Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Häuserbau ohne Steine, ohne Mörtel, ohne Holz; von Joh.
Carl Leuchs in Nürnberg.
In einer Nürnberger Zeitung liest man nachstehendes: „Der Brand von
Traunstein beingt es in lebhafte Erinnerung. welche Vortheile für den Nationalwohlstand und die Brandversicherungscassen entstehen würden, wenn die auf der Bleiche
zur weißen Au hier schon seit Jahren ausgeführte Bauart
mit künstlichem
Stein allgemeiner würde. Nicht nur daß dadurch drei Viertheile der Kosten erspart werden könuen, ist
dieselbe auch feuersicher, besonders wenn die
Bedachung mit Theer und Sand mitverbunden ist, da dann dem Feuer jeder Angriff
von außen abgeschnitten ist, so wie fast jede Mittheilung nach außen, folglich
ein allgemeiner Brand, der eine ganze Stadt in wenig Stunden verzehrt, kaum
möglich ist. Wenn niemand — da der, wenn auch falsch verstandene
Eigennutz der Bauleute dieser wohlfeilen Bauart entgegen ist — sollten
die Brandversicherungskassen durch Prämien zu ihr
aufmuntern“.
Wir benutzen diese Gelegenheit, um auf diesen schon einigemal besprochenen Gegenstand
zurückzukommen, und bemerken nur, daß wir absichtlich denselben so lange unberührt
ließen, um die Erfahrung über einige bezweifelte Punkte
entscheiden zu lassen. Die bis 1848 in dieser Bauart gefundenen Verbesserungen sind
in der Schrift: „Darstellung der Kitte, Mörtel,
künstlichen Steine und wohlfeilster Bau von Häusern, Brücken.
Wasserbehältern, Dächern etc. Von I. C. Leuchs. Preis
1½ fl. Nürnberg 1848“, beschrieben. Die seitdem gemachten,
welche dieselbe einfacher, sicherer und in manchen Fällen
den Kalk ganz entbehrlich machen, indem als Bindungsmittel ein anderer Körper
angewandt wird, sind noch nirgends beschrieben. Bei den Gebäuden auf der Bleiche zur
weißen Au sind übrigens auch alle einzelnen Theile der Gebäude, nämlich: das Fundament, der Keller, die Thür- und Fensteröffnungen,
Gewölbe, Brunnen, Schornsteine oder Rauchfänge,
Wasserbehälter, Dunggruben und auf dem Dache stehenden unbeschützten Verzierungssäulen aus künstlichem Stein und im Ganzen
gearbeitet, das heißt ohne Fugen und Bindungsmittel.
Für den Sachverständigen bedurfte es zwar keines Beweises, daß eine Steinbildung, bei
welcher der Gang der Natur nachgeahmt ist, dauerhaft seyn
muß. Die alten Felsen verwittern, da sie die Perioden ihres Wachsthums durchgemacht
haben. Ein neu gebildeter oder sich bildender Stein erhärtet aber in den ersten
Jahrhunderten seiner Entstehung immer mehr. eben weil er erst im Werden ist, nicht
bereits im Untergehen.
Auch dieser künstliche Sandstein zeigt in den nun vier bis fünf Jahren seines
Bestehens a) im Trocknen, b)
in stehendem, c) in fließendem Wasser, d) in Mistjauche, e) im
Frost und Wetter, allem Einflusse des deutschen, unbeständigen Klimas ausgesetzt,
eine fortwährende Zunahme der Erhärtung, und hat allen diesen schädlichen Einflüssen
vollkommen widerstanden. Selbst die frei im Wetter, der Sonne, dem Regen, dem
Glatteis, dem Schnee, dem Thauwetter ausgesetzten Dachsteine halten sich vollkommen
und besser als natürliche Sandsteine aus (alten) Steinbrüchen sich unter ähnlichen
Umständen halten würden.
