Titel: | Maschine zum Entwirren, Strecken, Kämmen und Reinigen der Wolle, Baumwolle und anderer spinnbaren Fasern, erfunden von Josua Heilmann in Mülhausen und construirt von Nic. Schlumberger in Guebwiller. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. VII., S. 22 |
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VII.
Maschine zum Entwirren, Strecken, Kämmen und
Reinigen der Wolle, Baumwolle und anderer spinnbaren Fasern, erfunden von Josua Heilmann in
Mülhausen und construirt von Nic. Schlumberger in
Guebwiller.
Aus dem Génie industriel par Armengaud frères, 1851 Nr.
1.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Heilmann's Maschine zum Entwirren, Strecken, Kämmen und Reinigen
der Wolle und Baumwolle.
Die auf das Reinigen und Kämmen der spinnbaren Substanzen, besonders der Wolle, der
Baumwolle, des Flachses und des Hanfes bezüglichen Operationen nahmen das Talent der
Mechaniker und Spinner in hohem Grade in Anspruch, hauptsächlich wegen der vielen
Schwierigkeiten welchen man stets begegnet, wo es sich darum handelt eine Handarbeit
durch einen Mechanismus zu ersetzen. Hr. Josua Heilmann,
welchem die Industrie manche nützliche Erfindung verdankt, erfand wenige Jahre vor
seinem Tode eine sehr interessante Maschine, durch welche die Kämmerei auf einen
höheren Grad der Vollkommenheit gebracht werden dürfte. Bei unserem Besuch der
wichtigsten Fabriken des Elsasses konnten wir uns unlängst überzeugen, wie sehr
diese Maschine geeignet ist, sich in den industriellen Gegenden zu verbreiten.
Obschon sie bisher speciell nur zum Kämmen der Wolle
angewandt wird, so ist doch die von dem Hause Nicolaus Schlumberger und Comp. in Guebwiller gelieferte Anzahl derselben schon
sehr beträchtlich, und man hat die Hoffnung, daß in kurzer Zeit ihre Verbreitung
sehr bedeutend wird, da dieselbe sehr viele andere Anwendungen zuläßt.
Die Principien, auf welche diese Maschine gegründet ist, sind folgende:
Erstes Princip.
a und b, Fig. 1, sind zwei
cardirende oder kämmende Flächen von irgend einer Form, z. B. zwei Stachelwalzen,
welche sich in der durch die Pfeile angegebenen Richtung aber mit verschiedenen
Geschwindigkeiten bewegen.
Eine dieser Walzen hat eine hin- und zurückgehende Bewegung, so daß sie sich
bald der anderen nähert, und sich dann wieder von ihr entfernt, wobei es
gleichgültig ist, ob die absetzende Bewegung in der geraden Linie, in einem
Kreisbogen oder in irgend einer Curve vor sich geht, und die Größe der Bewegung von
der Länge der zu bearbeitenden Faser abhängt. Ebenso gut können auch beide Walzen
gleichzeitig in Bewegung versetzt werden, wozu folgender Mechanismus dienen kann:
c, Fig. 1, ist die Achse
eines Krummzapfens, welche in Lagern liegt die an dem Maschinengestell befindlich
sind. d ist die Krummzapfenwarze; e eine Zugstange, welche die Walze a in
Schwingungen versetzt, für welche f die am Gestell
befestigte Achse ist. Der zweiarmige Hebel g, dessen
Drehungspunkt i ist, bewegt die Walze b ähnlich wie a bewegt
wurde, und zwar mittelst der Zugstange h. Um den Walzen
a und b die nöthige
drehende Bewegung zu ertheilen, müssen die letzten treibenden Räder oder
Riemenscheiben entweder concentrisch mit den Achsen f
und i angebracht, oder auf diese Achsen selbst lose
aufgesteckt seyn.
Bringt man nun eine Lage Baumwolle, wie sie z. B. aus dem Ballen kommt, auf die sich
langsamer drehende Walze a, so wird alsbald die Walze
b die vorstehenden Fasern erfassen, sie leicht an
sich ziehen, und ebenso die zunächst liegenden, so daß nach mehreren Spielen hin und
zurück die Baumwolle vollständig auf die Walze b
übergegangen seyn wird.
Das auf diese Weise neugebildete Baumwollenvließ wird um so mehr an Dicke verloren
haben, und seine Fasern werden um so mehr parallel zu einander liegen, je mehr die
Geschwindigkeit der Oberfläche von b die Geschwindigkeit
von a überstiegen hat, und die Oberfläche des Fabrikates
wird um so gleichförmiger seyn, je öfter das Material dieser ersten Operation
unterworfen wurde.
