Titel: | Anwendung des Elektromagnetismus beim Eisenbahnbetrieb und beim Uebertragen der Bewegung; von Amberger, I. Nickles und Cassal. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. I., S. 1 |
Download: | XML |
I.
Anwendung des Elektromagnetismus beim
Eisenbahnbetrieb und beim Uebertragen der Bewegung; von Amberger, I. Nickles und Cassal.
Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr. 1548 und
1552.
Amberger, über Anwendung des Elektromagnetismus beim
Eisenbahnbetrieb.
Erste Abhandlung.
Die HHrn. Amberger, Nickles und Cassal glauben die magnetische Attraction mit Nutzen anwenden zu
können:
1) zur Erzeugung der Adhärenz der Locomotivenräder auf Eisenbahnen;
2) zur Construction von Bremsen auf Eisenbahnen;
3) zur Transmission der Bewegung, um die Getriebe zu entbehren.
Adhärenz. — Der Zweck der Anwendung des
Elektromagnetismus zur Erzeugung von Abhärenz, besteht darin, eine unbegränzte
Kraft, die magnetische Adhärenz, einer begrenzten Kraft, der durch Gewichte
erzeugten Adhärenz, zu substituiren; nach Belieben die erzeugte Additionaladhärenz
hervorrufen oder zerstören zu können; diese Adhärenz mit den Erfordernissen der
Praxis in Einklang bringen und die Herstellungs- und Betriebskosten der
Schienenwege bedeutend vermindern zu können.
In der Praxis nimmt man an, daß die durch das Gewicht erzeugte Adhärenz im Mittel der
zehnte Theil dieses Gewichts ist, so daß bei 10,000 Kilogrammen, welche auf zwei in
Bewegung befindliche Triebräder drücken, die Adhärenz durch 1000 Kilogramme
ausgedrückt wird, d. h. daß dann diese Räder einem Widerstand von 1000 Kilogrammen
das Gleichgewicht halten können.
Es ist somit klar, daß die Gränze der durch Gewichte erzeugten Adhärenz bald erreicht
ist, weil das Gewicht immer das Zehnfache der erzeugten Adhärenz seyn muß.
Bei dem elektro-magnetischen System wirkt die Ursache, welche die Adhärenz
erzeugt, unmittelbar auf den Berührungspunkt des Rades mit der Schiene. Das Rad
selbst hat nichts zu tragen und seine Magnetisirung, wie weit sie auch gesteigert
wurde, trägt zur Abnützung des Rades und der Schiene nichts bei.
Bei dem gegenwärtigen System ist die Locomotive genöthigt die Ueberladung, durch
welche man ihre Adhärenz erzeugt, von einem Ende der Bahn bis an das andere zu
ziehen.
Die magnetische Adhärenz erfordert hingegen nicht einen Gramm mehr Kraftaufwand, sie
kann ferner jeden Augenblick, d. h. sobald man sie nicht mehr nöthig hat, aufgehoben
werden; zu diesem Behufe braucht man nur die galvanische Communication zu
unterbrechen.
Daraus folgt, daß man diese Adhärenz nach Belieben vermindern, auf den dritten oder
vierten Theil reduciren oder verdoppeln kann, je nach dem zu besiegenden
Widerstande.
Bei den gegenwärtigen Locomotiven verhält sich die Sache anders; dieselben erfordern
einen Dampf-Ueberschuß, um die Eisenmassen zu ziehen, womit sie wegen der
Adhärenz belastet sind.
Wenn Rampen befahren werden, geht nicht nur ein Theil dieser Belastung für die
Adhärenz verloren, sondern sie ist auch schädlich; denn die Gewichte wirken in der
Richtung der Schwere. Der Magnetismus hingegen wirkt immer senkrecht auf die Ebene
der Schiene; welche Lage und Neigung auch diese Ebene haben mag, die Adhärenz der
magnetisirten Räder bleibt stets dieselbe.