Der Keller, welcher ganz aus solchem künstlichen Sandstein gebildet ist, und für den
man am ersten besorgt seyn könnte, da bei der Feuchtigkeit des Erdreiches das
anfängliche Austrocknen, das zur Bildnng des künstlichen Steines mittelst Kalk unter
gewissen Umständen nöthig erscheint, nicht gut stattfinden kann, hatte in Folge
seiner Tiefe und der beiden letzten regnerischen Jahre häufig 1 bis 2 Fuß Wasser; aber auch dieses schadet der Festigkeit der
Mauern nicht, was nebst dem ebenfalls hergestellten Brückenbogen den Beweis liefert,
daß auch Feuchtigkeit diesen künstlichen Steinen nicht schadet, wenn die Bedingungen
zu ihrer Entstehung gehörig eingehalten werden.
Als diese Bedingungen sind vor allem zu betrachten:
1) Fernhalten aller organischen, namentlich aller Humustheile
aus der Mischung, da nur Stein mit Stein haltbar sich einigt, nur Erde mit Erde,
nicht Stein oder Erde mit Humus.
2) Möglichst geringe Anwendung des Bindemittels nach dem
Vorgang der Natur, welche die Sandsteinkörner im Sandstein mit so wenig Bindemittel
vereinigt, daß man das Bindemittel kaum erkennt. (Das Uebermaß des Bindungsmittels
ist die Hauptursache der geringen Festigkeit unseres Kalkmörtels.)
3) Möglichst geringe Anwendung von Wasser, da das Wasser an
sich den Stein nicht fest macht, sondern nur dazu dient, die auch ohne dasselbe
stattfindende Anziehung der sich verbindenden Sand- oder Erdtheile zu
beschleunigen.
Diese geringe Anwendung von Wasser, dessen größerer Theil ohnedem chemisch gebunden,
also fest wird, ergibt einen großen Vorzug der
Gebäude dieser Art,
nämlich ihre Trockenheit und ihre geringe Wärmeleitung. Die natürlichen Sandsteine sind an sich feucht, weil
sie durch und durch mit Feuchtigkeit geschwängert sind. Sie und die Backsteingebäude
erhalten beim Bauen durch die bedeutende Anwendung von Mörtel noch eine Unmasse von
Feuchtigkeit. Sie bleiben daher lange, oft immer feucht, während eine Mauer mit
künstlichem Stein sogleich trocken ist, und es auch bleibt. Die natürlichen Steine
sind an sich gute Wärmeleiter und werden es noch mehr, so lange Feuchtigkeit in
ihnen ist. Die Mauern von künstlichem Stein dagegen leiten die Wärme ungleich
weniger, da sie aus an sich trockenem und durch die Wasserbindung noch trockener
werdenden Material gebildet sind, und da sie keines dicken Ueberzugs mit Mörtel
bedürfen. Dieser Vorzug ist in unsern Klimaten so wichtig, daß er allein dem Bau mit künstlichem Stein den Vorzug geben sollte, auch wenn
dieser eben so viel Auslagen verursachen würde, und nicht, wie es in der That der
Fall ist, eine Ersparung von 75 bis 80 Proc. gewährte.
Uebrigens ist an der oben erwähnten Haltbarkeit der künstlichen Steine um so weniger
zu zweifeln, da die Pyramide des Ninus, das Gewölbe des Pantheons, das Kreuzgewölbe
in den Bädern Diocletians, der Tempel der Minerva und der Venus in Rom, die Dämme am
Arno, mehrere ein Jahrtausend alte Häuser in Toscana, das 84 Fuß weite Gewölbe der
Peterskirche in Rom, mehrere römische Wasserleitungen, Brücken, Triumphbogen in
Frankreich, Italien, Nordafrika, Kleinasien auf ähnliche
Art. wenn gleich nicht ganz so vollkommen, das heißt mit nicht voller
Erkenntniß der Bedingungen, worauf es ankommt, gebaut, und nun
schon Jahrtausende stehen, während viele aus natürlichem Stein gebaute
Denkmäler in ihrer Nähe verwitterten, oder von den Nachkommen zu anderen Bauten
abgetragen wurden, was bei jenem aus einem Stück
bestehenden, daher nicht in Quadern abspreng- oder zerlegbaren Stein
nicht anging.