Damit jedoch das ursprüngliche Vließ nicht, wie dieß bei den Schlagmaschinen (batteur), dem Wolfe, den Karden und anderen analogen
Maschinen der Fall ist, vollständig gelöset und getrennt werde, ist der Unterschied in der
Geschwindigkeit der beiden Flächen innerhalb derjenigen Gränzen festgehalten, welche
beim Gebrauche der Baumwollstreckmaschinen passend befunden wurden, denn man will
den natürlichen Zusammenhang der Fasern erhalten und benützen, und durch ein
allmähliches Auseinanderziehen die Operation des Kämmens und Streckens gleichzeitig
verrichten, während bei den vorhin erwähnten Maschinen der Parallelismus der Fasern,
wie er sich in dem ursprünglichen Vließe befand, nicht erhalten wird.
Zweites Princip.
A, Fig. 2, ist ein
Zuführungs- oder Speisungssystem, welches aus Zangen oder Cylindern etc.
zusammengesetzt ist, und für den zubearbeitenden Stoff paßt, z. B. ein cannelirter
Cylinder a, welcher sich bald um einen gewissen Winkel
dreht, dann wieder stehen bleibt, oder auch eine ununterbrochene Bewegung hat, und
eine Leitung b, welche das Vließ mäßig stark an den
Cylinder andrückt, ohne jedoch das Fortschreiten desselben zu verhindern.
B ist irgend ein Abnehmsystem, z. B. ein cannelirter
Cylinder c und ein Pressionscylinder d, welche beide mit einander um den am Gestell
befindlichen Punkt e eine Drehung machen können.
C ist irgend ein Kamm, z. B. eine Stachelwalze, welche,
während sie sich um ihre Achse dreht, sich bald der Speisewalze a, bald dem Abnehmsystem B
nähern, und bald sich unter die Leitung b zurückziehen
kann, wo sie sich reinigt, sey es nun dadurch, daß sie sich in der Nähe einer
anderen Kammwalze oder eines Kammes in verkehrter Richtung dreht, oder auf die
weiter unten beschriebene Methode.
Einer der Mechanismen, durch welchen die angegebenen Bewegungen hervorgebracht werden
können, ist auf folgende Weise zusammengesetzt. Eine in Lagern liegende Achse f ist mit einem Krummzapfen g versehen, auf welchem eine Zugstange h
steckt. Der Zapfen i ist an dem Maschinengestell fest,
und um denselben dreht sich die Zugstange h, während sie
sich zu gleicher Zeit darauf verschiebt. Ein Hebel k ist
auf den Zapfen l der Zugstange aufgesteckt, läßt sich um
denselben drehen, und dient der Kammwalze c als
bewegliches Lager. Ueber einen andern Zapfen m, welcher
nach der Curve, die man den Kamm beschreiben lassen will, eine andere Stelle in dem
Kreisbogen m, n einnehmen kann, und der am
Maschinengestelle befestigt ist, dreht und verschiebt sich der Hebel k, welcher zu diesem Zweck mit einem Schlitz versehen
ist. Eine Zugstange p verbindet das System B mit
dem oberen Ende des Hebels k, der dasselbe nach sich
zieht, und der Speisewalze a nähert. Die Kämmwalze
erhält ihre Bewegung von ihrer Achse aus, und der Cylinder d von dem Schwingungszapfen des Systemes B,
während der Zuführungscylinder a durch ein Sperrrad mit
Klinke gedreht wird.
Wird ein Band oder Vließ des zu bearbeitenden Stoffes, welches nach dem zuerst
beschriebenen Princip gleichförmig gemacht wurde, und dessen Fasern hiedurch eine
parallele Lage bekommen haben, unter die Zuführwalze a
gebracht, so wird der Kamm c, y einen Bart y davon wegzupfen, worauf sich der Kamm unter die
Leitung b begibt, und dem Abnehmsystem B gestattet sich der Speisevorrichtung zu nähern. In
diesem Augenblick drehen sich die beiden Cylinder d, c,
durch einen später zu beschreibenden Mechanismus veranlaßt, rückwärts um ihre
Achsen, und nachdem sie sich der Speisewalze a gehörig
genähert haben, vereinigt sich der frisch gekämmte Bart y mit dem Reste z des vorhergehenden, welcher
vom ersten Spiele her noch hinter den Abnehmwalzen vorsteht. Hierauf macht das
Cylinderpaar d, c eine Drehung vorwärts, und dann kehrt
das System B in seine erste Lage zurück, indem es eine
gewisse Menge des zu verarbeitenden Stoffes nach sich zieht. In diesem Augenblick
erscheint auch der Kamm wieder, und nähert sich dem noch nicht durch die
Abnehmwalzen gelangten Rest z des ersten Bartes
hinreichend, um auch diesen noch auszukämmen.
