans und der verschiedensten Mineralien; man kann mittelst
desselben Holz auf Stein oder eines dieser beiden auf Metall befestigen, ja selbst
Metall an Metall kitten, besonders wenn man im letzten Falle dem noch warmen Kitte
etwas weniges Schwefelblumen beimischt. Und dabei hält dieser Kitt so fest, daß
damit gekittete Körper eher an einer andern als an der gekitteten Stelle zerschlagen
oder gebrochen werden können. (Polytechn. Notizblatt, 1851 Nr. 1.)
Sand- und andere poröse Steine fest und
undurchdringlich zu machen.
Dieß von Badon auf den Sandstein mit sehr glücklichem
Erfolge angewandte Verfahren besteht darin, daß man die Steine (Sand-,
Ziegel-, Bausteine) 48 Stunden lang in einer Temperatur von 160° R.
trocknen läßt und sie dann 8 Stunden lang in gleichfalls bis auf 160° R.
erhitzten Steinkohlentheer eintaucht, worin sie eine vollständige Umwandlung ihrer
Natur erleiden. Wie mürbe und porös sie auch immer früherhin gewesen seyn mögen, so
hart und undurchdringlich werden sie durch genanntes Verfahren, so zwar, daß man sie
kaum mit dem Hammer zu zerschlagen vermag. Dieß Verfahren auf Ziegel- oder
Backsteine angewendet, gibt eben so ausgezeichnete Erfolge, und hier genügt schon
ein drei-bis vierstündiges Eintauchen in bis auf 90° R. erhitzten
Steinkohlentheer. (Polytechn. Notizblatt, 1851 Nr. 1.)
Reinigung des Brennöls, nach Wilks.
236 Gallons (1 Gallon circa 4 preuß. Quart) werden mit 6
Pfd. Schwefelsäure gemischt und drei Stunden lang dieses Gemisch stark umgerührt.
Man vermengt dann 6 Pfd. Thon mit 14 Pfd. gebranntem Kalk und setzt dieses Gemenge
dem Oele zu, welches man dann in einem Kessel mit 236 Gallons Wasser zusammenbringt
und mit diesem unter beständigem Umrühren 3 Stunden sieden laßt. Nach dem Erkalten
läßt man das Oel ab, welches dann vollkommen gereinigt ist. (Polytechnisches
Notizblatt, 1850 Nr. 23.)
Ueber die Bestimmung der Menge an freier Säure in
Fruchtsäften; von Dr. N. Graeger in Mülhausen.
Es kömmt zuweilen vor, nicht allein daß man nach der Menge der in einem Fruchtsafte
enthaltenen freien Säuren, sondern auch nach deren Natur und, da Weinsäure nur
selten darin fehlt, nach dem Verhältnisse dieser zu den andern frägt. Alle diese
Fragen lassen sich auf folgende Weise leicht beantworten. Man versetzt einen Theil
des Fruchtsaftes mit einem Ueberschusse von neutralem weinsaurem Kali; der hierdurch
sich bildende Niederschlag, getrocknet und gewogen, entspricht, unter
Berücksichtigung der Zusammensetzung des doppelt-weinsauren Kalis, der
Gesammtmenge der vorhandenen freien Säuren. Um zu erfahren, wieviel freie Weinsäure
in dem Safte vorhanden ist, theilt man eine zweite Portion desselben Saftes genau in
zwei gleiche Theile. Den einen Theil neutralisirt man genau mit kohlensaurem Kali,
worauf man die andere Hälfte des Saftes zusetzt. Der sich nun bildende Niederschlag
von doppelt-weinsaurem Kali repräsentirt genau (absehend von der geringen Auflöslichkeit dieses
Salzes in Wasser) die Menge der vorhandenen freien Weinsäure. (Polytechn.
Notizblatt, 4851 Nr. 1.)
Bereitung des Collodion.
Zur Bereitung von Collodion, dessen Anwendung sich immer mehr verbreitet, wendet Hr.
Lutrand in Montpellier mit bestem Erfolg folgendes
Verfahren an. Zur Verwandlung der Baumwolle in Pyroxylin verbindet er das Verfahren
von Kovp mit demjenigen von Mialhe; er taucht nämlich die Baumwolle in eine Mischung, welche aus
trockenem salpetersaurem Kali, concentrirter Schwefelsäure und rauchender
Salpetersäure in den geeigneten Verhältnissen besteht. Zur Bereitung des Collodion
verbindet er das Verfahren von Mialhe mit demjenigen von
Bouchardat; ersteres gibt nach ihm ein zu festes,
letzteres ein zu flüssiges Product. Anstatt auf 1000 Theile Aether, 64 Theile
präparirte Baumwolle nach Mialhe anzuwenden, oder 22,37
nach Bouchardat, verwendet Lutrand von derselben 32 Thle. (also halb so viel wie Mialhe), mit Zusatz von 80 Theilen Alkohol. (Journal de Pharmacie, Decbr. 1850, S. 428.)