Aber wird man fragen: Wenn schon vor Jahrtausenden auf ähnliche
Art gebaut wurde, warum ist diese Bauart nicht beibehalten worden, warum hat sie
sich nicht verbreitet? Wir könnten darauf ganz kurz antworten: weil die
Mehrzahl der Menschen blind am Alten kleben, das sie gelernt haben und das sie daher
ohne Mühe und Anstrengung „als etwas Gewohntes“ ausüben
können.
Wir könnten auch eine andere Frage entgegenstellen. Artesische
Brunnen — und ihren hohen Werth wird niemand verkennen —
haben die alten Aegypter, die Chinesen, die Nordafrikaner vor und seit vielen
Jahrtausenden gebaut, Cassini beschrieb sie 1671, Ramazini 1717; damals bestanden
schon viele in Modena und in demselben Jahre wurde einer in Westphalen gebohrt, der
noch eine Mühle treibt. Und doch ahmte sie niemand nach.
Ist dieser Umstand nun ein Beweis, daß die artesischen Brunnen keinen Werth haben?
Oder ist es nicht vielmehr einer, daß die meisten Leute, am Alten klebend, das Neue
nicht unterstützen, weil es zufällig nicht von ihnen ausgeht, weil es nicht in ihren
Alltagskram paßt, weil es ihre Bequemlichkeit stört.
Indessen gibt es auch noch eine andere Erklärungsart. Die Bauart mit künstlichen
Steinmassen war vor Jahrtausenden gekannt, aber nicht bekannt. Die Wenigen welche
sie ausführten, waren über die Grundlagen, worauf sie beruht, selbst nicht im
klaren, und konnten diese Bauart daher nicht mit Sicherheit ausführen, oder wenn die
Praxis ihnen auch das Richtige gelehrt hatte, so hielten sie es nach damaliger Sitte
geheim, und ihre Nachfolger und Zeitgenossen wandten sich daher, besonders wenn
Versuche die sie machten, mißglückten, stets lieber der keiner weitern Kenntnisse
erfordernden, wenn auch theurern und mangelhaften Bauart mit fertigen Steinen zu.
Bei der neuen Bauart hätten sie dafür sorgen müssen, daß
die Mischung genau und gehörig gemacht wird — und die Grundlagen, worauf
diese Mischung beruht, wodurch sie ihren Werth erhält, waren ihnen nicht einmal
bekannt — bei jener reichten sie mit bloßem Zuschauen aus, denn es genügte
die fertigen Steine durch Arbeiter aufeinander legen zu lassen!
Wir können auch noch eine andere Thatsache entgegenstellen. Der Bau mit hydraulischem
Kalk ist ein Forschritt — wenn er gleich unvollkommen ausgeführt wird, denn
warum den theuern hydraulischen Kalk in Massen nehmen, wo man mit demselben als
Zwischenglied ausreicht? er ist ein solcher Fortschritt, daß er Brücken und andere
Bauten ausführbar machte, die außerdem der Kosten oder der Oertlichkeit wegen unausführbar gewesen wären; daß er in Frankreich allein die wenigen Jahre,
welche er nun von Seite der Regierung angewandt wird, 270 Millionen Franken erspart
hat — und doch bedurfte es eines dreißigjährigen Kampfes, ehe die Baubehörden sich für ihn erklärten.