Aus dieser Erklärung geht hervor, daß man den Zweck hat, ein Vließ in Partien von
bestimmter Länge abzuzupfen, welche von der Mitte aus nach vorne und rückwärts
gekämmt werden, um sich dann von Neuem zu einem Vließe oder Band zu vereinigen.
Alles durch mechanische Mittel.
Das bisher Erklärte wird durch die nun folgende Beschreibung zweier Maschinen
deutlicher werden, von denen jede eine der vielseitigen Anwendungen darstellt, deren
die beiden Principien fähig sind.
Aufzupf- oder-Entwirrmaschine (Démêloir).
Fig. 3 ist ein
verticaler Querschnitt der Haupttheile dieser Maschine, deren angegebene Dimensionen
für Baumwolle geeignet sind.
a ist das eine der Seitengestelle, welche die
verschiedenen Achsen tragen. b Lager mit Futter; ein
ganz ähnliches befindet sich auf der entgegengesetzten Seite der Maschine. c eine an zwei Stellen zwischen den beiden Lagern b, in welchen sie liegt, zum Krummzapfen durchgekröpfte
Achse, welche ihre
Bewegung direct vom Motor aus erhält und deren Drehungsmittelpunkt d ist. Die ausgekröpften oder excentrischen Stücke der
Achse haben den Punkt e als Mittelpunkt. f zweitheiliger Halsring, welcher sich frei um die
Krummzapfenwarze c dreht. Am entgegengesetzten
Achsenende befindet sich ein ganz ähnlicher. g ist ein
hohler kupferner Cylinder, dessen Enden auf die Halsringe f aufgeschraubt sind, und welcher auf seiner Oberfläche mit Kratzen oder
Nadeln h etc. bedeckt ist. Gin gezahntes Rad ist auf
einem der Halsringe f befestigt. k ist ein metallener Träger, welcher leicht auf denselben Halsring f aufgesteckt ist; dieser Träger ist bis zum Fuße des
Maschinengestelles hinab verlängert, und endigt in einer Stange, welche sich leicht
in einer am Fuß des Gestelles angebrachten Oeffnung verschiebt. An der Stütze k ist noch ein Lager l für
die Achse einer endlosen Schraube angebracht, welche oben in einem ähnlichen Stücke
ruht. m ist diese endlose Schraube mit ihrer in den
Lagern l sich drehenden Achse. Das Getriebe n ist auf der Schraubenachse befestigt, und greift in
eine andere endlose Schraube o. p ist eine kleine Gabel
(ähnlich dem Mitnehmer einer Drehbank), welche auf dem Ende derjenigen Achse
befestigt ist, auf welcher die Schraube o steckt.
Zwischen diese Gabel tritt ein innerhalb des Maschinengestelles befestigter Stift,
der genau in der Mitte der Curve steht, welche der Träger k in Folge der excentrischen Halsringe f auf
der Achse c beschreibt. q
ist eine Walze über welche ein endloses Tuch geht, das den Zweck hat den zu
bearbeitenden Faserstoff der Maschine zuzuführen. Der mit Leder überzogene Deckel
r dient um das Material gegen die kämmende Fläche
h zu drücken. Der Druck des Deckels r wird durch die Feder s
regulirt, und der Deckel selbst kann durch eine Walze ersetzt werden.
In dem Lager t dreht sich die Welle u der zweiten Kammwalze, deren Achse v ist, und welche auf ihrer Oberfläche sperrradähnlich
cannelirt ist, so daß die einzelnen Kämme oder Nadelreihen x aufgeschraubt werden können. y sind kleine
zwischen die Kämme x eingelegte Stäbchen oder Schienen,
deren Enden in den excentrischen Nuthen z liegen,
welche, nach einwärts gerichtet, aus der Seite der Lager t ausgearbeitet sind.
Auf jedem Ende der Achse v befindet sich eine Scheibe w, welche mit Schlitzen versehen sind, denen die
nämliche Neigung wie den Kämmen gegeben ist. Die Schienen oder Stäbchen y gehen mit ihren Enden ebenfalls durch diese Schlitze.
Die Enden der Schienen könnte man auch nach Bedürfniß rechtwinkelig umbiegen, die so
gebildeten Lappen mit
einem Loche versehen, und die Schienen dann um dieses Loch schwingen lassen, wodurch
die Scheiben w entbehrlich würden.