Eine überladene Locomotive nützt sich ab und macht die Schienen bald untauglich;
überdieß werden die Maschinentheile selbst verdorben. Der Magnetismus hingegen übt
keine nachtheilige Wirkung auf das Eisen aus. Aus dem Obigen ersah man schon, daß
die Ursache, welche die natürliche Adhärenz erzeugt, d. h. die Gewichte, einen
Mehraufwand an Dampf erheischt, während die Ursache, welche die magnetische Adhärenz
erzeugt, die Elektricität, nichts wiegt.
Bremsen. — Die gegenwärtig gebräuchlichen Bremsen
üben ihre ganze Wirkung nur auf die Räder aus; unter ihrem Einfluß gleiten die
Räder, nützen sich sehr schnell ab, und werden durch die erlittene Reibung
polygonartig.
Die magnetische Bremse (Elektro-Bremse) wirkt nur auf die Schiene; eine
einfache Bewegung mit der Hand gestattet dem Locomotivenführer dieselbe in oder
außer Thätigkeit zu setzen. — Während der Nacht können die galvanischen
Batterien zur Erzeugung von Licht, Signalen u. s. w. verwendet werden.
Transmission der Bewegung. — Anstatt der Getriebe,
Frictionsriemen oder Kegel, welche zur Uebertragung der Bewegung gebräuchlich sind,
schlagen Amberger, Nickles und Cassal vor, magnetisirte Rollen anzuwenden. Dadurch würde erreicht: 1)
eine große Vereinfachung; 2) Regelmäßigkeit der Transmission; 3) ein
augenblickliches Unterbrechen.
Diese Substituirung dürfte bei der Transmission der Bewegung auf
Schrauben-Dampfschiffen von besonderem Nutzen seyn; denn die Ungleichheit der
Widerstände, welche die Schraube im Wasser erleidet, veranlaßt eine rasche Abnutzung
der Getriebe.
Zweite Abhandlung.
Der Gedanke: die Adhärenz der Räder bei den Locomotiven zu steigern, beschäftigt
schon seit mehreren Jahren die Mechaniker; daß dieselben ihren Zweck, wenigstens in
den Fällen wo die Eisenbahnzüge über sehr steile Rampen zu fördern sind, nur
unvollständig erreichten, rührt vielleicht daher, daß sie sich zu ausschließlich auf
ihre Wissenschaft: die Mechanik, beschränkten.
Bei den Untersuchungen, welche wir hier kurz beschreiben wollen, haben wir ein rein
physikalisches Agens, den Elektromagnetismus, angewendet, durch welchen wir in Stand
gesetzt wurden die Adhärenz zu steigern. Die Idee dieser Anwendung verdankt man Hrn.
I. Nickles, welcher von den HHrn. Amberger und Cassal über die Hülfsmittel
befragt wurde, welche die Physik zur Lösung des Problems der Adhärenz an die Hand
geben dürfte. Der erste Versuch, welchen wir zu diesem Ende anstellten, überzeugte
uns alsbald von der Möglichkeit dieser Anwendung.
Der Apparat, welcher zu diesem Versuch diente, bestand aus einem eisernen Rahmen auf
vier gekuppelten Rädern, welche man durch ein bestimmtes Gewicht, das nach Art des
Dampfs auf sie wirkte, in drehende Bewegung versetzte.
Ein anderes Gewicht, welches an dem hinteren Ende des Wagens mittelst einer Schnur
befestigt war, repräsentirte den Widerstand oder den Wagentrain. Diesen Wagen stellten wir auf eine
Eisenbahn, welcher wir eine beliebige Neigung geben konnten.
Der erste Versuch wurde bei einer Steigung von 80 Millimetern per Meter angestellt; der Apparat war im Gleichgewichte, und als man die
Treibgewichte sich selbst überließ, wirkten sie auf die Räder, aber ohne dieselben
vorwärts schreiten zu machen; die Räder drehten sich um sich selbst, ohne von der
Stelle zu kommen; nun wurde ein hufeisenförmiger Elektromagnet in Anwendung
gebracht, indem man ihn über den Weg aufrecht so hinstellte, daß seine Pole um die
ganze Schienenweite von einander entfernt waren.