Uebrigens hat eine Bauart, die so einfach ist, daß der Bauer ohne Beihülfe eines Zimmermanns, eines Maurers, daß jeder gewöhnliche
Taglöhner sie in dem sechsten Theil der Zeit,
den ein anderer Bau erfordert, ausführen kann, allerdings einen Fehler in den Augen
der Leute von Fach. Sie macht sie und ihre Kunst entbehrlich, sie scheint ihnen als
Bauunternehmer, da sie nur 1/5 so viel kostet, ungleich weniger Gelegenheit zu
Gewinn zu geben. Aber dieser Fehler ist nur scheinbar,
diese Furcht ist ungegründet. Die Wohlfeilheit vermehrt
den Verbrauch, sie vermehrt ihn nicht nur im Verhältniß des Herabgehens der Preise,
sondern ungleich mehr. Wohlfeilere, gesundere,
geräumigere Wohnungen werden daher das Bauen nicht vermindern, sondern im Gegentheil
sehr vermehren und es werden bei den wohlfeilen und schnelleren Bauten ungleich mehr
Leute beschäftigt seyn, als bei den bisherigen theuern und langsamen; es werden,
wenn auch einzelne die Leute von Fach umgehen, hundert andere sie doch benützen, da
auch das Einfachste Zeit und Geschick erfordert und gekannt seyn muß; das Volk aber
wird namentlich auf dem Lande, nicht mehr in engen ungesunden Wohnungen verbutten,
wird nicht mehr nöthig haben Geräthschaften, Holz unter allen Einflüssen der
Witterung verderben zu lassen; die Regierungen werden nicht mehr z. B. für die
Eisenbahnwärter theure und doch kleine und enge Hütten bauen, in denen ihnen schon
in zehn Jahren das mehrverbrannte Holz zweimal mehr kostet, als ein geräumiges,
wärmehaltendes Haus an sich kosten wird; endlich muß der steigende Wohlstand selbst,
eine nothwendige Folge des am Bauen ersparten Capitals und des
durch die verminderten Brände nicht für immer und unwiederbringlich zerstörten,
das Bauen vermehren.
Wenn man in Anschlag bringt, wie viele Millionen Gulden nicht nur an Gebäuden,
sondern auch an anderen Werthen, jährlich in Deutschland durch Brandunglück zerstört
werden, so ergibt sich die Wichtigkeit einer Bauart, welche die Möglichkeit dieses
Unglückes auf ein Minimum zurückführt, von selbst. Wenn
die Mauern der Häuser ganz aus unbrennbarem Material gebaut sind, so können bloß die
hölzernen Fußböden und Vertäfelungen oder aufgehäuften brennbaren Vorräthe dem Feuer
Nahrung geben, und wie leicht ist hier ein Brand im Entstehen zu löschen. Wenn die
Dächer in ihrer Hauptmasse unbrennbar sind — der fürchterliche Brand von
Hamburg fand erst an den flachen mit Theer und Sand gedeckten Dächern die Gränze
seiner Verbreitung — so kann sich das Feuer kaum von Haus zu Haus verbreiten,
und das Abbrennen ganzer Städte ist unmöglich. Die
Assecuranzgesellschaften werden daher, so wie diese Bauart eingeführt wird, ihre
Prämien vermindern können und ungleich weniger Verlust haben.
Den Werth der Sache glauben wir durch obiges hinlänglich erläutert zu haben. Nur noch
einige Worte über ihre Ein und Ausführung.
Das Schlimmste für alles Neue ist, daß häufig Niemand da ist, der sich desselben
speciell annimmt und daß die wenigen Nachahmer ungeschickt oder kenntnißlos sind,
und daher die Sache selbst in Verruf bringen, ehe sie noch in Gang gekommen und
erstarkt ist. Wer die neue Bauart allgemein machen will, wird dazu kaum die jetzigen
Baumeister nehmen können. Ihr Fachstolz wird nicht von den „schön
zugehauenen Quadern“ abgehen wollen; ihre zünftige oder
büreaukratische Erstarrung nicht zugeben können, daß es eine wohlfeilere und bessere
Bauart gibt als die welche sie bisher ausgeführt haben. Es muß daher nothwendig eine
Classe von Bauleuten geschaffen werden, die sich bloß der
neuen Bauart widmen. Es muß ein Cursus errichtet werden, wo diese praktisch
gelehrt wird, damit Sicherheit für richtige Ausführung gegeben
ist, damit die Sache nicht schon im Keime verdorben wird.
Es muß eine höhere Unterstützung da seyn; wollen aber auch die Regierungen nichts
thun, so sollten doch die Assecuranzgesellschaften jetzt schon Prämien für
diejenigen aussetzen, die — namentlich in Gegenden, wo bisher mit Holz gebaut
wurde — Gebäude von bestimmter Größe auf die neue Art herstellen, oder auch
Gehalte für diejenigen, welche sich ihrer Einführung widmen. Das was ihnen diese
kosten, wird ihnen
zehn- und hundertfach wieder einkommen. (Aus Leuchs' polytechn. Zeitung, 1851 Nr. 21.)