Gang der Maschine. — Die Welle c, welche von dem Motor aus in rasche drehende Bewegung
versetzt wird, nimmt die Kammwalze h mit sich, und zwar
dreht sich dieselbe nicht um die Achse e, sondern um die
Achse d, so daß das oben beschriebene Kämmen zwischen
der mit dem Vließ versehenen Walze und der in der Nähe befindlichen Walze x, deren Lage sich nicht ändert, vor sich geht. Zu
gleicher Zeit wird der Walze h eine sehr langsame
Bewegung um ihre eigene Achse mitgetheilt, und zwar mittelst der endlosen Schrauben
m und o, und des in die
Gabel p eingreifenden Zapfens. Durch eine ganz
gewöhnliche Räderverbindung überträgt die Achse c ihre
drehende Bewegung einerseits auf die Kammwalze x, und
andererseits auf die Walze über welche das endlose Tuch q geht, jedoch mit verschiedenen Geschwindigkeiten, so daß zwischen den
beiden Kammwalzen eine gewisse Streckung des Vließes vor sich geht.
Die excentrische Nuth z ist so angebracht, daß gegen die
Walze h zu die Nadeln über die Schienen vorstehen, damit
sie das Vließ erfassen können; während auf der entgegengesetzten Seite, wo es sich
darum handelt das Vließ fahren zu lassen, die Schienen sich über die Nadeln
hervorbegeben. Da bei dieser Maschine die Geschwindigkeit der Walze h nur den vierzehnten Theil der Walze x beträgt, und zwei Hundertel der Achse c, so ist sie für lange feine Baumwolle ganz passend.
Diese Verhältnisse können jedoch nach dem zu bearbeitenden Stoffe geändert werden.
Durch eine Abnehmwalze oder einen in der Nähe der Schienen angebrachten Kamm könnte
man auch, wenn es nöthig wäre, das Abnehmen des gestreckten Vließes erleichtern;
letzteres kann man auf eine Trommel sich aufwickeln, oder in eine Kanne gehen
lassen. Diese Maschine kann auch als einfache Strecke benutzt werden, wenn man die
Oscillationen der Walze h theilweise oder ganz
aufhebt.
Kämmmaschine (Peigneuse).
Diese Maschine ist nach Art der Streckmaschinen für Baumwolle construirt, jedoch ist
ihr ein besonderer Kämmcylinder beigegeben. Fig. 4 stellt einen
Querschnitt der wesentlichen Maschinentheile dar, und die angegebenen Dimensionen
sind für die Bearbeitung von Baumwolle passend.
A Lagerfuß, wovon bloß ein einziges Paar, oder auch eine
gewisse Anzahl von Paaren auf demselben Traggestelle befestigt seyn kann.
B Träger für das Zuführsystem. Er ist durch die Schraube
B′ mit dem Fußgestell A verbunden, und kann, da er einen Schlitz hat, einer Cylinderfläche
entlang verschieden gestellt werden. a ist ein
cannelirter Cylinder, welcher eine ruckweise Drehung hat, und dessen Höhe durch die
Lager a′ und die Stellschrauben a2 regulirt werden
kann. b ist die Leitung für das Vließ; sie dreht sich um
die Achse b′ und ist durch die Lager b2 und die Schrauben
b3 verstellbar.
Das Gewicht c drückt die Leitung gegen den Cylinder.
Eine Garnitur d von Leder und Tuch macht diesen Druck
sanfter und elastischer. C Träger, auf welchem das
Abnehmsystem für den reinen Stoff angebracht ist; derselbe ist durch die Schraube
c′ mit dem Fußgestell A verbunden, und kann durch die Schraube c2 regulirt werden. Der Hebel Z kann auf später anzugebende Weise bald eine Drehung um
die Achse x, bald um die Achse y machen.
Die Achse des cannelirten Cylinders e geht durch den
Hebel Z hindurch. Der mit Leder überzogene Druckcylinder
f hat seine Lager in den Hebeln Z. Durch den Hacken g werden
die beiden Cylinder gegen einander gedrückt, und zwar mittelst des Winkelhebels g′ und der Feder g2. Die Feder h
ertheilt dem Hebel Z in dem Augenblick eine Bewegung um
die Achse x oder y, wo die
Achse h′, der Hebel h2 und die Kette h3 ihn nicht veranlassen in
entgegengesetzter Richtung zu gehen.
D ist ein Lager für ein zweites Abnehmsystem, welches für
den Abfall bestimmt ist; dasselbe ist ebenfalls mit dem Fuß A verbunden und zwar durch die Schraube D′. i ist ein cannelirter Cylinder; k ein mit Leder überzogener Cylinder, welcher durch
einen Hebel und eine Feder gegen den Cylinder i gedrückt
wirb. Der Cylinder k kann sehr nahe an die Schienen
gestellt werden, oder sie auch ganz leicht berühren. E
ist ein Deckel, welcher die Zapfen des Kämmcylinders bedeckt, der sich in einem am
Fußgestell A befindlichem Lager dreht. Die Schraube E′ hält diesen Deckel an Ort und Stelle.