Ueber Conservirung des Holzes.
Die Vortheile, welche hölzerne Querschwellen als Unterlage der Eisenbahnschienen
ihrer Elasticität wegen gewähren, haben vielfache Versuche veranlaßt, um dem Holze
bei seiner Anwendung im Freien eine größere Dauer zu verschaffen; das bis jetzt
beobachtete Verfahren zu diesem Zwecke besteht, soviel dem Einsender dieses bekannt
ist, in Auslaugung und Imprägnirung gewisser Flüssigkeiten.
Im Interesse der Sache wird es gestattet seyn, eine andere Verfahrungsweise in
Anregung zu bringen, welche wenigstens einen Versuch verdienen dürfte, da ihr ein
Erfolg mit Grund wohl nicht von vornherein abgesprochen werden kann.
Dieses Verfahren besteht nun darin, daß das Holz vier bis sechs Wochen dem kühlen Rauche ausgesetzt wird, wodurch sich dessen feste
Bestandtheile sehr dicht zusammenziehen, ohne Risse zu veranlassen Hierauf wird
dasselbe mit einem conservirenden Anstrich, nämlich Oel, Theer etc. versehen. Bei
Feuerung durch Tag und Nacht würde die halbe Zeit zur Verdichtung genügen. Da es
sich nur um Erzeugung von Rauch handelt, so würde sich zur Feuerung grünes Astholz,
vorzüglich harziges, eignen.
Eine Vorkehrung, wodurch eine Zahl von dreißig und mehr Schwellen gleichzeitig mit
einem schwachen Feuer behandelt werden könnten, läßt sich leicht herstellen; eine
Grube in der Erde mit einem Zugänge und einer leichten Bretterhütte, um das Holz vor
dem Regen zu schützen, würde als Ofen genügen; die Kosten würden jedenfalls nur
unbedeutend seyn.
Die conservirende Eigenschaft des Rauchs ist hinreichend bekannt; es möge hier nur
die Erfahrung Platz finden, daß die Dachschindeln von Landhäusern, welche keinen
Schlot haben und im Gebirge nicht sehr selten sind, da, wo der Rauch durch sie
abzieht, viel länger dauern als andere.
Weil das auf diese Weise behandelte Holz gegen die Einwirkungen feuchter und trockner
Luft unempfindlicher wird, so könnte das Verfahren auch für Holz zu
Schreiner- und Wagnerarbeiten etc. mit Nutzen angewendet werden.
v. K.
Verfahren der alten Aegypter bei der Mumienbereitung.
Oberst Holt hat der asiatischen Gesellschaft zu London in
diesem Betreff folgende Mittheilung gemacht: „Während meines Aufenthalts
am rothen Meer brachte mich eine Besprechung mit einigen Beduinen in der
Nachbarschaft von Mocha auf die Vermuthung, daß das Hauptingrediens, welches die
alten Aegypter bei der Mumienbereitung anwandten, weiter nichts als der
vegetabilische Theer dieser Länder war, welchen die Araber
„Katren“ nennen. Um hierüber Gewißheit zu erhalten,
stellte ich meine ersten Versuche mit Vögeln und Hammelkeulen an, und obgleich
dieß im Juli geschah, wo der Thermometer 27½° R. im Schatten
zeigte, gelangen sie doch vollkommen, wie eine der asiatischen Gesellschaft
eingesandte menschliche Hand beweist, welche ich vor vier Jahren auf diese Weise
präparirt habe Die Unterrichtetsten unter den Arabern vermuthen, daß große
Quantitäten Kampher, Myrrhe, Aloe und Weihrauch bei der Mumienbereitung
angewandt wurden. Meine Versuche beweisen jedoch, daß solche Zusätze keineswegs
nöthig waren, weil der Theer, allein angewandt, den Knochen durchdringt und
anders färbt. Diesen Theer erhält man von den Zweigen eines kleinen Baums oder
Strauchs, wenn dieselben einem beträchtlichen Hitzegrad ausgesetzt werden;
dieser Strauch findet sich in den meisten Theilen Syriens und des glücklichen
Arabiens.“ (Edinburgh new philosophical
Journal, Januar 1851, S. 186.)
Ueber die Anwendung des Zinkvitriols als Desinficirmittel, zur
Gewinnung künstlichen Düngers; von Gaultier de
Claubry.
Wenn man den Inhalt der Abtrittgruben im rohen Zustand zum Düngen verwendet, wie es
im nördlichen Frankreich gebräuchlich ist, so verbreitet er auf den Feldern in große
Entfernung einen lästigen üblen Geruch, welcher beweist, daß man in jedem Augenblick
eine beträchtliche Menge der für die Vegetation nützlichen Producte verliert.
