Titel: | Galvanischer Messing-Ueberzug; von Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. X., S. 44 |
Download: | XML |
X.
Galvanischer Messing-Ueberzug; von Dr.
Heeren.
Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königr.
Hannover. 61ste Lief. S. 279.
Heeren's galvanischer Messing-Ueberzug.
Wenn schon die Herstellung von einfachen Metallüberzügen auf galvanischem Wege bei
den meisten Metallen ihre eigenthümlichen Schwierigkeiten darbietet, und nur bei
wenigen, besonders dem Silber und Kupfer, mit der größten Leichtigkeit von statten
geht, so ist es begreiflich, daß, wenn es sich darum handelt, mehrere Metalle
gleichzeitig in dem Zustande einer Legirung zu reduciren, die Schwierigkeiten in
noch größerem Maaße hervortreten werden.
Bei der Reduction von Messing — einer Legirung von Kupfer und Zink —
ist zu berücksichtigen, daß das Kupfer, als das mehr elektronegative Metall, sich
weit leichter reducirt, als das mehr positive Zink. Benutzt man daher eine
Auflösung, welche beide Metalle in demselben Verhältnisse enthält, wie sie im
Messing vorkommen, so wird sie eine reine Verkupferung, aber kein Messing absetzen.
Verlangt man aber beide Metalle verbunden als Messing abzuscheiden, so wird es
darauf ankommen, die Reduction des Kupfers zu erschweren, und man erreicht dieses
durch Anwendung einer Flüssigkeit von sehr großem Zink-, dagegen sehr kleinem
Kupfergehalte.
Ein diesem Princip entsprechendes Verfahren ist von Salzede angegeben.Polytechn. Journal Bd. CVIII S. 361. Die von ihm
empfohlene Flüssigkeit wird aus 5000 Thln. Wasser, 610 Thln. kohlensaurem Kali, 25 Thln.
Kupferchlorid, 48 Thln. Zinkvitriol, 305 Thln. salpetersaurem Ammoniak und 12 Thln.
Cyankalium zusammengesetzt. Abgesehen davon, daß diese Mischung schon an sich
verschiedene Bedenken zuläßt, habe ich dieselbe auch, meines Wissens ganz genau nach
Vorschrift, versucht, ohne ein irgend genügendes Resultat zu erhalten.
Im Folgendem theile ich ein Verfahren mit, nach welchem mir die Vermessingung sehr
gut gelungen ist.
Man löse
1
Gewichtstheil
Kupfervitriol
in
4
Theilen
heißem
Wasser,
8
Gewichtstheil
Zinkvitriol
in
16
Theilen
heißem
Wasser,
18
Gewichtstheil
Cyankalium
in
36
Theilen
heißem
Wasser,
Diese Lösungen werden gemischt, wobei der anfänglich entstehende Niederschlag sich
nach einigem Umrühren wieder auflöst. Sollte diese Wiederauflösung nicht gut von
statten gehen, so kann noch etwas Cyankalium zugesetzt werden. Eine geringe Trübung
der Flüssigkeit ist dabei nicht zu berücksichtigen und hat auf das Resultat keinen
nachtheiligen Einfluß. Man verdünnt sodann diese Mischung mit 250 Thln. destillirtem
Wasser. Das Vermessingen mit dieser Flüssigkeit erfordert einen ziemlich starken
galvanischen Strom, und nur vermittelst einer Batterie ist es mir gelungen.
Als solche dienen zwei Elemente einer Bunsen'schen
Kohlenbatterie von der gewöhnlichen Größe und Einrichtung; als erregende
Flüssigkeiten recht starke (wenn auch nicht rauchende) Salpetersäure, und etwa
zehnfach verdünnte Schwefelsäure. Nachdem die Cyanlösung der Metalle bis zum Kochen
erhitzt und in ein passendes Gefäß, etwa ein Becherglas, gegossen worden, wird der
zu vermessingende Gegenstand, an einem Kupferdrahte hängend, und durch diesen mit
der Kathode (der negativen Elektrode) der Batterie in Verbindung, hineingebracht. An
der anderen Elektrode (der Anode) ist, vermittelst eines Messingdrahtes, ein Stück
Messingblech befestigt und taucht ebenfalls in die Flüssigkeit. Die Metallstücke
können einander recht nahe gebracht werden, dürfen sich aber natürlich nicht
berühren. Als ein Zeichen der gehörigen Stärke des Stromes dient das lebhafte
Brausen durch Entwickelung von Wasserstoffgas an der negativen Elektrode.
Geht Alles gut von statten, ist namentlich die Flüssigkeit recht heiß, so zeigt sich
schon nach wenigen Minuten ein gelber Messing-Ueberzug, der natürlich bei
längerer Einwirkung an Stärke zunimmt.
Auf diese Art habe ich auf Kupfer, Zink, Zinn und sogenanntem Britanniametall eine
sehr gute Vermessingung erhalten, vorausgesetzt, daß sie eine ganz reine
metallische Oberfläche besaßen. Auch bei Eisen gelingt es, obwohl bei Gußeisen
schwierig, wegen der selten ganz rein metallischen Oberfläche.
Daß bei längerem Fortarbeiten in derselben Flüssigkeit dieselbe stets heiß und dem
Kochen nahe gehalten werden muß, versteht sich von selber. Schließlich ist zu
bemerken, daß sich meine Versuche nur auf kleinere Gegenstände von wenigen,
höchstens 6 bis 8 Quadratzoll Oberfläche beschränkten, und daß größere Gegenstände
auch eine verhältnißmäßig stärkere Batterie erfordern.