Die Pole dieses Magnets waren ungefähr 4 Millimeter von der Schiene entfernt, auf
welche sie wirken sollten; kaum hatte man die galvanische Kette geschlossen, als das Wägelchen, eben noch im Gleichgewicht, wie ein
Pfeil dahin fuhr und über die Rampe in einem Augenblick hinauf lief.
Nun war die Aufgabe, die Abhärenz der Räder einer Locomotive zu steigern, ohne das
materielle Gewicht derselben zu vergrößern, im Kleinen gelöst; aber es war dieß doch
erst ein interessanter physikalischer Versuch, ohne unmittelbaren Nutzen.
Das uneigennützige Anerbieten eines Mannes, welcher in Eisenbahnfragen competent ist,
gestattete uns die Anwendung im Großen zu versuchen. Ohne auf die zahlreichen
Versuche einzugehen, die wir in dieser Beziehung anstellen mußten, begnügen wir uns
hier das Verfahren zu beschreiben, bei dem wir zunächst stehen blieben, und das nach
der Ansicht aller Sachverständigen so einfach ist, daß es unmittelbar bei
Locomotiven angewendet und auch ungeübten Händen übertragen werden kann.
Bei den oben beschriebenen Versuchen hatten wir mit Magneten operirt, welche aus
einer gewissen Entfernung auf die Schienen wirkten, und dadurch eine Kraft
erzeugten, welche mit der beim Eisenbahnbetrieb zur Erzeugung der Adhärenz
gebräuchlichen Belastung vergleichbar ist. Dieser magnetische Druck hatte vor dem
durch Gewichte hervorgebrachten den unbestreitbaren Vortheil, daß er in demselben
Augenblicke beseitigt werden konnte, wo er nicht mehr nöthig war; er erforderte aber
einen Mehraufwand von Dampfkraft, so lange er in Thätigkeit war, denn es ist
unzweifelhaft, daß die so erzeugte Adhärenz nur ungefähr den zehnten Theil der Kraft
betrug, deren unsere Magnete auf eine Entfernung von vier Millimetern fähig
waren.
Diese Betrachtung, verbunden mit dem großen Kraftverluste, welchen die Elektromagnete
erleiden, wenn sie aus einer Entfernung auf das Eisen wirken, veranlaßte uns auf
Mittel zu sinnen, um im Berührungspunkte die magnetische Kraft zu concentriren, von
welcher wir bisher einen so beträchtlichen Theil verloren hatten.
Um diese neue Aufgabe zu lösen, mußte man die seitherige Form der Magnete verlassen,
und solche herstellen, bei denen bloß die Spulen fest sind; kurz, es handelte sich
darum Elektromagnete mit beweglichen Polen zu
construiren.
Wir verfahren dabei auf folgende Weise: An dem unteren Theile jedes Triebrades
bringen wir eine isolirte Kupferdrahtspule an: das Gehäuse dieser Spule ist von
Messing; es wird an den Locomotivenrahmen befestigt und so angebracht, daß das Rad
sich frei innerhalb desselben bewegen kann, ohne es zu berühren. Die Spule ist
länglich und besteht aus ungefähr 250 Metern Kupferdraht; sie ist mit der andern
Spule des Räderpaares gerade so verbunden wie die Spulen eines gewöhnlichen
Elektromagneten.
Die zwei, durch die Achse verbundenen Räder haben demnach jedes einen verschiedenen
Pol, so daß man sagen kann, unser Verfahren Adhärenz zu erzeugen, bestehe darin, die
Locomotive in einen Elektromagneten zu verwandeln.