I ist die Achse des Kämmcylinders, dessen äußerer
Durchmesser sich nach der Länge der spinnbaren Faser richtet, ebenso wie alle
übrigen Theile dieses Mechanismus, m sind die Zähne der
Kämme, mit welchen ungefähr der halbe Umfang des Cylinders besetzt ist. Die
aufeinander folgenden Reihen können in der Richtung, in welcher sie arbeiten, und je nachdem dieß
für das zu verarbeitende Material passend ist, allmählich feiner und einander näher
gestellt werden. Die Schienen n bewegen sich in der
Richtung der Kämme, wie bei der vorher beschriebenen Maschine. Der Theil o des Kammcylinderumfanges ist nicht mit Kämmen besetzt,
sondern cannelirt; der übrige Theil dieses Umfanges p
ist mit Tuch und Leder überzogen, welche durch die Keile p, oder irgend ein sonstiges Mittel befestigt seyn können.
Gang der Kämmmaschine. — Die Achse des
Kämmcylinders erhält eine ununterbrochene rotirende Bewegung in derjenigen Richtung,
nach welcher die Nadeln oder Kämme geneigt sind. Bei jeder Umdrehung, welche er
macht, liefert die Zuleitungsvorrichtung eine bestimmte Länge des Vließes. Der
Augenblick der Abgabe sowie die Menge hängt von dem Zwecke, den man erreichen will,
ab, welcher entweder darin besteht, wenig Abgang zu haben, oder darin, ein sehr
reines Product zu erhalten. In dem Augenblick, wo das Kämmen des vorstehenden
Vließtheiles beendigt ist, und das cannelirte Cylinderstück o vor den Cylinder f tritt, drückt sich dieser
stark gegen die cannelirte Fläche, um den gekrümmten Bart abzureißen, dessen sich
dann das Cylinderpaar e, f durch die nämliche Bewegung
und das Adhäriren der Fasern aneinander bemächtigt. Sobald aber einen Augenblick
später der mit Leder überzogene Theil p vor den Cylinder
e kommt, drückt sich dieser gegen denselben, und der
mit Leder überzogene Cylinder f hebt sich; der zwischen
e und f befindliche
Theil des Vließes macht dann eine rückgängige Bewegung, durch welche derselbe nach
und nach und vom Ende des Bartes angefangen der Wirkung der Kämme m ausgesetzt wird.
Man kann auch die rückgängige Bewegung des Vließes unmittelbar nach dem Kämmen
hervorbringen, um die Vereinigung der Faser zu begünstigen, oder man kann zwei
Abnehmungen nach oder während des Kämmens, wie später erklärt werden wird, dadurch
rückgängig machen, daß man den Kämmcylinder hiezu besonders einrichtet, wobei jedoch
auch auf die Beschaffenheit und Länge der Faser Rücksicht genommen werden muß. Der
Rückstand, welchen die Zähne der Kämme mit sich nehmen, wird sogleich durch die
Schienen ausgestoßen, und die zwei Cylinder k und i ergreifen denselben.
Gibt man diesem Cylinderpaar eine abwechselnde Kreisbewegung, ähnlich wie den
Cylindern e und f, so kann
man ein zweites Band oder Vließ bilden; ist der Abgang jedoch so schlecht, daß sich
dieß nicht lohnt, so
kann man denselben frei fallen lassen, oder ihn durch eine Bürste oder einen Kamm
entfernen.
Es ist aus diesem Verfahren ersichtlich, daß die absetzende und fortschreitende
Kreisbewegung der beiden Cylinderpaare e, f und i, k ein neues Band oder Vließ aus abgezupften Stücken
bildet, sey dieß nun aus gutem Stoffe oder aus den Ueberbleibseln. Zu diesem Zwecke
muß man die Größe, Zeitdauer und Geschwindigkeit der Bewegungen so reguliren, daß
die vorwärtsschreitende Bewegung des Bandes immer mehr als die rückgängige beträgt,
und was das Kämmen des hinteren Bartstückes anbelangt, so muß, damit dasselbe für
lange Fasern gut vor sich geht, die rückgängige Bewegung mit einer geringeren
Geschwindigkeit, als diejenige des Kammes ist, gemacht werden. Von den Mitteln,
durch welche diese Wirkung hervorgebracht werden kann, begnüge ich mich die zwei
folgenden anzugeben:
1) Wird der mit Leder überzogene Druckcylinder f mittelst des Hebels Z und
seines Zubehörs, an den cannelirten Theil o der
Kämmwalze angedrückt, so kann diese Berührung allein schon die vorwärtsgehende
Bewegung des Walzenpaares e, f verursachen, ebenso wie
ein starker Druck des Cylinders e gegen die elastische
Fläche p den Rückgang zur Folge hat. In diesem Falle muß
der Hebel Z sich um den Punkt x drehen.