Ueber die Benutzung des Katzensteins zu Zapfenlagern.
Im technischen Verkehre ist seit einiger Zeit ein neuer Artikel eingeführt, der
sogenannte Katzenstein (die schwärzliche Abart des blätterigen Gypses, den man auch
Fraueneis, Selenit nennt); derselbe wird im sächsischen Erzgebirg schon ziemlich
häufig zu Zapfenlagern bei Wasserrädern, liegenden Wellen etc. benutzt. Die Masse
scheint sich wegen ihrer Härte vollkommen zu diesem Zwecke zu eignen, und da ihr
zugleich eine gewisse Fettigkeit innewohnt, sie auch ungemein billig ist, so ist
wohl einige Aufmerksamkeit darauf zu richten. Ein ungenannter Correspondent der
deutschen Gewerbezeitung berichtet, daß er unlängst bei einem Wasserradzapfen ein
neues Messinglager angewendet habe, das ihm über 9 Thlr. kostete, und trotz aller
Mühe und Sorgfalt stets nur sehr unvollkommen seinen Zweck erfüllte, indem der
Zapfen fortwährend quitschte. Nach vielfältigen mißlungenen Versuchen wendete der
Besitzer des Wasserrades statt der theuren Messingschale ein Lager von Katzenstein
an, das nur auf 22 Ngr. zu stehen kam, und ist von dessen Leistungen vollkommen
befriedigt. Der Zapfen geht ohne alle Störung ganz ruhig und am Lager ist nicht die
mindeste Abnutzung zu bemerken. (Polytechn. Centralbl.)
Aspirator für chemische Laboratorien; von Hrn. Bloch.
Mein Apparat ist frei von dem Fehler, welchen man den meisten bisher angewandten
Aspiratoren vorwerfen kann (den häufigen Unterbrechungen in Folge der Nothwendigkeit
das Wasser zu erneuern, dessen Ablaufen das Ansaugen bewerkstelligt). Er besteht aus
einem Rohr von 7 Linien Durchmesser und 1 Fuß 3 Zoll Länge, welches mit seinem
unteren Theil 2 1/5 Linien tief in das Wasser einer kleinen Schale taucht, an seinem
oberen Theil aber mit einem Wasserreservoir communicirt, welches in einer Höhe von 6
Fuß angebracht ist; ein Hahn gestattet die Communication nach Belieben herzustellen
oder zu unterbrechen. Beiläufig 3 Zoll unter dem Hahn befindet sich ein Zweigrohr
senkrecht auf das erste, welches 2½ Linien Durchmesser und 2 Zoll Länge hat;
an diesem kleinen Rohr wird dann eine Kautschukröhre angebracht. Die oben erwähnte
kleine Schale dient um das Hauptrohr immer voll Wasser zu erhalten und besonders um
der Flüssigkeit einen Stoß zu ertheilen, indem sie einen schwachen Widerstand
darbietet.
Nachdem der Apparat so angeordnet ist, öffnet man den Hahn und das Ansaugen beginnt.
Die Luft, welche durch die Oeffnung, des Seitenrohrs eintritt, wird von dem
Wasserstrom mitgerissen. In den großen Städten, wo man öffentliche Wasserreservoirs
zur Verfügung Hut, kann man das Ansaugen den ganzen Tag und nöthigenfalls ein Jahr
lang ohne Unterbrechung fortdauern lassen; dieß ist sehr wichtig, weil gewisse
chemische Operationen bloß aus dem Grunde fehlschlagen, daß der Luftzufluß
unterbrochen worden ist. Die angegebenen Dimensionen genügen für das stärkste
Ansaugen, dessen man in den Laboratorien (z. B. beim völligen Austrocknen von
Substanzen) bedarf, (Comptes rendus, Juni 1851, Nr.
22.)
Anwendung des gebrannten Granits als Zusatz beim
Steinzeug.
In der Thonwaarenfabrik zu Seaton bei Aberdeen hat man unlängst Versuche angestellt,
um bei der Fabrication von Röhren und anderen Töpferwaaren den Thon durch gebrannten
Granit zu ersetzen. Nach diesen Versuchen, welche Hr. A.