Da die Felgen der Räder 13 Centimeter breit sind, so erhalten wir eine magnetisirte
Fläche von einer Ausdehnung, wie solche sich in unsern physikalischen Cabinetten
nicht leicht finden dürfte. Die ganze Wirkung concentrirt sich indeß auf denjenigen
Theil der Oberfläche, welcher sich innerhalb der galvanischen Kette befindet; über
den Spulen nimmt der Magnetismus schnell ab, und er wird Null, ehe man noch die
Seite des Rades erreicht hat, welche dem Berührungspunkte diametral entgegengesetzt
ist.
Mit sechzehn Säulen von prismatischen Kohlen, welche wir auf Locomotivenräder von
1,10 Meter Durchmesser bei einer Steigung von 200 Millimeter per Meter einwirken ließen, erzielten wir bei zwei nicht belasteten Rädern
eine Magnetisirung welche 450 Kilogramme Adhärenz erzeugte, was im Mittel einer
Belastung von 4500 Kilogr. entspricht.
In so großem Maaßstab angestellte Versuche haben uns Resultate geliefert, welche wir
der Akademie der Wissenschaften mittheilen wollen.
Die Rotationsgeschwindigkeit, wie groß sie auch seyn mag, schadet der Magnetisirung
nicht, was auch begreiflich ist, wenn man die große Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der Elektricität und ihre fast augenblicklich wirkende magnetisirende Kraft
berücksichtigt.
Auf einer horizontalen, trockenen und vollkommen polirten Ebene von Eisen verhält
sich die Kraft welche erforderlich ist, um einen Elektromagneten von der Stelle zu
schieben, zu derjenigen Kraft welche nöthig ist, um ihn in verticaler Richtung
loszureißen, nahezu wie das Fortschieben einer nicht magnetisirten Eisenmasse auf
dieser Ebene sich zum Gewichte dieser Masse verhält.
Auf schiefen Ebenen ist dieß nicht mehr der Fall; während der Gleitungscoefficient
der Eisenmasse abnimmt, bis er bei gewisser Lage Null wird, bleibt der
Gleitungscoefficient für die Ueberwindung der magnetischen Kraft derselbe; und dieß
ist auch leicht einzusehen, da die Resultante der Kräfte, welche ein Magnet auf die
Eisenplatte ausübt, senkrecht zu dieser Fläche ist, während die Masse, welche nur
durch ihr Gewicht wirkt, ihre Wirkung in der Richtung der Schwerkraft äußert.
So geht also auf geneigten Eisenbahnen ein Theil der zur Erzeugung der Adhärenz
bestimmten Belastung nicht nur für diese verloren, sondern ist auch insofern von
ungünstigem Einfluß, als sie, der Wirkung der Schwere gehorchend, den Train abwärts
zu ziehen strebt; die magnetische Adhärenz hingegen ist unabhängig von der Neigung
der Bahn.
Atmosphärische Einflüsse, Nebel u. s. w. welche der durch Belastung hervorgebrachten
Adhärenz so nachtheilig sind, haben keinen bemerkbaren Einfluß auf die magnetische
Adhärenz; letztere bleibt sich gleich, die Schienen mögen naß oder trocken seyn.
Endlich erfordert eine Locomotive mit magnetisirten Rädern nicht mehr Zugkraft, als
eine Locomotive deren Räder im normalen Zustande sind. Ferner werden durch erstere
die Schienen weniger verdorben als durch eine gewöhnliche Locomotive, denn sie zieht
die Schienen an sich, während sie dieselben durch ihr eigenes Gewicht zugleich an
ihrem Platze erhält; eine Locomotive mit nicht magnetisirten Rädern hingegen drückt
auf die Schienen mit ihrem ganzen Gewichte, und es ist in diesem Falle nichts
vorhanden was die Wirkungen dieses Druckes neutralisiren würde.
