Titel: | Ueber Loriot's Apparat um in den Backöfen Dampf zu verbreiten; Bericht von Hrn. Barreswill. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LII., S. 225 |
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LII.
Ueber Loriot's Apparat um in den Backöfen Dampf zu
verbreiten; Bericht von Hrn. Barreswill.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juni
1851, S. 328.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Loriot's Apparat um in den Backöfen Dampf zu
verbreiten.
Der Bäckergeselle Loriot, als Vorarbeiter in Diensten des
Bäckermeisters Poisson (rue
Montholon No. 33) in Paris, übergab der Gesellschaft einen Apparat aus
Kupfer, welcher dazu bestimmt ist in den Backöfen Dampf zu verbreiten. Dieser
Apparat besteht bloß aus einem kleinen Dampfkessel, dessen übrigens gleichgültige
Form sich so viel als möglich derjenigen eines kurzen Brodes nähern muß, damit er
leicht mittelst der allgemein gebräuchlichen Geräthe in den Ofen eingeführt und
wieder aus demselben entfernt werden kann. Dieser Kessel ist mit drei Röhren für das
Austreten des Wasserdampfs versehen, welche so gekrümmt sind, daß sie dem Auslaufen
des Wassers ein Hinderniß darbieten.
Loriot beabsichtigte durch seinen Dampfkessel dem
Bäckergesellen ein einfaches Mittel zu liefern, um das übliche Bestreichen der Brode
mit Wasser (vor dem
Einschießen in den Ofen) zu ersparen. Als Ergebnisse bezeichnet er eine größere
Regelmäßigkeit in der Arbeit, Zeitersparniß für den Arbeiter, und folglich eine
Verringerung der Dauer des Heizens.
Ich hatte Gelegenheit bezüglich dieser Angaben Versuche im Großen anzustellen, welche
das günstigste Resultat lieferten.
Das erste Gebäck bestand zur Hälfte aus Broden, deren Oberfläche mittelst eines
Borstenpinsels mit kaltem Wasser bestrichen worden war, und zur Hälfte aus Broden,
welche nicht mit Wasser bestrichen waren. Wie es Loriot
vorhergesagt hatte, kamen die nicht mit Wasser bestrichenen Brode matt und von
erdigem Ansehen aus dem Ofen; die mit Wasser bestrichenen hingegen zeigten sich
glänzend und von sehr einladendem Ansehen, ausgenommen jedoch an den Theilen, welche
die Bürste nicht erreicht hatte und die wirklich widerlich aussehende Flocken
bildeten.
Das zweite Gebäck bestand aus nicht mit Wasser bestrichenen Broden, welche mit
Anwendung des Apparates im Ofen gebacken wurden; diese Brode fielen sehr gut aus und
hatten dasselbe glänzende Ansehen, als wenn sie vor dem Einschießen mit Wasser
bestrichen worden wären.
Die Behandlung des Loriot'schen Apparats ist höchst
einfach; man braucht nur eine abgemessene Quantität Wasser, welche in einem hierzu
bestimmten Krug enthalten ist, hineinzugießen und ihn dann wie ein Brod in den Ofen
zu schieben, nachdem letzterer nahezu den gehörigen Hitzegrad erreicht hat.
Während man die Kohlen herausschafft, erhitzt sich das Wasser, kommt während der
Dauer des Einschießens ins Kochen und entweicht in Dampfströmen durch die drei
Röhren.
Die geformten Brode, welche kalt in die nebelige Atmosphäre des Ofens eingeschossen
wurden, bedecken sich mit einem Thau, welcher ihrem Anstreichen mit Wasser
entspricht; dieser Thau hinterläßt beim Verdunsten als Rückstand die gummigen
Bestandtheile des Teiges welche er aufgelöst hatte; dadurch wird ohne Zweifel der
glänzende Firniß auf den Broden erzeugt, welche entweder vor dem Einschießen mit
Wasser bestrichen oder mit Anwendung des beschriebenen Apparats gebacken worden
sind.
Ich erfuhr, daß man bereits in mehreren Bäckereien einen Kunstgriff anwendet, um sich
Dampf im Ofen zu verschaffen, indem man mit Wasser gefüllte Schüsseln oder nasse
Hadern in denselben bringt. Wenn dadurch der Loriot'sche
Apparat das Verdienst der Neuheit verliert, so bleibt ihm doch der Vortheil der
Einfachheit und Zeitersparniß.
Der Bäckermeister Poisson schätzt die
Brennmaterial-Ersparniß in Folge der Beschleunigung der Operationen bei
Anwendung des Loriot'schen Apparats auf 1 Franken per Tag. Dieß ist beachtenswerth, aber bei weitem mehr
ist es die erzielte Abkürzung der täglichen Dauer der mühsamen Arbeit des
Bäckergesellen.
Beschreibung der Abbildungen.
Dieser Apparat ist in Fig. 9, 10 und 11 im Aufriß, Grundriß und in der Endansicht abgebildet; er besteht aus
einem luftdicht geschlossenen kupfernen Cylinder a von
eigenthümlicher Form, welcher 48 Centimeter (1½ Fuß lang) ist und 18
Centimeter (6½ Zoll) im Durchmesser hat. An seinem oberen Theil sind vier
Oeffnungen angebracht, wovon drei die schlangenförmigen Röhren b, b aufnehmen, welche am Ende offen sind, um den Dampf
in allen Richtungen zu verbreiten. Die vierte Oeffnung, welche mit einem
Schraubenpfropf c verschlossen wird, dient zum Einfüllen
des Wassers. Ein eiserner Henkel d ist an jedem Ende
angebracht, um den Apparat leicht transportiren zu können.
Nachdem man den Apparat mit heißem Wasser gefüllt hat, schiebt man ihn auf die Sohle
des Ofens hinein, und zwar vor dem letzten Einlegen von Brennmaterial, also nachdem
alle Kohlen gegen die Oeffnung gezogen worden sind. Während das Brennmaterial
verbrennt, erhitzt sich das Wasser im Apparat bis zum Kochen; man schafft dann die
Kohlen heraus und läßt im Ofen den Apparat, welchen der Bäcker mittelst der
Ofenschüssel leicht von einer Stelle zur anderen bringen kann. Der durch die Röhren
b, b entweichende Dampf verbreitet sich im Ofen und
schützt das Brod gegen die strahlende Wärme der Kappe, so daß der Teig die nöthige
Elasticität behält. Dieser Dampf ersetzt den Dunst, welcher während des Backens
entsteht und bei offenem Mundloch des Ofens zum Theil entweicht.