M'Donald unternahm, scheint es, daß die so
fabricirten Gegenstände einem heftigen Feuer widerstehen und den schnellen
Uebergang von Hitze zu Kälte ohne Nachtheil ertragen. Bei Statuen, Büsten,
Vasen etc. kann man die natürliche Farbe des Granits so ziemlich erhalten;
keineswegs aber bei Gegenständen, welche bei ihrer Anwendung einem heftigen Feuer
ausgesetzt werden und bei deren Anfertigung der Thon nur zum
Theil durch Granit ersetzt wird, z. B. Retorten, Tiegel etc. Jedenfalls
können solche Waaren, wenn bei ihrer Anfertigung gehörig verfahren worden ist, der
Weißglühhitze ausgesetzt werden ohne eine Veränderung zu erleiden. Zum Brennen
solcher irdenen Waaren reichen die jetzt gebräuchlichen Oefen nicht aus, welche man
also abändern muß; auch ist für dieselben noch die geeignetste Glasur zu ermitteln.
(Moniteur industriel, 1851 Nr. 1541.)
Anwendung der Pyrogallussäure für Lichtbilder auf
Papier.
Nachdem das negative Papier in der camera obscura den
Lichteindruck empfangen hat, muß man bekanntlich das Bild dadurch zum Vorschein
bringen, daß man auf die empfindliche Seite dieses Papiers eine Auflösung von
Gallussäure aufträgt; diese Operation dauert 10 bis 30 Minuten, je nachdem der
Lichteindruck mehr oder weniger kräftig war. Hr. Regnault
theilte der société héliographique in Paris unlängst
mit, daß sich diese Operation bedeutend verkürzen läßt, wenn man anstatt Gallussäure
die Pyrogallussäure anwendet (welche in Deutschland
bereits von Liebig zu diesem Zweck empfohlen wurde); er
löste 1 Th. Pyrogallussäure in 1000 Thln. destillirten Wassers auf, empfiehlt aber
den Photographen durch Versuche das geeignetste Verhältniß zu ermitteln, (Revue scientifique et industrielle, April 1851.)
Die Bereitung der Pyrogallussäure nach der Methode von Stenhouse wurde im polytechn. Journal Bd. CXIX S. 200 mitgetheilt; man dampft das
wässerige Extract der Galläpfel zur Trockne ab und erhitzt es in einer Schüssel,
welche im Sandbade steht und mit einem Kegel von Pappe bedeckt ist, indem man die
Temperatur des Sandbads auf 184° C. (147° R.) erhält; die Krystalle
von Pyrogallussäure sublimiren sich an den Seiten des Kegels. — Da die
Pyrogallussäure erst bei bei 210° C. (168° R.) kocht, so dürfte es
geeignet seyn, die Hitze nahezu auf diesen Grad zu steigern. Die Redaction.
Ueber die augenblicklichen Lichtbilder; von H. F. Talbot.
Die Schnelligkeit, womit man die Lichtbilder auf den empfindlichen Platten erhält,
ist so groß, daß man sich erlaubt hat sie augenblickliche
zu nennen; streng genommen sind sie dieß aber bei weitem nicht; denn alle
Gegenstände, welche sich mit großer Geschwindigkeit bewegen, entgingen bisher der
photographischen Abbildung.
Ich habe unlängst ein Mittel gefunden, die Platten außerordentlich empfindlich zu
machen, was mich hoffen ließ, endlich ein wirklich augenblickliches Bild erhalten zu
können, welchem kein Gegenstand entgehen kann, wie groß auch die Geschwindigkeit
seiner Bewegung seyn mag. Der Versuch hat meiner Erwartung vollkommen entsprochen
und wurde folgendermaßen angestellt:
Ich nahm ein mit Lettern bedrucktes Papier und leimte es auf eine Scheibe, welcher
eine rotirende Bewegung ertheilt werden konnte. Ich brachte nun eine camera obscura, welche eine sehr empfindliche Platte
enthielt, in die geeignete Lage, um das Bild dieser Scheibe aufzunehmen, welche ich
ganz nahe einer großen elektrischen Batterie angebracht hatte. Nachdem ich die
Flügel der Kammer geschlossen hatte, ließ ich die Scheibe so schnell als es möglich
war, umdrehen; dann öffnete ich die camera obscura und
entlud die elektrische Batterie; die Entladung verbreitete ein starkes und
augenblickliches Licht auf der Scheibe; alsdann nahm ich die Platte aus der Kammer
und hatte das Vergnügen zu finden, das sie das Bild der gedruckten Lettern aufgenommen
hatte. Das Bild war ganz scharf, gerade so wie es ausfallen mußte, wenn die Scheibe
in Ruhe geblieben wäre.