Die galvanische Batterie, welche uns zur Magnetisirung dient, kann während der Fahrt
noch in anderer Weise nützlich verwendet werden. So kann sie als Elektro-Bremse dienen, welche den Vorzug hat, daß sie
ausschließlich auf die Schienen wirkt, während die jetzt gebräuchlichen Bremsen ihre
ganze Wirkung auf die Räder ausüben, indem sie deren Rotationsgeschwindigkeit
vermindern, sie sogar manchmal zum Stillstehen bringen, was eine ungleichförmige
Abnützung dieser Räder und als unmittelbare Folge eine polygonale Form derselben
veranlaßt.
Um die Elektrobremse in Thätigkeit zu setzen, braucht man nicht mehr Zeit und Mühe,
als um die magnetische Adhärenz zu bewirken; beides kann nach dem Ermessen des
Locomotivenführers mittelst einer Kurbel bezweckt werden, die er rechts oder links
je nach der beabsichtigten Wirkung dreht.
Endlich können bei Nacht die verfügbaren Batterien zur Erzeugung von Licht und zu
Signalen verwendet werden.
Transmission der Bewegung.
Man hat zahlreiche Versuche angestellt um in gewissen Fällen die Zahnräder zum
Uebertragen der Bewegung durch ungezahnte Räder oder Reibungskegel zu ersetzen;
letztere werden häufig angewendet, sind aber ungenügend, wenn die zu übertragende
Kraft beträchtlich ist.
Die Versuche, welche man mit eisernen stark an einander gedrückten Scheiben oder
Rollen anstellte, mußten wegen des bei dieser Uebertragungsart stattfindenden
enormen Kraftverlustes, gleichfalls aufgegeben werden.
Wendet man nun auf diese Scheiben die Methode des Magnetisirens an, welche wir für
die Räder der Locomotiven benutzen, so erzielt man eine beträchtliche Adhärenz
zwischen diesen Scheiben, die man noch beliebig steigern kann, indem man die Pole
vervielfältigt und jeder Scheibe die Elektricität mittheilt, welche derjenigen der
Berührungsscheibe entgegengesetzt ist; kurz, indem man Elektromagnete mit
kreisförmigen Schenkeln macht, welche in einer festen Spule beweglich sind, und auf
sie die entgegengesetzten Pole einwirken läßt.
Zusatz. Beschreibung des Patents, welches sich I. P. P. Amberger, Civilingenieur in Paris, am 3. April
1851 für England ertheilen ließ.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Um den Elektromagnetismus als Bremse oder
Geschwindigkeits-Regulator für Eisenbahnzwecke zu benutzen, bringt Hr. Amberger seine
„Clektro-Bremsen“ an der Locomotive oder den Wagen
in solcher Lage an, daß wenn man den elektrischen Strom auf die Bremsen wirken läßt,
sie auf die Bahnschienen niedergedrückt werden und so die Reibung der gewöhnlichen
Bremsen hervorbringen.
Fig. 34 ist
ein Längenaufriß einer mit solchen Bremsen versehenen Locomotive. Die Bremsen
bestehen aus rechteckigen Eisenmassen A, welche wie ein
Segment eines Radreifens gestaltet und mit einem unten offenen kupfernen Gehäuse B versehen sind; an letzterem werden die Drahtwindungen
angebracht. — In Fig. 34 sind zwei
Modificationen dieser Anordnung abgebildet. Die am Feuerkasten-Ende der
Locomotive angebrachte Bremse, deren kupfernes Gehäuse nebst seinen Drahtwindungen
im Durchschnitt gezeichnet ist, hat bei C ein Gelenk,
wodurch sie mit dem einen Arm eines doppelten Hebels verbunden ist, welcher auf dem
Ende der Hinterachse seinen Drehungsmittelpunkt hat. Der obere Hebelarm reicht ein
wenig über die Fußplatte des Locomotivenführers hinauf und drückt gegen das
gekrümmte untere Ende eines Handhebels D. Indem der
Locomotivenführer letzteren gegen sich zieht, bringt er sogleich die ganze Sohle der
Bremse mit der Bahnschiene in Berührung. — Die vordere Bremse ist an einem
Arm eines ähnlichen Doppelhebels angebracht und wird durch eine am Locomotivenrahmen
befestigte Tragfeder E außer Berührung mit der
Bahnschiene gehalten. Wenn man die Batterie auf die Drahtwindungen wirken läßt, so
wird die Bremse sogleich ein kräftiger Magnet, dessen Anziehungskraft zur
Bahnschiene die schwache Tragfeder überwältigt, so daß er auf die Schiene drücken
muß. — Fig.