2) In Fig. 5 ist q ein Getriebe, welches abwechslungsweise in die
gezahnten Sectoren t und u
eingreifen kann. Auf den Achsen r und s der Sectoren sind noch zwei vollständig gezahnte Räder
befestigt, welche durch die punktirten Kreise w und x angedeutet sind, und, da sie in einander eingreifen,
sich in entgegengesetzten Richtungen bewegen. Diese Räder erhalten eine
ununterbrochene drehende Bewegung von der Achse des Kämmcylinders aus, und machen in
derselben Zeit auch eine gleiche Anzahl von Umdrehungen.
Das Getriebe q ist auf der Achse der Cylinder e oder i
Fig. 4
befestigt, oder steht wenigstens mit denselben in Verbindung. Aus dieser Anordnung
geht hervor, daß man das Getriebe q beliebig vor-
oder rückwärts laufen lassen kann, sowie alle diejenigen Theile welche von dem
Getriebe abhängen. Auch ist leicht einzusehen, daß man durch Verändern der Länge
oder des Durchmessers der gezahnten Sectoren die Zeitdauer und Geschwindigkeit der
hervorzubringenden Bewegungen zu reguliren im Stande ist. Dieses Mittel wäre hier
jedoch ohne die an den Sectoren angebrachte Vervollkommnung nicht brauchbar;
letztere besteht darin, daß einige der ersten Zähne t′ und u′ der Sectoren um Achsen t2 und u2 beweglich gemacht wurden; sie sind außerdem
durch die Federn v, v, deren Stärke sich nach der zu
übertragenden Kraft richtet, über dem Niveau der übrigen Zähne erhalten. Durch diese
Anordnung geschieht das Begegnen mit dem Getriebe q ohne
Stoß, denn die in die Höhe gehobenen Zähne geben den Getriebzähnen anfangs nach, und
die Federn v müssen sich erst allmählich spannen,
während das gezahnte Fragment seine richtige Lage annimmt und das Getriebe auf die
festen Zähne überführt. Bei dieser Methode muß der Hebel Z sich um die Achse y bewegen, welche auch die
Achse des Cylinders e ist, und zu diesem Zweck sind die
Träger C mit cylindrischen Lagern versehen, in denen die
hohlen Hebelzapfen liegen, die selbst die Lager für die Cylinderhülfe e abgeben, welche durch die Zapfen der Hebel Z hindurchreichen. — Was die Bewegung der Achse
h′ anbelangt, so ertheilt man sie derselben
von der Achse l des Kämmcylinders aus, und zwar durch
ein auf dieselbe aufgestecktes Excentricum, in welches das mit einer Rolle versehene
Ende eines Hebels eingreift, der auf der Achse h′
befestigt ist. Diese Einrichtung bedarf keiner näheren Erklärung. Die zwei aus der
Maschine kommenden Bänder oder Vließe können durch Trichter geleitet, und von
Abnehmwalzen mit zwar ununterbrochener, aber vor- und rückgängiger Bewegung
angezogen werden.
In dem Vorhergehenden wurde nur die allereinfachste Speise- oder
Zuleitungsvorrichtung für die Kämmmaschine beschrieben, sie würde jedoch nicht für
alle Fälle und alle Stoffe passen.
Abgesehen von den Vorrichtungen dieser Art, welche an anderen Maschinen gebräuchlich
sind, und auch hier ihre Anwendung finden könnten, construirte Heilmann zwei neue, welche dem Streckcylinder noch mehr genähert werden
können.
Zweite Zuleitungsvorrichtung für die
Kämmmaschine.
Fig. 6 stellt
einen Querschnitt derselben dar.
l Kämmcylinder. f
Druck-, Abnehm- und Streckcylinder, welcher denselben Zweck hat wie
der in Fig.
4.
a cannelirter Zuleitungscylinder. a2 Druck- oder Pressionscylinder
zu demselben. b ein mit Tuch oder Leder überzogenes
Lineal. b′ Drehungszapfen desselben. b3 Arm, welcher das
Lineal. mit dem Zapfen b′ verbindet. c Feder oder Gewicht, welches auf das Lineal b wirkt.
