Titel: | Apparat zum Erwärmen der Formen beim Gießen von Stearinkerzen, auf welchen dem Erfinder Joh. Michaëlson vom königl. Commerzcollegium in Stockholm ein Patent für 10 Jahre ertheilt wurde. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. CIII., S. 419 |
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CIII.
Apparat zum Erwärmen der Formen beim Gießen von
Stearinkerzen, auf welchen dem Erfinder Joh. Michaëlson vom königl. Commerzcollegium in
Stockholm ein Patent für 10 Jahre ertheilt wurde.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Michaëlson's Apparat zum Gießen von Stearinkerzen.
Beim Gießen der Stearinsäurekerzen muß man sowohl die Lichtformen als die
Stearinsäure auf einem bestimmten Wärmegrad erhalten, weil sonst die Kerzen nicht
dasjenige Aussehen erhalten, welches man an ihnen begehrt. Die Stearinsäure muß man
zum Gießen schmelzen, dann aber unter Umrühren erkalten lassen, bis sie milchweiß
(trüb) aussieht und eben noch flüssig ist; die Temperatur,
welche dieser getrübten Stearinsäure zukommt, müssen auch die Lichtformen
besitzen. Die Stearinsäure gehörig getrübt zu erhalten, ist sehr leicht,
dagegen ist es schwer, den Formen die geeignete Temperatur zu ertheilen, wenn dieß nämlich sowohl schnell als sicher vor sich gehen
soll. Gewöhnlich wird das Erwärmen der Formen auf die Art bewerkstelligt,
daß man deren acht bis zehn auf einer Platte in einen Kasten von Weißblech hängt;
mehrere solche Kästen tauchen in ein Wasserbad, dessen Temperatur durch
einströmenden Dampf erhöht wird. Diese Methode hat einerseits den Fehler, daß die
Erwärmung langsam vor sich geht, und die von den Wänden entfernten Formen erst
später warm werden; andererseits aber ist es schwer, der ganzen Wassermasse, welche
als Umgebung angewendet wird, eine gleichartige Temperatur zu ertheilen, weil im Wasser
die bekannten Strömungen eintreten, wobei die wärmsten Antheile nach oben fließen
und sich dort erhalten; letzteren Umstand könnte man wohl durch Umrühren beseitigen,
aber dasselbe läßt sich nur sehr unvollkommen und unbequem in einem Behälter
ausführen, worin verticale Gegenstände angebracht sind.
Der Apparat, welchen ich zu dem genannten Zweck erfand, ist von den Uebelständen des
bisherigen Apparats frei. Er besteht in einer Anzahl Röhren, in welche man die
Kerzenformen hängt, und um welche Wasser circulirt. Ich benutze die Circulation,
welche in Flüssigkeiten, die von unten erhitzt werden, von selbst entsteht, um in
dem Apparate eine stets gleichartige Temperatur hervorzubringen. Fig. 23 stellt den
Apparat von der Seite gesehen im Durchschnitt vor; Fig. 24 ist dessen
Grundriß.
a Reservoir von Kupfer, worin 100
Röhren vertical eingesetzt und mit den Enden festgelöthet sind, und zwar an Deckel
und Boden. Diese Röhren, in welche man die Lichtformen hängt, sind über dem Deckel
offen, und zwar ist ihre Oeffnung dort trichterförmig; am Boden haben sie (unter dem
Boden des Reservoirs) ein kleines Loch, welches mit Korken verschlossen wird. Sie
sind so weit, daß die Formen leicht in sie hineingehen.
b ist ein Gefäß, worin das Wasser
durch Dämpfe erwärmt wird, welche durch c zugeleitet
werden.
d und e
eine Röhre, welche a und b
verbindet.
f Thermometer, vor der Röhre d angebracht.
g eine Röhre um überflüssiges
Wasser abzuleiten.
Bei seiner Anwendung wird der Apparat mit Wasser gefüllt, und Wasserdämpfe durch c eingeleitet, bis das Thermometer denjenigen Wärmegrad
angibt, bei dem man zu arbeiten, oder welchen man den Formen mitzutheilen wünscht.
Die Formen, von denen je zehn in einer starken Blechplatte eingereiht sind, werden
nun in die Röhren eingesenkt, und daselbst gelassen, bis sie die erforderliche
Temperatur angenommen haben, wozu beiläufig 15 Minuten Zeit verstreichen. Das Gießen
geschieht dann, während die Formen noch in dem Apparate stehen; sie werden aber
unmittelbar nach dem Gießen ausgehoben und zum Erkalten bei Seite gesetzt.
Gleichwohl setzt man nicht sämmtliche 100 Formen auf einmal in den Apparat, sondern
man verrichtet die Arbeit abwechselnd, so daß ein Theil der Formen erwärmt wird,
während ein anderer Theil erkaltet, und wieder ein anderer Theil gefüllt wird; bei
einer solchen
Anordnung kann man in 15 Minuten 100 Stücke Lichter gießen, von denen fünf 1 Pfd.
wiegen, was 20 Pfd. in dieser Zeit beträgt, oder in einer Stunde 80 Pfd. und in 12
Stunden 960 Pfd. In meiner Fabrik verarbeite ich eine Stearinsäure, welche bei
46½° R. gegossen wird, und auf dieser Temperatur wird auch das Wasser
im Apparate erhalten; doch kann die Wärme des Wassers ohne Nachtheil auch einige
Grade niedriger gehalten werden.
Bei näherer Betrachtung dieses Apparates leuchtet es ein, daß eine Circulation des
Wassers erregt werden muß, wenn durch c zum Erwärmen
Wasserdämpfe eingeleitet werden, und daß diese Circulation in der Richtung erfolgen
muß, welche in der Zeichnung mit Pfeilen angedeutet ist. Die Circulation muß jedoch
aufhören, sobald das Wasser in den beiden Behältern gleiche Temperatur angenommen
hat; aber sie stellt sich sogleich wieder ein, wenn das Wasser in a durch eingestellte Lichtformen oder eine sonstige
Ursache abgekühlt worden ist; da nun die Röhren, welche die beiden Canäle
vereinigen, einen so großen Querschnitt haben, daß die Circulation ungehindert vor
sich gehen kann, so kann der Unterschied der Temperaturen im ganzen Apparat nur
unbedeutend seyn, und in der That ist er mit dem Thermometer kaum wahrzunehmen.
Die Resultate, welche ich mit diesem Apparate erhielt, waren über meine Erwartung
vortheilhaft. Die Kerzen erhalten im allgemeinen ein gleichartigeres und schöneres
Aussehen, als bei dem gewöhnlichen Wärmen der Formen; überdieß brauche ich nie eine
Kerze wegen Temperaturfehlern beim Gießen auszuschießen. Diejenigen, welche mit der
Stearinkerzen-Fabrication vertraut sind, wissen recht wohl, mit welchen
Schwierigkeiten das Gießen der Kerzen verbunden ist; es vergingen auch viele Jahre,
bevor man es für möglich hielt, schöne Stearinsäurekerzen zu gießen, ohne ihnen
einige Procente Wachs zuzusetzen.
Michaëlson.