Ich beabsichtige nächstens die Methode zu veröffentlichen, welche ich anwandte, um
die Platten so empfindlich zu machen als es für diesen Versuch nöthig ist. —
Lacock Abbey, den 16. Juni 1851. (Comptes rendus, Juni
1851, Nr. 25.)
Beobachtungen über das Regenwasser und das Schneewasser; von
Victor Meyrac.
Hr. Meyrae säuerte 2000 Gramme Regen- oder
Schneewasser bald mit Schwefelsäure, bald mit Essigsäure, und dampfte hierauf die
Flüssigkeiten bis auf 30 Gramme ab; als er den Rückstand mit Kalkhydrat in Berührung
brachte, beobachtete er folgendes:
Der Rückstand von der Flüssigkeit, welcher man Schwefelsäure zugesetzt hatte,
entwickelte nicht nur Ammoniak, was nach den bekannten Versuchen von Liebig zu erwarten war, sondern auch einen brenzlichen
Geruch.
Der Rückstand von der Flüssigkeit, welcher man bloß Essigsäure zugesetzt hatte,
entband nur Ammoniak.
Er wiederholte diese Versuche häufig und erhielt immer dieselben Resultate. Der
brenzliche Geruch kann nur von organischer Materie herrühren, welche die
Schwefelsäure zersetzt hatte. (Comptes rendus, Juni
1851, Nr. 25.)
Ueber die Aufbewahrung der Eier; von Dr. Schubert.
Im polytechn. Journal Bd. CI S. 161 ist dem Bulletin de la société
d'Encouragement eine von Itier gegebene
Nachricht entnommen, wornach man in China die Eier so lange in gesättigter
Kochsalzlösung läßt, bis sie zu Boden sinken, dann abtrocknet und in Kisten legt;
sie sollen sich dann mehrere Jahre halten.
Ich kenne zwei Haushaltungen, welche durch diese Vorschrift in Schaden kamen; sie
legten ihre Eiervorräthe auf das ganze Jahr in gesättigte Kochsalzauflösung; als sie
vergeblich auf das Untersinken gewartet hatten und nach einiger Zeit Gebrauch von
den Eiern gemacht werden sollte, zeigte sich der Dotter ganz erhärtet, mehlig und
das ganze Ei versalzen. Als mir dieselben gezeigt wurden, brachte ich Eidotter und Eiweiß
unmittelbar mit gesättigter Salzlösung zusammen, allein sie blieben Monate lang unverändert, während ein ganzes Ei sich wie die vorgelegte Probe verhielt. Das
Erhärten des Dotters muß also auf Wasserentziehung durch Exosmose von Seite des
Eihäutchens beruhen.
Nimmt man statt gesättigter eine verdünnte Salzlösung, so erhält man allerdings ein günstiges Resultat.
Ich brachte im September 1846 ein Ei, umgeben von einer Auflösung von 1 Theil
Kochsalz in etwa 10 Theilen Wasser in ein im Winter stark geheiztes Zimmer und
öffnete es im April 1848, also nach 19 Monaten. Es unterschied sich im Aussehen,
Gerüche und Geschmacke durchaus nicht von einem frischen Ei. Der Salzgehalt war kaum
durch den Geschmack zu erkennen.