Diese Theile sind den in Fig. 4 mit denselben
Buchstaben bezeichneten analog.
c′ Schraube, durch welche der Punkt regulirt
werden kann, bei welchem die Wirkung der Feder c auf das
Lineal aufhört.
x zweites parallel zu b
abgeschärftes Lineal.
x′ Arm, welcher das Lineal x trägt.
x2 Drehungszapfen,
welcher auf dem Arme b3 befestigt ist, und um welchen sich der Arm x′ wie um ein Scharnier drehen läßt, wenn er von einem Excentricum aus
bewegt wird.
y Kamm, zwischen welchem der zu bearbeitende Stoff
hindurchgezogen wird, und dessen beide Enden an den Seitenträgern befestigt
sind.
Gang dieser Vorrichtung. — Die beiden
Speisecylinder bringen die Baumwolle oder die Wolle zwischen das Walzenpaar f, l wie bei den Baumwoll-Streckmaschinen. Im
Augenblick des Kämmens wird die Stange x3 von oben nach unten gezogen, und zwingt den
Hebel x′ sich um seine Achse x2 zu drehen, bis das
Lineal x dem Lineal b
begegnet, um den Anfang des Vließes wie in einer Zange festzuhalten, worauf die
Bewegung jedoch um die Achse b′ noch fortgesetzt
wird, so daß das Lineal b einen kleinen Kreisbogen
beschreibt. Auf diese Weise wird der vorstehende Theil des Bandes oder Vließes
allmählich den Zähnen der Kämmwalze l genähert. Nach dem
Kämmen geht die Stange x3 wieder in ihre frühere Lage zurück, und mit derselben der gekämmte Bart,
welcher sogleich zwischen die Zähne des Kammes y tritt.
Die Stellschraube c′ begegnet dann dem für sie
bestimmten festen Punkte auf dem Maschinengestell, wodurch die aufwärts gehende
Bewegung des Lineals b gehemmt wird, während das Lineal
x sich noch bis zu der Stelle zurückbewegt von
welcher es ausgegangen war.
Dritte Zuleitungsvorrichtung für die
Kämmmaschine.
Fig. 7 ist eine
Seitenansicht derselben; sie gleicht der vorher beschriebenen, daher auch die
entsprechenden Theile mit denselben Buchstaben bezeichnet wurden. Von der
vorhergehenden unterscheidet sie sich dadurch, daß die Zuführungscylinder durch zwei
oder mehrere Reihen von Nadeln oder Stacheln d, d
ersetzt sind, und daß der Kamm y um die Achse e beweglich gemacht ist. Dieser Kamm tritt übrigens von
unten nach oben durch die Fasern, statt von oben nach unten, und die Achse x2 ist um einen am Gestell befestigten
Zapfen beweglich, welcher auch der Verlängerung des Hebels Z angehört, so daß die Zange x, b sich von dem
Cylinder f entfernen oder sich demselben nähern kann,
und zwar in der Richtung des zu kämmenden Stoffes. Diese Bewegung wird durch ein
Excentricum hervorgebracht.
Das Zurückgehen der Zange von den Cylindern e, f findet
während des Abreißens des Bartes statt, worauf gleich wieder das Kämmen und Annähern
wie bei der zweiten Zuführungsvorrichtung erfolgt. Nach dem Kämmen nimmt die Zange
wieder die erste Lage an, nämlich diejenige, wo sie den Cylindern am nächsten ist,
und hiedurch wird das Band zwischen den Nadeln d, d
allmählich vorwärts gezogen. Diese Nadeln sind an dem Hauptgestell befestigt. Der
kleine Hebel g hängt mit dem Kamme y und seinem Zubehör zusammen, und liegt zwischen zwei
Stiften, welche ihn bei ihrer auf- und abwärtsgehenden Bewegung
mitnehmen.
Durch einfache Betrachtung der Zeichnung wird klar, daß während sich die Zange
zurückzieht, der Kamm y an seinem Platze bleibt; ebenso
kann man sich überzeugen, daß bei gehörigem Spielraum zwischen den beiden Stiften
und einer verhältnißmäßigen Länge des Hebels g, der Kamm
und die Zange in ihrer gleichzeitigen Bewegung sich nicht hindern können. Dieser
Mechanismus kann auch so abgeändert werden, daß die Zange wie bei der zweiten
Zuleitungsvorrichtung ihre Lage nicht ändert, dagegen aber, und zwar durch die
nämlichen Mittel, die drei Kammreihen y, d, d, sowie die
damit verbundenen Theile vor- und rückwärts bewegt werden.
Vierte Zuleitungsvorrichtung. Fig. 8.
Diese Methode hat mit der in Fig. 4 dargestellten
Aehnlichkeit. Der Cylinder a, welcher entweder
cannelirt, oder mit Leder, Tuch oder einer anderen Substanz überzogen ist, dreht
sich in entgegengesetzter Richtung, um das Vließ vorwärts zu bewegen, welches durch
die Leitung b von oben nach unten geführt wird. Diese
Leitung ist nicht mit Leder überzogen, und endigt in einer scharfen Kante.
