Titel: | Ueber das Vorkommen von Arsenik und Antimon in den mineralischen Brennstoffen, in verschiedenen Gesteinen und im Meerwasser; von A. Daubrée. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LI., S. 223 |
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LI.
Ueber das Vorkommen von Arsenik und Antimon in
den mineralischen Brennstoffen, in verschiedenen Gesteinen und im Meerwasser; von
A.
Daubrée.
Aus den Comptes rendus, Juni 1851, Nr.
22.
Daubrée, über das Vorkommen von Arsenik in Gesteinen
etc.
Beim Aufsuchen thierischer Versteinerungen im Kohlenkalkstein von Villé
(Niederrhein), in welchem man bisher solche nicht antraf, beobachtete ich in diesem
Gestein eine Menge krystallinischer Körnchen von metallgrauem Ansehen, die nichts
anderes sind als Arsenikkies.
Dieses Eingestreutseyn von Arsenik im Steinkohlenkalkstein veranlaßte mich, denselben
auch in der Steinkohlenschicht zu suchen welche 2 Meter unter ihm bebaut wird. Die
beiden Hauptvarietäten dieser Steinkohle enthalten wirklich Arsenik, und zwar 169
bis 415 Milligramme im Kilogramm. Ferner enthält diese Steinkohle Antimon und Spuren
von Kupfer.
In Folge dieses ersten Resultats untersuchte ich auch andere mineralische Brennstoffe
auf Arsenik. Die Saarbrücker Steinkohle, die Bouxwiller und Lobsanner Braunkohle
(Niederrhein), enthalten Arsenik, und zwar nach meiner quantitativen Bestimmung
beziehungsweise 0,03 Gr., 0,37 Gr. und 2,09 Gr. per
Kilogr.
Dieser große Arsenikgehalt der gewöhnlichen Lobsanner Braunkohle trifft mit dem
Umstand zusammen, daß das tertiäre Gebirge, welchem diese Braunkohle angehört, auch
ein Lager von Eisenerz enthält, das so reich an Arsenik ist, daß es nicht verhüttet
werden kann.
Eine Newcastler Steinkohle von merkwürdiger Reinheit gab nur Spuren von Arsenik mit
einer wägbaren Menge von Antimon. Kurz, alle von mir probirten Brennstoffe enthalten
Arsenik und außerdem Antimon.
Zum Aufsuchen des Arseniks und Antimons wurden die mineralischen Brennstoffe mit
ihrem 4–5fachen Gewicht Salpetersäure mit 4 Aequivalenten Wassers behandelt,
welche man, indem man kochen ließ, allmählich zusetzte. Hierauf wurde alles zur
Trockne abgedampft und der Rückstand mit concentrirter reiner Schwefelsäure
digerirt; die mit Wasser verdünnte und filtrirte Flüssigkeit wurde in den Marshschen Apparat gebracht. Der Arsenik wurde in Gestalt
von Ringen und Flecken erhalten oder, nach Lassaigne's
Verfahren, in einer Auflösung von salpetersaurem Silber condensirt. Alle angewandten
Reagentien waren als völlig arsenikfrei erkannt worden.
Nach den für die zwei gewöhnlichen Steinkohlensorten von Villé gefundenen Zahlen
enthält das Steinkohlenlager, welches sich in einer Dicke (Mächtigkeit) von 1 Meter
über ungefähr 204 Hektaren erstreckt, für sich allein mehr als 9526 metrische
Centner Arsenik; das über 8 Hektaren in einer Dicke von 0,60 Meter sich erstreckende
Lobsanner Braunkohlenlager dürfte wenigstens 1300 metrische Centner Arsenik
enthalten.
Nachdem ich eine so große Menge Arsenik in den Kohlenablagerungen gefunden hatte,
forschte ich natürlich weiter nach ihm, einerseits in den Gesteinen vulcanischen
Ursprungs, andererseits im Wasser des Weltmeers.
Indem ich mit 100 Grammen Basalt vom Kaiserstuhl operirte, entdeckte ich darin auf
unbestreitbare Weise Arsenik und Antimon. Es sind nämlich in 1 Kilogr. 0,01 Gr.
Arsenik und 0,03 Gr. Antimon, oder im Kubikmeter 30 Gramme Arsenik und 90 Gramme
Antimon enthalten.
Falls sich Arseniksäure im Meerwasser befindet, so ist anzunehmen, daß sie sich in
den unauflöslichen Salzen concentrirt, welche beim Abdampfen niederfallen. Ich
stellte daher der Kürze wegen meine Proben auf Arsenik mit der Kesselkruste eines
zwischen Havre und Malaga fahrenden Dampfschiffs an, welches mit Seewasser gespeist
wurde.
Ich behandelte 1 Kilogr. dieser Kruste mit kochender, concentrirter Schwefelsäure in
verschlossenem Gefäße, um allenfalls in Form von Chlorür sich entbindenden Arsenik
sammeln zu können. Die überschüssige Schwefelsäure wurde mit Kali (welches vorher im Marsh'schen Apparat geprüft war) gesättigt, um sie durch
Krystallisation als schwefelsaures Kali zu entfernen. Die Arseniksäure oder das
arseniksaure Kali, welches sich in der Flüssigkeit befinden konnte, mußte sich bei
seiner großen Löslichkeit in der Mutterlauge concentriren; diese gab, stark
eingedickt und in dem Marsh'schen Apparat behandelt, 9
Milligramme Arsenik, also beinahe 0,000001 vom Gewicht der angewandten Substanz.
Die Untersuchungen, welche obige Resultate ergaben, beweisen hinlänglich, daß der
Arsenik nicht nur, wie schon längst bekannt ist, in verschiedenen Erzen, sondern
auch in verschiedenen Gesteinen verbreitet und gewöhnlich von Antimon begleitet ist.
Dieß erklärt uns auch das zuerst von Prof. Walchner
beobachtete Vorkommen des Arseniks in den eisenhaltigen Bodensätzen vieler
Mineralquellen.