Die Vorwürfe, welche man der Methode gemacht hat, die Eier in Kalkwasser
aufzubewahren — welche sich bei uns einer so allgemeinen Anerkennung zu
erfreuen hat — gründen sich nur darauf, daß man nicht Kalkwasser mit etwas
überschüsssigem Kalk am Boden genommen hat, sondern Kalkbrei, welcher erhärtete, so daß man die gleichsam eingemauerten Eier
beim Herausnehmen zerbrach; oder man hatte bereits verdorbene Eier eingelegt und
hoffte frische herauszunehmen. (Gem. Wochenschr. des polytechn. Vereins zu Würzburg,
1851, S. 171.)
Platten, um in Alkohol aufbewahrte anatomische Präparate in
ihrer Lage zu erhalten; von Dr. Moré.
Das Verfahren, welches man in den Cabinetten für vergleichende Anatomie gewöhnlich
anwendet, um zarte Präparate in Alkohol aufzubewahren, besteht darin, daß man sie
auf schwarz gefärbte Wachstäfelchen bringt, um sie auszubreiten und durch
Befestigung mittelst Stecknadeln oder Cactusdornen an ihrer Stelle zu erhalten.
Bisweilen werden aber nach einiger Zeit die Wände des Gefäßes undurchsichtig und die
Präparate überziehen sich mit einer Kruste, welche deren Aussehen verändert; dieß
rührt daher, daß das Wachs, namentlich im Sommer, sich langsam im Alkohol auflöst
und bei sinkender Temperatur sich wieder niederschlägt.
Von dem Director des naturhistorischen Cabinets der Universität zu Pisa, Hrn. Savi, veranlaßt, bestrebte sich der Spitalapotheker Dr. Moré diesem Uebelstand zu
begegnen, was ihm auf folgende Weise gelang.
Man nimmt ein Elfenbeintäfelchen von der für den
Gegenstand passenden Größe, legt es in verdünnte Salzsäure und läßt es darin, bis ein Cactusdorn
leicht hindurchsticht; jedoch nicht zu lange, weil sonst die Salzsäure alle
Kalksalze des Elfenbeins auflösen würde, worauf dasselbe sich leicht zusammenrollen
könnte und untauglich würde.
Man wascht nun das Täfelchen in reinem Wasser aus, indem man es eine Zeitlang darin
liegen läßt; hierauf bringt man es in eine Auflösung von 12 Gran Quecksilberchlorid
(Aetzsublimat) in 6 Unzen destillirten Wassers, nimmt es nach 18 bis 20 Stunden
wieder heraus und taucht es dann in flüssige Schwefelwasserstoffsäure
(Schwefelwasser). In dem Maaße als diese Säure in das organische Gewebe eindringt,
zersetzt sie das vorher von demselben absorbirte Quecksilberchlorid und bildet
Schwefelquecksilber, welches, die Stelle der entzogenen Kalksalze einnehmend, das
Täfelchen bleibend schwarz färbt. Wenn dasselbe gleichförmig schwarz ist, nimmt man
es aus dem Schwefelwasserstoff-Wasser und wascht es in reinem Wasser aus,
worauf es sogleich zu obigem Zweck angewendet werden kann. (Comptes rendus, Juni 1851, Nr. 22.)
Bromwasserstoffäther, ein anästhetisches Mittel.
Alle jene Substanzen, welche die thierischen Körper gegen langsame Verbrennung
schützen, selbst bei Gegenwart feuchten Sauerstoffs, verhindern nach deren Tod auch
die Fäulniß und wirken, wenn sie in den Kreislauf eines lebenden Geschöpfes kommen,
anästhetisch und zwar durch Einathmung, wenn ihr Siedepunkt unter 80° C.
(64° R.) ist. Unter diese Substanzen gehört nach Ed. Robin der Bromwasserstoffäther, welcher bei 40,7° C. kocht, weder
scharf noch ätzend schmeckt, und einen sehr angenehmen, nicht zu starken Geruch
verbreitet. Bei Versuchen, welche er mit Vögeln anstellte, wurden sie durch diesen
Aether schnell in empfindungslosen Zustand versetzt, gewannen aber bald wieder ihre
Lebensthätigkeit, und schienen durch diese Behandlung gar nicht zu leiden. (Comptes rendus, April 1851, Nr. 17.)