Unabhängig von der vorwärtsgehenden Bewegung des Cylinders a, macht derselbe mit der Leitung b
gleichzeitig bei jeder Umdrehung eine Oscillation, wobei er abwechlungsweise zwei
verschiedene Lagen annimmt, die eine während des Kämmens, die andere in dem
Augenblick wo der Bart weggezupft wird.
Bei dieser Anordnung kann man mit Nutzen von dem Kamme y,
Fig. 6,
Gebrauch machen.
Die gewünschten Bewegungen werden wie folgt hervorgebracht. Die Leitung b endigt auf beiden Seiten mit einem Lappen oder Flügel.
Diese Lappen sind mit Löchern versehen, durch welche die Fortsetzung der
Cylinderachse a leicht geht; außerdem befindet sich an
einem der Lappen noch ein Hebel x′ mit einer
Zugstange x3.
Auf derselben Cylinderachse a und auf derselben Seite
sind auch zwei gezahnte Räder aufgesteckt, wovon das eine p mit auswärts stehenden Zähnen sich auf der Achse drehen läßt, während
das andere q mit einwärts stehenden Zähnen befestigt
ist. Ein Getriebe r greift zu gleicher Zeit in beide
Räder, und dreht sich frei auf dem Zapfen s, welcher an
dem Hebel x′ angenietet ist. Das Rad q erhält von außen her die vorwärts gehende Bewegung mit
Unterbrechungen, welche zum Zuleiten des Vließes nothwendig sind, und zwar findet
die Bewegung und der Stillstand zu der Zeit statt, welche man für die passendste
hält.
Im Augenblick des Kämmens wird die Stange x3 und mit derselben der Hebel x′ gehoben, was die Leitung b unb den Cylinder a in eine
der vorhin erwähnten Stellungen bringt, wobei die Fasern dem Kamme genähert und
unter einem spitzen Winkel umgebogen werden, wodurch das Festhalten derselben noch
erleichtert wird.
Nach dem Kämmen geht die Stange x3 wieder abwärts und gibt der Leitung f und dem Cylinder a die
Stellung, von welcher eben noch die Rede war. Die gekämmten Fasern werden dann von
dem Cylinder f nach einer gewissen Richtung ausgezogen.
Die Gleichzeitigkeit der Bewegung für die Leitung b und
den Cylinder a wird durch ihre Vereinigung mittelst des
Räderwerks p, q und r
hervorgebracht. In Fällen wo der Stoff sehr stark gekämmt werden muß, kann man den
cannelirten und den kämmenden Theil von einander unabhängig machen, ohne der
Maschine den Charakter einer rotirenden Maschine, wie sie in Fig. 4 dargestellt ist, zu
nehmen.
Heilmann gab diese Modification in Fig. 9 an. f Auszugcylinder. o
cannelirter Walzentheil, dem ein Lederüberzug vorausgeht und folgt. o′ ein Paar Segmente, welche sich frei auf der
Kämmcylinderachse drehen können, und von denen sich eines auf jeder Seite der Achse
befindet. Auf diesen Segmenten ist der cannelirte Theil o befestigt, o2 gezahntes Rad, welches mit den Segmenten aus einem Stücke ist und seine
Bewegung durch ein Getriebe und eine Welle erhält, die parallel zur
Kämmcylinderachse liegt. Aus dieser Anordnung geht hervor, daß man für jede Umdrehung der Cannelirung
oder für das einmalige Kämmen den Kämmcylinder m so oft
umlaufen lassen kann, als man es für nöthig erachtet, und zwar ohne Zeit zu
verlieren.
Die von den HHrn. Nicolaus Schlumberger ausgeführten
Maschinen zum Kämmen der Wolle kosten bei ihnen gelegt 5000 Franken, und sind
gewöhnlich von einigen Wechselrädern begleitet. Mit Trommeln und Cylindern von
ungefähr 20 Centimetern Länge kann jede Maschine täglich bei zwölfstündiger Arbeit
25 bis 30 Kilogramme gekämmter Wolle liefern. Die Maschinen machen weniger Abgang
und kurzhaarige Wolle als die Kämmmaschinen von Collier;
sie erhalten ihr Material entweder von Karden oder anderen Maschinen welche Bänder
liefern, die dann duzendweise der Kämmmaschine vorgelegt werden.
Wir haben die Ueberzeugung, daß die neuen Maschinen von bedeutendem Einflüsse auf das
jetzige Fabricationsverfahren seyn werden, besonders wenn sie einmal für Baumwolle,
was Heilmann besonders im Auge hatte, und andere
Faserstoffe angewandt werden.