35 ist der Grundriß des Hinterapparates, aus welchem man die Construction
der Bremsen ersieht. Sie sind ganz in der Gewalt des Locomotivenführers, welcher sie
ohne fremde Beihülfe nach Belieben in Thätigkeit setzen kann.
Um den Treibrädern eine starke Adhärenz an den Schienen zu
ertheilen, gibt Amberger zweierlei Methoden an. Nach der
ersten läßt man die Elektromagnete aus einer gewissen
Entfernung auf die
Schienen wirken, so daß sie die Locomotive an welcher sie angebracht sind,
niederzudrücken streben und folglich ein magnetisches Gewicht hervorbringen. Die
Wichtigkeit dieser Anordnung leuchtet ein, wenn man den Unterschied zwischen dieser
Kraft und dem bloßen todten Gewicht betrachtet; die magnetische Kraft wirkt immer
gleich, auf einer Ebene wie auf einer Rampe. Nach der zweiten Methode verwandelt man die Räder selbst in Elektromagnete; es
werden nämlich bloß die unteren Theile der Radschienen magnetisirt und die zwei
Berührungspunkte jedes Räderpaares mit der Bahnschiene in entgegengesetzte Pole
verwandelt. Jeder dieser Punkte wird das Thätigkeitscentrum der magnetisirenden
Kraft und alle Theile der Radschiene außerhalb dieser Punkte wirken aus Entfernung
auf die Bahnschiene, daher sie durch ihre Anziehung die anfängliche Adhärenz
verstärken.
Fig. 36, 37 und 38 sind
Details der Anordnung bezüglich der Treibräder der Locomotive Fig. 34, in welcher
letzteren Ansicht der Magnet theilweise im Durchschnitt abgebildet ist. Derselbe
besteht aus einem kupfernen Gehäuse F, welches den
unteren Theil der Radschiene umgibt, die frei in ihm lauft. Das Gehäuse ist an der
Achsenbüchse befestigt und besitzt die Kupferdrahtwindung wie in der vorher
beschriebenen Anordnung. Fig. 36 ist eine
Seitenansicht des Gehäuses mit weggenommener Drahtwindung, und zeigt auch einen
Theil der Radschiene. Bei G, G sind Bürsten, welche auf die obere Fläche der Bahnschiene wirken; ihr
Zweck ist, unter dem Rad Eisenfeilspäne anzuhäufen, um durch dieselben (wie
gegenwärtig mittelst Sand) Abhärenz zu bewirken. Fig. 37 ist ein Grundriß
und Fig. 38
ein senkrechter Durchschnitt des Gehäuses, entsprechend dem mit dem Treibrad
verbundenen.
Um den Elektromagnetismus als Fortschaffungsmittel zu
benutzen, befestigt Amberger Elektromagnete an Stangen,
welche mit Kurbeln an den Treibachsen in Verbindung sind; Fig. 39 ist der
Seitenaufriß eines solchen Wagens. Die Magnete A sind
hier an den Stangen B angebracht, deren beide Enden an
Kurbeln auf den Achsen gekuppelt sind. Die Magnete werden abwechselnd in Thätigkeit
gesetzt, und da jeder von der unter ihm befindlichen Bahnschiene angezogen wird, so
dreht er die Kurbeln und treibt den Wagen fort. (Practical Mechanic's Journal,
Mai 1851, S. 37.)