Als vor einigen Jahren der Gesundheitsrath zu Paris in seinen Berichten erklärte, daß
es nicht nur möglich ist die uns beschäftigenden Producte für alle Operationen,
welche man mit ihnen vorzunehmen pflegt, geruchlos zu machen, sondern daß man sogar
die flüssigen Excremente (welche für Paris eine große Last sind, weil ihr Transport
bis an die Orte wo sie die Landwirthschaft benutzen könnte, zu theuer zu stehen
kommt) nach vorgenommenem Desinficiren auf die öffentlichen Straßen und in die
Gossen laufen lassen kann, gab es wohl zahlreiche Zweifler. Jetzt ist es aber schon
dahin gekommen, daß man wenigstens vier Fünftel des flüssigen Inhalts der
Abtrittgruben unserer Wohnungen ohne Nachtheil für die Gesundheit in den Gossen
ablaufen lassen kann; da man zur vollständigen Desinficirung des
Abtrittgruben-Inhalts von dem Desinficirmittel einen schwachen Ueberschuß
anwenden muß, so gewährt die ausgeschöpfte desinficirte Flüssigkeit noch den Nutzen,
daß sie den Schlamm in den Gossen selbst beim Durchlaufen derselben desinficirt.
Alle Metallsalze, welche unauflösliche Sulfuride liefern, können dieses Desinficiren
bewerkstelligen; die schwarze oder mehr oder weniger dunkle Farbe des
Schwefelmetalls gestattet aber nicht, es auf die öffentlichen Straßen zu schütten.
Ganz anders ist es mit den Zinksalzen; ihr Sulfurid ist farblos, daher sie zu diesem
Zweck den Vorzug verdienen, welchen überdieß die zahlreichen seit einiger Zeit in
verschiedenen Theilen von Paris mit ihnen angestellten Versuche rechtfertigen.
Die Zinksalze haben ohne alle Beimischung einen guten Erfolg; die Erfahrung hat aber
gezeigt, daß man leichter klare Flüssigkeiten erhält, wenn man ihnen eine Emulsion,
nämlich eine Mischung von Oel und einem Alkali, zusetzt, wie es Hr. Paulet thut.
Man braucht im Wesentlichen bloß die Zinksalze mit dem Inhalt der Abtrittgruben durch
Umrühren gehörig zu mischen und dann absetzen zu lassen, worauf man den flüssigen
Theil herauspumpen und auf die Straßen laufen lassen kann, um den Satz dann auf
gewöhnliche Weise aus den Gruben zu schaffen; bei diesem Desinficiren der
Abtrittgruben verbreitet sich kein Geruch, es entbindet sich kein schädliches Gas,
und die Operation kann unter Tags so gut wie bei Nacht vorgenommen werden. Der Satz
oder das desinfieirte Product läßt sich austrocknen ohne einen Geruch zu verbreiten,
und ist unmittelbar in der Landwirthschaft anwendbar.
Wenn man aber nicht einen beträchtlichen Ueberschuß der desinficirenden Agentien
anwendet, so können beim sorgfältigsten Umrühren des Inhalts der Grube einzelne
Theile desselben der Einwirkung entgehen; die Unternehmer, welche bisher mit dem
besten Erfolg arbeiteten, die HHrn. Quesney, haben jedoch
ein sehr einfaches Mittel erdacht, um diesen Fehler auszugleichen; sie lassen an
einer oder mehreren Stellen des Rohrs, durch welches der slüssige Grubeninhalt
ablauft, einen Strahl desinficirender Flüssigkeit zutreten, welche sich also mit
demselben vermischt und die beabsichtigte Wirkung vervollständigt.
Sollte sich diese Desinficirmethode in vielen Städten verbreiten, so wäre den
Zinksalzen ein großer Absatz gesichert, und dadurch die Anwendung der galvanischen
Batterie als Kraftapparat zu mannichfaltigen Zwecken ermöglicht. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1850, S. 706.)
Baumkitt.
Dr. Wiegmann in seiner
Schrift: „Die Krankheiten der Gewächse“, sagt über Baumkitt
Folgendes: Seit länger als 36 Jahren bediene ich mich mit dem besten Erfolge eines
Kittes von Theer und feinem Kohlenpulver bereitet, den ich als Salbe auf die Wunden
streichen und später mit trockener Erde, damit die Mischung in der Wärme nicht
klebe, und die Wunde nicht ins Auge falle, bewerfen lasse. Daß dieser Kitt nicht nur
als sichere Decke, sondern auch seiner fäulnißwidrigen Kraft wegen als Heilmittel
dienen müsse, wird, besonders seit der Entdeckung des Kreosots im Theere und dessen
Wirkung gegen Fäulniß, jedem mit der Chemie Vertrauten einleuchten, weßhalb ich ihn
zur Bedeckung aller Wunden an Bäumen unbedingt empfehlen kann. (Polytechn.
Notizblatt, 1851 Nr. 1.)