Titel: | Ueber das Färben der Achate; von Prof. Nöggerath in Bonn. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. LIV., S. 230 |
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LIV.
Ueber das Färben der Achate; von Prof. Nöggerath in
Bonn.
Aus Haidinger's naturwissensch. Abhandlungen,
1850, Bd. III. S. 147.
Nöggerath, über das Färben der Achate.
Das Achat-Schleifen und Handelsgewerbe geht gegenwärtig in Oberstein und Idar
ganz vortrefflich, es wird mehr fabricirt und verkauft als jemals. Aber das
Verarbeiten einheimischer Achate ist sehr untergeordnet, es werden fast nur
sogenannte brasilianische Steine verarbeitet, welche vor den meisten einheimischen
den großen Vorzug haben, daß sie sich wegen ihrer vielen und fein gebänderten, dabei
meist horizontalen Lagen, welche abwechselnd theils von großer und gleichförmiger
Porosität, theils aber völlig dicht sind, ganz vortrefflich und mannichfaltig färben
und zu schön gestreiften geschliffenen Steinen verarbeiten lassen. In den letzten
Jahren sind in dem Achat-Bereiche der Nahe-Gegend außer den größeren
Gewinnungen am Galgenberge oder Steinkaulenberge bei Idar kaum noch deren andere im
Betrieb gewesen, denn obgleich der Weiselberg bei Oberkirchen auch sehr schöne,
ausgefüllte, fein gebänderte Achat-Mandeln liefert, so sind diese doch sehr
selten, und ihr Aufsuchen lohnt nur sehr schlecht die mühevolle Arbeit. Die
Achatschleifer und Händler ziehen es vor, die sogenannten brasilianischen
Achat-Mandeln für kostbare Preise kommen zu lassen und fast ausschließlich zu
verarbeiten, da sie nach der Färbung nicht allein sehr schöne Onyxe liefern, sondern
auch Sardonyxe, Carneole, blau und grün gestreifte Steine in der Art der
Cameen-Steine und zu solchen auch brauchbar, woraus Schmucksteine, Schalen
und viele andere Dinge geschliffen und in ganz Europa, besonders aber nach Amerika
in den Handel gebracht werden, da die herrschende Mode diesen Steinen reichlichen
Absatz verschafft.
Ich bezeichnete vorhin die brasilianischen Achat-Mandeln mit dem Worte sogenannte, und zwar absichtlich, weil sie, wie ich
erfahren habe, nicht eigentlich aus Brasilien kommen, sondern aus einem dieses Land
begränzenden Staate, dem von Uruguay oder Montevideo (Buenos Ayres gegenüber). Sie
sollen als Geschiebe in einem Nebenflusse von Rio de la Plata vorkommen. Sie sind
dort von den Achathändlern von Oberstein und Idar, welche mit ihren geschliffenen
Waaren die ganze Welt überall durchwandern wo Absatz zu finden ist, selbst
aufgefunden worden, und werden jetzt in großen Quantitäten von St. Leopoldo aus in
das Fürstenthum Birkenfeld gesandt. Diejenigen Achathändler, welche diese Steine in
großen Quantitäten beziehen, veranstalten damit Auctionen in kleineren Partien.
Bei der bedeutenden Zufuhr von Steinen aus Montevideo ist jetzt von den
Achatgräbereien im Fürstenthum Birkenfeld und im benachbarten preußischen Gebiete
nur noch der Galgenberg oder Steinkaulenberg bei Idar im Betriebe. Es kann sehr in
Frage gestellt werden, ob die übrigen Achatgräbereien jemals wieder in Betrieb
kommen, falls die Verhältnisse des Bezugs der fremden Steine so bleiben wie sie
jetzt sind.
Wegen der Technik des künstlichen Färbens der Achate nehme ich auf meine frühere
Abhandlung über diesen Gegenstand (polytechn. Journal Bd. CVIII S. 446)
Bezug. Diese Technik ist in Idar und Oberstein noch immer im Vorschreiten, sie ist
das eigentliche Studium der Schleifer, welche sich fortwährend mit Versuchen für
diesen Zweck beschäftigen.
Ich erwähnte in jener früheren Abhandlung, daß man blaue Steine wie Türkis färbe.
Seitdem macht man deren aber auch ziemlich von der Farbe des Lasursteins. Diesen
erreichen sie aber nicht ganz in der Farbennüance, und da diese gefärbten Steine
immer etwas durchscheinend sind, so sehen solche sogenannte Lasursteine nicht gerade
sehr natürlich aus. Steine mit blauen Farbenstreifen zwischen durchscheinenden
weißen Lagen, man könnte sagen künstliche Lapislazuli-Onyxe, wie jetzt
ziemlich häufig Broschensteine gefärbt werden, haben auch etwas Abstoßendes,
obgleich sie vielleicht den Nicht-Mineralogen schön erscheinen mögen. Das
unnatürliche Aussehen mag wohl mein Auge verletzen.
Ueber die Methoden des Blaufärbens der Steine, welches bisher ein Geheimniß war, habe
ich jetzt durch die Gefälligkeit des Hrn. Apothekers Roth
in Hornstein Folgendes erfahren. Man erzeugt die blauen Färbungen wesentlich in
zweierlei Weise, einmal, indem man Berlinerblau (Eisencyanürcyanid), und zweitens,
indem man schwefelsaures Kupferoxydammoniak in den Steinen erzeugt.
1) Berlinerblau. Die Steine werden in eine Auflösung eines
Eisenoxydsalzes gelegt und später mit einer Auflösung von Blutlaugensalz
(Kaliumeisencyanür) getränkt. Es entsteht hierdurch Berlinerblau, welches die Farbe darstellt.
Oder man nimmt eine Eisenoxydulsalzlösung und bildet durch Kaliumeisencyanid die
verlangte Farbe. Hierbei legt man die Steine zunächst in eine Auflösung von
Kaliumeisencyanür, leitet dann Chlorgas auf den getränkten Stein, wodurch sich
bekanntlich Kaliumeisencyanid bildet, welches dann, sobald man den Stein nachher mit
einer Auflösung eines Eisenoxydulsalzes imprägnirt, in demselben Berlinerblau
entstehen läßt. Eine dritte Methode, welche die Farbe aber nur sehr wenig dauerhaft
darstellt, und die dabei gefährlich ist, soll vermittelst der Blausäure ausgeführt
werden, indem man gasförmige Blausäure auf die mit Eisenchloridlösung getränkten
Steine leitet.
2) Schwefelsaures Kupferoxydammoniak. Die Steine werden in
einer Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) behandelt und dann
entweder in Aetzammoniakflüssigkeit oder in wasserhaltiges
doppelt-schwefelsaures Ammoniak gelegt, wobei sich in beiden Fällen die blaue
Farbe bildet.
Es versteht sich von selbst, daß die Eintränkungen der Steine mit den färbenden
Stoffen ein langwieriges Verfahren unter Einfluß von Wärme erfordern, da ich bei den
von mir in meiner früheren Abhandlung beschriebenen Methoden anderer Färbungen schon
erwähnt habe, wie viel Zeit es erfordert, um die Aufnahme der Stoffe durch die
feinen Poren der Steine so zu bewirken, daß sie ganz durchdrungen werden.
Ich habe in Idar und Oberstein solche blau gefärbte Steine gekauft; bei einigen
derselben scheint die Farbe hinreichend fix zu seyn, bei andern, sehr
dunkelgefärbten, wandelt sich nach und nach an den dünnern Stellen der Steine die
blaue Farbe in ein schmutziges Grün um. Ich weiß aber nicht, welche Methode bei den
einen, und welche bei den andern Steinen angewandt worden ist. Die Steinschleifer
sind in dieser Beziehung sehr verschwiegen, und einer bewahrt so lange sein
Geheimniß gegen den andern als es möglich ist.
Unter den römischen und griechischen geschnittenen Steinen findet man häufig
gebänderte Steine mit blauen Streifen. Es ist zu vermuthen, daß auch diese künstlich
gefärbt sind. Wir wissen es ja aus Plinius, daß die Alten
die Steine in mancherlei Weise zu färben verstanden, wovon uns der römische
Naturforscher nur Einzelnes näher aufbewahrt hat. Nach dem, was ich früher und hier
über die Färbekunst der quarzigen Steine mitgetheilt habe, verdiente es wohl, daß
größere Sammlungen
von antiken Gemmen von diesem Standpunkte aus näher betrachtet, auch vielleicht
geeignete Exemplare daraus chemisch untersucht würden.
Hr. Apotheker Roth theilte mir auch sehr schön grasgrün
und weiß gebänderte Steinproben mit, die er selbst gefärbt hatte. Sie haben ein sehr
angenehmes Ansehen und werden schöne Schmucksteine liefern; die Farbe ist schöner
als irgend beim Plasma oder beim Prasem. Die Verfahrungsweise für diese Grünfärbung
habe ich nicht erfahren. Steine dieser Art werden aber gewiß bald in den Handel
kommen.
Wie ich in meiner srüheren Abhandlung näher erwähnt habe, so werden die Carneole und
Sardonyxe durch Brennen aus Montevideo'schen bräunlichgelben Steinen und solchen, in
denen diese Farbe mit weißen Streifen wechselt, dargestellt. Ich habe nun noch
erfahren, daß man die Steine nach dem Brennen 8 bis 14 Tage lang in Schwefel-
oder Salpetersäure legt. Die Steine sollen dadurch nicht so leicht zerspringen,
welches sonst wohl eine Folge des Brennens ist, und die weißen Streifen gewinnen
ebenfalls dabei; sie werden weißer, glänzen angenehmer und erhalten überhaupt eine
Art von Glanz, den man opalartig nennen könnte.
Denkwürdig ist auch, daß man die gebrannten Steine sehr leicht in jedes Format und
nach jeder Richtung beliebig schlagen kann, während dieselben vor dem Brennen beim
Zerschlagen lange Splitter bilden, welche quer durch die verschiedenen Lagen gehen,
also radial gegen die Mitte der Achat-Mandeln gerichtet sind.
Schon vor mehr als zwei Jahren habe ich in einem Briefe an Hrn. v. Leonhard bemerkt, daß man in Idar künstliche Baumsteine
(Mokkasteine) mache, indem man auf einfach milchfarbige Chalcedone die braunen oder
schwarzen Baum- und Mooszeichnungen haltbar aufzutragen verstehe; diese
Zeichnungen dringen nur bis auf eine gewisse Dicke in den Chalcedon ein, wie solches
auch bei den meisten ganz natürlichen Mokkasteinen der Fall ist. Damals war dieses
Verfahren nur einem einzigen Manne bekannt, und die Steine wurden uoch hoch im
Preise gehalten. Jetzt kann man sie schon von mehreren Verfertigern zu sehr billigen
Preisen erhalten. Das dabei angewendete Verfahren ist mir aber noch unbekannt. So
schreitet die Kunst des Steinfärbens zu Idar und Oberstein immer vor; man kann jetzt
schon die gefärbten Steine von natürlichen nicht mehr unterscheiden. Für die Theorie der
Achat-Bildung bleibt es dabei wichtig, daß sich nicht alle quarzigen
Mineralien färben lassen, und daß dazu nur die porösen Lagen der Achatmandeln,
welche darin mit völlig dichten abwechseln, geeignet sind.